Neuseeland Tag 1 bis 3: Hamburg, Dubai, Auckland - Südsee statt Nordsee
Aber irgendwo muss man immer Abstriche machen
19-mal bin ich letztes Jahr geflogen. Ganz schön viel. Greta würde mich hassen. Ein Kollege hat über seinen Auspuff „Fak ju Greta“ geschrieben. Etwas darüber klebt das Firmenlogo. Beides finde ich unangemessen. Man sollte lieber Greta zu Ehren was nach ihr benennen. Zum Beispiel einen Flughafen. Als ich das meiner Abteilung vorgeschlagen habe, haben wir uns festgelegt, dass der Flughafen Berlin-Brandenburg am besten geeignet ist, weil der Flugverkehr dort sehr umweltfreundlich ist. Und meine Abteilung hat Erfahrung mit Fliegen. (Insiderwitz)
Und auch dieses Jahr geht es wieder weit weg. Neuseeland. Los geht's in Hamburg. Der Anschlussflug von Dubai nach Auckland ist einer der längsten der Welt mit 14.216km Orthodrome (ich fand „Luftlinie“ hier mehrdeutig). Nennenswert länger ist nur der Flug von Singapur nach Newark mit 15.354km.
Im Hauptbahnhof gehe ich noch schnell zu Rossmann. Problem: Kreditkarte gesperrt. Richtig schlechtes Timing. Erstmal da anrufen. Im Ausland ohne Kreditkarte ist ganz schön blöd. Sie haben mich gesperrt wegen drei Buchungen: Eine Buchung bei TripAdvisor für die Kayaktour morgen, ein Centbetrag für ein Kabel bei AliExpress und 10 Dollar für Stardew Valley bei Humble Bundle. Gut, wird wieder entsperrt.
Zwischenzeitlich habe ich mein Gepäck aufgegeben. Emirates hat das Gewicht meines Handgepäcks kontrolliert und es war zu viel. Also alle Objektive aufgeben. 7kg auf maximal ein Teil. Danke für nichts. Zum Vergleich: Billigflieger Eurowings hat 8kg plus einen Laptop oder ähnliches. British Airways hat 23kg. Ryanair hat unbegrenzt, aber zu kleine Maße, um eine Palette Ziegelsteine mitzunehmen. Nur leider fliegen die alle nicht so weit. Muss man mit leben.
Die Sicherheitskontrolle ist ziemlich leer, aber es werden Abstriche von meinem Laptop genommen.
Das Flugzeug muss enteist werden. Da merk ich schon: Südsee statt Nordsee war die richtige Wahl.
Ich habe in den letzten Tagen meinen Tagesrhythmus in das zu erwartende Jetlag angepasst. Ohnehin notwendige und nur abends durchführbare Wartungsarbeiten in der Firma kamen da gerade richtig. Ich schlafe auf dem Zubringer nach Dubai 21.00 bis 3.15 deutscher Zeit) daher nicht, sondern gucke Bundesliga, Alita: Battle Angel (ein Actionfilm von 26th Century Fox) und die Australian Open.
Am Flughafen in Dubai steht erstmal eine Sicherheitskontrolle an. Man traut den anderen Flughäfen wohl nicht. Danach gehe ich, um Probleme wie beim letzten Mal zu vermeiden, gleich nach Ankunft zum Gate B13, das aber sogleich geändert wird. Am neuen Gate B32 gibt es noch einen Zwischenbereich. Auf den 10 Meter langen Gang dorthin stehen 4 Leute, die meine Bordkarte sehen wollen. Wie frustrierend das sein muss, wenn du was machst und drei Leute das nochmal machen. Der vierte macht zusätzlich von meiner Jacke, meinem Handy und meinem Laptop Abstriche. Das muss irgendein neuer Trend sein, dass das jetzt gemacht wurde und vorher nie.
In schlafe oder döse praktisch den gesamten Flug nach Auckland, der pünktlich gegen 7 deutscher Zeit (10 Uhr Ortszeit) abhebt. Das ist auch nötig, anschließend sind nämlich 10km Kajak angesagt.
Am Flughafen wird man wie in Australien zum Gepäck befragt, anschließend muss es zum Röntgen. Überall hängen Poster, dass man Wanzen, die man tötet, fotografieren und die Bilder einsenden soll. Mit den Viechern haben wir in der Firma ebenfalls Erfahrung.
Neuseeland Abend 3: Auckland, Rangitoto Island, Auckland – Blutiger Himmel
Falls man nach einem der längsten Flüge der Welt noch nicht fertig genug ist: Eine 10km-Kajaktour nach Rangitoto Island hilft besser als Schlafmittel und hat keine Nebenwirkungen. Zumindest keine negativen.
Auckland ist vor Baumaßnahmen, vor allem für eine Straßenbahn. Der ganze Hafen ist eine Großbaustelle. Umso glücklicher bin ich, als am Sammelpunkt das Fahrzeug von Auckland Sea Kayaks auftaucht, das die Gäste aus dem Zentrum von Auckland nach St Heliers bringt, wo die Tour startet, deren Ziel die von dort 5km entfernte Insel Rangitoto („Blutiger Himmel“) ist. Wenn das Wetter mitspielt, ist der Himmel vielleicht bei Sonnenuntergang blutrot?
Auf der Insel Rangitoto befinden sich Hütten (Bach) aus den 30ern, die Leute errichteten, die den Neuseeländischen Traum (Kiwi Dream) verfolgten: Boat, Bach, Beamer (sinngemäß Boot, Bude, BMW; Bach meint aber eher Wochenendhäuschen). Die werden jetzt aber beim Tod des Eigentümers abgerissen oder für gemeinnützige Zwecke genutzt, da sie zwischenzeitlich für illegal erklärt wurden.
Bald nach der Ankunft grillen wir. Steaks, Brot, Tomaten-Relish, gemischter Salat, Blattsalate und eine Art Salat aus Reis, Rosinen, roten Bohnen (?) süßem Senf und Mohn. Schmeckt interessant und gut.
Nachdem der Vulkan auf White Island am 9. Dezember 2019 ausgebrochen ist, haben einige Zeit lang die Leute die Tour nicht mehr gebucht, weil acuh Rangitoto ein Vulkan ist. Die Tour heute ist fast ausgebucht. Von 10 Plätzen sind 9 belegt. Plus einen Führer macht das 5 Kajaks.
Der Vulkan hier auf Rangitoto ist zuletzt vor 600 Jahren ausgebrochen. Der Typ, dessen Fußabdruck in der Lava Grundlage der Datierung ist, tut mir leid. Die Vegetation ist seit etwa 200 Jahren hier.
„Der Weg zu den Lavahöhlen ist aus irgendeinem Grund gesperrt“, sagt der Guide und verweist auf einen Wegweiser, an dem wir vorbeikommen und bei dem dieses Schild überklebt wurde. Zwei Mädels kriegen einen Lachflash, den sie mir nicht erklären können...
Die Insel wurde lange Zeit militärisch genutzt und war für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Einige Gebäude zeugen noch heute davon.
Nahe des Anlegers gibt es auch eine leere Fläche auf der ansonsten sehr stark bewachsenen Insel. Die meisten Pflanzen hier sind Kanuka und Manuka.
Auf dem Gipfel kurz ein paar Fotos von Auckland bei Sonnenuntergang gemacht, dann geht es im Dunklen runter zu den Booten und zurück nach Auckland. Fotos von der nächtlichen Skyline machen geht nicht (keine Zeit), auch das Feuerwerk zum Stadtgeburtstag kann man beim Paddeln nicht genießen. Das finde ich an der sonst interessanten Tour schade.
Im Hotel falle ich hundemüde ins Bett.
Neuseeland Tag 4: Auckland, Paihia, Russell, Paihia, Auckland - Erwartungen
Ein Besuch der Bay of Islands und ihren 144 Inseln
Ich hätte jetzt ja erwartet, dass mein Bizeps brennt wie ein australisches Buschfeuer. Tut er aber nicht.
Und ich hätte auch erwartet, dass ich nicht bereits nach 5 Stunden Schlaf aufwache.
Nachdem ich gestern die Frühstückszeiten des Hotels erfahren habe, habe ich versucht, meine Hotelabholung für die Tour heute zu stornieren, da man für den ca. 200 Meter langen Transfer eine Stunde früher bereit sein muss und das genau dann, wenn das Frühstück beginnt (6.30). So spät hätte ich nicht erwartet. Da ich keine Antwort erhalten habe, schaue ich beim Frühstück immer nervös rüber zum Eingang, ob jemand auf mich wartet, um demjenigen zu erzählen, dass ich zu Fuß laufe. Die im Restaurant haben sich sicher gefragt, warum einer mit dem Frühstücksteller aus dem Restaurant läuft...
Immerhin klappt das dann alles und um kurz vor 07:30 geht es los nach Paihia zur Bay of Islands. Ein Tag reicht da eigentlich bei weitem nicht, aber es hat bei mir nicht anders gepasst.
Der Bus ist ein Ersatzbus und hat kein WLAN. Egal, man kann auch dem Fahrer zuhören, der die ganze Fahrt von rund 3,5 Stunden etwas erzählt. Hier ein paar Sachen:
Die unteren Bereiche von Auckland sind durch Landgewinnung entstanden.
Auckland hat auch eine Brücke im Hafen, aber die der in Sydney ähnlich ist, aber etwas kürzer. „Ökonomischer“, nennt der Fahrer das. Er hat optisch etwas Ähnlichkeit mit Donald Trump, aber längere Haare und falsche Fingernägel in rosa. Zurück zur Brücke: Ursprünglich hatte sie nur halb so viele Spuren (4) wie jetzt (8), aber schon 5 Jahre nach Eröffnung war sie überlastet. Sehr junge Ingenieure (sie sollen 19 und 22 gewesen sein) der japanischen Firma Nippon haben auf jeder Seite je zweitere weitere Spuren angefügt, die hier als Nippon Clip-ons bezeichnet werden.
Probleme von Auckland sind Hauspreise und Verkehr, heute ist ein gesetzlicher Feiertag in dieser Region (Aucklands Stadtgründung) und deshalb ist es sehr leer auf den Straßen. Die Entwickler von Tom Tom sagen, es sei eine der 25 verstopften Städte der Welt.
Die Finanzierung des Straßenbaus, was bei dünn besiedelten Ländern immer ein Problem ist, erfolgt durch Abgaben auf Benzin (ca. 0,57 NZD), Dieselfahrzeuge müssen eine RUC-Plakette (Road User Charge) haben, dafür ist Diesel entsprechend billiger.
Wir kommen immer wieder an Schildern vorbei, die auf den Ort Whangarei verweisen. Als die Briten den Maori, deren Sprache bis dato keine Schriftform hatte, das Schreiben beigebracht haben, haben sie das lateinische Alphabet auf 18 Buchstaben reduziert. Das F gehört nicht dazu, obwohl der Laut häufig vorkommt. Er wird daher WH geschrieben.
Tourismus ist das wichtigste Segment der Wirtschaft hier. Dann kommen Milch (deren Produkte zum Großteil exportiert werden) und Technologie/Bildung (zählt als eins).
Wir machen einen außerplanmäßigen Halt im Parry Kauri Park in Warkworth. Der Neuseeländische Kauri-Baum ist ein Nadelbaum, dessen Rinde sich anfühlen soll wie Beton, aber man darf sie nicht berühren, da Menschen einen unheilbaren Parasiten auf die Bäume übertragen kann.
Im Ort gibt es zeitweise viele Enten, v.a. Stockenten, die das Wahrzeichen des Ortes sind. Kurz vor unserem Ziel stehen in einer anderen Ortschaft übrigens Warnschilder, wie wir sie bei uns vor Wild und Viehtrieb haben, nur eben vor Enten.
In Wellsford stehen Tierfiguren aus Metall an der Straße in Originalgröße. Dargestellt sind verschiedene Nutztiere, vom Rind bis zum Lama.
Wir machen um 9 Uhr halt an einem Café, zu dem ein deutsches Restaurant gehört. Entgegen des Aushangs hat es noch nicht offen. Das sind aber keine deutschen Tugenden.
Wir erreichen unser Ziel im 11.23, um 11.29 habe ich die Gutscheine für die inkludierten Aktivitäten vom Fahrer erhalten. Um 11.30 (stündlich um halb) geht die Fähre nach Russell. Passt also.
Das Ticket für die stündliche einstündige Mini-Tour durch Russell ist auf 14 Uhr ausgestellt, das war erst nach Abschluss der Buchung des Pakets in der Buchungsbestätigung ersichtlich. Ich tausche es deshalb problem- und kostenlos gegen eins für die Tour um 12 Uhr um, die kurz darauf auch startet. Die Mini-Tour findet mit einem Minibus statt. Manchmal fahren sie auch mit zwei Bussen, so wie bei der Tour davor. Der Busfahrer ist überrascht, dass er die Tour fährt, deshalb müssen wir zu ihm, damit ihm seine Frau sein Lunchpaket geben kann. Gut, nun aber zur Tour:
Russell-Mini-Tour
Russell war mal 18 Monate Hauptstadt und auch mal eine ganze Zeit lang als "das Höllenloch des Pazifiks" bekannt, da es eine Strafkolonie war und es dort Bordellen und Hinrichtungen gab.
Es wird viel gebaut und umgebaut. Vor wenigen Jahren hat die älteste Tankstelle Neuseelands dichtgemacht und wird jetzt umgewidmet. Die älteste Kirche Neuseelands, Christ Church, steht aber noch hier.
Wir fahren an den Luxusapartments Eagles Nest vorbei zum Ende der Landzunge, auf der Russell liegt. Der Punkt heißt Tapeka Point. Da Russell überwiegend per Fähre erreicht wird und es sogar eine Autofähre gibt, denken viele, Russell läge auf einer Insel. Es gibt jedoch eine sehr schlechte Straße dorthin. Eine richtige Wasserversorgung hingegen gibt es nicht.
Wir fahren rauf zum Flagstaff Hill (Te Maiki). Die namensgebende Flagge (Union Jack) wurde in der Geschichte vom rabiaten Maori Hone Heke, der auch fast den ganzen Ort abgefackelt hat (mit Ausnahme u.a. der bereits erwähnten Kirche), mehrfach zu Fall gebracht. Heute ist das Ding aus Stahl und es hängt keine Flagge dran. Maori hassen diesen Trick.
-Wir fahren zum Strand. Dabei passieren wir Seniorenwohnungen, die einen Architekturpreis gewinnen haben. Der Friedhof ist praktischerweise direkt daneben. Genau mein Humor. Neuseeländer bauen nicht nur Brücken effizient, auch Friedhöfe.
Nach der Tour geht es zurück nach Paihia. In der Bucht liegen die Kreuzfahrtschiffe Viking Sun und Radiance of the Seas.
Ich buche mir eine Delfintour, um neben den Meeressäugern auch etwas von den 144 Inseln (zzgl. vielen Felsen) zu sehen.
Delfin- und Loch-im-Fels-Tour
Highlight der Tour ist, sofern das Wetter mitspielt, die Durchquerung des Hole in the Rock (Loch im Fels). Es ist 23 hoch, 11 tief, 90 lang, 22 breit. In 30% der Fahrten kann das Boot das Loch passieren, wir machen das.
Die Erwartungen der Passagiere, Delfine zu sehen, erfüllt sich hingegen nicht. Wer will, bekommt einen lebenslang gültigen Gutschein, der an den Nachnamen gebunden ist. Ich hole ihn mir auch, aber nur zum Einrahmen.
Dann geht es auch sofort in den Bus und zurück nach Auckland, damit wir zur Hinrichtung jetzt auch die Rückrichtung haben.
Ab morgen startet dann das Programm der Rundreise Abenteuer am schönsten Ende der Welt, was bis Tag 21 geht. Tag 22 bis 24 sowie zwischendurch ein Tag in Queenstown sind wieder selbstorganisiert.
Neuseeland Vormittag 5: Auckland – Stadt der Segel und Vulkane
Eine Stadt auf einem Vulkanfeld gründen? Was soll schon schief gehen?
Gestern Abend hatte ich bei meinem Eintreffen im Hotel um 20:45 einen Zettel auf dem Zimmer, dass die Gruppe im Elliott Stables zu Abend isst. Ich habe überlegt, ob ich da hin gehe, aber in der Bay of Islands ist mir mein Hut weggeflogen, wodurch ich einen doch recht beachtlichen Sonnenbrand auf der Stirn habe, der mir peinlich ist.
Die Gruppe treffe ich deshalb heute gegen zwanzig vor neun das erste Mal. Es stellt sich heraus, dass sie das Abendessen wegen Müdigkeit um 19 Uhr beendet haben.
Mt Eden
Heute steht unsere Stadtrundfahrt durch Auckland an. Erster Halt ist auf dem Mount Eden. Ich bilde mit zwei anderen die Sony-FE-Fraktion zum Austausch von Objektiven, Zubehör und Erfahrungen.
Mount Eden ist einer von 53 Vulkanen in Auckland. Auf dem jüngsten war ich vorgestern schon.
Es gab mal für jeden das Recht auf ca. 1.000 Quadratmeter Wohnraum. Das wurde später geviertelt, aber erklärt dennoch, warum Auckland nur sehr wenige Hochhäuser hat (die sind alle auf dem ersten Bild in diesem Beitrag zu sehen). Und es erklärt die große Ausdehnung und damit katastrophale Verkehrssituation. Die Bevölkerungsdichte der Stadt selber beträgt nur etwa 1400 E/km²; Berlin und München kommen auf jeweils das Dreifache und selbst das Flächenland NRW kommt auf 2/5. Wie man Stadt mit dritthöchster Lebensqualität sein kann, wenn man für Wege innerhalb der Stadt mehrere Stunden brauchen kann, erschließt sich mir nicht.
Rund 23% der Einwohner von Auckland sind Chinesen, die vor allem wegen der Bildung hier sind, die Ausländer aber doppelt so viel wie Neuseeländer kostet. Auckland ist auch auf chinesische Touristen ausgelegt, wie die Schilder am Flughafen und das Büffet im Hotel zeigen. Übel Blatnudeln zum Flühstück wülde ich mich abel auch nicht beschwelen.
Auckland Domain Wintergarden
Die Auckland Domain ist ein Park. Dort befinden sich zwei Gewächshäuser, ein tropisches und ein mehr oder weniger gemäßigtes.
Ich lasse die Sony-FE-Fraktion mal meinen Zwischenring ausprobieren. Ein Zwischenring ist einfach ein Ring zwischen Objektiv und Kamera, der zu einer deutlich niedrigen Naheinstellgrenze (und Vignettierung) führt. Klingt komisch, da er keine optischen Elemente enthält. Mit einem Zwischenring lassen sich interessante Bilder erstellen.
St Mary’s
St Mary’s ist eine Holzkirche, die 1982 auf das Grundstück der Heilige-Dreifaltigkeit-Kathedrale direkt gegenüber auf der anderen Straßenseite versetzt wurde, um das ehemalige Grundstück zu verkaufen. Von der Versetzung befinden sich sechs Fotos im Eingangsbeich der Kirche.
Anschließend werden wir beim Fährhafen rausgelassen, da wir dort Aktivitäten machen wollen.
Neuseeland Nachmittag 5: Auckland, Waiheke Island – Kiwischer Wein
Oder doch nur ’ne Cola? Oder Kartoffelchips aus dem Supermarkt?
Eigentlich hatte ich vor, im Falle einer Ankunft vor 12:30 eine Waitakere-Gebirge-Tour an die Westküste zu machen. Da das Wetter aber gerade schlechter wird und die Westküste erheblich mehr Niederschlag abbekommt, schließe ich mich dem Großteil der Gruppe an, die zur Insel Waiheke aufbricht. Die Fähre und der Hop-on-hop-off-Bus kosten zusammen 68 NZD.
Am Anleger kann man Eis kaufen. Eine Kugel kostet 5 NZD. „Warum sind die Neuseeländer eigentlich nicht alle total dünn, so teuer wie hier das Essen ist“, fragt jemand aus der Gruppe.
Waiheke ist eigentlich für nichts anderes bekannt als Weinbau. Daher stellt sich für mich die Frage, ob auch ich da glücklich werde, da ich keinen Alkohol trinke. Die Insel hat um die 9.500 feste Einwohner und an Wochenenden in der Hauptsaison mit gutem Wetter knapp so viele Gäste. Sie ist ganz normaler Teil des Stadtgebiets von Auckland und soll ein zwei bis drei Grad wärmeres Klima haben.
Während der Überfahrt regnet es mal kurz und bei unserer Ankunft ist das Wetter immer noch sehr grau, daher fahren wir erst mal mit dem Bus ans andere Ende der Insel, was eine halbe Stunde dauert. Dort, in Onetangi, befindet sich ein Strand. Also mal die Füße in die Südsee (den Pazifik) stecken und Austernfischer fotografieren.
Strand von Onetangi
Rund die Hälfte der Gruppe fährt wie ich nach einer Stunde weiter, die anderen bleiben noch in einem Restaurant am Strand.
Tantalus Estate & Alibi Brewing Co.
Mit den vielen Weingütern ist eine Weinverkostung die typische Aktivität hier auf Waiheke Island. „Ist nehm ’nen Traubensaft, sage ich. Oder ich geh auf’s Weingut und bestell ’ne Cola.”, fügt ich scherzhaft hinzu, nicht wissend, dass es hier keinen Traubensaft gibt und ich tatsächlich eine Cola bestellen muss. Ein Bier wäre auch gegangen, ich hätte dann ein Alibi gehabt.
Zwei aus der Gruppe haben ihre Ausweise vergessen und dürfen somit nicht an der Verkostung teilnehmen. Auch Scans werden hier nicht akzeptiert.
Anschließend schauen wir uns den Weinberg noch etwas an. Mitten auf dem Weinberg steht ein Airbus H130.
Zwei andere und ich nehmen einen Rückweg durch die Gärten des Anwesens. Eine Frau gärtnert gerade. Ich frage sie, wem der Hubschrauber gehört. Einem Steinbruchbesitzer von der Coromandel-Halbinsel, sagt sie. Wenn der Wein trinken möchte, fliegt ihn sein Sohn hierher, der ist nämlich Pilot und der Steinbruchbesitzer kann was trinken. Für den Piloten bleibt somit wie für mich wohl auch nur ’ne Cola...
Gegenüber des Weinguts direkt neben der Bushaltestelle befindet sich das Freilichtmuseum von Waiheke. Das hat mittwochs, sonnabends sowie sonn- und feiertags von 11 bis 15 Uhr geöffnet. Genau meine Arbeitszeiten. Der Bus bringt uns zurück zum Hafen in Mataitai.
Mit dem Schiff fahren wir zurück nach Auckland. Ich bin am Fährterminal total irritiert wegen der dortigen Zeitangaben im 24-Stunden-Format. So irritiert, dass ich den Typen am Anleger frage, ob die gerade angekommene Fähre um „18 o’clock“ wieder zurückfährt, was grammatikalisch falsch sein dürfte.
Es regnet aber nur ein paar Minuten, während wir noch auf dem Schiff sind, und wir kommen mit drei Leuten, die heute eine Segeltour gemacht haben, nahezu trocken zu Dr Rudi’s Restaurant. Hier ist die Ausweiskontrolle direkt am Eingang, weil man sich wohl die Ausweiskontrollen bei den einzelnen Bestellungen sparen will. Außerdem hat das Restaurant ein selbst festgelegtes Mindestalter von 22 (statt 18) Jahren.
Enttäuscht laufen wir weiter und setzen uns einfach woanders in ein Restaurant. Dort werden wir nicht kontrolliert. Man soll ja nicht petzen, aber das hier ist nicht petzen sondern Kunst:
Ich bin verwirrt und bestelle etwas, was sich als ganz normale Kartoffelchips (kalt) mit Dip herausstellt.
Um 21 Uhr gehen wir dann so langsam bezahlen. „No ID, no service, no exceptions“ steht an der Kasse. Ups.
Also ab zurück ins Hotel.
Neuseeland Tag 6: Auckland, Tairua, Hahei, Hot Water Beach, Tairua – Strand und Leute
Wir schauen uns die Strände der Coromandel-Halbinsel an
Heute mal ein bisschen weniger Text. Zumindest habe ich mir unterwegs keine Notizen gemacht und muss das hier aus dem Kopf schreiben.
Um 9 Uhr brechen wir in Auckland auf und fahren auf die Coromandel-Halbinsel, ein typisches Naherholungsgebiet für Aucklander. Aucklander mag übrigens außerhalb Aucklands keiner. JAFA nennt man sie, just another fucking aucklander, was die Aucklander dann zu just another fantastic aucklander abgewandelt haben. Fantastisch.
Während der Fahrt findet unsere Vorstellungsrunde statt. Ungewöhnlich für Marco-Polo-Reisen ist der hohe Anteil Norddeutscher. Normalerweise die letzten beiden Male war ich allein und auch die Reiseleiterin sagt, dass es auf ihrer letzten Reise keine gab.
Wir halten kurz an unserem späteren Hotel. Während die Reiseleiterin Vera, die im Mittelmeer eine Yacht gekauft hat und damit eine Weltreise machen will, uns im Hotel fünf Schaufeln organisiert, machen wir den Spielplatz gegenüber unsicher. Ich fotografiere eine junge Rotschnabelmöwe.
Dann geht es weiter zum Mittagessen in Hahei.
Mit dem Mittagessen gehen wir zum Strand, um es dort zu essen. Mit den vielen bewachsenen Felsen im Meer fühlen sich einige an Thailand erinnert. Dazu später mehr.
Nächster Halt ist Cathedral Cove. Vom Parkplatz aus hat man aber bereits einen tollen Blick über die Bucht:
Um zur richtigen Cathedral Cove zu kommen, muss man einen inzwischen wenigstens asphaltierten, aber immer noch sehr hügeligen Weg von ich schätze mal knapp 2 Kilometern laufen. Dieser führt einen abwechselnd durch offene Landschaften und Urwald aus größtenteils dem Nationalsymbol Silberfarn (Baumfarn).
Die Cathedral Cove und ihre namensgebende Cathedral Cave ist wirklich schön. Die beiden Felsnadeln Te Hoho Rock und Smiling Sphinx Rock sind sehr markant.
Unterwegs gibt es noch zwei weitere Buchten: Den Sandstrand Stingray Bay (auch Stingray Beach) und den Steinstrand Gemstone Bay. Letzterer soll ein toller Ort zum Schnorcheln sein, leider ist dazu keine Zeit.
Anschließend fahren wir zum Hot Water Beach. An dem Strand gibt es zwei Punkte von wenigen Metern Durchmesser, an denen bis zu gut 60 Grad heißes Wasser austritt, wenn man buddelt. Es stammt aus 2km Tiefe, wo es 170 Grad heiß ist. Ziel am Strand ist es, Löcher von richtiger Tiefe und richtiger Entfernung zum heißestens Punkt zu bauen, dass man in warmem, aber nicht zu heißen Wasser sitzt. Das klappt nur bei Ebbe, sonst sind die Punkte unter der Meerwasseroberfläche.
Nach anderthalb Stunden Spielen im Sand geht es zum Hotel.
Unser heutiges Hotel ist ein Resort mit Hütten, die auch eine Küche haben. Erst überlege ich, ob ich für die ganze Gruppe was kochen sollte. Ich aber erst mal gucken, ob ich einen Herd habe. Habe ich offenbar nicht.
Hätte sich das erledigt. Ich kaufe mir im Supermarkt ein Salat-Kit. Für um die 4 Euro bekommt man Salat, Croutons, Käse und Soße. Genug um eine Person satt zu bekommen. Das schmeckt auch erstaunlich gut. Beim Zubereiten fällt mir auf, dass sich ein Zweiplattenkochfeld im Schrank befindet.
Anders als bei unserer Ankunft ist jetzt Ebbe in der angrenzenden Lagune. Neben den allgegenwärtigen Rotschnabelmöwen gibt es einzelne Kräuselscharben und Weißwangenreiher.
Morgen geht es übrigens zuerst nach Hobbiton und dann übernachten wir bei einem Maoristamm. Da es da wohl kein Internet gibt, gibt es morgen keinen tagesaktuellen Blogpost.
Neuseeland Morgen 7 – Tairua: Der vergessliche Häuptling (Teil 1)
Ein morgendlicher Aufstieg auf Te Paku
Da ich mir selbst etwas zu essen gemacht habe, war ich nicht während des Essens mit den meisten anderen im Restaurant flock direkt neben dem Hotel.
Später (nach dem vorherigen Blogpost) besuche ich die anderen aber dann doch. Sie haben mehr oder weniger im Alleingang festgelegt, dass ich morgen Häuptling sein und für die Gruppe sprechen muss darf.
Neben dem Häuptling muss auch die Gruppe sich als würdig erweisen: Mit einem Lied. Die letzte Gruppe hatte den Song der Gummi-Bären-Bande. Ich hatte spontan Helene Fischer oder Modern Talking vorgeschlagen, bin inzwischen aber für Ein Komplement.
Auch als sich sechs von uns um 05:30 vorm Hotel treffen und zum Paku Summit, ist die Song-Frage immer noch nicht geklärt und wird weiter diskutiert. Als plötzlich ein Stern direkt über Te Paku steht, ist auch noch ein anderes Lied denkbar: Stern über Betlehem?
Dann fällt mir auf, dass ich mein Handy verloren habe, muss also nochmal ein ganzes Stück zurück laufen. So wirklich spektakulär ist das Sonnenaufgang an sich auch nicht.
Dann geht’s auch schon wieder runter ins Hotel: Frühstück, Packen (da die nächste Nacht nur mit Rucksack betritten wird) und sich fertig machen.
Neuseeland Vormittag 7: Tairua, Waihi, Paeroa, Matamata – Der vergessliche Häuptling (Teil 2)
Bronze, Silber und Gold hab ich nie gewollt, ich will nur eins, nur eins, L&P allein
Wir fahren zur Martha-Goldmine in Waihi. Durch die Trockenheit das Gras ganz braun geworden und auch die Kühe sind schon braun.
Martha-Mine
Die Martha-Mine hat zwar deutlich mehr Silber als Gold abgebaut, wird aber dennoch Goldmine genannt.
Die Mine, die auf einen Goldfund von 1878 zurückgeht, arbeiteten 1909 die Höchstzahl von 1.500 Arbeitern. 1952 wurde sie geschlossen udn 1987 wieder eröffnet, wodurch das heutige Loch entstand. 380 Menschen arbeiten heute in der Mine.
Und der Häuptling von heute Abend vergisst im Eisladen (der sehr günstiges Eis anbietet, günstiger als in Deutschland) seine Sonnenbrille. Das fällt mir früh genug auf, eine Ehrenrunde ist trotzdem nötig. Als ich die Sonnebrille aus dem Laden hole, verliere ich dann mein Portmonee.
(Lemon &) Paeroa
Paeroa ist bekannt für das Getränk Lemon & Paeroa. Ich hatte es nach der Bay-of-Islands-Tour bei meinem Abendessen bei Subway und es war furchtbar.
Nachdem wir ein Gruppenfoto vor der Flasche gemacht haben, bekommen wir das Getränk zu probieren. Da schmeckt es mir gut. Es ist im Prinzip Zitronen-Eistee mit Kohlensäure und wird heute von Coca-Cola hergestellt.
Das bringt uns vielleicht dazu, mal über neuseeländisches Essen zu sprechen.
- L&P
- Pie (Gefüllter Blätterteig; in den Sorten Mince & Cheese, Steak & Kidney)
- Fish & Chips
- Kumara (Süßkartoffeln)
- Marmite (neuseeländisches Vegemite, also Brotaufstrich aus größtenteils Geschmacksverstärkern; die Fabrik ist beim Erdbeben in Christchurch zerstört worden, da gab’s eine mittelgroße Krise im Land)
Neuseeland Nachmittag 7: Matamata – Der Herr der Hobbit-Höhlen
I’m going on adventure!
Heute steht der Besuch in Hobbingen (Hobbiton) an. Das hat ein bisschen was extra gekostet, daher machen nur 18 mit.
Auf der Suche nach Locations für die Filme sind die Scouts aus der Luft auf die Farm der Familie Alexander gestoßen. Als sie die vom Boden aus anschauen wollten, klingelten sie bei der Familie, mussten aber noch warten, bis die ihr Rugby-Spiel bis zur Halbzeit geschaut hatten, bis sie sich alleine auf der Farm umsehen durften. Man muss halt Prioritäten setzen.
Noch bevor der Famlilie erzählt wurde, worum es eigentlich ging, mussten sie eine Verschwiegenheitserklärung unterschreiben. Dann wurde ein 12.500 Acre großer Bereich umgebaut – ein nur kleiner Bereich der Farm, die heute 300 Kühe und 13.000 Schafe beheimatet.
Nach dem Dreh des ersten Films wurde das Set auf Wunsch der Produktionsfirma abgerissen, das nur aus Pappmaschee und anderen einfachen Materialien bestand. Auch der Baum auf Bilbos Höhle (Bag'End), der aus Matamata herangeschafft und mit 200.000 künstlichen Blättern aus der Republik China versehen wurde, wurde entfernt.
Später wurde das ganze Set dann in der heutigen, permanenten Version aufgebaut. Besagter Baum ist jetzt künstlich und die einzige künstliche Pflanze auf dem Set.
Für den Letzten Hobbit wurde noch eine Erweiterung mit 5 Höhlen gebaut, die jedoch nur 5 Sekunden im Film vorkommen.
Viel Arbeit für wenig Screentime? Das geht auch schlimmer: Die Buchvorlage wollte einen Pflaumenbaum, leider kann man da schlecht drunter liegen. Also wurde ein Apfelbaum genommen, entlaubt und von Filmstudenten – es arbeiten hier heutige übrigens praktisch nur Work-and-Travel-Teilnehmer – mit Pflaumen und Pflaumenbaumlaub versehen. In der Standardfassung kommt der Baum gar nicht vor, in der Langfassung viermal.
Alle Hobbit-Höhlen sind nich von innen ausgestaltet, da alle Interior-Szenen im Studio in Wellington gedreht wurden. Der Grüne Drache (Pub) wurde erst für die Attraktion innen ausgebaut. Die Idee kam bestimmt von Kommerz-Gandalf. Es gibt lediglich eine Höhle, deren Tür offen steht, allerdings gibt es nur einen kleinen Bereich, in dem man sich fotografieren lassen kann, der Rest ist nicht zugänglich.
Perspektive kann einiges ausmachen. Hobbit-Szenen wurden im Größenverhältnis 90% gedreht, Gandalf steht in Sets im Größenverhältnis 60%, damit er größer wirkt.
Dass sich Gandalf stößt, war übrigens so nicht geplant, aber von Peter Jackson trotzdem in den Film übernommen worden.
Während unseres rund zweistündigen Aufenthalts ist es größtenteils grau in grau. Zwischendurch gibt es einen starken Schauer – den ersten in diesem Jahr. Am Ende klart es ein wenig auf.
Am Ende gibt es ein kostenloses Getränk im Grünen Drachen.
Zunächst waren die Behörden vom Dreh eines Fantasy-Films übrigens nicht sehr begeistert, inzwischen hat Air New Zealand ein Sicherheitsvideo im Herr-der-Ringe-Stil und das Fremdenverkehrsbüro in Matamata selbst (dem nächstgrößeren Ort, der teilweise als Hobbiton bezeichnet wird) ist in einer Hobbit-Höhle angesiedelt. Das Set befindet sich einige Kilometer von Matamata entfernt.
Ich gehöre zu den etwa 40% der Besucher des Sets, die die Filme nicht kennen. Korrekturen in den Kommentaren sind gern gesehen. Danke.
Neuseeland Abend 7: Matamata, Te Whaiti – Der vergessliche Häuptling (Teil 3)
Mit der ganzen Kraft der Zugspitze und des Rheins spekuliere ich ohne jegliche Grundlage über mögliche Motive neuseeländischer Märchen.
Wir fahren durch Tirau. Beliebtestes Baumaterial der Bewohner ist Wellblech. Das Verkehramt hat den Vogel dann entgültig abgeschossen und residiert in drei Wellblechhallen, von denen einer ein Hund und zwei ein Schaf sind.
Die Strecke von Matamata nach Rotorua ist bekannt dafür, bemerkenswert schlechtes Handynetz zu haben. Über zig Kilometer. Das ist scheiße, wenn man einen Song üben und ihn dafür nochmal im Original hören möchte. In der engeren Auswahl sind Auf uns und Ein Kompliment. Auf uns setzt sich durch, zudem mein Vorschlag, nur die erste Strophe und zweimal beide Refrains zu singen, weil insbesondere die Bridge viel zu komplex ist. Im hinteren Teil des Busses – ich sitze ganz vorne – beginnt eine Meuterei mit Cowboy und Indianer und dem Fliegerlied, die aber niedergeschlagen wird.
Wir besuchen ein Marae (James Cooks Aussprache Marai scheint auch üblich zu sein) der Ngati Manawa, . Uns begleiten zusätzlich Benoir und Kemara als Übersetzer, obwohl die Gastgeber gut Englisch sprechen.
Ein Marae wird von den Maori für gemeinschaftliche Aktivitäten verwendet, in unserem Fall zum Empfangen von Gästen.
Ein Marae besteht aus mindestens einem Essenshaus (Wharekai) und einem Großen Haus (Wharenui) für alles andere. Wie schon an Tag 4 erwähnt, wird WH wie F gesprochen.
Maori und die neuseeländische Zeichensprache sind die beiden Amtssprachen Neuseelands, gut 1 Prozent der Bevölkerung kann sich somit mit einer der Amtsprachen verständigen. Das ist noch deutlich weniger als der Prozentsatz der Luxemburger, die ihre eigenen Gesetze lesen können.
Das Wharenui ist überwiegend weiß, einige Gebäudeteile sind aber rot angemalt, die die Körperteile einen Ahnen markieren. Dass er auf dem folgenden Bild nur vier im übrigen weiße Finger hat, liegt daran, dass die vier Finger für die Geburt, das Leben, den Tod und (was nicht immer vorkommt) das Leben nach dem Tod stehen.
Im Wharenui werden sogar auch Tote aufgebahrt, die übrigens durchs Fenster reingetragen werden und nach dem Tod nach Hawaiki zurückkehren. Hawaiki bezeichnet die mythische Herkunft der Polynesier, wobei in einigen der Kulturen tatsächliche Orte so oder so ähnlich genannt wurden, zum Beispiel die Inseln Savaiʻi (Samoa) und Hawaiʻi (USA).
Im Wharenui sind Fotos von Ahnen aufgehängt, die teils noch sehr jung zu sein scheinen (auch nach Einordnung der massenhaften Verbreitung von Farbfotografie). Aus dem Grund dürfen keine Fotos von innen gemacht werden, Fotos von außen sind OK, ich habe auch drauf geachtet, dass nur die holländischen Holzschuhe und keine Ahnen auf dem Bild sind. Das Betreten mit Schuhen ist ebenfalls verboten. In dem Wharenui schlafen wir auf 22 Matratzen, 6 weitere sind in einem älteren Gebäude, damit unsere 24er-Gruppe Platz findet.
Jetzt aber erstmal zur Empfangszeremonie, von der ebenfalls keine Fotos gemacht werden dürfen. Wir sitzen in auf den Stühlen und Bänken rechts auf der Wiese, die Gastgeber in der hintersten kleinen Hütte auf der linken Seite. Sie läuft so ab:
- Der Häuptling der Gastgeber hält eine Ansprache. Benoir übersetzt das für mich, ich schaffe es aber nicht, es so wirklich zu behalten.
- Die Gastgeber singen.
- Kemara spricht.
- Kemara singt.
- Ich spreche. Dass ich dabei die Hand aufs Herz legen soll, habe ich vergessen.
- Ich lege einen Briefumschlag mit Geld in der Nähe und gehe langsam rückwärts.
- Wir singen Auf uns
Anschließend trinken wir ein Heißgetränk und machen unsere Betten. Dann gibt es Abendessen. Bevor wir ans Büffet gehen, spricht Benoir ein Tischgebet. Polynesier sind übrigens größtenteils Christen, haben aber oft noch zusätzlich ihre ursprünglichen Naturreligionen.
Zum Abendessen im Essenshaus (das große Gebäude ganz rechts) gibt es:
- Kartoffeln (normale, unsere in Deutschland schmecken aber viel besser)
- Squash
- Füllung auf Paniermehlbasis, die normalerweise in gestopftes Geflügel gegeben wird
- Hähnchenteile
- Schweinefleisch
- Gemischter Salat mit Relish
- Coleslaw
- Obstsalat auf Jogurt auf Bisquit mit Sahne (der wässrige Bisquit lässt das Gericht ein bisschen wie Tiramisu wirken)
Anschließend werden Männer und Frauen geteilt. Die Frauen schneiden Flachs (kein echtes Flachs sondern eine hier so bezeichnete Pflanze) und basteln daraus Flachsrosen. Sollten sie, kriegen sie aber nicht hin.
Ich kriege die Aufgabe von uns Männern auch nicht hin. Der Rest aber schafft es, einen Haka aufzuführen und die Energie der Zugspitze und den Rheins zu kanalisieren. Eigentlich sollte das Ritual nicht nur an die Berge und Flüsse in Deutschland und Österreich sondern auch an die Bezeichnung des Gebiets angepasst werden, mangels besserer Begriff als Heiliges Römisches Reich und Großdeutschland field das jedoch flach.
Ich finde traditionelle Tanzperformances aber ohnehin immer sehr affig. In diesem Fall lässt sich selbst für ungeübte Zuschauer eindeutig erkennen, dass es sich hierbei lediglich um die neuseeländische Interpretation des Rumpelstilzchen-Tanzes aus dem Märchen handelt und keinen traditionell neuseeländischen Tanz. Die neuseeländische Rugby-Mannschaft, die All Blacks, führen den Tanz vor Länderspielen auf. Das soll die Gegner einschüchtern, ich halte aber für realistischer, dass die Stärke der Gegner abnimmt, weil sie sich im wahrsten Sinne des Wortes tot lachen. Die Deutschen – spielt bei uns eigentlich irgendwer Rugby? – könnten auch keinen Tanz entgegensetzen, schließlich weiß inzwischen jeder, wie Rumpelstilzchen heißt. Wenn ich mir die zu dem Zeitpunkt schon vorbereiteten Gedecke fürs Frühstück ansehe, trifft das neuseeländische Schneewittchen übrigens auf 34 Zwerge.
Die Männer singen ein Lied, die ersten paar Zeilen sind auch den Frauen bekannt. Bei Musik bin ich wieder ganz mit dabei und habe immer noch einen Ohrwurm davon. Wenn ich es schaffe, stelle ich es hier nach der Reise mit Akkorden und einer Aufnahme von uns ein. Keine Garantie, ich weiß genau, das für ein fauler Sack in Sachen Bloggen ich zu Hause bin.
Nachdem die beiden Gruppen ihre (Un-)Fähigkeiten einander präsentiert haben, geht es ins Bettchen. Gut der Hälfte der Gruppe ist es zu heiß und sie pennen draußen auf der Wiese.
Neuseeland Tag 8: Te Whaiti, Minginui, Rotorua: Die Baumknuddler vom Whirinaki-Wasserfall
Nimm mich jetzt auch wenn ich ... wobei nee, eigentlich stinkt hier alles
7 Uhr. Der Pfau, den nie jemand gesehen hat, miaut. So hat er auch gestern schon die Haka-Rufe erwidert. Also Zeit zum Aufstehen.
In der Nacht war es kalt. Ich schätze den Tiefpunkt auf einen einstelligen Wert. Gegen 8 Uhr ist es nach meiner Messung im Schlafhaus 13 Grad, draußen dürfte es also eine ganze Ecke kälter gewesen sein. Außerdem ist alles voller Tau und demnach nass. Ich bin froh, dass ich drinnen geschlafen habe, weil ich auch dort schon gefroren habe.
Trotz unseres Regentanzes hat es immerhin nicht geregnet. Das verwundert mich, da ich davon ausgehe, dass die kürzlichen Überschwemmungen in Australien stattgefunden haben, weil wegen der Waldbrände alle Aborigines gleichzeitig einen Regentanz aufgeführt haben.
Zum Glück gibt es heute Morgen nicht nochmal den Tanz. Sonst hätte ich als Konkurrenzveranstaltung den Miracle Morning von Bastian Yotta angeboten. Aber ihr fühle mich auch so Strong, Healthy and Full of Energy – bereit, wieder totalen Blödsinn in mein Blog zu hacken.
Zum Frühstück gibt es:
- Baked Beans, Tomaten und Kidneybohnen
- Bratenfüllung von gestern mit Zwiebeln und lila Kartoffeln
- Squash und Hähnchenteile von gestern
- Salat
- Frucht-Müsli
- Toast mit Margarine, Erdnussbutter und Konfitüre
Bohnen und Zwiebeln scheinen für die folgende Busfahrt etwas fragwürdig zu sein, aber egal.
Nach dem Frühstück singen wir noch so lange das eingeübte Lied, bis auch der letzte einen Ohrwurm davon hat und uns der Bus abholt. Den Abschluss unseres Besuchs bei den Maori bildet eine 11km lange Wanderung zum Whirinaki-Wasserfall. Vorher schauen wir uns noch ein paar Figuren an der Kreuzung an:
So, jetzt aber ab in den Wald.
Dort angekommen, hat jemand (Chris) uns ein Frühstücksbüffet aufgebaut. Wir können uns Brötchen für die rund vierstündige Wanderung schmieren, die um 10:30 startet. Davor gibt es noch ein Ritual, bei dem die Maori-typische Begrüßung durchgeführt wird: Man legt Stirn auf Stirn und Nase auf Nase und atmet dieselbe Luft. Jetzt werden noch die Regeln durchgegangen, auch wenn ich keine Idee habe, wie ich in Anwesenheit der Guides ein Lagerfeuer machen sollte, ohne dass sie mich davon abhalten würden. Daher gibt es unterschiedliche Meinungen zu 1080. Auf das Schild am Parkplatz hat jemand “BAN 1080 FUCK DOC!!!” geschrieben. DOC ist das Department of Conservation, die Naturschutzbehörde, die z.B. auch Reiseführer (wie unsere Vera) und Dienstleistungen zertifiziert.
Nachdem wir immer anhalten, um das Nationalsymbol (den aufgerollten Farn) zu fotografieren, überrascht und Benoir mit gepflücktem Farn, das er aber sogleich auseinander reißt und an uns verteilt, damit er es aufessen. Das gibt’s zwar sonst vor allem bei Air New Zealand in der Business Class, bringt uns jetzt aber auch nicht wirklich weiter.
Die Guides erzäheln uns auch etwas über die für die Maori wichtigsten vier Baumarten und das Moos, was an den Bäumen hängt, die wir umarmen und an denen wir riechen sollen.
An unserem Ziel, dem Whirinaki-Wasserfall, machen wir eine Pause und essen unsere Brötchen. Da die Sonne noch auf sich warten lässt, bietet sich mir die Möglichkeit, Langzeitaufnehmen zu machen: ISO auf 50, Blende auf 22 (Maximum) und die Kamera irgendwo auflegen oder ranpressen. Fertig:
Im ganzen Wald befinden sich Fallen. Außerdem hat ein Hubschrauber Ende letzten Jahres so genannte 1080-Pellets (gesprochen 10-80) abgeworfen, die die Fuchskusu-Population eindämmen sollen, aber das betrifft auch Schweine und Rehe. Die gehören zwar ursprünglich auch nicht hierher, sind jedoch kein größeres Problem, da sie gejagt werden, wofür sie auch eingeführt wurden.
Wo Fallen nicht direkt am Wegesrand stehen, sind am Wegesrand pinke Schilder angebracht (orangefarbene geben hingegen die Kilometrierung an). Auf den pinken Schildern steht der Typ der Falle, die sich in der Nähe befindet: S (stout – Hermelin) oder R (Ratte).
Die Fallen wurden von Schülern aus dem Preisgeld eines Schülerwettbewerbs gestiftet.
Nach Ende der Tour um kurz vor 15 trinken wir noch kurz was und essen ein paar Kekse. Dann fahren wir nach Rotorua. Dort steigen wir zunächst an der Rachel-Quelle aus. Die Leute sagen, es riecht nach faulen Eiern, ich finde, es riecht nach Mamas Eierstich. Endlich weiß ich, was dem seinen besonderen Geschmack verleiht.
Auch wenn die Rachel-Quelle ein Pol des Eier-Geruchs ist, stinkt am Ende dann doch der Ort.
Wenn schon nicht mit frischer Luft, kann der Ort durch ein Badehaus (das – obwohl im Norden der Hauptlandmasse der Nordinsel gelegen – bei Kaikoura-Erdbeben auf der Südinsel zerstört wurde) und hübschen Blumenbepflanzungen aufwarten.
Abendessen ist im Pig & Whistle, einem Restaurant im ehemaligen Polizeirevier-Gebäude der Stadt. Danach gehe ich noch mit einigen anderen zum Einkaufen bei Pak’nPay. Das ist ein Supermarkt, dessen Warenlager sich nicht in einem abgetrennten Raum sondern oberhalb der für die Kunden gedachten Regale befindet. Fotos von diesem interessanten Konzept sind leider nicht erlaubt.