Kreta VI Tag 13 und 14: Venetianische Festung von Réthymno, Biotopoi Nature Park, Kloster Arkádi, Knossós – Nur Ärger mit den Osmanen

Heute geht es zum Abschluss nochmal in die Vergangenheit.

geschrieben von Janni Dienstag, 5. Dezember 2023 um 03:20 Uhr

Das Frühstück für 7 Euro im Omiros-Hotel ist sehr gut. Ungewöhnlich ist, dass es kaum etwas zum Selbstschmieren gibt und stattdessen eine große Auswahl an Schnittchen. In Spanien kennt man das mit fertigen Käse-Schinken-Toasts, aber hier gibt es das in vielen Varianten.

Na dann Sachen packen zum Checkout. Die beiden (ich höre immer noch nur die Frau) haben wieder lautstark ihren Spaß...

Auf Google Maps habe ich in Réthymno drei Orte markiert. Zum Glück finde ich einigermaßen schnell einen Parkplatz. Heute ist Sonntag und daher die Parkschein-App nicht nötig, sagt mein Griechisch. Kurz bei Google Translate geguckt. Ja, scheint so zu sein. Derzeit ist zwar nichts los, aber ich parke lieber mal vor einer Rampe für einen Hauseingang (also dass die vordere Stoßstange dorthin zeigt), sodass sich niemand vor mich stellen kann.

Erster Punkt ist die Kirche der vier Märtyrer, aber davor ist irgendeine Veranstaltung und der Sonnenstand auch ungünstig. Abends so gegen 18 Uhr Sonnenzeit wäre gut.

Venezianischer Brunnen Rimóndi

Auf dem Weg zur Festung, die im Nordwesten über Réthymno thront, befindet sich der Rimóndi-Brunnen. Benannt ist er nach dem venezianischen Gouverneur, der ihn 1626 erbauen ließ.

Venezianischer Brunnen Rimóndi in Réthymno auf Kreta
Venezianischer Brunnen Rimóndi in Réthymno auf Kreta

Ich weise vorsorglich darauf hin, dass der Brunnen schief ist und nicht das Foto.

Fortezza: Venetianische Festung von Réthymno (Kástro Fortétza)

Zugang zur Fortezza in Réthymno auf Kreta
Zugang zur Fortezza in Réthymno auf Kreta

Angriffe der Osmanen waren in Venezianischer Zeit immer ein Problem auf Kreta. Nach einem Angriff 1571 hatte man genug und Alvise Lando errichtete diese Burg. Schnelle Hilfe brachte es nicht, der Bau dauerte bis 1590.

Blick von der Fortezza von Réthymno auf Kreta Richtung westen
Blick von der Fortezza von Réthymno auf Kreta Richtung westen

Das große Gebäude in der Mitte ist die Regierung der Präfektur („Peripherie“) Réthymno. Links daneben befindet sich der Sochóra-Fußballplatz. Er ist auf Google Maps zensiert (das Regierungsgebäude aber nicht).

Doppelbastion Ágios Nikólaos in der Fortezza von Réthymno auf Kreta
Doppelbastion Ágios Nikólaos in der Fortezza von Réthymno auf Kreta

Letztenedlich fiel Réthymno den Osmanen 1646 dann doch in die Hände. Diese freuten sich über die unversehrt gebliebene Burg und bauten sie aus. So kommt auch die Sultan-Ibrahim-Moschee in die Mitte.

Sultan-Ibrahim-Moschee in Réthymno auf Kreta
Sultan-Ibrahim-Moschee in Réthymno auf Kreta
In der Sultan-Ibrahim-Moschee in Réthymno auf Kreta
In der Sultan-Ibrahim-Moschee in Réthymno auf Kreta

Zu den Opfern der Osmanen gehörten Angelís, Manouíl, Geórgios und Nikólaos. Sie wurden 1824 hingerichtet und nach ihnen ist die vorhin erwähnte Kirche der Vier Märtyrer (Tessáron Martýron) benannt, an der ich auf dem Rückweg wieder vorbeikomme.

Inzwischen sind alle Parkplätze in der Umgebung dicht zugeparkt. Na dann ist ja gut, dass ich mich vor die Rampe gestellt habe. So komme ich auch fix los und erreiche den...

Biotopoi Nature Park (Viótopi)

...nur fünf Minuten nach Beginn der Führung. Ich finde aber niemanden vor. Schilder zeigen vom Parkplatz an der Zufahrt zu einem geschlossenen Café (Akro-Polis) und von dort zeigt ein Schild auf ein geschlossenes Tor. Also rufe ich bei der griechischen Handynummer an, die auf Google Maps steht. Niemand geht ran. Traurig mache ich mich auf den Weg nach Arkádi, als nach 100 Metern eine deutsche Handynummer bei mir anruft: „Seid ihr gerade vom Biotopi weggefahren?“, fragt eine Frau. „Okay, ich drehe um.“

Tatsächlich ist der Park hinter dem Sportplatz (Calcetto), der wie das eben erwähnte Café wohl auch irgendwie zum Biotopoi gehört. Noch kurz was zum Namen: Es wird ausschließlich die lateinische Bezeichnung „Biotopoi“ verwendet. Ein ‚ο‘ (Ómikron) vor einem ‚ι‘ (Ióta) ist im heutigen Griechisch stumm, während diese Buchstabenkombination bei alten Entlehnungen als ‚ö‘ wiedergegeben wird, z.B. in Ökologie. Zudem wird das Β (Víta, oft falsch Bḗta genannt) als ‚v‘ gesprochen. Anders als im Deutschen wird die zweite Silbe betont. Die korrekte Transkription wäre somit Viótopi (Plural) und entspricht exakt der Aussprache.

Die polnische Voluntärin, die seit einigen Jahren immer im Sommer hierher kommt, wartet mit ihrer Gruppe aus vier Deutschen auf mich. Sie spricht selbst nicht genug Deutsch, um die Führung auf Deutsch zu machen. Dass im Winter überhaupt eine Führung stattfindet, ist eine große Ausnahme, sagt die Besitzerin. Sie ist Deutsche und hatte mal irgendwann die Chance bekommen, auf Lésvos in einem Hotel als Masseurin zu arbeiten. Über Zwischenstationen kam sie irgendwann nach Kreta, wo sie ihren griechischen Mann kennenlernte, dessen Traum dieser Park war. Sinn der Anlage ist, dass kretische Kinder etwas über die kretischen Pflanzen lernen, da Kinder und Lehrer Angst vor der Wildnis hätten, erklärt sie. Die Öffnungszeiten sind eher katastrophal. Im Winter leitet die Besitzerin die Cretan Ski School. Dann liegt nämlich auf den Bergen Schnee. Kretas Berge erreichen fast 2.500 Meter.

Dann liegt da oben 3 Meter Schnee. Aber in diesem Jahr gab es nicht viel Niederschlag, weshalb nicht viel Wasser runtergekommen ist und es dieses Jahr auf Kreta weniger grün ist. Auch gerade ist es zu trocken, November sei wie Frühling, sagt man hier.

Schon gleich zu Beginn der Führung kommt man zum Highlight des Parks: Augusta, 50, ist eine Maurische Landschildkröte. Sie kommt aber in Griechenland nur auf dem Festland vor.

„Augusta“, die Maurische Landschildkröte des Biotopoi Nature Park in Réthymno auf Kreta
„Augusta“, die Maurische Landschildkröte des Biotopoi Nature Park in Réthymno auf Kreta

Direkt danach kommen wir auch zu einem weiteren Tier, einem Jemenchamäleon. Es gibt zwar auch ein ??? Kretisches Chamäleon, aber das ist vermutlich in den 1980ern ausgestorben, weil Pestizideinsatz in Olivenplantagen seine Beute getötet hat.

Jemenchamäleon des Biotopoi Nature Park in Réthymno auf Kreta wird „befeuchtet“
Jemenchamäleon des Biotopoi Nature Park in Réthymno auf Kreta wird „befeuchtet“

Das namenlose Tier hier ist schon 8 und muss daher gefüttert werden. Normal werden sie nur 6 bis 7 Jahre alt. Es ist gerade etwas bleich, daher wird es mit einer Sprühflasche nassgespritzt. Dann geht es ihm schon deutlich besser. Normalerweise sammelt sich auf dem Lappen an seinem Kopf morgens Tau. In seinem Lebensraum in Jemen sehr wichtig.

Früher hatten sie auch ein Weibchen, aber das ist letztes Jahr gestorben.

Wir kommen vorbei an Salbei. Auf Kreta findet man oft eine Pflanze, die eindeutig nach Salbei aussieht, aber nach nichts riecht. Die Voluntärin nennt ihn Donkey Sage und sagt, dass er zudem noch giftig sei. Ich finde absolut nichts zu diesem Namen oder zu giftigem Salbei. Der echte Salbei wird zum Säubern von Weinfässern verwendet.

Und wie hat man früher Wein gepresst? Mit so einer Weinpresse:

Minoische Weinpresse im Biotopoi Nature Park in Réthymno auf Kreta
Minoische Weinpresse im Biotopoi Nature Park in Réthymno auf Kreta

Die fand man, als hier ein großes Hotel gebaut werden sollte, was deshalb eingestellt wurde. Da kommen dann Palmwedel auf den Boden und da dann die Weintrauben drauf. Und dann nur noch tanzen.

Vor zwei oder drei Jahren haben sie die Presse ausprobiert. Dazu war auch eine kretische Band da. Der Wein schmeckte viel intensiver als sonst, sagt die Voluntärin, und das obwohl alle vorher ihre Füße gewaschen hätten.

Endlich komme ich mla dazu, zu fragen, was diese Blumenzwiebeln sind, die überall auf Kreta im Boden stecken und hier auch. Das sind Weiße Meerzwiebeln. Die blühen zweimal im Jahr sehr schön, sind aber giftig.

Dann ist die Führung auch schon vorbei. Wir können noch zu einer Höhle gehen, die mal von Schäfern genutzt wurde, und/oder einen Hügel besteigen.

Höhle des Biotopoi Nature Park in Réthymno auf Kreta
Höhle des Biotopoi Nature Park in Réthymno auf Kreta
Réthymno, gesehen vom Hügel des Biotopoi Nature Park auf Kreta, im Hintergrund links die Akrotíri-Halbinsel nördlich von Chaniá
Réthymno, gesehen vom Hügel des Biotopoi Nature Park auf Kreta, im Hintergrund links die Akrotíri-Halbinsel nördlich von Chaniá

Kloster Arkádi

Heute ist Arkádi-Tag. Das wird offenbar mit einm Lauf gefeiert, denn auf der Straße von Arkádi nach Réthymno kommen mir zahlreiche Läufer entgegen. Die Polizei auch. Sie sagt nur, ich soll langsam fahren. In Deutschland wäre die Straße gesperrt worden, aber dem Griechen scheint sogar noch mehr als dem Deutschen daran zu liegen, überall mit dem Auto hinzukommen. Es existieren zahlreiche asphaltierte Straßen zu Orten, wo man sich einfach fragt, warum. Beispiel sind viele Berge und Klöster (und Berge mit Klöstern auf dem Gipfel). Und dann gibt es beliebte Orte, zu denen nur Pisten existieren. Bekanntester Ort dieser Art auf Kreta ist vermutlich Bálos.

Um das Rennen nicht unnötig zu stören, nehme ich einen Umweg, als mir Google Maps einen anbietet.

Kloster Arkádi bei Réthymno auf Kreta
Kloster Arkádi bei Réthymno auf Kreta
In der Klosterkirche von Arkádi auf Kreta
In der Klosterkirche von Arkádi auf Kreta

Das Kloster spielt in der kretischen Geschichte eine bedeutende Rolle, wenn nicht sogar die wichtigste. Vom 7. auf den 8. November 1866 griffen 15.000 Osmanen das Kloster an, in dem sich knapp 1.000 Personen befanden. Als die Situation aussichtslos war, sprengten sich am 9. November die verbliebenen Personen im Pulvermagazin in die Luft.

Pulvermagazin des Arkádi-Klosters bei Réthymno auf Kreta
Pulvermagazin des Arkádi-Klosters bei Réthymno auf Kreta

Das Kloster kostet ein paar Euro Eintritt. Dafür ist es aber auch sehr groß und man bekommt einen Flyer. Zahlreiche Räume sind zugänglich und zeigen Ausstellungen von alten Gegenständen, aber auch Waffen aus dem Befreiungskampf. Letztere hätte ich gerne fotografiert, aber das Glas spiegelt so sehr und die Waffen sind so groß, dass man sie auch mit einem Weitwinkel-Objektiv nicht fotografieren kann, wenn man die Kamera direkt ans Glas hält.

Galerie des Arkádi-Klosters bei Réthymno auf Kreta
Galerie des Arkádi-Klosters bei Réthymno auf Kreta

Knossós

Und wir machen es wie am letzten Tag meines ersten Besuchs auf Kreta: Zum Abschluss gibt es Knossós. Das kostet normalerweise 15 Euro, aber heute ist der erste Sonntag eines Wintermonats und da ist alles Historische in Griechenland kostenlos. Also zumindest das, was vom Staat verwaltet wird, Klöster also nicht. Ich habe also zusammen mit dem Óchi-Tag gleich zwei Tage mit freiem Eintritt mitgenommen. Davor hatte ich es bei meinen zahlreichen Griechenland-Reisen nur einmal 2021 in Olymbía („Olympia“, normal 12 Euro) geschafft, allerdings war das zufällig, weil an dem Tag die Entzündung des Olympischen Feuers und wegen panischer Angst der Chinesen vor Tibet die Stätte fast den ganzen Tag gesperrt war.

Zurück zum Thema. Wer das ganze erklärt haben möchte, kann sich entweder einen Audio-Guide runterladen, oder einen Guide nehmen (kostet 60 für eine Privattour und 20 pro Nase wenn sich 5 zufällige gleichsprachige Leute gefunden haben). Ich habe aber kein Bargeld mehr, also entfällt das.

Noch was zum Namen: Doppelbuchstaben im Griechischen dienen ausschließlich der Verwirrung. Sie haben keinerlei Bedeutung für die Aussprache. Der Grieche kennt nur das, was im Deutschen das kurze ‚O‘ ist. Seit 2022 werden in diesem Blog nahezu alle mehrsilbigen griechischen Wörter mit den Betonungszeichen versehen. Betont wird bei Knossós also die zweite Silbe.

Den zweitgrößten minoischen Palast hatten wir, jetzt kommt der größte. Wie mir erst jetzt auffällt, habe ich mir 2020 jegliche Beschreibung geschenkt. Auch die Bildunterschriften sind minimalistisch. Im Prinzip ging es damals wohl vor allem darum, ein nahezu leeres Knossós zu besuchen.

Knossós wurde ab 2100 v. Chr. errichte, dann Ende des 18. Jahrhunderts v. Chr. durch ein Erdbeben zerstört und dann wieder aufgebaut. Genutzt wurde er bis ca. 1370 v. Chr., wobei unklar ist, ob die dafür verantwortliche Zerstörung absichtlich (durch einmarschierende Mykener) oder ein Erdbeben passierte.

Es geht hier vor allem um Bilder als Ergänzung zu 2020.

Südliches Haus von Knossós auf Kreta
Südliches Haus von Knossós auf Kreta
„Lilienprinz“ in Knossós auf Kreta
„Lilienprinz“ in Knossós auf Kreta
Nordeingang in Knossôs auf Kreta
Nordeingang in Knossôs auf Kreta

Ich möchte noch die venezianische Festung (Koúles) im Hafen besuchen. Zeit wäre noch. Ich parke wie beim letzten Mal in der Straße Eféssou zwischen dem Lokal- und Fernbusbahnhof. Anders als auf Google Maps angegeben hat sie aber nicht bis 20 Uhr offen (da stimmt schon seit 1. September nicht mehr), sondern nur bis 15:30. Toll. Umsonst hierher gekommen. Die Kandína (Kantina) in der Straße hat noch nicht geöffnet. Anders als der Lokalbusbahn ist der Fernbusbahnhof ein Gebäude. Ich vermute, dass es dort etwas essbares geben muss. Tatsächlich gibt es dort einen kleinen Laden. In solchen Läden gibt es meist (teils warmes) Gebäck, so auch hier. Käsepastete (Cheese Pie) für ein paar Euro, damit ist man dann auch für den Abend satt.


Der Flieger geht pünktlich nach Athen. Eigentlich könnte ich den Shuttle des Hotels Av́ra noch kriegen. Ich finde ihn aber nicht. Als er kurz darauf an mir vorbeifährt, merke ich: Das Auto ist jetzt schwarz statt weiß. Toll. Immerhin weiß ich bei der nächsten Fahrt in einer Stunde, wie er aussieht.


Mit mir fahren zwei Holländerinnen. Sie fliegen morgen weiter nach Kýthira. Dort helfen sie eine Woche bei der Olivenernte. Eigentlich nur 2 Tage, Rest frei, aber gut. Dafür haben 650 Euro pro Person ausgegeben – ohne Flüge. Als Dank gibt’s nur 3 Liter Olivenöl. Okay, hört sich jetzt nach nicht so ’nem geilen Deal an, wenn man sich überlegt, dass mich das Hotel dort für die eine Nacht 50 Euro mit Frühstück gekostet hat... Ich gebe ihnen noch ein paar Tipps für die Freizeit.


Der Rückflug am nächsten Morgen verläuft ohne Probleme, allerdings werden wir bei der Landung in Berlin ordentlich durchgeschüttelt. Da ich mir den Zug erst abends gebucht habe, bleibe ich bis mittags im Sicherheitsbereich des BER, weil mein Laptop zum Arbeiten keinen ganzen Tag mit WLAN überlebt und es da Steckdosen gibt. Ich korrigiere: Weil es da eine Steckdose gibt. An der Ladestation für Handys neben einem Geldautomaten. Ob es außen welche gibt, weiß ich zwar nicht, aber ich will es nicht drauf ankommen lassen. Und mit der teuren aber extrem leckeren heißen Schokolade aus dem Automaten direkt neben der Handy-Ladestation will ich da auch eigentlich gar nicht weg.

Ich finde später übrigens wirklich keine Steckdose außerhalb des Sicherheitsbereichs. Die Zugfahrt nach Hause verläuft problemlos. Bald sind aber wieder Streiks.


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