Vermischtes Frieda
Niedliche Hundefotos!
Ich war am frühen Sonnabend-Morgen bei Verwandten, ihren Hund Frieda fotografieren.
Vermischtes Kamera-Einstellungen und ihre Auswirkungen
Heute mal eine kleine FAQ, was man bei einer Digitalkamera so einstellen kann und wie sich das auf das Bild auswirkt
Da ich jetzt einige Male gefragt wurde, was die Einstellungen bei einer Kamera bedeuten, mache ich jetzt einen Post dazu, auch wenn es schon etliche andere Seiten behandelt haben.
Die folgenden Listen gehen davon aus, dass – soweit nicht anders angegeben – jeweils alle anderen in diesem Post aufgeführen (optischen) Faktoren unverändert bleiben.
Blende
Die Blende (engl. aperture) beschreibt, wie weit die Blendenlamellen innerhalb des Objektivs geöffnet sind. Als offenere Blende bezeichnet man den niedrigeren Zahlenwert (ƒ/2,8 ist offener als ƒ/8,0). Die offenste Blende eines Objektivs heißt Offenblende und gleichzeitig Lichtstärke des Objektivs (engl. lens speed), ein Objektiv mit großer Lichtstärke, also einer niedrigen Zahl, nennt man lichtstark (engl. fast, seltener bright).
Für eine offenere Blende gilt:
- Tiefenunschärfe (Bokeh): Das Bokeh ist stärker, deshalb muss man genauer fokussieren. Der Abbildungsfehler Bildfeldwölbung (fotografiert man einen flachen Gegenstand parallel zum Bildsensor, ist nicht alles scharf) wird dadurch deutlicher. Die optimale Blende, die die Blende größter Schärfe angibt, liegt aber trotzdem nicht bei der geschlossensten Blende sondern oft irgendwo zwischen 5,0 und 8,0.
- Licht: Es kommt mehr Licht in die Kamera.
- Abbildungsfehler: Praktisch alle Abbildungsfehler des Objektivs wie Vignettierung (dunkleres Bild in den Ecken), sphärische Aberration („Ausbluten“ bzw. „Pseudo-Unschärfe“ eigentlich scharfer Bereiche) und die Koma (Lichtstreifen um helle Punkte am äußeren Rand, kreisförmig um das Zentrum) sind stärker ausgeprägt. Mechanische Beschädigungen von Linsen oder Insekten im Objektiv hingegen verschwinden. Ich hatte auf einer Messe ein Sigma 20mm F1.4 Art in der Hand, dessen Vorderlinse der Aussteller im Glauben, die kratzfest vergütete Version statt dieser Vorserie in Händen zu halten, mit einem Schlüssel komplett verkratzt hat. Man sah es im Bild nicht.
- Objektive: Objektive, die eine so große Blende noch erlauben, sind teurer und schwerer, insbesondere bei großen Brennweiten von einigen hundert Millimetern und extremen Nicht-Fischaugen-Weitwinkeln.
Die größte Blende steht immer im Namen eines Objektivs. Die kleinste Blende wird selten angegeben, ist aber nicht beliebig klein. Da sich die Auswirkungen bei sehr kleinen Blenden vor allem auf die Lichtmenge beschränken, kann ein ähnlicher Effekt wie das weitere (aber nicht mehr mögliche oder erwünschte) Schließen der Blende durch Neutraldichtefilter (ND-Filter) erreicht werden. Nimmt man den binären Logarithmus der Zahl, mit der der ND-Filter beschrieben wird, erhält man die Anzahl der Stops (siehe unten), um die sich die Lichtmenge verringert.
Bei Spiegellinsenobjektiven kann die Blende nicht eingestellt werden. Auch eine Lochscheibe (engl. pinhole “lens”) hat eine fixe Blende irgendwo in der Größenordnung ƒ/160.
Eine Verdoppelung der Blendenöffnung (z.B. ƒ/2,8 zu ƒ/1,4) führt zu einer Vervierfachung des Lichts, da die Linsenöffnung eine Fläche ist, für die das Öffnen quadriert werden muss (2-fache Öffnung quadrieren ergibt 4-mal so viel Licht).
Korrektur des Belichtungswertes (Exposure Value, EV)
Bei praktisch allen Kameras und vielen Handys kann die Belichtung um Drittelschritte zwischen −3,0 und +3,0 korrigiert werden (seltener finden sich die Grenzen −2,0 bis +2,0 sowie Halbschritte in den Grenzen −5,0 bis +5,0). Dies wird meist mit EV abgekürzt, was für Belichtungswert steht. Man nennt die Funktion meist so oder Belichtungskorrektur. Ein höherer Wert der Belichtungskorrektur bedeutet:
- Helligkeit: Das Bild wird heller.
- Licht: Es wird mehr Licht benötigt, man muss also länger belichten, die ISO erhöhen oder die Blende öffnen.
ISO
ISO kennen die älteren Leser noch von den Analogkameras, wo man für jede ISO einen eigenen Film brauchte. Digitalkameras können die ISO frei einstellen, die Auswirkungen sind aber genau die gleichen. Eine höhere ISO (größere Zahl) führt also zu folgendem Ergebnis:
- Licht: Es wird weniger Licht für dieselbe Helligkeit benötigt bzw. es wird mit demselben Licht eine höhere Helligkeit erzielt. Man belichtet also im Verhältnis zur Helligkeit kürzer.
- Bildrauschen: Das Bildrauschen (feine Körnung) nimmt zu.
Belichtungszeit
Eine längere Belichtungszeit hat folgende Auswirkungen:
- Licht: Es kommt mehr Licht in die Kamera, sodass man z.B. die ISO reduzieren oder abblenden (die Blende schließen) kann.
- Bewegungsunschärfe: Sich bewegende Motive werden schwerer zu fotografieren bzw. unschärfer. Es wird schwieriger, freihändig ein scharfes Bild zu fotografieren, insbesondere ohne Bildstabilisator in der Kamera (engl. in-body image stabilisation, kurz IBIS) oder dem Objektiv (optischer Bildstabilisator, engl. optical image stabilisation, kurz OIS).
Stops – Abhängigkeiten der Einstellungen untereinander
Für die vier zuvor genannten Einstellungen gilt, dass es nur ganz bestimmte mögliche Werte gibt, die man Stops (Schritte) nennt. Gehe ich bei einer Einstellung einen Schritt in eine Richtung, geht genau eine andere Einstellung in die andere Richtung. Je nachdem, in welchem Aufnahmemodus die Kamera läuft (P, A, S oder M), lassen sich jeweils andere manuell einstellen, während sich die anderen automatisch ergeben oder aus Bequemlichkeit automatisch bestimmt werden.
Einstellung | Stops | AUTO | P | A | S | M | |||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Blende | … | ƒ/2,8 | ƒ/3,2 | ƒ/3,5 | … | automatisch | automatisch | manuell | automatisch | manuell | |
EV | … | −0,3 | ±0,0 | +0,3 | … | N/A (±0,0) | manuell | manuell | manuell | manuell | automatisch |
ISO | … | 500 | 400 | 320 | … | automatisch | beliebig | beliebig | automatisch | automatisch | manuell |
Belichtungszeit | … | 1/320 | 1/400 | 1/500 | … | automatisch | automatisch | automatisch | manuell | manuell |
Beispiel: Die fett markierten Werte seien meine aktuelle Einstellung. Öffne ich nun die Blende auf ƒ/2,8, verstärkt sich dadurch zunächst einmal die Tiefenunschärfe. Da nun mehr Licht in die Kamera kommt, passiert zudem eins der drei folgenden abhängig vom Kameramodus:
- Der Belichtungswert erhöht sich auf +0,3 – das Bild wird heller. (M-Modus, ISO ist auf einen Wert eingestellt)
- Die ISO senkt sich auf ISO 320 – das Bildrauschen nimmt ab. (M-Modus, ISO Auto)
- Die Belichtungszeit verkürzt sich auf 1/500 s – die Bewegungsunschärfe sinkt. (A-Modus)
- Alternativ kann ich mir auch einen Neutraldichtefilter der Stärke 2 (kurz ND2-Filter) vor die Linse schrauben, damit sich keine der drei vorgenannten Einstellungen ändert, da dieser 1 Stop weniger Licht rein lässt, denn lb(2)=1 (lb ist der Logarithmus zur Basis 2).
Nicht elektrische Objektive können nur im manuellen Modus und bei einigen Kameras auch im Blendenprioritätsmodus verwendet werden, wodurch die Bedienung entsprechend der obigen Tabelle einfacher wird, da man die Belichtungszeit nicht einstellen muss.
Praktisch alle Bilder auf dem Blog ab 2015 sind mit Blendenpriorität entstanden.
Und dann gibt es etwas, das man zwar nach dem Kauf einer Kamera nicht mehr beeinflussen kann, was meiner Meinung nach aber trotzdem in diese Liste gehört:
Sensorgröße
Die Sensorgröße kann man zwar nach dem Kauf nicht mehr beeinflussen, aber gehört meiner Meinung nach trotzdem zur Liste.
Für Kameras mit großem Sensor gilt:
- Preis: Sowohl die Kamera selbst (Gehäuse) als auch Objektive und Zubehör sind tendenziell teurer.
- Gewicht: Ebenfalls sind Gehäuse und Zubehör meist schwerer.
- Tiefenunschärfe (Bokeh): Das Bokeh ist stärker, deshalb muss man genauer fokussieren (bzw. anders als z.B. bei billigen Handykameras mit Fixfokusobjektiv: überhaupt), da nur ein kleinerer Bereich scharf ist. Das ist der Grund, warum Handykameras trotz sehr offener Blenden von üblicherweise um die ƒ/1,7 Bokeh nur per Software und nicht optisch erzeugen können – ihr Sensor ist einfach zu klein.
- Bildqualität: Es sind zumindest bei realistischen Größen generell mehr „echte“ Megapixel möglich und Bildrauschen wird erst bei höheren ISO-Werten (z.B. bei wenig Licht) sichtbar. Abbildungsfehler von Objektiven werden tendenziell deutlicher.
Man kann Objektive für größere Sensoren auf Kameras kleineren Sensoren verwenden, wenn das Bajonett identisch ist. Auf APS-C-Kameras multipliziert sich die Brennweise mit 1,5×, bei Canon mit 1,6×. Alternativ kann man einen Weitwinkelkonverter verwenden, wodurch sich statt der Brennweite die Lichtstärke erhöht.
Objektive von Kameras mit kleinem Sensor auf Kameras mit größerem Sensor zu verwenden, verkürzt prinzipiell die Brennweite um die genannten Faktoren, führt jedoch zu extremer Vignettierung bis hin zu einem kreisförmigen Bildausschnitt (der Rest ist schwarz), sodass man trotz geringerer Brennweite in aller Regel nicht nennenswert mehr sieht (keinen weiteren Winkel bekommt).
Die Tiefenunschärfe hängt übrigens auch zu einem großen Teil von der Entfernung des Fokus ab. Kilometerweit entfernte Motive sehen auch bei Offenblende scharf aus, auch wenn sie bei weitem nicht gleich weit weg sind, während bei einem nahen Tier, das einen ansieht, bereits die Nase sehr unscharf ist, wenn man die Augen fokussiert.
Mallorca Tag 1 – Endlich schlechtes Wetter!
In einem plötzlichen Anflug von Fernweh im Oktober habe ich mir über das Osterwochenende ein paar Tage auf Mallorca gebucht. Ich bereue gerade, es gebucht zu haben, aber andersrum wäre es wohl genauso gewesen.
Los geht es dieses Mal von Hannover und dorthin auch wieder zurück, da es dort die humansten Flugzeiten gab, jeweils von Eurowings. Und so fliege ich am Karfreitag-Vormittag nach Mallorca.
Der Pilot stimmt uns schon darauf ein, dass Mallorca mit dem derzeitigen Wetter bei uns (sonnig, Toptemperatur 25°) nicht mithalten kann: Die Wolken hängen tief über der Mittelmeerinsel und die Temperaturen finden die 20°-Marke auch nicht. Böse Zungen würden meinen, dass Informatiker mit hellem Wetter doch eh nichts anfangen können. Fotografen aber schon.
Wir begrüßen nach der Landung Mallorca mit Klatschen und Mallorca uns mit Klatschmohn neben der Landebahn – ein paar Regentropfen an der Fensterscheibe.
Südöstlich des Flughafens haben sich unzählige Autovermietungen angesiedelt. Auch Centauro, wo ich meinen Wagen gemietet habe, befindet sich dort. Für Fluggäste wird ein kostenloser Shuttle bereitgestellt.
Ich bekomme einen blauen Toyota Yaris. Tachostand: 7 km. Sozusagen die Jungfernfahrt des Autos. Und auch ich fühle mich, als würde ich gerade das erste Mal Auto fahren. Es fährt sich halt doch jedes Vehikel anders.
Ich fahre zum Hotel. Das ist eine gewisse Strecke und das ist auch gut so, damit ich mich an das Auto gewöhnen kann, um die Straße hoch auf den Berg zu fahren, wo das Hotel im Landesinneren nahe des Ortes Felanitx liegt.
Da heute leider Karfreitag ist, stellt es sich nicht so einfach dar, etwas zu essen zu bekommen. Selbst Kioske haben geschlossen. Unterwegs sehe ich aber einen Lidl mit Licht an und einigen Autos auf dem Parkplatz. „Domingos Abierto“ steht auf einem Plakat. Meine Rettung!
Weiter geht es zum Hotel. Das ist ein ehemaliges Kloster. Wer ein Bild vom Hotel und seiner Lage haben möchte:
Da das Hotel auf einem Berg liegt, kann man hier nicht wirklich was machen. Es ist eher ein Ort, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen.
Es gibt hier zwar ein, zwei Sehenswürdigkeiten auf dem Gipfel, die zu besuchen aber bei dem Wetter (mitten in den Wolken und heftiger Sturm) keinen Sinn ergibt. Also zurück in mein Hotelzimmer (Meerblick!) und die nächsten Tage planen. Das hatte ich zwar bereits unmittelnbar nach der Buchung schon gemacht, heute deuten allerdings nur noch ein paar violette Links in Firefox darauf hin, was ich mir damals so gedacht habe, weshalb ich mir in Hannover einen Reiseführer gekauft habe.
Der Plan sieht aktuell so aus: Morgen Naturpark s’Albufera, Insel-Naturpark Sa Dragonera und eventuell Valldemossa (über die Reihenfolge entscheide ich spontan). Übermorgen Felanitx mit Wochenmarkt und Küstenhöhlen oder Insel Cabrera (abhängig davon, wie gut die Insel Sa Dragonera war). Montag Wanderung nahe Palma, wenn das Wetter gut ist.
Mallorca Tag 2 – Auf der Suche nach Tieren
Der vielleicht einzige Tag mit einigermaßen brauchbaren Wetter muss genutzt werden!
Die Nachteile des Hotels – außer denen, die die Lage mit sich bringt – offenbaren sich schnell:
- Die Frühstückszeit beginnt um halb neun. Gerade wenn das Hotel so weit außerhalb liegt und man früh los muss, hätte ich mit früheren Zeiten gerechnet. Wäre es nicht so schwer, hier wieder hochzukommen, kkönnte man glatt vor dem Frühstück etwas machen und dann zum Frühstück, das bis halb elf geht, zurückkommen.
- Es ist unfassbar hellhörig. Vergesst, was ihr jemals über hellhörige Hotels gehört (oder gelesen) habt. Würde das späte Frühstück nicht den Weckdienst überflüssig machen, könnte man die Leute sicherlich durch Fallenlassen einer Stecknadel aufwecken. Das Gemäuer kann man nicht so einfach ändern, aber vielleicht wäre Teppich auf dem Flur ein erster Schritt. Nur bitte kein Rasen, denn bei der Akustik würde man sicher das Gras beim Wachsen hören.
Das Frühstück ist ganz nett. Wenn man weiß, was schmeckt. Die Brötchen sind gut, das Brot schmeckt jedoch genau wie die Margarine einfach nach gar nichts.
Der Westen
Heute möchte ich zur Eidechseninsel Dragonera (ob die Eidechsen ihr den Namen gaben, ihre drachenförmige Silhouette oder etwas ganz anderes, ist nicht ganz klar). Das Boot Margarita fährt die knapp 1 km von Sant Elm aus.
Inzwischen haben sich um die 15 Leute pünktlich zur Abfahrt nach Sa Dragonera aneingefunden, wo nur ein Schild darauf hinweist, dass es hier los geht. Ich rufe da mal an: Zu windig. Bei den Leuten kommt etwas Unverständnis auf: Das Meer ist sehr ruhig, und zumindest an dem Ort, an dem wir stehen, ist es auch nicht windig. Na toll.
Ich fahre Richtung Norden nach Valldemossa an der Küstenstraße entlang.
Vor dem rechten der beiden Tunnel stehen übrigens sieben Warnschilder hintereinander. Leben am Limit, da trotzdem durchzufahren!
Valldemossa soll ganz schön sein, aber irgendwie finde ich keine vernünftige Stelle zum Parken. Daher fahre ich relativ direkt weiter zu meinem nächsten Ziel, dem Naturpark s’Albufera. Und um zwanzig vor zwei passiert es: Die Sonne kommt raus, als ich gerade durch Santa Maria fahre. Der Ort ist vermutlich benannt nach einem Immobilienmakler aus Wyoming und wenn ich mir so die Roadkills auf der Straße anschaue, haben sie auch noch richtigen Hasen auf dem Gewissen.
s’Albufera
Das Navi meines Autos lotst mich zum Nordeingang. Der ist aber geschlossen und mit Auto kommt man da sowieso nicht rein. Daher lasse ich mir von Google Maps den Weg zum Osteingang schildern, der an der Brücke der Engländer liegt. Dort fahre ich jedoch auch erstmal vorbei, da die Brücke entgegen meiner Erwartungen nicht mit Handtüchern reserviert war und sich keine Touristen mit deutlich ausgeprägtem Sonnenbrand dort tummelten. Aber das liegt wahrscheinlich am Wetter.
Im Park muss man eine Besuchserlaubnis beantragen. Das klingt komplizierter als es ist: Man geht ins Büro, sagt wie viele Leute man ist und in welcher Sprache man den Park-Plan haben möchte. Das kostet auch nichts. Es gibt eine rund 10 lange Route, die auf Fahrradfahrer ausgerichtet ist, und einige kürzere Pfade. Es gibt viele Beobachtungshütten für die zumeist Wasservögel hier.
Im Hotel lasse ich etwas Heimat aufleben und schalte N-Joy, den Jugendsender des NDR, ein, den ich auch auf der Arbeit oft höre. Dort läuft gerade Griechischer Wein von Udo Jürgens. Da fühlt man sich beim Bloggen gleich wie zu Hause. Das deutschsprachige Inselradio Mallorca 95,8 spielt sehr viel Werbung, dass es wirklich nervig ist.
Mallorca Tag 3 – Wenn sonst nichts geht, geht Kalziumkarbonat
„Die Mi(e)ten steigen und die Tit(t)en hängen.“
Nachdem es gestern Abend einen einigermaßen weiten Blick gab, liegt heute wieder eine dicke Wolkendecke über Mallorca. Man sieht hier oben wieder keine 20 Meter weit. Ein Eyjafjallajökull-Gefühl.
Colònia de Sant Jordi
Mal schauen, ob heute wieder Boote fahren. Diesmal nach Cabrera. Das Schiff sieht etwas massiver aus als das Boot nach Dragonera. Aber das Büro in Colònia de Sant Jordi (bei Ses Salines) hat zu. Also offenbar fährt nichts. Der Laden, der nach Cabrera fährt, hat auch eine Facebook-Seite, die sie aber nicht zum Ankündigen von Ausfällen nutzen.
Hmm. In meinem Reiseführer gibt es extra Tipps für schlechtes Wetter: Höhlen werden da empfohlen.
Kalziumkarbonat
Die Coves d’Artà (auf Spanisch: Cuevas de Artá) sind eine Tropfsteinhöhle. Sie liegen im Ort Canyamel an der Nordostküste. Der namensgebende Ort Artà ist 11 Kilometer entfernt.
Der Besuch kostet 15 Euro und man geht im Abstand von etwa 30 Minuten in Gruppen mit einem mehrsprachigen Führer durch die Höhle. Offiziell soll das 35 bis 40 Minuten dauern, tatsächlich dauerte es aber 55 Minuten, was auch gut ist.
In dem Raum mit dem Schaf gibt es Stalagnate, die man anfassen und dagegen schlagen darf. Sie klingen wie leere Plastikrohre.
Am Ende der Tour befindet sich wohl ein Wunschbrunnen. Der Brunnen hat sich augenscheinlich Geld gewünscht, denn dort liegt jede Menge Kleingeld drin.
„Warum ist hier nicht mehr Moos?“, frage ich den Tourleiter. Moos kommt von Licht und bevor da vor 27 Jahren die Tunnel gebaut und die Scheinwerfer aufgestellt wurden, war es da dunkel und daher gab es da kein Moos. Auch das Schwarze sind Flechten. Von der Zeit, als man mit Fackeln Licht in die Höhle gebracht hat, ist auch noch etwas Ruß da.
Ich fahre zu einer anderen Tropfsteinhöhle, der Coves del Drac (manchmal Coves dels Drac geschrieben; spanisch Cuevas del Drach). Die besitzt einen Parkplatz ungefähr so groß wie von einem mittelgroßen Freizeitpark. Und der ganze Parkplatz ist voll. Ich fahre deshalb zurück zum Hotel. Unterwegs fällt mir ein, dass ich ja nochmal zu s’Albufera fahren könnte, aber dafür ist es zu spät.
Santuari de Sant Salvador
So bekomme ich die Chance, die Kirche im Hotel zu begutachten, das bis 1992 ein Kloster war. Der Parkplatz des Hotels ist völlig überfüllt (warum auch immer) und ich parke au dem Parkplatz der gut hundert Meter entfernten Statue, die gestern auf dem letzten Bild zu sehen ist, und kämpfe mich durch den Sturm, Regen und immer noch sehr dichten Nebel zum Hotel.
In der Kirche findet sonntags um 18:00 Uhr ein Gottesdienst statt. Der ist aber nur spärlich besucht. Aus Ermangelung einer Orgel spielt der Priester Gitarre.
Mallorca Tag 4 – Sonnig kann jeder
...außer ich.
Heute steht eine Wanderung im Tramuntana-Gebirge an. Wer typische Urlaubsfotos von Mallorca sucht, den muss ich enttäuschen. Die Wolkengrenze ist wieder extrem niedrig und daher wird es im Gebirge sehr neblig sein. Wer aber Bilder sehen möchte, die auch aus einem mallorquinischen Horrorfilm stammen könnten (wenn der Handyempfang zumindest mit Mobistar im Tramuntana-Gebirge nicht fantastisch wäre), sollte weiterlesen.
Die Abgabe des Mietwagens bei Centauro verläuft innerhalb von 5 Minuten (wenn keine Nachforderungen kommen). Nachdem mich deren Transfer zum Flughafen gebracht hat, fahre ich mit dem Bus in die Stadt Palma, so ich – ungewöhnlich für mich – über eine Stunde zu früh eintreffe. Da hätte ich ja doch noch zum Frühstück im Hotel gehen können. In meiner Erwartung, um 8 Uhr auszuchecken, hat man mir gestern ein Sandwich gemacht und mir ein abgepacktes Croissant, einen Saft und ein Fläschchen Wasser gegeben.
Mallorca from Sky to Sea – Gebäckwanderung
Um 10:30 beginnt das Intrepid Urban Adventure mit dem schönen Namen Mallorca from Sky to Sea (auf der Seite gibt’s ganz unten auch Bilder, wie die Tour bei gutem Wetter aussähe). Mit deren rotem Pullover und ihrem weißen Schal sieht die Führerin Helena ein bisschen aus wie der Weihnachtsmann (oder eine Weihnachtsfrau).
Die Band Fettes Brot wurde gefragt, wie sie Ostern und Weihnachten verbinden:
Sie schlachten zu Ostern einen weißen Hasen und nutzen dessen Fell an Weihnachten als Bart. Ganz schön clever.
Wir fahren mit dem Bus nach Esporles im Tramuntana-Gebirge. Dort kaufen wir Gebäck in einer Bäckerei:
- Coca: Sieht aus wie Pizza, ist aber ohne Tomatensoße und Käse sondern entweder mit Lauch und Tomatenscheiben oder mit allem möglichen Gemüse belegt.
- Empanadas Mallorquinas: Mit Schweinefleisch gefüllte Pasteten. Überhaupt nicht mein Ding, aber ein klassisches Ostergebäck.
- Gató de almendra: Kuchen, dessen Teig aus Mandeln und Eischnee besteht.
- Teigtaschen mit Aprikosen- und Kürbisfüllung
Ohne Pause wird die Wanderung mit 2:35 Stunden angegeben. Wir werden 4 Stunden brauchen, da wir noch Fotos machen und unterwegs die deftigen Sachen essen. Aber der Nachtisch kommt erst am Ende. Es geht auf den knapp 10 Kilometern 400 Höhenmeter rauf und dann 500 wieder runter.
Wir erreichen Banyalbufar, einen Küstenort. Normal steht hier ein Bad im Meer oder zumindest der Gang an den Strand an, wir (mit Führerin 6 Leute) setzen uns aber lieber in ein Café und stöbern anschließend in einem Souvenirladen. Aus irgendeinem Grund ist auf allen Postkartenmotiven gutes Wetter.
Wir fahren zurück nach Palma. Einige Sonnenstrahlen kämpfen sich dort gerade durch die Wolken. Das sollen wohl die 3 Sonnenstunden sein, die heute angekündigt wurden...
Klassischer Anfängerfehler: König Jaume I versucht, ohne Handy ein Selfie zu machen.Von dort fahre ich zum Flughafen. Ich weiß zwar immer noch nicht, was ich von diesem Urlaub halten soll, freue mich aber schon auf Deutschland, wo es das erste Mal deutlich wärmer und sonniger als an meinem Urlaubsort ist.
Und so bleiben die Wasserhähne am Flughafen mit ihrem integrierten Handtrockner, die genau wie die doppelspurigen Verkehrskreisel niemand so wirklich kapiert, der einzige Horror an diesem Tag.
(Das wäre anders gewesen, wenn ich die komischen Geräusche, die das Triebwerk nach der Landung gemacht hat, vor dem Start gehört hätte...)