Tunesien Tag 1: Hamburg, Enfidha, Hammamet – Leben am Limit

Tunesien bleiben die Touristen weg, ich fahre trotzdem hin

geschrieben von Janni Sonnabend, 8. April 2017 um 22:40 Uhr

So, Janni ist wieder unterwegs. Diesmal in Tunesien. Los ging’s am Samstag vom Flughafen Hamburg „Helmut Schmidt“ mit der tunesischen Fluggesellschaft Tunisair. Der Check-In verläuft relativ langsam und ich stehe eine Stunde an. Es gibt je eine Schlange für jeden der drei Schalter und trotzdem werden sie erst eine Stunde vorm Abflug fertig. Dafür, dass man bis spätestens 90 Minuten vor Abflug da sein sollte... Die mittlere Schlange geht wesentlich schneller. Sieht man sehr gut an einem Typen, der einen großen Fernseher einchecken will. Der ist ruckzuck durch. Ein Schelm, wer böses dabei denkt, dass diese Schlange als einzige von einem deutsch aussehenden Mitarbeiter bedient wird. Immerhin fällt mir beim Warten auf, dass mein Perso abgelaufen ist, aber ich habe zum Glück meinen Reisepass dabei.

Zwar herrscht auf dem gesamten Flughafen Rauchverbot, als ich nach der Sicherheitskontrolle aber das Herren-WC aufsuche, hat es wohl jemand nicht so ernst damit genommen. Na ja, auf einem Flughafen, der Helmut Schmidt heißt, kann man da wohl ein Auge zudrücken.

Das Flugzeug ist zu spät und die Leute müssen erst mal aussteigen und das Flugzeug ent- und beladen werden. Wir heben mit 20 Minuten Verspätung ab. Das Flugzeug ist ein relativ alter Airbus A320. Die Sitze könnten mal wieder renoviert werden und es gibt keinerlei Bordunterhaltung oder Information, wo wir gerade sind. Immerhin, die Beinfreiheit ist riesig und es gibt kostenlos etwas Warmes zu essen und etwas zu trinken. Das Mittagessen besteht aus Fisch mit Gemüsesoße und Nudeln. Dazu ein Brötchen, Frischkäse ähnlich dem in Deutschland als Kiri bekannten (allerdings keine Butter), Salatbeilage mit Majonäsedressing und einem Küchlein. Da noch Brötchen über sind, werden die verbliebenen Brötchen an die Gäste verteilt. Eine deutsche Airline hätte das sicher aus Prinzip nicht gemacht.

2:55 Stunden Flug, dann setzen wir in Enfidha auf. Ein paar Leute klatschen und der Pilot bremst. Das reicht, um die die Cockpittür auf aufzuschlagen. Andreas Lubitz hasst diesen Trick. Beziehungsweise er würde ihn hassen, wenn er noch am Leben wäre.

Enfidha, stark bewölkt (daher auch keine Fotos), um die 20°C. Wir, das ist noch ein anderer neben mir, werden von Reiseleiter und Busfahrer abgeholt. Drei Leute sind schon am Morgen gekommen, fünf kommen am Abend. Nicht viel los also. Mit Abstand die kleinste Rundreisegruppe, die ich bisher hatte. Wir fahren mit dem nicht mehr ganz so neuen Bus über die Autobahn zum Hotel. Auf dem Standstreifen stehen alle paar hundert Meter Leute, die wohl irgendwas verkaufen. Was, weiß ich nicht. [Nachtrag: Schnecken.] Sie haben Leinen von der Leitplanke an Bäume gespannt und bunte Plastiktüten daran aufgehängt. Es erinnert ein wenig an Tibet oder Nepal, nur mit deutlich trashigerem Flair. Links und rechts neben der Straße sieht man gelegentlich Schafe, selten auch Rinder.

Im Hotel bekommen wir einen Willkommensdrink. Frisch gepresster Zitronensaft mit Zucker. Wir werden aufs Zimmer gebracht. Das Bad könnte zwar vielleicht mal renoviert werden und die Fernbedienung lässt sich auch nicht auftreiben, aber ansonsten scheint alles in Ordnung. Auf dem Zimmer wartet auch eine 1,5-Liter-Flasche Wasser. Das Wasser aus dem Hahn scheint mir leicht salzig zu sein. Wir bleiben zwei Nächte hier.

Beim Abendessen sieht man sehr gut, wie wenig Gäste da sind. Die meisten scheinen einheimisch zu sein. Es wird wohl nicht nur an der Nebensaison liegen, sondern auch an der Sicherheitslage. Der Preis von 1226 Euro für Flug, zwei Wochen Busrundreise, Halbpenson und Einzelzimmerzuschlag. Die Auswahl beim Buffet ist trotz der wenigen Gäste reichhaltig.

Anschließend erkunde ich den Ort. Das Hotel liegt in einem Ortsteil mit ausschließlich Hotels. Der Hauptort scheint fußläufig nicht zu erreichen zu sein. Aber es gibt an der Straße einen Geldautomaten. Mit Musik! Nichts Orientalisches, eher neutrales Fahrstuhlgedudel. Und der Automat spricht mit einem. Auch gibt es im Ort eine römische Ausgrabungsstätte namen Pupput, doch es ist schon dunkel. Außer Hotels gibt es hier sonst nichts zu sehen.

Im Hotel ist Kinder-Tanzparty. Es läuft gefühlt das gesamte musikalische Werk von Rolf Zuckowski auf Arabisch. Dann kann ich ja auch noch bloggen. WLAN ist übrigens kostenlos und schnell (was auch an den wenigen Gästen liegen kann), aber nur in der Lobby.

Mènara Hammamet Hôtel
Mènara Hammamet Hôtel. Mein Zimmer ist auf der obersten Etage das dritte von rechts. Auf dem Bild wird es von einem Baum verdeckt wird.

Ich versuche mal trotz der Kinderdisko zu schlafen.


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Tunesien Tag 2: Hammamet, Nabeul, Kelibia, Kerkuane, Hammamet – Die Halbinsel Cap Bon

Heute besuchen wir die Halbinsel Cap Bon und schauen uns die Ruinen der Punier, Römer und Türken an

geschrieben von Janni Palmsonntag, 9. April 2017 um 23:01 Uhr

In meinem und einem anderen Zimmer sind die Telefone ausgefallen. Deshalb werden wir um 7:10 mit Kopfen an die Zimmertür geweckt, das ich mit einem gequälten „Ja“ quittiere und versuche, wieder einzuschlafen.

Das Frühstück ist an sich recht reichhaltig, allerdings schmecken alle Brötchen gleich.

Das Wetter ist leider immer noch stark bewölkt.

Nabeul

Wir fahren durch Hammamet zu unserem ersten Stopp heute, Nabeul. Der Übergang zwischen den Orten ist fließend. „Nabeul“ ist aus „Neapolis“ gebildet. Der Ort ist die Hauptstadt der Keramik, besitzt aber keinen Hafen mehr, obwohl er am Meer liegt. Der Ort wurde von den Puniern gegründet und anschließend von den Römern lediglich überbaut. Damals besaß er einen Hafen. Wir besuchen den Verkaufsraum einer Töpferei. Die Produktion erfolgt im Umland, weil sie mit Schmutz verbunden wird.

Töpferwerkstatt in Nabeul
Eine kleine Werkstatt gibt es trotzdem.
Keramik wird bemalt
Hier wird allerdings nur bemalt.

Leider ist das Fotografieren in einigen Räumen nicht gestattet, beispielsweise in diesem:

Porzellanladen
Porzellanladen
Da mal Elefant sein.

Wir fahren weiter nach Kelibia. In einem Vorort von Nabeul wird Kalkstein abgebaut, welcher allerdings nur dekorativ verwendet wird. Die Halbinsel Cap Bon, auf der sämtliche heute besuchten Orte liegen, ist äußerst fruchtbar produziert die Hälfte des tunesischen Bedarfs an Gemüse. Im Winter werden Fenchel, Lauch und Kohl angebot, im Sommer Tomaten und Paprika.

In Kelibia besuchen wir die byzantinische Festung:

Festung von Kelibia
Festung von Kelibia

Vor der Festung begrüßt uns ein Hund, der einem Dingo ähnlich sieht. Auch in Tunesien sind gerade Schulferien, die Festung ist deshalb voller Schüler. Neben den langen Sommerferien sind Ferien in Tunesien so, dass sich 5 Wochen Schule und 1 Woche Ferien abwechseln.

Die Festung wurde von den Byzantinern erbaut und später von den Türken übernommen, als sie um 1600 die Spanier aus Tunesien vertrieben. Die Festung ist noch gut erhalten.

Mobilfunkstation im Inneren der Festung von Kelibia
Auch die osmanische Mobilfunkstation ist noch erhalten. Endlich weiß ich, warum die Türken in Deutschland non-stop am Telefonieren sind. Es liegt einfach schon seit 1600 in deren Genen.

Von der Festung hat man einen tollen Blick auf Kelibia:

Hafen von Kelibia
Hafen von Kelibia
Sasha Grey
Kanonenloch
Auch in Kelibia wird überall gebaut.

Bei klarem Wetter könnte man auch die italienische Insel Pantelleria sehen. Sizilien liegt 138 Kilometer entfernt.

Festung von Kelibia
Die ganze Festung ist von gelben und violetten Blumen überwuchert.
Ganz selten findet sich mal eine Mohnblume.
Blumen
Aber ansonsten überwiegt Gelb.

Etwas unterhalb der Festung ist ein Café. Ich frage den Reiseleiter, was diese Stände an der Autobahn gestern verkauft haben. „Erdschnecken“, meint er, geht kurz weg und kommt mit zwei Schnecken wieder, bzw. einer Schnecke und einem Schneckenhaus:

Erdschnecken
Schnecken

Wir fahren zur Ausgrabungsstätte Kerkuane. Auch hier sind bei unserem Eintreffen viele Schulkinder, die sich um die Umzäunungen nicht scheren und über die Ruinen toben. Wir mussten uns eine Fotoerlaubnis kaufen, aber es ist nicht mal jemand da, der kontrolliert, dass die Kinder nicht auf den Ruinen spielen...

Da ich kein Ruinen-Maniac bin, mache ich es kurz. Die Ausgrabungen stehen zudem auch noch eher am Anfang.

Kerkuane
Kerkuane
Schriftzug von Kerkuane und Tanit-Symbol aus kleinen Hecken geformt
Das Symbol, das wie ein Engel aussieht, ist das Zeichen von Tanit. Tanit ist die Göttin dee Fruchtbarkeit, dafür steht auch das Dreieck. Der Kreis steht für das Götterreich, also den Himmel. Dazwischen ist eine Trennlinie. Es befindet sich hier auch als Mosaik aus Marmor und ist das einzige erhaltene Bild der Göttin.
Blume
Auch für mich gibt es in Kerkuana was: Blumen...
...und eine Katze.

Wir essen in einem Fischrestaurant beim nahen El Haouaria. Von dort aus kann man die Insel Zembra (im Dialekt Zimbra) sowie die kleine Insel Zembretta und den nochmals kleineren Felsen Zembrettina sehen:

Zembra, davor Zembrettina und Zembretta
Eine Insel mit zwei Bergen und so weiter und so fort.

Direkt neben dem Fischrestaurant ist ein seit dem 4. Jahrhundert nicht mehr verwendeter Steinbruch, den man besichtigen kann. 7 Dinar Eintritt kostet er (etwa 3 Euro), zu sehen ist nicht viel. Die Hauptgrotte ist gesperrt, was einige Kinder nicht davon abhält, dort zu spielen. Auch auf einen Felsen sind sie geklettert. Ich klettere auch auf den Felsen. Eine Mitreisende stört das. Dabei will ich doch nur ein positives Beispiel für gute Integration liefern. Viele Europäer sind offenbar nicht mehr gewöhnt, dass sich Gäste der Kultur im Gastland anpassen.

Steinbruch
Steinbruch
Steinbruch

Anschließend fahren wir zurück nach Hammamet. Der Name bedeutet übrigens einfach „Bäder“ (Plural von Hammam). Direkt, nachdem wir in den Bus eingestiegen sind, fängt es an zu regnen, hört aber rechtzeitig bei unserer Ankunft in Hammamet auf.

Strand von Hammamet mit Festung
Strand von Hammamet mit Festung
Medina von Hammamet
Alleine irgendwo in der Medina
Glückskatze
Glückskatze

Wir sind, da weder der Besuch im Café noch im Steinbruch geplant war, eine Stunde später als geplant im Hotel. Rechtzeitig zur Essenszeit. Allerdings zeigt sich hier wieder das große Problem des Hotels in Sachen Abendessen: Es ist nicht mehr heiß, einiges auch nicht mehr warm. Das ist wirklich schade, denn die Auswahl ist gut.

Morgen müssen wir übrigens um 7 Uhr los und werden um 5:30 Uhr geweckt... Das Restaurant öffnet für uns extra schon um 6:15 Uhr. Immerhin ist die Kinderdisko heute nicht so laut und ich habe nicht mehr so die Kopfschmerzen wie gestern.


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Tunesien Tag 3: Hammamet, Dougga, Utica, Tunis – Grüße aus der Vergangenheit

Wir besuchen zwei Ausgrabungsstätten

geschrieben von Janni Montag, 10. April 2017 um 23:09 Uhr

Hotelbewertung

SterneHotelnameZimmer
4Mènara Hammamet HôtelDZA, 424
HotelReines Touristenhotel. Relativ flach gebaut: Erdgeschoss mit zwei weiteren Etagen.6/10
LageWeit ab des eigentlichen Ortes Hammamet im Stadtteil Yasmine.0/10
ZimmerKönnte mal renoviert werden, ist aber noch OK. WLAN in der Lobby. Deutsche Fernsehsender: keine5/10
BadezimmerKönnte ebenfalls mal renoviert werden, aber an sich OK.5/10
SauberkeitGeschirr im Restaurant teilweise nicht ganz sauber, Sauberkeit auf den Zimmer noch OK.5/10
ServiceOK.8/10
AbendessenGute Auswahl, aber leider vieles schon bei Eröffnung des Büffets nicht mehr heiß.7/10
FrühstückGute Auswahl, leider schmeckt alles relativ ähnlich.6/10
GesamtwertungWeiterempfehlung: nein5/10

Für alle – also – alle, die sich fragen – nicht wissen – warum – wieso – ja? – also – weshalb ich so wenig Informationen – Nebeninformationen – schreibe: Ja? Das – also – liegt – das liegt daran, wie der Reiseleiter – wie der Führer – der Reiseführer redet – ja? – spricht. Na? Das macht er schwer – also – hart – also – schwer – ihm zu folgen – zuzuhören. Ihm zuzuhören. Ja?

(Nein, das war nicht übertrieben.)

Heute schauen wir uns zwei Ausgrabungsstätten an. Zum einen Dougga, danach Utica.

Einsame Säule
Die Säule steht jetzt hier.

Wir machen nach einer Stunde eine Tankpause in El Fahs.

In der zur Tankstelle gehörenden Teestube ist Rauchverbot. Na ja, zumindest eigentlich... Selbst der Kassierer raucht.

„Rauchverbot“
„Rauchverbot“

Die Läden auf der anderen Straßenseite verkaufen überwiegend Babyartikel.

Tankstelle
What does the scouter say about his number plate? It’s over 9000!

Dougga (Thugga)

Dougga ist eine ehemalige römische Stadt. Zu ihrer Blütezeit hatte sie wohl etwa 7000 Einwohner.

Blumenfeld in Dougga
Auch in Dougga wuchern die gelben Blumen überall. Die violetten Blumen von gestern wurden im Landesinneren allmählich seltener, dafür wurde der Mohn häufiger. Hinten im Bild ist übrigens das Kapitol (der Haupttempel).
Rasenmähender Arbeiter vor dem Amphitheater von Dougga
Der Rasenmäher macht dem Arbeiter, der den Rasen vorm Amphitheater mäht, einige Probleme. Vermutlich ist der Rasenmäher auch noch aus der Antike.
Amphitheater von Dougga
Das Amphitheater von Dougga
Löwenzahn in Dougga
Wächst wirklich überall: Löwenzahn (ja, der wächst zur Seite)
Hauptstraße Dougga
Hauptstraße zum Kapitol, davor ein Platz zur Bestimmung der Namen von 16 verschiedenen Winden je nach Windrichtung
Kapitol von Dougga
Kapitol, geweiht der kapitolinischen Trias aus Jupiter, Juno und Minerva
Dougga
Blick über einen Teil von Dougga
Sasha Grey
In den Gängen unter dem Winterbad
Bordell von Dougga
Trifolium (Kleeblatt) nennt man dieses Haus aufgrund der Anlage seiner Räume. Man vermutet, es sei ein Bordell gewesen. Oben links im Bild ist die Spitze des Turmmausoleums von Dougga. Sie sieht aus wie eine Pyramide. Der Engländer Thomas Reade ließ den Turm 1842 abreißen, um eine Inschrift zu entwenden. Louis Poinssot baute das Grab 1908–1910 wieder auf.
Latrinen
Mehr oder weniger öffentliches WC

Anschließend essen wir nahen Hotel Thugga zu Mittag. Dort gibt es Wildschwein, und das im muslimischen Tunesien. Drei von uns essen das, die anderen essen Tunfisch-Omelette und Brik (Teigtaschen). Alle drei Omelettes kamen aber ohne Tunfisch, der Brik dafür mit. Diejenigen, die es bestellt haben, erwarteten Kartoffelbrei. Ich habe mir lediglich eine Portion Pommes bestellt. Die machen sie hier frisch.

Es geht weiter durch Tunis nach Utica.

Utica

Mosaik im Cascade-Haus
Mosaik im Cascade-Haus
Mosaik, möglicherweise der Boden eines Aquariums
Mosaik beim Eingang eines Hauses
Utica ist besonders für Mosaik-Interessierte lohnenswert. Auf den Marmorsäulen im letzten Bild war wohl eine Figur aufgestellt. Anders als in Dougga wurde in Utica in nennenswerter Menge Marmor verbaut.
Skarabäus
Skarabäus
Friedhof von Utica
Friedhof von Utica. Morgens kann man die gut erhaltenen Gebeine einer 17-Jährigen ansehen, aber wir sind nachmittags hier.
Scheuer Hund in Utica
Das ist verdammt nochmal ein scheuer Hund, Junge!

Wir fahren zum Hotel. Dafür müssen wir aber quer doch Tunis durch. Gerade ist Feierabendzeit. In Tunesien arbeiten die Leute morgens von 8 bis 12 und Nachmittags von 14 bis 17 (Beamte) oder 18 (Angestellte). Durch den Feierabendverkehr ist Stau auf den Straßen. In Deutschland würde man im Radio jetzt sagen: „Stoßstange an Stoßstange“. In Tunesien wüsste niemand, was gemeint ist. Auch auf der Autobahn wird Stoßstange an Stoßstange gefahren. Sicherheitsabstand ist Tunesien völlig unbekannt. Wahrscheinlich fällt man hier bei der Fahrschule durch, wenn der Abstand zum nächsten Fahrzeug mehr als 3 Meter beträgt. Während des Staus wurde auch die Anzahl der Fahrspuren der Straße dynamisch den Bedürfnissen und der Breite der Fahrzeuge angepasst. Aber ich lebe noch und konnte diesen Blogpost schreiben.


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Tunesien Tag 4: Tunis, Bardo, Sidi Bou Saïd, Karthago, Sidi Bou Saïd, Tunis – In der Gegend um Tunis

Noch mehr aus der Antike

geschrieben von Janni Dienstag, 11. April 2017 um 23:59 Uhr

Das Hotel schien irgendwie von einer Schulklasse bevölkert zu sein. Es war dementsprechend laut. Aber da war wohl noch eine Gruppe im Hotel, wie sich beim Frühstück herausstellte:

Wer hat von meinem Tellerchen gegessen?
Ebenfalls im Hotel zu Gast: Schneewittchen und die 26 Zwerge.

Medina von Tunis

Wir fahren mit dem Bus am ehemaligen Hafen vorbei. Heute hat Tunis keinen Hafen mehr, der nahe Ort La Goulette dient heute als Hafen. Früher legten auch Kreuzfahrtschiffe dort an, aber seit dem Attentat im März 2015 kommen keine mehr. Bald soll es so langsam wieder los gehen.

Wir erreichen das Tunis Hotel International. Weil es so international ist, steht der Name auch nur auf Arabisch dran. Gegenüber ist die Oper von Tunis. Opern werden allerdings nur alle paar Jahre aufgeführt, auch Musicals nur ein paar Mal im Jahr. Die Tunesier haben nichts für europäische Kultur wie Klassik übrig.

Nahe dem Hotel ist die katholische Kirche von Tunis. Das Vaterunser hat man dort offenbar aus der Wikipedia kopiert, denn es befindet sich eine Quellen-Fußnote im Text.

Kirche von Tunis
In der katholischen Kirche von Tunis. Links befindet sich durch den schwarzen Zaun getrennt eine Kapelle mit eigenem Eingang.

Nachdem sich eine Mitreisende im angrenzenden Handyladen eine Simkarte gekauft hat, geht es weiter die Straße entlang.

Hafentor von Tunis
Französisches Tor. Keine Ahnung, was das Rot auf der Flagge soll, die Flagge eines Französischen Tors müsste ja eigentlich komplett weiß sein.

Es gab mal 18 solcher Tore als Teil der Stadtmauer. Inzwischen gibt es nicht mal mehr die Hälfte und eine Stadtmauer gibt es auch nicht mehr.

Wir gehen am Französischen Tor (auch Tor des Meeres oder Hafentor genannt) vorbei, die französische Straße entlang zur Hauptmoschee. Auf dieser Straße, an der Moschee und in weiten Teilen der Altstadt (Medina) von Tunis findet der Suk statt.

Suk von Tunis
Suk von Tunis

Die Geste des Mannes unten links (Facepalm) zeigt es: Die Kamera mag meine neue, in Deutschland gekaufte Speicherkarte plötzlich nicht mehr. Da sich auf dem Suk keine neue Speicherkarte auftreiben lässt, frage ich in der Gruppe nach einer Büroklammer. Eine Frau hat eine dabei und ich tausche die Speicherkarten in Handy und Kamera untereinander.

Ez-Zitouna-Moschee
Hauptmoschee (Zitouna-Moschee) in Tunis, zu der auch Teile des Suks gehören. Die Standmieten werden größtenteils für wohltätige Zwecke verwendet.

Teil des Suks ist auch der ehemalige Sklavenmarkt. Die Sklaverei wurde bereits 1848 abgeschafft. Heute wird hier Schmuck verkauft. Auf dem Suk haben wir außerdem die Möglichkeit, eine traditionelle Kopfbedeckung aus Filz anzuprobieren.

Hôtel de ville de Tunis
Jap, wir sind in Tunesien. Dieses ... Ding vorm Hôtel de ville de Tunis, vor dem wir nach dem Spaziergang durch den Suk wieder in den Bus einsteigen, ist sogar als 3D-Skulptur in Google Maps enthalten, hat aber offenbar keinen Namen.

Bardo-Museum

Wir fahren nach Le Bardo zum Bardo-Nationalmuseum. Dort fand der zuvor erwähnte Anschlag vom 18. März 2015 statt, bei dem 24 Menschen starben, die – mit Ausnahme der beiden Attentäter – ein Monument namens „Le Monde est Bardo“ vor dem Museum erhielten. Der einzige Deutsche, der beim Attentat ums Leben kam, war gerade einmal anderthalb Jahre alt und bekam ein eigenes Monument:

Bardo-Schäferhund-Denkmal
Das war verdammt nochmal ein echt guter Hund, Junge!
(Dieser Deutsche Schäferhund der Polizei starb beim Zugriff auf den Attentäter, wofür er vom tunesischen Ministerpräsidenten Habib Essid besonders gewürdigt wurde.)

Das Bardo-Nationalmuseum zeigt fast ausschließlich Mosaike. Ich verstehe nicht so wirklich, wieso es ein Nationalmuseum ist, wenn kaum arabische Kultur gezeigt wird, sondern römische und punische.

Bardo-Foyer-Mosaik
Dieses Mosaik ist etwa 10 Meter hoch.
Siri
Mosaik zu Ehren der heiligen iPhone-Sprachsteuerung, auf dass sie denn mal funktioniere.
(Ein Mosaik zu Ehren von Alexa konnte ich nicht finden.)
HTC 85ghiZeus
Links: Das antike Smartphone HTC 85ghi war deutlich klobiger als heutige Smartphones.
Rechts: Beim göttlichen Lörres des Zeus!
Hölzerner Riesen-USB-Stick
Auch USB-Sticks wurden im Lauf der Zeit immer kleiner.

Sidi Bou Saïd (I)

Wir fahren zum Mittagessen nach Sidi Bou Saïd zu Chez Christine. Das ist eigentlich eher dazu gedacht, dass man die Speisen mitnimmt. Die wenigen Sitzplätze vorm Lokal werden von einheimischen belegt, die ein Mitarbeiter des Ladens für uns vertreibt. Der Laden richtet sich auch primär an Einheimische, vor allem der Döner erfreut sich großer Beliebtheit. Allerdings ist die Musik aus dem Radio schrecklich laut. Na ja, immerhin ist es Musik. Bei uns im Hotel läuft zum Abendessen und Frühstück ein Radiosender mit extrem hohem Wortanteil (französisch).

Nach dem Essen fahren wir nach Karthago, vorbei an der Malik-Ibn-Anas-Moschee, die Ben Ali auf halber Strecke erbauen ließ.

Karthago (Byrsa-Hügel)

Der Byrsa-Hügel ist ein Teil von Karthago.

Byrsa-Hügel
Die Amerikaner initiierten in den 50ern die Ausgrabung.
Kirche auf dem Byrsa-Hügel
Blöderweise errichtete man Ende des 19. Jahrhunderts diese Kirche auf dem Byrsa-Hügel über den Ruinen von Karthago.
Gefäße aus Karthago
Jenes Gefäß! Auf dem Gelände befindet sich auch ein Museum, in dem man vor allem Gefäße ansehen kann. Dieses hier finde ich irgendwie creepy.

Karthago (Antininus-Pius-Thermen)

Unterhalb des Byrsa-Hügels liegen die Thermen von Karthago.

Antoninus-Pius-Thermen
Die Thermen von der Seite...
Antoninus-Pius-Thermen
...und von hinten.

Sidi Bou Saïd (II)

Blau weiße Geschichten gefällig? Dann ab nach Sidi Bou Saïd.

Sidi Bou Saïd
In Sidi Bou Saïd sind alle Häuser blau-weiß gestrichen...
Sidi Bou Saïd
...alle, bis auf dieses.
Golf von Tunis
Am Ende der Hauptstraße von Sidi Bou Saïd liegt eine Aussichtsterrasse, von der man einen tollen Blick auf den Golf von Tunis hat. Auf der Terrasse befinden sich zudem einige Skulturen von androiden Robotern, die Musikinstrumente spielen.

Dann geht es ab zurück ins Hotel.

Schild: Keine Autobomben
Isis denn zu fassen? In der Gegend um unser Hotel ist das Zünden von Autobomben zum Glück verboten.


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Tunesien Tag 5: Tunis, Kairouan – Moscheen und Mausoleen

...und Teppiche.

geschrieben von Janni Mittwoch, 12. April 2017 um 23:52 Uhr

Hotelbewertung

Irgendwie ziemlich ähnlich zum vorherigen Hotel...

SterneHotelnameZimmer
4ZahraDZMA307
HotelReines Touristenhotel.6/10
LageLiegt nicht direkt in Tunis, dafür aber nur einen Kilometer entfernt davon am Meer. Die Züge auf der nahen Stadtbahnlinie hupen ständig, das nervt nachts. Die Züge selbst hört man nicht, nur das Hupen.5/10
ZimmerKönnte mal renoviert werden, ist aber noch OK. Meerblick wird durch einen schwarzen Zaun und ein hässliches Flachdach unter dem Zimmer geschmälert. WLAN dank eines Accesspoints für je zwei Zimmer überall, allerdings nicht wirklich stabil. Deutsche Fernsehsender: keine5/10
BadezimmerKönnte ebenfalls mal renoviert werden, aber an sich OK.5/10
SauberkeitOK.8/10
ServiceOK.7/10
AbendessenAkzeptable Auswahl, aber leider einiges schon bei Eröffnung des Büffets nicht mehr heiß.7/10
FrühstückGute Auswahl, leider schmeckt alles relativ ähnlich.6/10
GesamtwertungWeiterempfehlung: nein5/10

Heute machen wir nichts mehr in Tunis und fahren direkt nach Kairouan, gehen nicht über Los und ziehen keine 4000 tunesische Dinar ein. Der Dinar ist übrigens eine der wenigen Währungen, deren Untereinheit – wenn sie denn existiert – nicht ein Hundertstel ist. Es handelt sich stattdessen um ein Tausendstel, einfach Mille genannt.

Bleiberg
Der Bleiberg ragt über einer Olivenplantage empor.
Storch im Nest
Gut zu Vögeln: Für Storche befindet sich auf einem Teil der Strommasten eine Plattform für ein Nest, das auch gern angenommen wird. 180 Zugvogelarten gibt es in Tunesien. Hochburg ist der See südlich von Bizerte ganz im Norden des Landes. Die Storchennester gibt es aber auf der gesamten Strecke von Tunis bis Kairouan, selbst in Kairouan gibt es Störche.

Kairouan

Kairouan ist die Hauptstadt der Teppiche. Wir drehen am Ortseingang eine Ehrenrunde in einem Kreisverkehr, der eine klischeehafte Skulptur dazu in seiner Mitte enthält.

Wir fahren zur Tourist-Info, wo man eine allgemeine Fotoerlaubnis und Eintrittskarten für Kairouan kaufen kann. Auf dem Dach befindet sich eine Dachterrasse, von der aus man die direkt daneben befindlichen Bassins der Aghlabiden überblicken kann. Die Wasserbecken werden heute jedoch nicht mehr benutzt. Es hat sich allerdings Regenwasser darin gesammelt.

Bassins der Aghlabiden
Bassins der Aghlabiden

Unter der Dachterrasse befindet sich ein Laden, in dem man Kosmetik, Geschirr und Honig kaufen kann. Der Ladenbesitzer sagt, wir seien die erste Gruppe seit 5 Jahren. Das halte ich zwar für übertrieben, aber na ja. Unser Reiseleiter sagt, wir seien derzeit die einzige (deutsche?) Rundreisegruppe in ganz Tunesien. Wundert mich, da bei Tunesien-Reisen der großen Reiseveranstalter oft eine kleine Rundreise zu den Oasen Tozeur und Douz (die kommen nächste Woche dran) dabei ist.

Zweifelhafte Straußenkrem
Schmerzen? Diese Krem hilft dabei, den Kopf vor Schmerzen in den Sand zu stecken und so einen kühlen Kopf zu bewahren.

Große Moschee

Wir halten in der Nähe der Großen Moschee. Davor befindet sich ein Friedhof. 40 Familien hatten im 18. Jahrhundert das Glück, im direkten Umfeld der Großen Moschee, nur getrennt durch die Stadtmauer und eine große Straße, begraben zu werden.

Friedhof bei der Großen Moschee
Die Bauten sind übrigens vom Islam her nicht vorgesehen. Auch sonst sind muslimische Beerdigungen eher einfach und günstig.

Wir gehen in die Große Moschee. Sie hat 8 Eingänge, genau wie das Paradies. Sagt man zumindest. Ich war noch nie da.

Die Große Moschee von Kairouan
Die Große Moschee
Stein am Minarett
Prinzipiell hat man sich das Baumaterial für die große Moschee zusammengeklaut. Diese Steinblöcke stammen wohl aus Karthago, zumindest wird der Namensgeber der gestern besuchten Quellen, Antoninus Pius, auf ihnen erwähnt.
Eine Säule der Großen Moschee
Auch die insgesamt 415 Säulen der Moschee sind aus verschiedenen Quellen zusammengeklaut worden. So finden sich bei byzantinischen Quellen christliche Symbole in der Moschee.
Innenhof der Großen Moschee
Innenhof der Großen Moschee, auf dem Podest am oberen Ende der kleinen Treppe befindet sich übrigens eine Sonnenuhr
Gebetsraum der Großen Moschee
Gebetsraum der Großen Moschee

Mausoleum des Abu Zama’a al-Balawi

Dieses Gebäude besteht aus mehreren Teilen.

Mausoleum des Abu Zama’a al-Balawi
Innenhof. Durch das Tor hinten links kommt man durch einen kleinen Säulengang und einen Turm mit hübscher Kuppel zu einem kleineren Innenhof, wo ich mir eine Modeschmuck-Kette kaufe.
Mausoleum des Abu Zama’a al-Balawi
Von dort geht zum einen eine Treppe runter in eine Moschee, die sich quasi in einem Loch befindet.
Mausoleum des Abu Zama’a al-Balawi
Oder man schaut sich das eigentliche Mausoleum in einem Nebenraum des kleinen Innenhofes an.
Mausoleum des Abu Zama’a al-Balawi
Links: Im Gebetsraum hängt ein Gerät, dass die Muezzin-Zeiten berechnet und anzeigt. Interessanterweise wird das christliche und nicht das muslimische Datum angezeigt.
Rechts: Kronleuchter...
Mausoleum des Abu Zama’a al-Balawi
Schlimmer als Gore: Diese Kachel im kleineren Innenhof. Einmal mit Profis. Der Zentralrat der Fliesentischbesitzer ist empört.

Mittagessen

Zeit fürs Mittagessen. Wir halten an einem Restaurant, das uns unser Busfahrer emfiehlt. Ich esse ein Wurstgulasch mit Eiern und Hacksteak, genannt Ojja.

Ojja
Jo, was geht?
Haben Sie Hacksteak?
Mach mir Chili Con Carne
Ich will ’ne Hackfahne.

Medina

Wir laufen durch die Medina von Kairouan. Direkt am Eingang befindet sich das Restaurant, das unser Reiseleiter bevorzugt hätte. Es ist voller Fußballfans, da hatten wir Glück, der Empfehlung des Busfahrers gefolgt zu sein.

Mausoleum des Sidi Abid al-Ghariani
Mausoleum des Sidi Abid al-Ghariani
Moschee der drei Tore
Moschee der drei Tore
Postamt durch Mofa blockiert
Postamt blockiert
Kamel
Der Barruta-Brunnen wird mit Kamelkraft angetrieben, allerdings heute nur noch zur Schau. Nur zwei Meter hinter mir befindet sich eine kleine Kaffeestube.
Suk von Kairouan
Suk von Kairouan

Ich möchte diesen Teppich nicht kaufen. Bitte.

Letzte Station heute ist ein Teppichladen. Uns wird gezeigt, wie ein Teppich geknüpft wird.

Teppichverkaufsveranstaltung
Während bei der Teppichveranstaltung in Marokko die präsnetierten Teppiche über den ganzen Raum verteilt wurden und am Ende den ganzen Raum bedeckten, wurden die Teppiche hier übereinander gelegt.

Im Hotel

Das Hotel wurde uns als ziemlich schlecht angekündigt. Ich lasse mein Zimmer tauschen, weil sich über dem Zimmer auf dem Dach irgendwas befindet, dass laut surrt. Das klappt problemlos, wir haben die Anzahl der Gäste des Hotels durch unsere Gruppe verdoppelt.

Wohl auch deshalb gibt es Menü statt Büffet. Auch das Essen wurde uns als schlecht angekündigt, allerdings ist zumindest das Abendessen besser als zuvor. Dazu morgen mehr in der Hotelbewertung.

Ein Mitreisender hat Geburstag, den wir im Anschluss an der Abendessen mit einer Schokotorte feiern.

Ich möchte an dieser Stelle mal kurz Partei dafür ergreifen, dass es nichts Schlechtes ist, in ein Land zu reisen, das es nicht leicht hat. Das Land und die Leute sind darauf angewiesen und haben es verdient, dass man ihr Land besucht. Die vielen leeren Hotels machen mich schon etwas traurig. Das Risiko, dass hier irgendwas passiert, ist immer noch verschwindend gering. Von daher: Leben am Limit! —Janni


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Tunesien Tag 6: Kairouan, Sousse – Kontrastprogramm

Heute ist der letzte organisierte Tag von Teil 1 meiner Reise

geschrieben von Janni Gründonnerstag, 13. April 2017 um 21:52 Uhr

Heute dürfen wir etwas länger schlafen, denn Abfahrt ist erst um 9 Uhr. Vom Hotel gibt es ein fertig zusammengestelltes Frühstück pro Person plus Brot und Saft.

Hotelbewertung

Irgendwie ziemlich ähnlich zum vorherigen Hotel...

1
SterneHotelnameZimmer
3Hotel Amina [Koi?]DZA233
DZA246
HotelReines Touristenhotel. Der Hotelpool war während unseres Aufenthalts leer. Ebenfalls zum Hotel gehört ein Veranstaltungssaal, der gestern bis halb 1 für eine Hochzeit genutzt wurde. Nerv!5/10
LageLiegt nicht direkt in Kairouan, dafür aber nur einen Kilometer entfernt davon. Gegenüber gibt es eine Pizzeria, einen kleinen Laden und ein Fahrradgeschäft, wer’s braucht.5/10
ZimmerKönnte mal renoviert werden, ist aber noch OK. WLAN an der Rezeption, den Fluren und auf manchen Zimmern (auf meinem zweiten Zimmer nicht). Das Internet ist sehr schnell und recht stabil. Draußen vor meinem (neuen) Zimmer ein Ding, was sich nachts gelegentlich einschaltete und surrte, ich weiß aber nicht, was es ist. Eventuell Heißwasser. Lächerlich kleiner Balkon in den Innenhof, mehr als eine Person kann da nicht drauf sitzen. Deutsche Fernsehsender (Röhrenfernseher!): keine5/10
BadezimmerKönnte ebenfalls mal renoviert werden, aber an sich OK.5/10
SauberkeitNa ja. Es ist noch OK.6/10
ServiceAlles voll zu meiner Zufriedenheit gelaufen.10/10
Abendessen (Menü)1. Nudelsuppe. Schmeckt irgendwie nach nichts.4/10
2. Salat aus vier Komponenten und einem halben (kalten) Ei: Kalte Kartoffeln, Eisbergsalat, Tomatensalat mit Zwiebeln, Rotkohl mit Paprika. Schmeckt nicht schlecht, auch wenn kalte Kartoffeln nicht unbedingt meine Sache sind.8/10
3. Hauptgericht aus vier Komponenten: Hähnchenfilet mit Currysoße, Kartofeln, Reis und lauwarmes Weißkohlgemüse. Die Currysoße schmeckte nicht nach Curry, sie sah bloß so aus. An sich mit etwas Salz sehr lecker.9/10
4. Erdbeeren mit Bananenjogurt. Mit wenig Aufwand etwas gemacht, was nicht schlecht schmeckt.6/10
5. Geburtstagstorte (Schokotorte mit mehreren Schichten). War ganz gut.8/10
FrühstückFeste Zusammenstellung aus abgepacktem Zitronenmuffin, Quittenmus, Butter, Ei (kalt, aber das könnte auch daran liegen, dass ich spät dran war), Schmierkäseecke und stichfestem Bananenjogurt. Baguettebrot und Saft/Kaffee darf man sich nehmen. Der Muffin schmeckte nicht wirklich nach Zitrone, an sich aber ansonsten OK.5/10
GesamtwertungWeiterempfehlung: es ist kompliziert ... es ist halt nicht wirklich gut, aber es ist aber halt auch nur ein 3-Sterne-Hotel5/10

Wir fahren wieder wie gestern sofort zu unserem nächsten Stopp:

Sousse

Sousse ist zwar ein bekannter Touristenort, die Hotels liegen jedoch etwas außerhalb der Altstadt im Norden, die einen guten Kontrast bietet.

Suk

Wir gehen erst einmal über den Suk.

La Grotta
Uriger Suk-Laden „La Grotte“. Hier durch eine Lampe verdeckt befindet sich eine sehr enge Treppe nach unten, sodass der Laden seinem Namen alle Ehre macht.
OrangenblütenRosenblüten
Links: Sieht aus wie Pistazien, sind aber Orangenblüten.
Rechts: Rosen.
SchneckenFische
Links: Schnecken.
Rechts: Fische.
Riesige Erdbeeren
Riesenerdbeeren
Gewürze
Gewürze
Kleine Schildkröten in einer Kiste mit Salatblättern
I like turtles.
Diese kleinen wandelden Fliesentische sind kein Essen sondern als Haustiere bei jungen Tunesiern beliebt.

Große Moschee

Diese Moschee war mal eine Wehrmoschee und besitzt deshalb Türme.

Innenhof der Großen Moschee von Sousse
Innenhof der Großen Moschee von Sousse
Turm der Großen Moschee von Sousse
Turm der Großen Moschee von Sousse
Gebetsraum der Großen Moschee von Sousse
Gebetsraum der Großen Moschee von Sousse

Ribat

Direkt neben der Großen Moschee befindet sich ein Ribat, eine Art Festung. Später wurde es zu einem Kloster für die Mönchsritter (Murabitin), ähnlich den christlichen Kreuzfahrern.

Ribat-Innenhof
Ribat-Innenhof
Ein Teil des Suks von Sousse
Von den Mauern des Ribats hat man eine tolle Aussicht auf das Treiben auf einem Teil des umliegenden Suks.
Medina von Sousse
Noch besser ist der Ausblick vom höchsten Turm des Ribats auf die Medina von Sousse. Zählwütige Vampire zählen die Satellitenschüsseln.

Anschließend machen wir eine Teepause in einem Café nahe der Moschee, wonach wir vom eine gute Stunde Freizeit bekommen. Ich laufe alleine durch den gesamten Suk, kaufe aber nichts außer ein typisch tunesisches Brötchen für ganze 100 Millimes. Der Farbe nach zu urteilen müsste Safran drin sein, es schmeckt aber vergleichbar mit einem deutschen Milchbrötchen.

Nachdem wir alle wieder im Bus sitzen, erklärt uns der Reiseleiter, dass wir wieder aussteigen direkt neben dem Ribat Mittag essen...

Katze des Restaurants Al Ribat
Das Restaurant hat eine sehr gierige Katze.

Port El Kantaoui

Nach dem Mittag fahren wir zum Jachthafen von Sousse, Port El Kantaoui.

Hafen von Port El Kantaoui
Hafen von Port El Kantaoui – da mal Altöl entsorgen
Boot wird mit Kran befördert
Das Boot fährt jetzt hier.

Hier noch kurz die längsten Schwänze von Port El Kantaoui:

Segeljacht: Charlotte
Jacht: Boss by Boss
Meine Armut kotzt mich an!
(Deren Reichtum kostet mich ebenfalls an.)

Und ab geht’s ins Hotel. Kurz den Fernseher gecheckt: VOX, Disney, Deluxe und RTL. Nach manueller Suche finde ich außerdem noch Das Erste, ZDF und den ZDFhitlerkanal. GNTM fällt dann wohl flach heute. Macht aber nichts, dann plane ich meinen morgigen Tag.


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Tunesien Tag 7: Sousse, Kalaâ, Sfax, El Djem, Bir Bou Regba, Kalaâ, Sousse – Ich mag Züge

en retard

geschrieben von Janni Karfreitag, 14. April 2017 um 23:53 Uhr

Ich mag Züge.

Im Reiseführer habe ich auf der Karte einen Ort namens Melitta gesehen. Wenn man aus Minden kommt, dessen bekanntestes Produkt Melitta ist, muss man da hin. Der Ort liegt auf den Kerkennah-Inseln auf der ebenfalls Melitta genannten West-Insel (daher auch Gharbi genannt).

Der Name ist auf der Karte wohl ein Schreibfehler (vielleicht aus Mangel an Koffein?), denn sonst wird der Ort im Reiseführer und auf Google Maps Mellita genannt.

Da ich sowieso mal mit dem Zug fahren wollte in Tunesien, nehme ich mir vor, nach Sfax zu fahren und mit einer Fähre nach Melitta überzusetzen.

Gesagt, getan. Schnell frühstücken, dann mit dem Taxi zum Bahnhof Kalaâ Ségheli. Kurz vor dem Bahnhof stellt der Fahrer den Taxameter bei etwa 8 Dinar auf frei und will dann 15 Dinar von mir sehen. Ich habe keine Lust auf Diskussionen, aber Trinkgeld gibt es nicht. Die Fahrt ging recht schnell. Vermutlich berechnet auch Google Tunesien nicht den arabischen Fahrstil mit sein. Der trotz kürzlicher Preiserhöhungen recht günstige Sprit fördert ein – nennen wir es „sportliches“ Fahren.

Ich bin somit 20 Minuten vor der planmäßigen Abfahrt am Bahnhof und kaufe mir ein Ticket nach Sfax. 10,550 Dinar (gut 4 Euro) kosten am Schalter die etwa 130 Kilometer. Als Klasse wird der Buchstabe E angegeben, wie mir später erzählt wird, steht das für die erste Klasse. E=Erste Klasse, ergibt Sinn. Nur nicht in einem frankofonen Land.

Die Société Nationale des Chemnis de Fer Tunisiene betreibt auf der Grande Ligne drei Produktklassen: AUT, EXP und DC. Autorail (AUT) ist ein einigermaßen moderner zweiteiliger Treibzug, eingesetzt in Doppeltraktion. DC (Direct Climatisé) und EXP (Express) unterscheiden sich von Fahrzeugen her nicht. Die Fahrzeiten sind bei allen drei Arten vergleichbar. Die DC-Züge halten allerdings tendenziell öfter, wobei das das reinste Chaos ist. Einen Taktfahrplan gibt es in Tunesien nicht. Den Fahrplan findet man hier (also Ligne 5). Wie man sieht, kommt man ab dem späten Nachmittag nicht mehr von Süden nach Norden, weshalb ich nur die Fähre um 10:30 nehmen kann.

Insgesamt gibt es drei Klassen, die allerdings nicht bei allen Verbindungen existieren. Beispiel der im Vergleich zum Schalter etwas günstigeren Online-Preise für die Strecke von Kalaâ Séghira nach Sfax:

Bahnhof von Kalaâ Seghira
Kurz vor der Abfahrt des Zuges ist am Bahnsteig noch nicht viel los. Der Zug auf dem ebenfalls menschenleeren Gegengleis soll 2 Minuten später fahren.

Als als die Ankunft des Zuges seit 10 Minuten überfällig ist, trudeln so langsam Tunesier ein. Ich merke schon: Pünktlichkeit ist bei der tunesischen Eisenbahn nicht so eine Sache.

Der Zug kommt dann doch irgendwann und fährt mit 27 Minuten Verspätung ab (auf dem Gegengleis keine Spur von einem Zug, obwohl da so einige Tunesier inzwischen stehen). Den einzigen Unterwegshalt El Djem verlassen wir mit 34 Minuten Verspätung und mit 37 Minuten Verspätung (10:33 statt 9:56) sind wir dann in Sfax.

Sfax

Ich gehe zur Fähre, vielleicht nehmen die von Sonotrak es mit den Zeiten auch nicht so genau. Doch, tun sie. Wohl deutlich überpünktlich ist die Fähre aus der Gegenrichtung gerade angekommen. Die Autos verlassen die Fähre, wodurch es auf der Straße vor dem Terminal zu einem Stau kommt, der typisch arabisch in einem Hupkonzert endet.

Also gehe ich ein bisschen durch die Neustadt auf der Suche nach dem Suk. Nach einigem planlosen Umherirren finde ich die Stadtmauer. Dort muss die Medina und der Suk drin sein.

Stadtmauer von Sfax
Stadtmauer von Sfax, man beachte die vielen gelben Taxis

Allerdings ist nicht nur der Suk da, sondern auch ein Flohmarkt oder so.

Flohmarkt in Sfax
Flohmarkt in Sfax
Suk von Sfax mit Flohmarktständen
Auch den regulären Suk verstopft der Flohmarkt
Irgendwo in der Medina von Sfax
Irgendwo in der Medina von Sfax

Anschließend gehe ich zum Bahnhof. Es ist 11:40. Der Zug aus Tozeur (Abfahrt dort um 6:30) sollte vor 30 Minuten dort abgefahren sein. Ich versuche vom Schalter zu erfahren, ob er verspätet ist. 12 Uhr wird mir gesagt, wobei ich mir nicht sicher bin, ob die mich verstanden haben, oder mir einfach die planmäßige Ankunft in meinem Ziel El Djem (11:58) gesagt haben. Egal, ich gehe bis dahin mir ein Eis kaufen. Ich finde einen Supermarkt der größten Kette Monoprix.

Im Monoprix
Im Monoprix
Weinabteilung im Monoprix
Und führe die Moslems nicht in Versuchung...

Der Monoprix ist zwar ziemlich groß (vor allem verglichen mit den allgegenwärtigen, Drugstore genannten Kiosken), es gibt dort aber kein abgepacktes Eis. Ich kaufe mir etwas zu trinken und gehe zum Bahnhof zurück. Dort kaufe ich mir eine Fahrkarte. Da auf meiner um 12 Uhr gekauften Karte eine Abfahrtszeit von 11:10 steht, bin ich mir sicher, dass die Leute mich eben doch verstanden haben. Dennoch heißt es warten.

Bahnhof von Sfax
Bahnhof von Sfax

Der Zug kommt um 12:37 mit 93 Minuten Verspätung an und verlässt den Bahnhof mit 96 Minuten Verspätung. In El Djem steige ich aus. Der Zug verlässt den Bahnhof mit 101 Minuten Verspätung.

El Djem

In El Djem gibt es ein großes Amphitheater, sonst aber eher wenig.

Haupt-Einkaufsstraße von El Djem
Haupt-Einkaufsstraße von El Djem
Amphitheater von El Djem
Amphitheater von El Djem
Moschee von El Dhem
Moschee von El Dhem
Hotel Julius El Djem
Das Hotel Julius versucht, das Amphitheater nachzubilden

Ich esse und trinke noch was im Ort und komme pünktlich zu Abfahrt des nächsten Zuges um 14:22 wieder im Bahnhof an. Der Zug ist nicht da und der Fahrkartenschalter ist geschlossen (Fahrtkarten werden am Schalter oder online gekauft). Aber ich entdecke etwas, das es weder in Kalaâ noch in Sfax gab: ein Fahrgastinformationssystem, allerdings nur auf Arabisch. Der Zug wird für 15:32 angekündigt. Nachdem ich diverse Supermärkte unter die Lupe genommen habe, bin ich eine Stunde später wieder im Bahnhof. Nun sollen es 85 Minuten sein, die etwas später auf 83 Minuten heruntergesetzt werden. Mein Ziel ist Bir Bou Regba, wofür ich einmal durch meinen Startpunkt muss. Wenn ich eh stehen muss, kann ich mir ja auch ein Ticket der zweiten Klassae kaufen, denke ich mir, und bezahle 8,400 Dinar (ca. 3,50 Euro) für die etwa 150 Kilometer. Tatsächlich verlässt der Zug – als einziger heute mit 5 statt 4 Wagen – den Bahnhof mit 86 Minuten Verspätung.

Endlich weiß ich auch, was der Unterschied zwischen EXP (Express) und DC (Direct Climatisé) ist: Beim DC sind die Türen kaputt und schließen nicht mehr. Durch den Fahrtwind sind die Wagen direkt klimatisiert.

Im Zug (erste Klasse, Leben am Limit und so)

Ich komme mit einigen Tunesiern ins Gespräch. Meinen Startpunkt verlassen wir nach einem 4-minütigen Halt mit 96 Minuten Verspätung. Der Zug kann tatsächlich etwas Verspätung abbauen, sodass wir mit 94 Minuten Verspätung in Bir Bou Regba sind.

Der Zug zurück laut dem dort ebenfalls vorhandenen (und nur französischen) Fahrgastinformationssystem pünktlich sein soll, kann ich den Ort nur kurz unter die Lupe nehmen.

Straße in Bir Bou Regba
Eine Straße in Bir Bou Regba
Blumenladen in Bir Bou Regba
Blumenladen, den ich ganz nett fand
Bir Bou Regba
Bir Bou Regba

Als der Zug eine Viertelstunde überfällig ist, wird eine Verspätung von 20 Minuten angezeigt. Tatsächlich verlässt der Zug den Bahnhof 25 Minuten zu spät, die wir durch eine spontale Vollbremsung auf 30 erhöhen.

Autorail
Autorail
Im Autorail (1. Klasse)
Im Autorail (1. Klasse)

So erreichen wir dann Kalaâ.

Beim Bahnhof von Kalaâ
Beim Bahnhof von Kalaâ

Ich suche mir ein Taxi und komme rechtzeitig zum Abendbrot. Damit habe ich zwar nicht viel gesehen, aber immerhin das tunesische Bahnsystem erlebt.

Ich mag jetzt keine Züge mehr.


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Tunesien Tag 8: Sousse, Monastir, Port El Kantaoui, Sousse – Ich mag Züge (2)

Vielleicht ja doch noch?

geschrieben von Janni Karsonnabend, 15. April 2017 um 23:53 Uhr

Halbzeit.

Ich schlafe aus und werde kurz vor Ende der Frühstückszeit wach. Also schnell duschen. Wobei, schnell ist in diesem Hotel nicht drin, es dauert etwa 3 Minuten, bis man heißes Wasser kriegt.

Ich kriege noch ein bisschen was zum Frühstück ab. Um die Frühstücksphase zu beenden, werden einfach die Löffel aus den Schüsseln genommen.

Ich würde gerne mit dem Touristen-Minizug nach Sousse-Medina fahren. Allerdings kommt der Zug nicht. Entweder ist es noch zu früh (halb 11) oder ich habe kein Glück, wobei ich auch keinen Zug in die Gegenrichtung gesehen habe. Deshalb fahre ich mit einem Taxi nach Sousse. Das kostet mich einen Dinar (etwa 40 Cent). Vom ZOB in Sousse muss ich bis zur Metrostation laufen, die im Hafen von Sousse liegt. Der Fahrplan der Metro ist im Internet leider falsch, der Zug ist daher schon fünf Minuten weg, als ich pünktlich angekomme. Der nächste Zug fährt fünf Minuten später als im Internet angegeben. Damit fahren die Züge nicht ganz so chaotisch wie im Internet sondern einen einigermaßen gleichmäßigen 40-Minuten-Takt.

Ich kaufe mir ein Ticket (1 Dinar kostet es) und erkunde die Gegend um die Metrostation. Dort gibt es praktisch nichts anderes als Autoteile-Läden.

Fahrplan der Metro, die Spalten für Monastir sind abgerieben.
Na, wo habe ich wohl dieses Bild gemacht?

Also wieder zurück zur Metro-Station. Man muss dort übrigens in der Station warten, der Zugang zu den Gleisen ist verschlossen und wird erst geöffnet, als der Zug einfährt, übrigens leer.

Eine der Türen zu den Bahnsteigen wird aufgeschlossen und die Leute, deren Fahrkarten an der Tür kontrolliert werden, stürmen zur Bahn. Diese verlässt gut gefüllt mit nur einer Minute Verspätung den Bahnhof und fährt auf einem Damm quer durch die Salinen von Sousse und Monastir. Möwen sitzen auf dem Salinenwasser. Deren Guano verleiht dem Salz aus Sousse wohl seinen typischen Geschmack.

Zug der Sahel-Metro innen
In dem Zug Sahel-Metro

Monastir

Monastir kommt von lateinisch Monasterium (engl. monastery), Kloster. Partnerstadt von Monastir ist deshalb Münster (Westfalen).

Im Bahnhof von Monastir begrüßt mich am Bahnsteig zunächst einmal Wandmalismus:

Graffiti: Good Morning
Das letzte Bild aus einer siebenteiligen Reihe von Graffitis, die im Bahnhof von Monastir an den Säulen des Bahnsteigs gesprüht wurden. Es ist rechts übrigens wirklich so komisch abgeschnitten.

Auch für das Ich laufe erstmal planlos durch Monastir, bis ich den Strand erreiche. Die Einheimischen springen dort von einem Felsen etwa 5 Meter runter ins Meer. Vor allem Jungs, aber auch ein paar Frauen springen voll angezogen hinunter. Vom Felsen aus kann man auch den Ribat von Monastir sehen:

Strand von Monastir mit Ribat
Strand von Monastir mit Ribat

Ich gehe noch kurz in die andere Richtung den Strand entlang zum Platz des 3. August. Der ist aber irgendwie hässlich, deshalb schnell zum Ribat.

Ribat von Monastir
Ribat

Der Ribat ist extrem verwirrend. Feinde werden sich vermutlich sofort verlaufen haben. Noch 1960 war der Ribat zerfallen und wurde in den 70ern aufwändig restauriert. Er sieht wirklich toll aus und war Kulisse von über 20 Filmen.

Ribat von Monastir
Der Ribat von innen. Die Rampe wurde von den Türken errichtet, um den Ribat mit Kanonen auszustatten. Die Mauern können allesamt betreten werden, wodurch sich ein verwirrendes Labyrinth an Gängen ergibt.
Ribat-Turm
Ribat-Turm
Große Moschee von Monastir
Die direkt neben dem Ribat gelegene Große Moschee von Monastir ist nicht gerade groß. Wenige hundert Meter entfernt liegt eine deutlich größere.
Panorama von Monastir
Panorama vom Ribat-Turm aus

Dann geht es durch die Medina von Monastir inklusive des Suks zurück zum Bahnhof.

Suk von Monastir
Suk von Monastir. Sehr klein und ziemlich touristisch.
Elektroladen beim Suk von Monastir
Da mal Regen.
Bahnhof von Monastir
Bahnhof von Monastir (Hintergrund). Davor steht ein Blumenladen. Die Blumenläden machen hier in Tunesien wirklich richtig was her, man beachte die vielen Krüge auf seinem Dach. Davor schmücken Leute ein Auto für eine Hochzeit. Hochzeiten finden übrigens so gut wie immer im Sommer statt.

Ich kaufe mir ein Ticket und steige in den Zug, auf dem Sousse Bab El Jedid steht (da will ich nämlich hin), auch wenn auf dem Bahnsteig normalerweise Züge nach Moknine fahren. Als allerdings vom anderen Gleis ein später eingefahrener Zug mit derselben Anzeige weg fährt, wird mir klar: Ich sitze im falschen Zug. Wozu hat man denn diese Anzeigen? Einmal mit Profis! Ich fahre eine Station, um mir sicher zu sein. Dann steige ich aus und warte auf den Zug in die Gegenrichtung. Der ist eine knappe Viertelstunde zu spät.

Die Metro fährt mit Strom, teilt sich aber teilweise ihre Gleise (übrigens Schmalspur) mit den allesamt dieselbetriebenen Zügen der Grande Ligne, mit der ich gestern die ganze Zeit gefahren bin. Die Züge sind relativ modern, doch die beste Neuerung aus arabischer Sicht ist für den Triebwagenführer: Es gibt zwei Hupen mit unterschiedlicher Tonhöhe!!! Während der Zugführer auf der Hinfahrt (anders als gestern auf der Grande Ligne) überhaupt nicht gehupt hat, hupt der Zugführer auf der Rückfahrt einige hundert Mal. Bei 40 Minuten fahrt.

Auch wenn er so oft gehupt hat, zu spät sind wir trotzdem immer noch, als wir in Sousse ankommen. Zusammen mit der Verspätung durch den falschen Zug bin ich 50 Minuten hinter meinem Zeitplan. Ich glaube, ich mag wirklich keine Züge mehr. Daher lieber im Taxi weiter nach Port El Kantaoui.

Afrika-Fest in Port El Kantaoui
In Port El Kantaoui ist heute das Afrika-Fest.

Oasis Park Port El Kantaoui

Hello-Kitty-Wegweiser zum Zoo
Hello-Kitty-Wegweiser zum Zoo

Der Oasis Park von Port El Kantaoui ist ein kleiner botanischer Garten und Zoo. Er ist nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen, aber deutlich größeren Zoo und botanischen Garten mit Fokus auf Kaktusse auf Fuerteventura.

Es gibt dort an Pflanzen ein paar Kaktusse und an Tieren vor allem Papageien, Kanarienvögel und diverse Hühnervögel. Darüber hinaus gibt es Ziegen, einen Strauß, Emus, Cuys (Meerschweinchen), Hasen, eine mir nicht bekannte Gänserasse, ein kleines Dromedar und einen Mops sowie viele Katzen.

Ein Meerschweinchen liegt auf einem kleinen Holztisch.
Heute Abend kommt Meerschweinchen auf den Tisch.
Drei Papgeien
Familienfoto

Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich von der zoologischen Qualität der Behausung der Tiere nicht überzeugt bin, was aber auch ein bisschen daran liegt, dass in Tunesien alles aussieht, als ob es zerfällt (was aufgrund des Tourismusrückgangs auch sein kann). Daher auch keine weiteren Bilder von Tieren. OK, eins noch:

Vier Hühner verglichen mit Tokio Hotel
Die Ähnlichkeit ist frappierend.

Der Zoo kostet übrigens 5 Dinar (etwa 2 Euro) und niemand dürfte dort länger als eine Stunde brauchen, um wirklich alles gesehen zu haben. Wer länger braucht, hat in seinem Leben wohl noch nie ein Haushuhn gesehen.

Direkt in der Nähe ist der Hannibal Park. Das ist ein sehr kleiner Freizeitpark. Der Eintritt ist frei, die Attraktionen kosten Tickets. Ein Ticket kostet glaube ich 2 Dinar, das steht aber nirgendwo und ich hatte keine Lust, zu fragen. Die Tickets kauft man sich an ein paar auf dem Gelände verteilten Ticket-Ständen. Jede Attration kostet unterschiedlich viele Tickets. Die Achterbahn kostet 7 Tickets, was dann etwa 5,50 Euro wären. Sie ist deutlich kleiner als die in Deutschland auf Volksfesten vertretenen Achterbahnen, die etwa gleich viel kosten.

Hannibal Park
Hannibal Park

Ich nehme mir ein Taxi, um wieder rechtzeitig im Hotel zu sein. Der Taxifahrer ist derselbe, der mich auch vom Bahnhof nach Port El Kantaoui gefahren hat. Ich mein komm schon, Zufall, wie unrealisistisch ist das denn in einer Stadt, die eine Taxidichte wie New York hat...

Im Hotel ist neben dem Speisesaal offenbar im Laufe des Tages ein etwa 2 mal 2 Meter großer Bereich mit Stroh, bunten Weihnachtsbaumkugeln (dafuq?) und zwei Wasserschalen ausgelegt wurden. Tiere sehe ich keine. Wahrscheinlich sind sie schon im Speisesaal.

Gehege im Hotel Vendome El Ksar
Gehege

Nach dem Abendessen kaufe ich mir noch zwei Flaschen Wasser bei dem Laden in der Nähe des Hotels.

Eine Laterne zur Beleuchtung der Straße befindet sich neben ihrem Podest, funktioniert aber trotzdem.
Kaputte Laternen auf dem Zufahrtsweg zum Hotel finde ich ziemlich daneben.
Straße in Sousse bei Nacht
Straße vorm Hotel, besagter Kiosk ist zwischen der zweiten und dritten Straßenlatern von links.


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Tunesien Tag 9: Sousse, Sbeitla, Sebelet Ben Ammar, Tozeur – Ab in den Süden

Heute geht es in Richtung der Oasenstadt Tozeur

geschrieben von Janni Ostersonntag, 16. April 2017 um 23:54 Uhr

Hotelbewertung

SterneHotelnameZimmer
4Vendome El Ksar Thalasso & SpaDZA, 1368
HotelReines Touristenhotel, teilweise mit Festung-Thematisierung. Hübscher Pool, direkt am Strand. Wegen der Schulferien zumeist von Tunesiern bevölkert, die einen manchmal dumm anquatschen. Zu wenige Aufzüge.7/10
LageLiegt nicht direkt in Sousse oder Port El Kantaoui. Leider recht weit weg von beiden Orten.5/10
ZimmerRecht groß. WLAN an der Rezeption. Das Internet ist schnell, funktionierte auf meinem Handy jedoch meist nur kurz. Irgendwas in meinem Zimmer, vermutlich die nicht abschaltbare Klimaanlage, brummte dauerhaft, aber in sich verändernder Frequenz. Das klang in etwa so wie ein Hubschrauber, der näher kam und sich wieder entfernte. Deutsche Fernsehsender: RTL, VOC, Disney, Deluxe. Nach manuellem Einstellen: Das Erste, ZDF, ZDFhitlerkanal.7/10
Badezimmer3 Minuten bis warmes Wasser kam (allerdings hatte ich auch das am drittweitesten von Rezeption entfernte Zimmer), ansonsten gut und auch ziemlich groß. Wirkte fast etwas leer.8/10
SauberkeitMein gelbes T-Shirt ist mal heruntergefallen und war anschließend so gestreift, dass ich als Tiger hätte durchgehen können.6/10
ServiceNoch OK.7/10
AbendessenSehr gut. Nudeln, Pizza und Fleisch werden live zubereitet, allerdings nicht nach Wunsch, was den fehlenden Punkt begründet.9/10
FrühstückZiemlich gut. Pfannkuchen und Rührei werden live zubereitet, allerdings nicht nach Wunsch.8/10
GesamtwertungWeiterempfehlung: ja8/10

Bevor es los geht, möchte ich gerne schwimmen gehen. Allerdings ist das Meer zu kalt, deshalb drehe ich eine Runde im Hotelpool. Zu den Hotelpools werden in Tunesien übrigens Daten veröffentlicht, zum Beispiel Temperatur und pH-Wert.

Danach gehe ich frühstücken. Als ich das Restaurant verlasse, ist auch das Rätsel mit dem Gehege gelöst:

Hasen und Hühnervögel in einem Gehege mit Christbaumkugeln
Ostergehege... was die Weihnachtsbaumkugeln da sollen, erschließt sich mir dennoch nicht.

Einer der zwei Fahrstühle des Hotels ist – wie so oft – auf der untersten Ebene stecken geblieben. Das Hotel ist alles andere als klein, weshalb es starken Verzögerungen kommt.

Ein Schaf steht zwischen zwei Gleisen der Metro von Sousse
Jetzt wird wieder mit dem Bus gefahren. Dadurch hat man weniger Probleme mit Schafen auf dem Gleis, allerdings sind die Sitze und die Beinfreiheit eine Zumutung.

Sbeitla (Sufetula)

Sufetula (Sbeitla) ist deshalb besonders, weil die Stadt von den Römern gegründet wurde. Zuvor siedelte hier niemand.

Als wir in die Stadt kommen, machen wir zunächst einmal Fotos vom Triumphbogen des Diokletian. Der ist von außerhalb der Ausgrabungsstätte zu sehen.

Triumphbogen von Sufetula
Triumphbogen des Diokletian
Triumphbogen von Sufetula
An der anderen Seite des Triuphbogens befindet sich ein Kabel. Ich glaube, dass es sich um einen antiken Blitzableiter handelt, für den Fall das Zeus/Jupiter aus Wut Blitze schickt.

Anschließend betreten wir die Stätte selbst. Highlight ist der Kapitolstempel.

Tor zum Kapitolstempel
Einige Mitreisende weisen auf den gefährlich instabil wirkenden Stein auf dem Eingang des Kapitols hin. Der Stein ist von der anderen Seite nicht zu sehen, steht also insbesondere nicht über. Heute ist es zudem sehr windig.
Kapitol von Sufetula
Kapitolstempel: links Juno, Mitte Jupiter, rechts Minerva.

Vor dem Kapitolstempel befindet sich das Bordell. Seine Lage ist perfekt, nach dem Sündigen war der Tempel nicht weit. Das Bordell ist mit einem unmissverständlichen Stein gekennzeichnet:

Benis
Phallussymbol vorm Bordell von Sufetula

Hinter dem Kapitol befinden sich gleich drei Kirchen der Byzantiner. Das Besondere an ihnen ist, dass die Kirchen nicht wie üblich in Ost-West-Richtung ausgerichtet sind.

Ruinen der Kirchen von Sufetula
Ruinen der Kirchen von Sufetula

Auf dem Gelände laufen diverse Leute rum. Einige verkaufen Münzen, andere erzählen Gästen ohne Führer etwas. Aber alle stehen ständig im Bild, wenn man Fotos machen will. Erwähnenswert ist einer von ihnen, der eine seriöse Anzugjacke trägt und darunter deutlich sichbar einen Wollpulli mit Goofy. Mit diesem Style ist er vermutlich seiner Zeit voraus.

Theater von Sufetula
Großes Theater: Das Theater von Sufetula fasst genau wie das in Dougga etwa 3.500 Menschen.

Das Theater wurde allerdings abgerissen, um Material zum Ausbau der Thermen zu haben. Als Mathematiker spreche ich hier von Thermumformung.

Durch ein Loch im Boden kann man die Fußbodenheizung sehen
Das Hypokaustrum (Fußbodenheizung) der Termen ist erkennbar
Turnhalle von Sufetula
Turnhalle

Wir verlassen Sufetula wieder. Ich mache noch ein Foto von den Blumen am Eingang.

Weiß-lilafarbene Blumen
Blumen

Der Busfahrer hat für unsere zwei Neuen, die nur den Südteil der Reise mitmachen, vegetarische Sandwiches besorgt. Ich habe bereits bei einem letzten Toilettenstop ein solches gegessen.

Und die anderen acht? Also. An der Straße von Sbeitla nach Tozeur gibt es viele einzelne Häuser, an denen Schafhäute aufgehängt sind. (Fachbegriff: bedauerliche Einzelfelle) Wir halten an einigen und fragen, ob sie Schaffleisch haben. Es ist schon nach drei am Nachmittag, daher finden wir nicht sofort einen Schlachter, der noch Fleisch hat. Als wir einen finden, wird schnell noch ein Gartentisch aufgeklappt, Gartenstühle rangeholt, Sachen abgewaschen (wobei es hier kein fließend Wasser gibt) und der Grill angeschmissen. Dann wird noch schnell das Fleisch klein geschnitten. Irgendwie muss ich an das hier denken.

Lammfleisch grillen
Scheiße, Bernd: gepflegt grillen
Schachterei
Die Gruppe (hinten) isst das Schaf, dessen Fell links hängt
Ein Mann grillt ein Plastikrohr
Zum Nachtisch gibt es gegrilltes Plastikrohr.

Außerdem gibt es noch Hühner, die sich irgendwo in der Feigenkaktushecke verstecken und drei Stockenten (2 Weibchen, 1 Männchen).

Stockenten
Stockenten

Während die anderen essen, jage ich die Stockenten des (einzigen) Nachbarn durch die Gegend. Aus Frust, dass ich so weit gereist bin und als einzige Tiere finde ich hier Stockenten. Der Nachbar verkauft übrigens Türen.

Türladen
Die Tür ist alles.
  Alles, was mal war und was noch sein wird.
Die Tür kontrolliert Zeit und Raum
  Leben und Tod!
Die Tür kann in deine Gedanken schauen!
  Die Tür kann in deine Seele schauen!!!

Gegen 17 Uhr (da die Vorbereitung für das Grillen sehr lange dauerte) fahren wir weiter Richtung Tozeur. Das sind etwa 3 Stunden Fahrt, deshalb höre ich mit meinem Handy Radio. Auf dem Sender RTCI (Radio Tunis Chaîne Internationale) läuft das Titellied von Need for Speed Underground 2. Das wundert mich, da es außerhalb des Spiels nicht veröffentlicht wurde und das Spiel namentlich sowie das Rasen im Spiel erwähnt. Passt perfekt zum arabischen Fahrstil. So konnten wir heute ein doppeltes Überholmanöver beobachten. Dafür ist es übrigens nicht nötig, dass eine Straße genügend Fahrspuren besitzt, es muss nur links genügend Platz neben der Fahrbahn sein, schon kann man einen Überholenden beim Überholen überholen.

Wir fahren durch Gafsa, die Hauptstadt des Phosphats. Das wird heute primär im Tagebau abgebaut. 1886 hat ein französischer Tierarzt aus der Armee es zufällig hier gefunden. Die Franzosen haben dann eine Bahnstrecke gebaut, die inzwischen wieder zum Personenverkehr genutzt wird. Die Raffinerien für die Phosphate brauchen viel Wasser, deshalb befinden sie sich am Strand in der Nähe von Sfax.

Vor einigen Jahren haben Arbeitslose die Bahnstrecke bei Gafsa blockiert, bis 6.000 Leute von der Phosphatfirma eingestellt wurden, ohne dass die Firma einen wirklichen Nutzen für sie hatte.

Es ist 19:10. Die Sonne ist schon untergangen und nicht mehr zu sehen. Kein Grund für knapp die Hälfte der Autos, das Licht anzumachen. Wir durchqueren Metlaoui. Die Temperatur vom „Mittag“essen bis jetzt ist von 24 auf 28 Grad gestiegen. Bis Tozeur kommen wir immer wieder an Schildern vorbei, die auf querende Kamele hinweisen.

Es ist kurz nach 20 Uhr, als wir in Tozeur ankommen, mit 300.000 Dattelpalmen die zweitgrößte Oase nach Nefta (halbe Million). Insgesamt bringen es die Oasen in der Region, die Land der Dattelpalmwedel genannt wird, auf 1,3 Millionen Dattelpalmen. Gemeinsam mit uns kommt auch der Zug an. Planmäßige Ankunft des Zuges 17:59 Uhr. Bei uns ähnlich durch das lange Mittagessen.

Im Fernsehen laufen Nachrichten, dass Goatimperator Erdolf die Abstimmung zur Einführung der Diktatur in seinem Land vermutlich gewonnen hat. Der Tourismus im Land wird also vollständig zusammenbrechen. Er hätte sich vielleicht vorher ansehen sollen, was das wirtschaftlich bedeutet, wenn der Tourismus zusammenbricht. Hier in Tunesien.


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Tunesien Tag 10: Tozeur, Nefta, Tozeur, Mides, Tamerza, Chebika, Tozeur – In der Wüste

Katastrophentourismus

geschrieben von Janni Ostermontag, 17. April 2017 um 23:52 Uhr

Nefta

Erster Stop heute ist Nefta (Nafta), die größte Oase in der Region mit einer halben Millionen Dattelpalmen (darin wird die Größe von Oasen gemessen). Auf dem Weg befindet sich der Flughafen Tozeur-Nefta, auf dem Saddam Hussein 1991 zwei 747 der Iraqi Airways vor dem Golfkrieg versteckt hat. Sie stehen da bis heute und ihre Hecks sind von der Straße aus zu erkennen.

Ebenfalls befindet sich entlang der Straßen (P3) dein großer Teil der Palmen, die Nefta zu einer so großen Oase machen. Die Plantage ist 10, 15 Kilometer lang und 2 bis 3 Kilometer breit.

Blick von der P3 durch die Plantage
Blick von der P3 durch die Plantage

Im Zentrum der Oase ist La Corbeille, der Korb, ein Talkessel. Das Wasser ist thermalen Ursprung und wird deshalb in einem großen Becken, in dem man auch schwimmen kann, abgekühlt, bevor es in die Oase geleitet wird.

La Corbeille
La Corbeille. Die Quelle befindet sich beim Häuschen mit den roten und blauen Teilen rechts im Bild.

Genau wie in Tozeur ist auch in Nefta vorgegeben, dass Gebäudefassaden zu 25% aus Ziegelsteinen bestehen müssen.

Wir halten am Platz der Märtyrer. Unter anderem werden hier Kämpfer geehrt, die Ende der 1940er in Palästina gestorben sind. In Deutschland wäre das Antisemitismus, hier ist es normal. Von dem Platz aus können wir zum Inneren des Korbes gehen. Vorausgesetzt, wir finden uns in dem Labyrinth, das sie Altstadt nennen, zurecht. Der Reiseleiter kommt nämlich nicht mit und wir sind auf uns allein gestellt. „Janni hat ein Handy und die Nummer [des Reiseleiters].“, sagen die anderen immer. Aber finden hin und auch wieder zurück. In der Altstadt gibt es übrigens keinen Suk.

In La Corbeille
In La Corbeille

Anschließend fahren wir wieder zurück nach Tozeur.

Kutschenfahrt

Wir fahren mit einer Pferdekutsche durch die Oase von Tozeur. Wir halten zwischendurch und betrachten die Pflanzen, die hier angebaut werden. Neben den Dattelpalmen werden kleine Bananen, Granatäpfel, Feigen, Pfirsiche, Apfelsinen, Rosen, Wein und einige kleinere Gemüsepflanzen und Kräuter angebaut. Die Granatäpfel blühen gerade sehr schön orange.

Oase Tozeur
In der Oase

Am Ende gibt es noch kurz eine Phase, in dem die Pferde etwas schneller gelaufen werden lassen. Aber nicht so. Zum Glück oder leider?

Tor in der Oase Tozeur
Tor in der Oase. Man erkennt gut die typische Ziegelstein-Fassade.

Paradis-Zoo

Auch der Paradis-Zoo in Tozeur hat einen botanischen Garten. Gezeigt werden hier allerhand Pflanzen, die auch in den Oasen wachsen.

Spargelgewächs
Spargelgewächs

Anschließend betreten wir den Zoo-Teil der Anlage.

Knochen
Wir sind nicht die ersten, die den Zoo betreten, aber vielleicht die ersten, die ihn lebend verlassen.

Fassen wir das ganze in einem Video zusammen:

Zoo Tozeur

Nach dem Zoo fahren wir zum Mittagessen. Fünf von uns haben Kamelfleisch vorbestellt, der Rest ist einfach was von der Karte.

Geländewagen-Tour „Bergoasen“

Wir fahren an die algerische Grenze nach Mides. Zuvor machen wir noch einen Stop bei einem Aussichtspunkt. Dort gibt es auch einen Laden, bei dem ich mir eine Mischung aus Horn und Flöte kaufe.

Oasen-Panorama
Blick vom Aussichtspunkt bei Tamerza Richtung Süden. Am Horizont ist Algerien und der Schott el-Gharsa zu sehen.

Mides

Mides ist wir alle drei Orte, die wir heute besuchen, durch starke Regenfälle im Jahr 1969 zerstört worden. Die Lehmhütten hielten dem Regen nicht Stand. Es gibt somit Alt-Mides und Neu-Mides, wo der Ort wieder aufgebaut wurde.

Alt-Mides
Schlucht von Mides
Blick auf die Schlucht von Mides
Sandrosen
Aus Mangel an Touristen wurden die Stände am Aussichtspunkt auf die Schlucht aufgegeben. Die Waren befinden sich weiterhin dort. Man könnte sie mitnehmen, aber das macht niemand.

Tamerza

Nächster Halt ist Tamerza, das ein ähnliches Schicksal erlitt.

Alt-Tamerza

Das Weiße auf dem Bild ist ein Marabout, ein Grab eines heiligen Mannes. In der Region gibt es viele davon. Die dazugehörige Sufi-Sekte (benannt nach ihren Baumwollroben) gibt es allerdings inzwischen nicht mehr.

Neu-Tamerza
Neu-Tamerza

Wasserfall (Cascade de la palmeraie)

Nahe Tamerza gibt es einen Wasserfall:

Wasserfall
Wasserfall
Der Wasserfall liegt in einer Schlucht
Der Wasserfall liegt in einer Schlucht

Chebika (Chbika)

Ein Pfad führt durch das alte Dort entlang der Berge entlang zu einer Quelle.

Alt- und Neu-Chebika
Alt- und Neu-Chebika
Stein-Steinbock
Stein-Steinbock
Frösche an der Quelle von Chebika
Frösche an der Quelle

Dann geht es nach einem Orangensaft zurück ins Hotel.

Im Büchlein, das auf jedem Zimmer liegt, wird davon gesprochen, dass das Hotel ein Katzenrestaurant (und Hotelkatzen) hätte. Ich versuche, an der Rezeption mehr darüber in Erfahrung zu bringen, aber der Herr spricht kein Englisch. Allerdings habe ich auch noch überhaupt keine im Büchlein erwähnten Hotelkatzen gesehen.


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Tunesien Tag 11: Tozeur, Schott el-Dscherid, Douz: Fahrt über den großen Salzsee

Theresa May, die heute Neuwahlen angekündigt hat, hätte sicher auch gerne Schotten, die nicht ihre Unabhängigkeit erklären können

geschrieben von Janni Dienstag, 18. April 2017 um 18:19 Uhr

Hotelbewertung

SterneHotelnameZimmer
4El Mouradi TozeurDZA, 1705
HotelReines Touristenhotel. An sich ganz nett.7/10
LageRelativ nah an der Ortsmitte, aber trotzdem recht ruhig.8/10
ZimmerSehr groß. WLAN in den Zimmern. Das Internet ist schnell, funktionierte auf meinem Handy jedoch in WhatsApp nicht richtig. Irgendwas in meinem Zimmer, vermutlich die nicht abschaltbare Klimaanlage, brummte dauerhaft. Das klang in etwa so wie eine Waschmaschine im Schleudergang. Deutsche Fernsehsender: Das Erste, ZDF.8/10
BadezimmerSehr groß. Wirkte fast etwas leer. Am zweiten Tag kein warmes Wasser.7/10
SauberkeitBadezimmer na ja, sonst OK.8/10
ServiceNoch OK.7/10
AbendessenRelativ wenig Auswahl, aber noch OK. Immerhin alles noch warm.7/10
FrühstückRelativ wenig Auswahl, aber noch OK.7/10
GesamtwertungWeiterempfehlung: ja6/10

Heute fahren wir über den größten der vier tunesischen Salzseen (Schotts), den Schott el-Dscherid (franz. Chott el Jérid).

Altstadt von Tozeur

Aber zuerst fahren wir nur wenige Minuten und besichtigen die Altstadt von Tozeur.

Platz in der Altstadt von Tozeur
Platz in der Altstadt von Tozeur
Minarett in Tozeur
Minarett in Tozeur
TÜV-Gore
TÜV-Gore
La grande boutique de la medina
La grande boutique de la medina
Kitler
Kitler (Cat that looks like Hitler), gehört zum Laden

Wir gehen noch schnell auf den Markt von Tozeur.

Markt von Tozeur
Markt von Tozeur
Markthalle in Tozeur
Markthalle in Tozeur, verkauft wird hier vor allem frischer Fisch und frisches Fleisch

An der Markthalle kann man zudem Mini-Bananen kaufen, die sie hier Chiquita-Bananen kennen (nicht zu verwechseln mit den gleichnamigen Markenbananen). Mini-Bananen werden anders als die großen, die sie – zumeist aus Equador – importieren, hier angebaut und nicht nach Gewicht sondern nach Anzahl der voll entwickelten Früchte bezahlt. Eine Frucht kostet 200 Millimes. Der Geschmack ist den großen Bananen ähnlich, aber das Fruchtfleisch ist fester.

Mini-Bananen-Griffel, hier mit 5 Früchten, kostet also 1 Dinar

Schott el-Dscherid

Fata Morgana
Fata Morgana (Luftspiegelung) beim Schott el-Dscherid

Wir fahren über den Schott el-Dscherid. Unsere Klimaanlage ist defekt und soll in Douz repariert werden.

Dammstraße über den Schott el-Dscherid
Die Dammstraße wurde 1979 vom Militär gebaut.
Alte Markierungen auf dem Schott el-Dscherid
Die Reste der Markierungen, die früher zur Orientierung dienten, sind noch zu sehen.

Als ich aufgestanden bin, haben mir meine Freunde von [easy] Berichte über den Wintereinbruch in Deutschland geschickt. Es liegt ordentlich Schnee zu Hause. Ich schicke ein Bild vom Schott el-Dscherid. Leider wird sofort enttarnt, dass es sich um Salz handelt und nicht Schnee.

Schott el-Dscherid
Schnee im Sommer!
Salzschiff
Das südtunesische Seefahrtsprogramm befindet sich noch im Anfangsstadium
Drei-Sterne-Hotel
Drei-Sterne-Hotel
Salzgewinnung
Salzgewinnung

Um Kebili

Am Ostrand des Schotts befinden sich heiße Quellen. Pumpen werden nicht benötigt, um das Wasser zu fördern, aber es ist so heiß, dass es abgekühlt werden muss. Dies geschieht in Türmen, von denen das Wasser möglichst fein zu Boden fällt. Die Anlage, die wir zwischen Bechri und Zaouia besuchen, besitzt außerdem noch zwei „Pyramiden“, von deren Spitze das Wasser zum Abkühlen mehrfach ringsherum um die Pyramide läuft.

Turm zur Wasserkühlung
Turm zur Wasserkühlung

Anschließend fahren wir weiter nach Douz.

Kamel auf Transportanhänger
Das Kamel fährt jetzt hier.

Douz

In Douz machen wir Mittagspause. Allerdings gibt es – außer beim Sahara-Festival im Dezember – in Douz nichts, was man sich ansehen könnte. Höchstens noch den Marktplatz und den relativ hässlichen Friedhof. Deshalb bekommen wir hier keine Führung und müssen uns selbst in der Stadt umsehen, wenn wir möchten.

Friedhof von Douz
Friedhof von Douz
Oase von Douz
Oase von Douz
Kameljockey-Denkmal
Kamelrennreiterdenkmal in Douz, die Peitsche, die der Reiter früher trug, fehlt inzwischen
Marktplatz von Douz
Marktplatz von Douz

Dann geht es zum Hotel. Draußen sind 39 Grad und die Klimaanlage ist immer noch kaputt und kann nicht repariert werden, wie sich in der Mittagspause herausstellte. Die Agentur schickt uns daher einen anderen Bus.


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Tunesien Abend 11: Douz – Kamelreiten

Ein Ritt durch die Sahara

geschrieben von Janni Dienstag, 18. April 2017 um 22:28 Uhr

Heute Abend steht gegen viertel vor 6 Uhr das Kamelreiten an. Wir treffen uns um halb sechs und fahren die kurze Strecke zum Kamelreiten und zurück letztmalig mit dem bisherigen Bus.

Das Kamelreiten kann wahlweise auch durch eine Fahrt mit einer Maultierkutsche ersetzt werden. Sechs entscheiden sich dafür, vier andere und ich fahren mit dem „Wüstenschiff“.

Unsere fünf Dromedare
Unsere Dromedare. Meins ist das rechte.

Wir reiten alleine, aber zwei Kamelführer sind dabei und führen jeweils zwei oder drei Kamele an einer Leine.

Ausblick vom Kamel
Ausblick vom Kamel

Die Maultierkutschen haben jeweils einen Kutscher und zwei Gäste.

Maultierkutschen
Wer nicht reiten wollte, fuhr Maultierkutsche
Sahara bei Douz
Irgendwo in der Sahara bei Douz (man beachte auch unsere Schatten). Trotz 37 Grad ist es angenehm.
Mohammed das Kamel
Tschüs, Mohammed! Du warst ein gutes Kamel.

Eine Mitreisende hat sich unterwegs einen Beutel mit Wüstensand füllen lassen. Ich bin traurig, weil ich selbst kein Behältnis dabei habe, um wie von bisher jeder Reise eine Flasche mitzubringen. Allerdings liegen überall leere Flaschen rum, von denen ich sofort nach dem Absteigen vom Kamel eine nehme und mit Sand befülle. Bei einem von uns, der noch nicht abgestiegen ist, geht das Kamel durch und verschafft ihm einen unerwarteten Galopp durch die Anlage. Die Kamelführer fangen das Tier ein und bezeichnen den besagten Mitreisenden als „Michael Schumacher“. Ich weiß nicht, ob sie wissen, was Michael Schumacher beim Skifahren zugestoßen ist...

Am Ende können wir noch ein Foto von uns kaufen (4 Dinar) und bekommen ein Getränk spendiert, bevor wir bei immer noch 36 Grad wieder ins Hotel fahren.

Ich auf einem Kamel
Foto
Hinweis: Das Foto unterliegt nicht meinem Urheberrecht. Die Verwendung des Fotos durch Dritte ist nicht zulässig.


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Tunesien Tag 12: Douz, Matmata, Toujene, Metameur, Römerdamm, Midoun – Und es kommt alles anders

Ein Bärendienst oder nicht?

geschrieben von Janni Mittwoch, 19. April 2017 um 23:56 Uhr

Beim Abendessen sind auch einige Polizisten der Nationalgarde anwesend. Der Nationalgarde (Überlandpolizei) sind wir bereits bei unserem Kamelritt begegnet.

Als Nachtisch gibt es zwei Sorten Eis: Schoko und ein Grünes. Es ist nicht wirklich Waldmeister. Wir einigen uns auf Islamgeschmack.

Hotelbewertung

SterneHotelnameZimmer
4Sahara DouzDZA, 1310
HotelReines Touristenhotel. An sich ganz nett. Hat wohl auch einen Thermaquellenpool, den ich aber nicht genutzt habe. Dumme Mückenplage...8/10
LageAbseits des Ortes, aber man kann im Ort eh nichts machen.5/10
ZimmerGroß. WLAN in den Zimmern. Geschwindigkeit ist stark wechselhaft. Das erste komplett stille Hotelzimmer seit sechs Nächten! Das Deutsche Fernsehsender: ZDF, Eurosport.8/10
BadezimmerEs gibt immer abwechselnd ein paar Sekunden nur heißen und nur kaltes Wasser. Dazwischen gibt es einen kurzen Zeitraum warmes Wasser. Macht das Duschen sehr kompliziert.6/10
SauberkeitOK.9/10
ServiceNachmittags und am späteren Abend kein Service. Versprochener Weckdienst nicht umgesetzt.3/10
AbendessenGut.8/10
FrühstückAuch gut, allerdings nur wenig Salat.7/10
GesamtwertungWeiterempfehlung: ja7/10

Als ich von meinem Handy aufwache – der Weckdienst hat uns vergessen –, ist es draußen sehr windig. Auf der Fahrt durch die Wüste bestätigt sich das.

Sandverwehungen
Sandverwehungen

Seit der Unabhängigkeit versuchten die Herrscher Tunesiens, die Nomaden sesshaft zu machen und auch die Höhlenmenschen von Matmata (dazu später) zu einem zivilisierten Leben zu überreden. Sesshaft gewordene Nomaden in Douz haben weiterhin Lager in der Wüste, um ihre Tradition zumindest im Frühjahr, teilweise auch im Herbst und in weiteren Monaten zu feiern.

Lager in der Wüste
Lager in der Wüste

Es erinnert mich an Diognes von Sinope, den Philosophen in der Tonne. (Ich kenne die Geschichte mit Alexander dem Großen jedoch auch so, dass Alexander Diogenes anbieten möchte, doch in die Stadt zu ziehen und nicht mehr in der Tonne zu leben, woraufhin Diogenes seinen berühmten Satz gesagt haben soll.)

In der Wüste gibt es viele Kamele. Die Kamele gehören alle jemandem. Das Dromedar existiert nur noch als Haustier (bzw. verwildert in Australien) und ist ansonsten ausgestorben (wie auch der Auerochse, von dem das Rind abstammt).

Kamel mit Ohrmarke
Kamel in der Wüste, Ohrnummer deutlich erkennbar

Plötzlich ist alles um uns herum voll mit einer blauen Blume. Sie verschwindet nach einigen Kilometern so abrupt wieder, wie sie aufgetaucht ist.

Ein Mitreisender, den alle nur „den Professor“ nennen und der alle Besichtigungen auf eigene Faust macht, versucht sich über eine halbe Stunde, im neuen Bus anzuschnallen, was schlichtweg nicht möglich ist.

Der Reiseleiter erzählt uns, das eine Kamel sei gestern durchgegangen, weil es dem Kamel zu heiß gewesen sei. Alles klar. Vermutlich ein so genanntes Polarkamel. Dann hatte ich wohl Glück, denn mein Kamel war schneeweiß. Laut Reiseleiter reitet man übrigens aus Anstand nur männliche Kamele.

Außerdem verspricht der Reiseleiter uns, dass im nächsten Hotel eine Überraschung auf uns wartet. Na dann.

Zunächst geht es aber weniger luxuriös zu:

Bei den „Höhlenmenschen“ von Matmata

Vor einem Wohnhöhlenkomplex
Wohnhöhlenpatio
Wohnhöhlenpatio

In der Gegend von Matmata hausen etwa 5.000 Menschen in Erdbauten. Wir besuchen eine Familie. Der Vater ist vor einigen Jahren gestorben. Wir bekommen ein Berberfrühstück von ihnen: Pfefferminztee, Fladenbrot, Olivenöl und Honig. Anders als der marokkanische Berber (Link zum Bericht vom letzten Berberfrühstück) nutzt der tunesische Berber offenbar keine Butter.

Die Familie bekommt dafür kein Geld vom Reiseleiter oder der Agentur sondern ausschließlich Spenden und Geld vom Verkauf von Honig.

Star-Wars-Hotel Matmata

Das Hotel Sidi Idriss Matmata (in allen anderen Quellen wird der Name fälschlicherweise „Hotel Sidi Driss“ geschrieben) wurde 1976 als Drehort für den ersten Teil von Krieg der Sterne verwendet.

Hotel Sidi Idriss
Hotel Sidi Idriss
Hotel Sidi Idriss
Hotel Sidi Idriss
ich als Stormtrooper verkleidet
„Die Rückkehr der Janni-Ritter“

Das Hotel selbst ist ein 0-Sterne-Hotel, hat den Krieg der Sterne also ganz offensichtlich verloren. Es dient als günstige Absteige für Rallyefahrer und ist eher mit einer Jugendherberge vergleichbar. Sanitäre Anlagen sind geteilt und Zimmer sollen laut Reiseleiter üblicherweise mit 5 oder 6 Betten ausgestattet sein. Uns wird extra ein Zimmer gezeigt, hierbei handelt es sich um ein Doppelzimmer. (Es sei denn, es gibt futuristische Star-Wars-Technologie, um mehr Menschen darin erträglich schlafen zu lassen.)

Zimmer im Hotel Sidi Idriss
Zimmer im Hotel Sidi Idriss

Wir machen noch einen Fotostopp an einem Aussichtspunkt in der Nähe von Matmata, bevor es zum Mittagessen zurück in die Stadt geht.

Mondlandschaft von Matmata
Ausblick: Mondlandschaft von Matmata
Falke (Wanderfalke?)
Falknerei haben bei Berbern lange Tradition. Touristen wird in Tunesien öfter angeboten, ein Foto mit einem Falken zu machen.

Auf dem Aussichtspunkt gibt es übrigens weiße Buchstaben mit dem Schriftzug Matmata (siehe Wikipedia). Nun ist es schon auf zwei Arten das Hollywood Tunesiens.

Mittagessen

Wir steigern uns und essen in einem 1-Sterne-Hotel (Les Berbères) Mittag. Das hat der Reiseleiter vorbestellt. Mir ist schon bei der Bestellaufgabe klar, dass wir definitiv nicht das bekommen, was wir bestellt haben – obwohl es nur drei Gerichte gibt: Brick (3 Dinar), Couscous mit Huhn (8 Dinar) und Coucous mit Gemüse (6 Dinar).

Man kann in dem Hotel natürlich auch übernachten. Es ist sehr ähnlich zum Star-Wars-Hotel. ÜF kostet 20 Dinar, HP 25 und VP 30. Zum Vergleich: Der Aufpreis von HP auf VP allein wäre in Sousse 30 Dinar gewesen. Ein Zimmer im Hotel in Tozeur kostete 130 Dinar. (Angaben pro Nase und Nacht.)

Prinzipien- statt Kamelreiter

Der Professor (eigentlich war er Wirtschaftsjurist) fängt eine Diskussion mit dem Reiseleiter über den Reiseverlauf an. Der Reiseverlauf laut Buchung sieht nämlich zwei Tage auf Djerba vor. Der Reiseverlauf, den der Reiseveranstalter verteilt hat, sieht einen Tag Oase Zarzis und einen Tag Gabés vor. Und der Reiseverlauf, den der Reiseleiter mit uns vor hat, zwei Tage Zarzis. Anschließend folgt stets eine Nacht in Sousse, von der für mich nicht viel übrig bleiben wird, da mein Flug sehr früh gehen wird.

Anschließend schaukelt sich eine Diskussion hoch, da arabische und juristische Mentalität trifft.

Pass bei Toujene

Vom Pass hat man eine großartige Aussicht auf die Dörfer im Tal, die leider von einer Leitplanke versperrt wird.

Wir machen auch einen Fotostopp. Der dortige Souvenirladen hat wie so viele geschlossen. Traurig ist das. Depression ist aber nicht drin. Das westlichste Schott ist übrigens eine Depression.

Als ich ein Foto von der Gegend, die man auch vom Pass aus sieht, machen will, werde ich von Bienen angegriffen. Ich werde in die linke Wange gestochen und renne ich von einer Tarantel (statt einer Biene) gestochen zum Bus zurück. Eine Mitreisende gibt mir Fenistil. Daher nur ein weniger spektakuläres Bild aus anderer Richtung.

Landschaft bei Toujene
Landschaft bei Toujene, ein Ort, der ein Schicksal wie die Dörfer vorgestern erlitt

Inzwischen hat der Reiseleiter mit der Agentur telefoniert. Wir werden auf ein Hotel auf Djerba umgebucht. Die meisten klatschen, ich eher für das Engagement zur Beilegung des (eher albernen) Konflikts.

Metameur

In Metameur besichtigen wir ein Ksar (Pl. Ksour), eine Berber-Speicherburg. Sie ist für Völker, die zumindest in Teilen nomadisch leben und ihr Hab und Gut irgendwo lassen müssen. Ich zähle 104 Kammern, von denen einige als Hotel genutzt wurden. Behauptet der Reiseleiter. Ich inspiziere die Räume, es sieht sehr danach aus, als ob man da auch heute noch ein Zimmer mieten könne. Es gibt in der Umgebung allerdings noch weitere Kammern und eine von weitem sehr schön aussehende Moschee, die wir aber nicht näher besichtigen.

Ksar
Speicherburg
Ksar-Zimmer
Speicherburg-Zimmer

Insel Djerba

Wir fahren über den Römerdamm, der auch eine Pipeline für die Wasserversorgung enthält. Der Ansatz zum Damm kommt wohl von den Römern oder gar Puniern, fertig gebaut haben ihn die Franzosen nach dem Zweiten Weltkrieg. Auf halber Strecke machen wir Halt für eine Fotopause:

Römerdamm
Römerdamm

Wir fahren weiter durch die Insel, zuerst durch Houmt-Souk, dann weiter zu unserem Hotel.

Der Reiseleiter erzählt, die Überraschung im anderen Hotel wäre gewesen, dass Getränke inklusive seien und dass morgen tunesischer Abend mit nur tunesischen Spezialitäten sei. Eigentlich denken wir alle, dass uns die Agentur jetzt eins auswischen will. 3 Sterne (weil sie weniger nicht dürfen) und heruntergekommen. Der Reiseleiter, der das Hotel nicht kennt, spricht mit dem Busfahrer: Der war schon mal hier. Das gute am Hotel, es hat die schönste Disko Tunesiens. Und das schlechte, es liegt nicht am Strand.

Das Hotel

Green Palm heißt das Hotel. Es hat auf jeden Fall schon mal vier Sterne. Das hebt die Stimmung. Dass das Hotel mit einem Sonderpreis von 55 Dinar pro Nacht und Nase wirbt, senkt die Stimmung, in Erwartung, die Agentur wolle uns ärgern.

Wir bekommen unsere Zimmerkarten. Keiner weiß so recht, wann es Abendessen gibt. Auf der Rückseite des Umschlags sind die entsprechenden Felder nicht ausgefüllt. „Wahrscheinlich können wir uns das aussuchen“, meine ich, und trage 17 Uhr (unsere Ankunftszeit) bis 24 Uhr ein.

Meine Zimmerkarte funktioniert nicht, also gehe ich zur Rezeption. Die Karte wird neu programmiert.

Meine Zimmerkarte funktioniert nicht, also gehe ich zur Rezeption. Der Kofferträger wird angewiesen, seine Generalkarte zu verwenden. Das funktioniert und ich soll mir eine neue Karte holen. Genau wie sonst nur beim letzten Hotel musste ich bei der Zimmervergabe angeben, dass ich nur ein Einzelzimmer brauche. Diesmal bekomme ich auch erstmalig auf der Reise tatsächlich kein Doppelzimmer. Sondern ein Dreibettzimmer! Yay!

Meine Balkontür lässt sich allerdings nicht richtig schließen und bleibt einenhalben Zentimeter offen stehen. Da ich gestern von 10 Minuten am Pool des Hotels in Douz bereits fünf Mückenstiche davongetragen habe – der Stich vom Nachmittag ist bereits nicht mehr spürbar – möchte ich ein neues Zimmer. Gibt es aber nicht. Hotel ist wahrscheinlich ausgebucht.

Oh wait, wir sind ja in Tunesien. Das Wort „ausgebucht“ wurde 2011 vermutlich aus deren Äquivalent zum Duden gestrichen. Ergäbe zumindest Sinn, genau so wie dass in der DDR das Wort „Reisefreiheit“ (lange Zeit) fehlte.

Stattdessen wird der Kofferträger angewiesen, sich das anzusehen. Er ruft den Techniker mit dem Zimmertelefon. Als er den Hörer auflegt, ist der Techniker auch schon da. Die beiden bauen die Tür aus. Der Techniker geht weg.

Zehn Minuten später. Spätestens jetzt sind wahrscheinlich eh genug Mücken im Zimmer. Der Kofferträger macht sich aus Langeweile den Fernseher an. Kurz darauf kommt der Techniker wieder. Anders als von mir erwartet hat er nicht nach einem raren Ersatzteil gesucht, sondern einen Akkuschrauber. (Schraubenzieher hatte er vorher schon dabei.) Der Kofferträger stellt anschließend schnell noch France24 Arabic ein und die beiden machen sich an die Arbeit.

Nachdem fünfzehn Minuten vergangen sind und die beiden die Tür viermal wieder eingehängt haben, ist das Spalt kleiner geworden. Mücken kommen wahrscheinlich immer noch durch, die Straße ist auch noch deutlich hörbar und die Cyclone-Disko später wahrscheinlich ebenfalls. Ich akzeptiere das nicht und bekomme ein neues Zimmer. Das ist ein Einzelzimmer. Man hat mir einfach ein Zimmer ohne Balkon gegeben (gab es auf der Reise ebenfalls sonst nur im letzten Hotel). Gute Taktik.

Die Lüftung ist anders als beim letzten Zimmer, in das ich zum Vergleich extra noch einmal mit der nun endlich in meinem Besitz befindlichen Zimmerkarte gehe, deutlich hörbar. Die Straße ist dafür leiser. Der Kofferträger übernimmt die Rolle des Obstkorb-Trägers, nachdem er die Rolle als Hilfstechniker bereits ebenfalls übernommen hat. Vielleicht sollte man ihn jetzt Universalmensch nennen.

Ich hole mir eine Zimmerkarte für das neue Zimmer, die auch funktioniert. Die Rezeption hat ebenfalls gut auf meine Wasserflasche ausgepasst, die ich beim Check-In in der Lobby vergessen habe. Beim Check-In ist in Tunesien verpflichtend eine Karte mit diversen Informationen auszufüllen: Name (inkl. Geburtsname), Geburtsdatum und -ort, Wohnort (teilweise auch Adresse), woher man gerade kommt, wohin man geht, Pass-/Personummer (Tunesien ist eines der wenigen Länder, in die Deutsche mit dem Perso einreisen können, anders als z.B. die Türkei werden aber als weitere Einsreisedokumente ein Rückflugticket und Hotelvoucher benötigt), Ausstellungsdatum, meistens noch Ausstellungsort. Überprüft hat das bisher keiner, man braucht also nur eine ausreichend gute Fantasie. Obgleich verpflichtend, mussten wir diese Karte in Douz und Kairouan nicht ausfüllen. Ob das damit zusammenhängt, dass wir nur eine Nacht da waren, weiß ich nicht. In Marokko wurde übrigens vom Reiseleiter eine Liste rumgegeben, wo jeder diese Informationen eingetragen hat und die anschließend kopiert wurde.

Als ich im Infoheft blättere, steht da zur Disko, man könnte „until the early hours“ tanzen... Ich hoffe, das Heft hat genau so unrecht wie das Heft im El Mouradi Tozeur mit dem Katzenrestaurant.

Dann geht es zum Abendessen. Wir denken zuerst, wie haben uns im Restaurant geirrt, weil hier alles ziemlich gut ist. Das lustige: Es ist tunesischer Abend und die Getränke sind inklusive. Auch Wein. „Und du bist dir sicher, dass du das andere Hotel meintest, als du sagtest, die Getränke seien inklusive und es ist tunesischer Abend?“, frage ich den Reiseleiter im Restaurant. „Ja, da ist der tunesische Abend morgen.“, sagt er. Das Abendessen ist sehr gut und dürfte im anderen Hotel kaum besser gewesen sein. Sicher ärgert er sich etwas, das uns der Professor nicht eine heruntergekommene Bleibe eingebracht hat.

Ich gehe mit den beiden „Neuen“ um das Hotel. Es gibt einen Außenpool (zusätzlich zu einem Innenpool), Tennisplatz, Spielplatz und eine Bogenschießanlage. Da man nicht um das Hotel laufen kann, kriechen wir direkt neben dem Wachhäuschen durchs Gebüsch. Stört den Wächter nicht. Wahrscheinlich wäre kein Krimineller so doof, erst durchs Gebüsch zu schleichen und dann direkt durch den Haupteingang ins Hotel zu laufen.

In der Lobby läuft Musik. Der Laptop, auf dem auch die Producersoftware Fruity Loops läuft, ist verlassen. Während ich noch nachdenke, was ich für größtmögliches Chaos anmachen könnte, kommt aber der DJ zurück.

So, jetzt ist aber Zeit zum Bloggen, also ab ins...

Internet
Internet


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Tunesien Tag 13: Midoun, Tataouine, Chenini, El Ferch, Tataouine, Midoun – Das Ksarenreich

Wir besuchen einige Orte in der Nähe von Tataouine

geschrieben von Janni Donnerstag, 20. April 2017 um 23:04 Uhr

Es ist sehr windig. Heute geht es wieder in die Wüste, da wird der Sand etwas stören. Ich finde, wir hätten die letzte Nacht noch in Douz übernachten könnten und von dort aus hierher fahren. Das wäre auch nicht weiter gewesen und wir hätten in Douz den Viehmarkt besuchen können, der dort donnerstags stattfindet.

Tataouine (Innenstadt)

Tataouine wird auch als Spitze der Welt bezeichnet. Es ist das neueste Gouvernement Tunesiens (1981 von Medenine abgelöst), das flächenmäßig größte, bevölkerungsmäßig zweitkleinste ... und das mit der größten Arbeitslosigkeit (36 %). Große Teile sind Sperrgebiet.

Wir laufen ein bisschen über den Markt und das Gebiet herum. Es ist kein klassischer Suk sondern einfach Marktstände.

Markt von Tataouine
Elefanten hätten auf dem Markt von Tataouine sicher Spaß

Chenini

Chenini ist ein Ort, das zunächst auf einem Hügel gegründet wurde. Heute ist dieser nahezu komplett verlassen und zerfallen, obwohl mittlerweile eine Versorgung mit Wasser und Strom besteht. Auf dem Hügel befindet sich zwischen lauter lehmfarbenen Häusern eine weiße Moschee, neben der sich zwei Läden und ein Café befinden. Hier ist es ganz besonders windig, aber auch der Aufstieg wurde von Windböen begleitet.

Alt-Chenini
Alt-Chenini
Alt-Chenini
Alt-Chenini
Typisches Bild in vielen Reiseführern zu Tunesien
Typisches Bild in vielen Reiseführern zu Tunesien
Landschaft bei Chenini
Auf der linken Seite (rechte Seite ist Neu-Chenini, dazu gleich ein Bild)
Letzte Stufen bis Alt-Chenini
Die letzten Schritte bis zum Gipfel werden nicht von allen unternommen
Ausblick von Alt-Chenini auf die Moschee
Ausblick vom Dach eines Hauses am höchsten Punkt des Hügels auf die Moschee...
Neu-Chenini
...und auf Neu-Chenini

Anschließend gehen wir in Neu-Chenini Mittag essen. Die Preise haben sich gewaschen. Eine Mitreisende bezahlt für zwei geschnittene Tomaten 5 Dinar (2 Euro), ich für eine Portion Pommes ebenfalls und für ein bisschen Ziegenfleisch mit etwas Salat werden 25 Dinar (10 Euro) fällig. Ich hatte eigentlich noch einen „Tomatensalat“ bestellt, bin aber angesichts dessen, was sie darunter verstehen und preislich vorstellen, ganz glücklich, keinen bekommen zu haben.

Ich kriege mich mit der Mitreisenden mit den beiden geschnittenen Tomaten in die Haare. Sie meint, ich solle mal Tischmanieren lernen. Glaube ich zumindest. Was sie genau gestört hat, weiß ich auch nicht (ich glaube, dass der Teller mit den Pommes seitlich neben mir steht und nicht direkt vor mir). Sie spricht nämlich kein Deutsch, sondern nur Österreichisch, wovon ich nur Wortfetzen verstehe. Tja, in meiner Erziehung wurde offenbar mehr Wert darauf gelegt, die deutsche Sprache zu beherrschen. Und den Umgang mit Sonnenkrem.

Nachdem sie gegangen ist, wird vom Kellner ein Stück Brot, das sie nicht gegessen hat, von ihrem Teller zurück in den Brotkorb getan.

Immerhin bekommen wir noch eine Schachtel mit einer großen Menge Gazellenhörner (gehackte Nusskerne in gebackenen und mit Honig/Zuckersirup überzogenen Teigtaschen) geschenkt.

Die Sieben Schläfer

Die Legende der „Sieben Schläfer von Ephesus“ ist eine christliche Geschichte, die aber nicht von der Bibel erzählt wird, dafür ist sie auch zu neu (entstand bis spätestens 500 nach Christi). Eine Version von ihr taucht im Koran als „Gefährten der Höhle“ in Sure 18.

Die Riesen (oder Schläfer), deren Anzahl nicht genau bekannt ist (4, 6 oder 7), sollen gemeinsam mit einem Hund in einer Höhle Schutz gesucht haben. Sie schliefen ein und schliefen 300 Jahre. Dann wachten sie auf. Einer ging mit ihrem Geld etwas zu essen kaufen, aber das Geld war natürlich nicht mehr gültig. Er kam zurück und die Riesen schliefen wieder ein. Für immer.

Mehrere islamische Staaten behaupten, die Geschichte habe sich in einem Ort auf ihrem Staatsgebiet abgespielt, obwohl der Ort im Koran nicht genannt wird. Für Tunesien wäre das Chenini.

Sieben-Schläfer-Höhle
In dieser Höhle sollen die Riesen geschlafen haben. Ich (1,94 m) kann mich gerade so kniend darin bewegen, aber bei weitem nicht stehen. Dass da sieben Riesen reingepasst haben, halte ich daher für unrealististisch.
Friedhof der Sieben Schläfer
Friedhof um eine Moschee neben der Höhle. Weiße Gräber sind größer als andere und sollen zu den Riesen gehören (es gibt allerdings mehr als sieben solche Gräber). Die Moschee hat ein schiefes Minarett. Auch die Spitze des Minaretts ist erstaunlich schief.

Vor der Moschee sind unter einem Überdach drei Leute. Einer liegt auf einer Matratze. „Vielleicht ist er einer der Schläfer?“, denke ich mir. Dafür ist er aber zu klein. Tunesier sind allgemein eher klein.

In der Sieben-Schläfer-Moschee
In der Sieben-Schläfer-Moschee

El Ferch

Wir wollen ein Ksar in El Ferch besichtigen und fahren von Chenini über Tataouine nach El Ferch. Allerdings ist das Ksar dort verschlossen. Durch den Spalt kann man mit einem Handy ein bisschen fotografieren.

Innenhof des Ksar von El Ferch
Innenhof des Ksar von El Ferch

Tataouine (Ksar)

Da wir in El Ferch kein Glück hatten, versuchen wir es mal direkt in Tatouine. In Tataouine wird auch jedes Jahr das Ksar-Fest in einem schönen Ksar, das etwa 20 Kilometer außerhalb der Stadt liegt. Allerdings ist das Ksar, das wir jetzt besuchen, deutlich schlechter erhalten als das, in dem das Fest stattfindet, und das, was wir in El Ferch hätten sehen können.

Innenhof des Ksar von Tataouine
Innenhof des Ksar von Tataouine

Wir fahren zurück ins Hotel. In Tataouine begegnen wir erneut einem Schaftransport. Während wir im Ksar waren, waren die offenbar an der Tankstelle von Tataouine. Die beiden Fahrzeuge sind ganz normale Pickups mit einer erhöhten Ladefläche. So lassen sich die Schafe zweistöckig stapeln.

Im Hotel

Ich möchte gerne zum Strand gehen. Der hoteleigene Tunnel unter der Straße vorm Hotel hindurch ist geschlossen. Der Durchgang zum Strand wurde zugemauert und in eine Kamelweide umgewandelt. Drei Kamele und drei Hunde gibt es dort.

Kamel auf Weide vorm Hotel
KAMERUPT blockiert den Weg. Pokéflöte benutzen?


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Tunesien Tag 14: Midoun, Sfax, El Djem, Sousse: Zurück auf Start

Einiges habe ich schon an Tag 7 gesehen, aber es gibt auch Neues zu entdecken

geschrieben von Janni Freitag, 21. April 2017 um 23:23 Uhr

Während ich den letzten Blogpost geschrieben habe, fand unten eine Karaokeparty statt. Es wurden zumeist französische Lieder gesungen. Oder besser gesagt, gejault. Da hatte keiner was drauf außer Zahnbelag. Also bin ich runtergegangen und habe eine Runde „Ein Kompliment“ von den Sportis und „Junge“ von den Ärzten gesungen.

Wo wir gerade bei Nachträgen sind:

Das Radio in Tunesien besteht überwiegend aus Wortbeiträgen. Musik ist selten. Landesweit sind die vier staatlichen Sender sowie Zitouna FM („Olivenbaum“, auch viele Moscheen und Geschäfte heißen so; religiös), Mosaïque FM (jüngeres Publikum) und Shems FM zu empfangen. In der Gegend um Sousse gibt es einen Techno-Radiosender.

In den Zügen in Tunesien herrscht Rauchverbot. Geraucht wird in den Toiletten und außerhalb der Vorräume. Die Züge bestehen aus Großraumabteilen. Die Toiletten werden auch zum Laden von Handys genutzt, da es dort als einzigem Ort Strom gibt. Leute lassen ihre Handys in der Toilette liegen. Ich habe mich gewundert, als es einmal aus der unbesetzten Toilette geklingelt hat. Die Züge sind übrigens fast immer voll. Das Leben in vollen Zügen genießen sozusagen.

Durch die offenen Türen der tunesischen Züge – laut Wikipedia den schnellsten Meterspurbahnen überhaupt – ist es möglich, während der Fahrt Dinge zu entsorgen. Auf einer Fahrt entsorgte jemand aus dem Koffer eines kleinen Mädchens zwei Metallstangen und ein Plastikteil, ich glaube von einem Ausziehgriff eines Koffers, zu entsorgen.

Tunesien ist übrigens sehr vermüllt.

Ich habe in einigen Hotels das „Der Pate“-Titellied gehört. „Ich mache Ihnen ein Frühstück, dass Sie nicht ablehnen können.“

Hotelbewertung

SterneHotelnameZimmer
4Hôtel Green Palm Golf & Spa3BZA217
EZ209
HotelReines Touristenhotel. An sich ganz nett. Hat einen Outdoor- und Indoor-Pool, einen Tennisplatz, eine Bogenschießanlage, einen Frisör und vieles mehr.9/10
LageAbseits des Ortes, Strand ist zwar nicht so weit weg, aber durch die Kamele nicht mehr erreichbar.0/10
ZimmerOK. WLAN in der Lobby. Geschwindigkeit ist stark wechselhaft. Klimaanlage auch ausgeschaltet hörbar (außer am ersten Morgen). Das Deutsche Fernsehsender: ZDF, RTL, Eurosport.7/10
BadezimmerIch fand es etwas eng. Einziges Badezimmer auf der Rundreise mit Dusche statt Wanne.6/10
SauberkeitRund um die Dusche herum mehrere Zentimeter voll mit Seifenresten und Haaren.4/10
ServiceDass es so lange dauerte, bis mein Zimmer getauscht wurde, musste nicht sein. Beim zweiten Abendessen habe ich entgegen meines Willens ein Glas Wasser bekommen.5/10
Abendessen 1Sehr gut, leider wieder ohne Interaktivität.9/10
Abendessen 2Deutlich weniger Vielfalt als beim ersten Mal.7/10
Frühstück 1Gut, allerdings auch hier keine Interaktivität. Pizza teils kalt.7/10
Frühstück 2Keine Brötchen (ich war innerhalb der regulären Öffnungszeiten da). Ansonsten auch sehr wenig Auswahl.3/10
GesamtwertungWeiterempfehlung: ja7/10

Fähre

Wir fahren nach Ajim. Von dort fahren zwei oder drei Fähren nach Jorf. Die aktuelle Anzahl wird auf einem LED-Schild irgendwo in der Mitte der Insel angezeigt (Nombre de bacs: 2). Wir haben aber Glück. Es sind nur eine Handvoll Autos vor uns und die nächste Fähre kommt gerade.

Djerba-Fähre Meninx
Meninx ist nicht nur der Name der Fähre, sondern auch der antike Name von Djerba. Ein weiteres Schiff heißt Odyssee.
Schwimmen verboten
Das Land ist ziemlich nah. Dass man hier nicht einfach rüberschwimmen darf, ist doch reiner Kommerz!

Wir müssen deshalb nur kurz warten, was ziemlich ungewöhnlich ist. Für den Preis, um 6:30 los gefahren zu sein. *hmpf*

Läden am Fährterminal von Ajim
Läden am Fährterminal von Ajim

Der Wagen vor uns an Bord hat Schafe und eine Ziege auf der Ladefläche. Diesmal aber nur einstöckig, nicht gestapelt.

Schafe auf einem Pickup
Die Schafe stecken ihre Köpfe zusammen und beraten vermutlich ihren Ausbruch

Sfax

Nach einer recht langen Fahrt erreichen wir Sfax. Wir laufen auf dem Suk in der Nähe der Großen Moschee von Sfax herum und ein Händler weist unseren Reiseleiter auf ein Café mit Dachterrasse hin, von wo aus man die Moschee besser beobachten können soll. Das Café ist zwar ganz nett gemacht, einen wirklich brauchbaren Blick kriegt man selbst nach etwas Kletterei auf den Metallstangen nicht.

Café mit Dachterrasse auf dem Suk von Sfax
Café mit Dachterrasse auf dem Suk von Sfax

Wir trinken etwas und gehen dann weiter über den Suk. Wir lassen zwar den Flohmarkt im Süden aus (dazu habe ich letzte Woche schon geschrieben, als ich auf eigene Faust hier war), gehen dafür aber im Westen auf den Fischmarkt.

Zwischen allerhand Nüssen befindet sich ein Sack Bonbons
Komische Nüsse oben in der Mitte
Nudelhölzer
Ich und mein Holz
Viele Basecaps
Was für Lamas: Hüte
Viele Kochtöpfe
Schotthändler-Porn

Wir begegnen einem Wurf kleiner Kätzchen, die auf dem Suk spielen. Mir gelingt kein gutes Foto von ihnen.

Fischmarkt von Sfax
Fischmarkt

El Djem

Es ist schon halb drei, daher gehen wir etwas essen. Das Restaurant (hier übrigens oft „Resto“ genannt), das der Reiseleiter vorschlägt, hat zu, daher nehmen wir ein anderes.

Laden „EA GSM“
EA GSM: 3G und 4G gibt es nur als DLC. (Insiderwitz.)
Sandwitch-Laden
Die Sandhexe wohnt jetzt hier

So, genug davon. Kommen wir zum Thema: das Amphitheater.

Amphitheater von El Djem von innen
Amphitheater von innen
In den Katakomben unter dem Amphitheater von El Djem
In den Katakomben unter dem Amphitheater

Und so beende ich, da auch auf der Fahrt nach Sousse nichts mehr passiert, wir das Hotel schon beim letzten Mal hatten (aber ein anderes Zimmer, 1363) und morgen (4:45 Uhr Abreise) wohl auch nichts mehr passiert, die Tunesien-Blogserie mit zwei großartigen Fotos aus El Djem. Das zweite ist vielleicht das beste der Reise. Vielen Dank fürs Lesen, ich hoffe, ihr hattet Spaß, schreibt vielleicht einen Kommentar und schaut mal wieder rein. Ein Fazit noch zur Reise: Ich hatte mir mehr Tunesien und weniger Rom erhofft, da ich die Reise unternommen habe, da mir Marokko von der Kultur gut gefiel. Die Lage der Hotels war auch insgesamt sehr schlecht, sodass man nach der Rundreise nichts mehr machen konnte.

El Djem
El Djem vom Amphitheater aus (man beachte die seltsamen Wolken)
El Djem
El Djem vom Amphitheater aus


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