Corona Doch-Nicht-Zufallszahlen: Weihnachtsmarkt oder Ballermann?
Aber scheiß drauf, Weihnachtsmarkt ist nur einmal im Jahr / Ole, ole! Und schalalala!
Die Tagesschau schrieb am Donnerstag, dass Sachsen Ministerpräsident Kretschmer Weihnachtsmärkte verbieten möchte – die seien unverantwortbar:
Man kann sich doch nicht vorstellen, dass man auf dem Weihnachtsmarkt steht, Glühwein trinkt, und in den Krankenhäusern ist alles am Ende und man kämpft um die letzten Ressourcen
Söder forderte daraufhin eine bundeseinheitliche Regelung für Weihnachtsmärkte.
Unter diesen beiden Aussagen befindet sich in dem Artikel die Corona-Karte. Landesgrenzen sind eingezeichnet, aber komplett unnötig – sieben Länder sind von den anderen neun sofort zu unterscheiden. Ich stelle das mit folgender Grafik dar:
„Weihnachtsmärkte sind nicht der Ballermann auf Mallorca.“, meint der Präsident des Schaustellerverband. Sie gehörten zur Tradition. Ich weiß nicht, ob der Herr sich erdreistet, dem Saufen am Ballermann den Status einer Tradition abzusprechen. Aber wir schauen mal kurz auf die Insel:
Spanien veröffentlich – wie viele andere Länder, aber anders als Deutschland – lediglich eine 14-Tage-Inzidenz. (In der Statistik des ECDC ist Spanien das einzige Land, bei dem die 7-Tage-Statistik komplett fehlt.) Die beträgt auf den Balearen 103,2. Anhand eines leichten Anstiegs in den letzten zwei Wochen, würde ich die 7-Tage-Inzidenz auf knapp 60 schätzen. Die Impfquote beträgt 73,5% bei den Erstimpfungen und 72,2% bei den vollständigen. Im europäischen Spanien steigt die Impfquote von Ost nach West beträchtlich – und die 14-Tage-Inzidenz nimmt tendenziell ab. Am höchsten ist sie zwar in Navarra (158,35), das mittig im Norden liegt, am niedrigsten jedoch in Galizien (36,9) ganz im Westen mit der höchsten Impfquote (ca. 85% bei beidem). Bevor irgendwelche Leute anrufen, die kein Hochdeutsch können: Nein, ich hab bei den Inzidenzen keine Nullen vergessen.
Schauen wir uns das einfach mal auf europäischer Ebene (im EWR) an:
Wir sind gar nicht so weit weg. Mit etwas Disziplin könnte eine Impfquote von 70% schon ausreichen, ab 80% scheint die Pandemie größtenteils im Griff zu sein..
Daher lehne ich auch die Häme ab, die es auf Twitter gibt, die Impfungen hätten ja nichts gebracht, u.a. weil der dreimal geimpfte saarländische Innenminister Klaus Bouillon – der älteste Minister eines deutschen Bundeslandes – jetzt Corona hat. Man male sich mal aus, was passieren würde, würde der jetzt auch noch ins Gras beißen, dann wäre die Hölle los unter #ImpftEuchInsKnie.
Vom anderen (Corona-)politischen Lager wird angemerkt, dass eine Impfung ins Knie nicht sinnvoll sei. Es wurde auf Twitter auch kritisiert, dass in NRW Karneval gefeiert wurde. Man muss aber sagen, dass die Zahlen in NRW vergleichsweise niedrig sind und Karneval draußen war.
Die Impfskeptiker sagen nun, dass wir diesen November Impfstoffe haben – aber eine doppelt so hohe Inzidenz wie letztes Jahr um diese Zeit. Wir schauen nach: Nur in einigen Bundesländern wird die Inzidenz zwischen Geimpften und Ungeimpften getrennt, nämlich Baden-Württemberg und Bayern, von einigen anderen Ländern existieren Einzelwerte auf Nachfrage. Der Unterschied beträgt in Hamburg und Baden-Württemberg etwa Faktor 20, in Sachsen-Anhalt und Bayern etwa 10. Die Landesinzidenz der Geimpften ist in Hamburg bei 20, in BW und ST so zwischen 40 und 50 und in Bayern bei knapp 100. (Stand aller Werte in diesem Absatz: ST 03.11., Rest 10.11.)
Was ich auch nicht verstehe: Im Sommer sagten Politiker: Es wird sich praktisch jeder Ungeimpfte in diesem Herbst/Winter anstecken. Und jetzt ist man überrascht, dass es so kommt. Entsprechende Politiker sind höchstwahrscheinlich nur damit überfordert, das erste Mal die Wahrheit gesagt zu haben. #Neuland Der letzte absehbare Lockdown für Ungeimpfte ist der verzweifelte Versuch der Politik, dass man am Ende des Winters doch gelogen haben wird.
Oder man führt eine Impfpflicht ein. (Grüße nach Italien!) Als ich gerade auf Twitter gegangen bin und #MaiLab auf Platz 1 der Trends war, dachte ich mir: „Das Thema ist doch sicher Impfpflicht.“ Und bingo: „Impfpflicht ist OK“.
Inzwischen glaube ich schon, dass die doch noch kommt, wobei ich mir das mit der FDP weniger vorstellen kann. Langsam reicht es, dass irgendwelche Idioten unser Gesundheitssystem belasten, indem sie sich selbst anstecken und das dann weitergeben können. 2G soll gegenüber 3G-Plus nicht verhindern, dass Ungeimpfte Geimpfte anstecken sondern dass Geimpfte Ungeimpfte anstecken.
Von 2G-Plus halte ich wenig: Mit einem Antigentest, der insbesondere bei symptomlosen Personen schlecht funktioniert, wird’s kaum besser. Die Corona-Zweitimpfung hat eine Kollegin in meinem Alter ins Krankenhaus befördert – einen Monat später hatte sie Corona mit mittleren Symptomen und der Schnelltest war negativ. 2G-Plus mit PCR-Test dürfte es nicht geben – da kann ich auch gleich Privatinsolvenz anmelden.
Ab Mai möchte die EU übrigens, dass ein unabhängiges Labor feststellt, dass die in der EU verkauften Antigentests auch tatsächlich funktionieren. Das hat ja gedauert. Bereits von September bis April hat das PEI 122 Tests überprüft, von denen 26 nicht ausreichend funktioniert haben. Die, die funktioniert haben, wurden in vier Güteklassen eingeteilt, der im vorherigen Absatz beschriebene wird dort als 18 geführt und gehört zur zweitbesten Klasse. Am besten waren 77 und 84, während 99, 107 und 118 überhaupt nicht funktioniert haben.
Ursprünglich wollte ich noch ein paar niedersächische Landkreise vergleichen. Außer meinem eigenen (Verden) stellt aber kaum ein anderer Landkreis die Daten zur Verfügung. Bei den zehn niedersächsischen Landkreisen die ich geprüft habe, hatte ich spontan nur Harburg (Winsen/Luhe) gefunden, die eine Impfquote veröffentlichen.
Vermischtes geimpft, genesen, gefeiert
Während Joko und Klaas ihre Darmspiegelung im Fernsehen übertragen, fahre ich mit einem Kollegen nach Bremen und wir besuchen einige Weihnachtsmärkte – Südostdeutsche staunen
„Da steht: ‚Für alle, die am Abend eine Kulturveranstaltung in der Innenstadt besuchen.‘ Sind Weihnachtsmärkte eine Kulturveranstaltung?“, frage ich meinen Kollegen, als wir uns gestern im Parkhaus Am Dom in Bremen das Kulturparkticket XXL kaufen. „Zur Trinkkultur, ja“, meint er.
Warum XXL? Am Sonnabend habe ich 15 Monate nach Bestellung meinen e-up! in Wolfsburg abgeholt. Damit sind wir hergekommen und wollen ihn laden. Das geht nur auf den großen Parkplätzen im Untergeschoss, die etwas mehr kosten. Das Laden selber kostet nichts, aber es gibt nur zwei Stellplätze, von denen einer immerhin frei ist. Das Kulturticket ist eine Pauschale von 18:30 bis 00:00 und lohnt sich, wenn man relativ früh kommt und über 2:30 Stunden bleibt (ohne XXL-Parkplatz ab über 2 Stunden).
Bevor wir jetzt zum Weihnachtsmarkt kommen, noch kurz ein Blick auf die verschiedenen Bundesländer:
- BB: verboten – wer seinen Alkoholpegel in Gesellschaft steigern möchte, tut es einfach in den weiterhin geöffneten Klubs und Diskotheken
- BE: Maskenpflicht
- BW: 2G-Plus
- BY: verboten
- HB: Maskenpflicht; 2G für Gastronomie und Karussells (bis zum Vortag galt jeweils 3G)
- HE: 2G für Gastronomie; Maskenpflicht nur wo es eng wird
- HH: 2G; einige Märkte haben einen 3G-Bereich für Kunsthandwerker
- MV: 2G
- NI: derzeit 2G und Maskenpflicht, in Kürze 2G-Plus
- NW: 2G
- RP: de jure: keine Einschränkungen; de facto: je nach Kommune Abstandspflicht bis 2G
- SH: 2G
- SL: wahlweise 3G oder Maskenpflicht
- SN: verboten
- ST: 3G
- TH: verboten
Alles klar. Dann haben wir’s ja jetzt mit den Formalia.
Bremer Weihnachtsmarkt
Direkt am Parkhaus beginnt auch schon der Bremer Weihnachtsmarkt. Es gibt 56 Kunsthandwerker, 4 Fahrgeschäfte, 23 Süßwarenstände und 44 Imbissbetriebe.
Auffällig ist: Es ist komplett ruhig. Nirgendwo läuft Musik. Als wir den Weihnachtsmarkt verlassen, läuft dann aber an einem zweistöckigen Karussell leise Musik.
So, jetzt aber mit Mopsgeschwindigkeit zum Schlachtezauber.
Schlachtezauber
Wir gehen nochmal über den eigentlichen Weihnachtsmarkt und dann die Sögestraße entlang. An deren Ostende steht der Schweinehirte. „Die werden Weihnachten wohl überleben“, sage ich bezüglich der dortigen Schweineskultur, und mein Kollege meint: „Die werden erst geschlachtet, wenn es Materialmangel gibt.“
Da in unserem Parkticket eine Fahrkarte dabei ist, fahren wir in Richtung Findorff, wo der nächste Weihnachtsmarkt ist. Das Ticket gilt nicht ganz bis Findorff, aber ohnehin fallen gleich zwei Busse hintereinander bis zur letzten Haltestelle aus. Also laufen wir ein etwas größeres Stück.
Findorffer Winterdorf
Ich kaufe eine Bratwurst. Mein Kollege möchte Poffertjes kaufen, allerdings vergessen wir beide, dass die beiden von uns schon besuchten Weihnachtsmärkte um 20:30 geschlossen haben.
Wir gehen dann zurück zum Parkhaus. Das Auto ist auf 80% geladen und hat dabei 20 kWh Strom gezogen. Gegenwert etwa 5 Euro. Als ich zu Hause bin, ist noch mehr Strom in der Batterie, als zu dem Zeitpunkt, als war losgefahren sind – obwohl ich in Bremen an den Ampeln einem Taxi zeige, wer hier schneller beschleunigt und die Maximalgeschwindigkeit von 130 auf der Autobahn ausfahre.
Effektiv unter 7 Euro für zwei Personen ist deutlich günstiger als mit dem Zug für 22 Euro.
Mit dem Auto bin ich sehr zufrieden. Auch wenn mich Leute belächeln, dass ich mit 1,94 ein so kleines Auto fahre – das reicht mir völlig! Ich habe nie eine Probefahrt gemacht, habe aber in einem normalen up! bei einem lokalen Händler gesessen – der mir den e-up! nicht verkaufen wollte –, und festgestellt, dass ich problemlos rein passe. Daher habe ich ihn über All People's League im Internet gekauft.