Teneriffa II (Kanaren VI) Tag 1 und 2: Puerto de la Cruz, Mirador de Mataznos, El Portillo, Teide-Observatorium, Palmetum, La Cumbrilla, Puerto de la Cruz – Hoch hinaus

Mit ganz besonderer Weitsicht

geschrieben von Janni Donnerstag, 1. Juni 2023 um 23:38 Uhr

Dieser Post behandelt den 28. und 29. April 2023. Er entstand größtenteils am 1. Mai.


Am 3. März hielt es Corendon für eine gute Idee, maximal eine Woche lang fast alle Tickets von 10. März bis 30. Juni zum Minimalpreis rauszuhauen. Da macht es auch nichts, dass Handgepäck in dem Tarif 10 Euro extra kostet. Ich hatte noch nichts für das lange 1.-Mai-Wochenende vor. Problem daran: An dem Wochenende wechselt bei Corendon der Flugplan. Die Anzahl der Ziele, zu denen man im April fliegen und im Mai wieder zurückkehren konnte, hielt sich dadurch äußerst in Grenzen: Malle und Griechenland nur im Sommerflugplan, diverse türkische Ziele nur im Winterflugplan. Eine der wenigen Möglichkeiten: Teneriffa. Mit äußerst praktischen Flugzeiten. Minimalpreis bedeutete 49,99 pro Strecke. Schnell gebucht, am nächsten Tag war zuerst das Kontingent für den Rückflug weg, noch einen Tag später dann auch der Hinflug.

Vor zwei Wochen gab es bei EW in dem Zeitraum günstige Preise für Kreta. Da hab ich mich ein bisschen geärgert. Von meiner Lieblingsinsel hängt in meinem Arbeitszimmer ein aus 40 Fotos zusammengesetzter Schriftzug des Inselnamens. Meine Flugnummer XR2251 geht übrigens im Sommerflugplan an einen Flug nach Iráklio, allerdings von Nürnberg. Nicht von Hannover, wohin mich mein E-Up gebracht hat. Mit einer Geschwindigkeit von 80 bis 95 km/h hat er 31 SOC verbraucht.

Mein Rückflug wurde relativ kurzfristig noch um eine halbe Stunde nach hinten verlegt. Solange es nicht wieder 22 Stunden sind wie damals nach Kérkyra. Meine nächste Reise ist übrigens genau dieser Flug, der letztes Jahr nichts wurde. Der wurde kürzlich 5:15 vorverlegt.


Vermutlich ist auch dem Flugplanwechsel zu verdanken, dass der durchschnittliche Gast nicht einfach eine Woche Teneriffa buchen konnte und der Flieger dadurch relativ leer ist, ich würde etwa halb voll schätzen. Ich habe 29C und hinter mir ist alles leer (eine Boeing 737-800 hat 32 Reihen). Ich setze mich daher einfach zwei Reihen weiter nach hinten und habe die drei Sitze für mich. In weiser Erwartung habe ich fünf bis sechs Stunden offline machbare Arbeit von der Firma mitgenommen – und eine Maus. Büro über den Wolken. Ich habe zwar Urlaub genommen, aber 5 Stunden Flug ist halt echt lang. Insbesondere wenn er eine Viertelstunde länger geht, als im Flugplan angegeben.

Vor mir sind einige Typen, die wohl auf dem Weg zum JGA sind. Der Beck’s-Bestand an Bord wird stark dezimiert. Wer auf dem Rückflug gleich seine Trauer über das Urlaubsende mit etwas Alkohol ersticken will, hat wohl pech.

Übrigens: Bei praktisch allen Fluggesellschaften ist offiziell nur Kartenzahlung möglich. Bei Corendon ist hingegen nur Barzahlung drin. Letztes Jahr bei meinem Rückflug von Rhodos habe ich allerdings bei TUIfly ein Nackenhörnchen mit Bargeld gekauft.


Pico del Teide beim Landeanflug auf Teneriffa
Pico del Teide beim Landeanflug auf Teneriffa

Wir parken sehr weit außen. Die erste Wanderung in diesem Urlaub verläuft somit vom Flugzeug zum Ausgang. Mietwagen von Cicar übernehmen. Meine siebte Miete bei denen. Trotzdem muss ich wie sonst nur beim ersten Mal eine Tankkaution hinterlegen.

Ankunft abends auf dem Flughafen Grandilla de Abona, Hotel in Puerto de la Cruz. Was fehlt: Jannik. Der ist dieses Wochenende auch nicht zu Hause, sondern im Außeneinsatz für seine neue Firma... Schade.

Die Pyramiden in Güímar haben wieder zu und ich schaue in Candelaria wieder die Kirche an, in der Hoffnung, dass die Sonne jetzt auch die Vorderseite bescheint. Allerdings geht sie genau in dem Moment hinter den hohen Bergen unter. Vor der Kirche sind 10 Leute mit Instrumenten, die sich als Kakerlaken verkleidet haben und für ein Gruppenfoto posieren.

Also gut, dann ab ins Hotel. Mein erstes auf dieser Reise ist das Las Águilas. Es liegt südlich von Puerto de la Cruz auf einem Hügel und ist von weitem erkennbar. Nach dem Abendessen, das ganz OK ist, besuche ich noch die Umgebung auf dem Hügel. Da ich mein leeres Handy zum Aufladen auf den Zimmer gelassen habe, muss ich mit dem Halbmond vorlieb nehmen, der fast im Zenit steht.

Puerto de la Cruz bei Nacht, vom Hügel des Hotels Las Águilas affiliated by Meliá auf Teneriffa, das hellste Objekt am Himmel ist die Venus
Puerto de la Cruz bei Nacht, vom Hügel des Hotels Las Águilas affiliated by Meliá auf Teneriffa, das hellste Objekt am Himmel ist die Venus

Die auf der Vergrößerung gut erkennbare kleine wagenförmige Anordnung von hellen Sternen genau in der Mitte des Bildes knapp über dem Meer ist übrigens kein Sternbild sondern die Plejaden.

Auf dem Rückweg zum Hotel verlaufe ich mich im Hotelgarten.


Mein Hotelzimmer hat Teideblick. Das klingt romantischer als ‚Autobahnrichtung‘. Die ist fast direkt vorm Hoteln und dank 120 km/h ziemlich laut.

Nach dem Aufwachen fällt mir ein, dass ich noch einen Besuch im Teide-Observatorium buchen wollte. Aber es sind jetzt um halb 9 noch 3 Plätze für heute auf Englisch frei. Deutsche Führungen gibt an diesem verlängerten Wochenende nicht oder nicht mehr. 21 Euro kostet der Spaß.

Teide von Puerto de la Cruz aus gesehen
Teide von Puerto de la Cruz aus gesehen
Panorama von Puerto de la Cruz, vom Hügel des Hotels Las Águilas affiliated by Meliá auf Teneriffa
Panorama von Puerto de la Cruz, vom Hügel des Hotels Las Águilas affiliated by Meliá auf Teneriffa

Na dann mal los. Aber bis 12:30 ist noch genug Zeit. Nicht nur für einen Besuch beim Lidl. Ich habe alle drei Nächte Halbpension, daher brauche ich nur etwas zu trinken. Das Leitungswasser hier war jetzt nicht so geil.

Mirador de Mataznos

Erster Halt ist ein Aussichtspunkt an der Straße von Puerto de la Cruz zum Nationalpark.

Blick vom Mirador de Mataznos auf Teneriffa, links der Pico del Teide, rechts schemenhaft erkennbar La Palma
Blick vom Mirador de Mataznos auf Teneriffa, links der Pico del Teide, rechts schemenhaft erkennbar La Palma

El Portillo (Teide-Besucherzentrum)

Das Teide-Besucherzentrum informiert über die Geschichte und Geologie des Teide. Am Anfang läuft man durch einen „Lavatunnel“, dann gibt es einen Raum mit einer Ausstellung und am Ende kann man sich einen Film ansehen. Der Teide wird darin als Teufel dargestellt, der im Berg wohnt. Den Film gibt es in fünf Sprachen und dauert etwa 10 Minuten.

Nach dem Film besuche ich noch den botanischen Garten des El Portillo. Dieser hat übrigens keine Öffnungszeiten, erzählt man mir. Man soll nur die Pforte schließen, die den Garten vor den eingeführten Kaninchen schützt.

Botanischer Garten des Teide-Besucherzentrums El Portillo auf Teneriffa
Botanischer Garten des Teide-Besucherzentrums El Portillo auf Teneriffa
Kanareneidechse (Männchen) im botanischen Garten des Teide-Besucherzentrums El Portillo auf Teneriffa
Kanareneidechse (Männchen) im botanischen Garten des Teide-Besucherzentrums El Portillo auf Teneriffa

Nun aber ab zum Observatorium.

Teide-Observatorium

Ich bin 25 Minuten vor dem Start da und damit 5 Minuten zu spät. Macht aber nichts, andere sind noch später dran als ich, sagt die offenbar aus Deutschland stammende Frau, die die Gäste empfängt. Ich parke vor der Zufahrt auf einem Parkplatz an einer Straße, die auf Google Maps komplett fehlt – sowohl der öffentliche als auch der private Teil.

Blick vom Teide-Observatorium in Richtung Gran Canaria; links davon der Hügel ist keine Insel sondern das La-Isleta-Gebirge nördlich von Las Palmas, links im Hintergrund schemenhaft Fuerteventura
Blick vom Teide-Observatorium in Richtung Gran Canaria; links davon der Hügel ist keine Insel sondern das La-Isleta-Gebirge nördlich von Las Palmas, links im Hintergrund schemenhaft Fuerteventura

Zumindest mit meiner polarisierten Sonnenbrille ist Fuerteventura deutlich besser zu sehen als auf dem Bild.

Der Führer der Tour, der seit 13 Jahren hier ist, sagt, er habe heute das dritte Mal erst Fuerteventura und heute Morgen das erste Mal Lanzarote gesehen. Er selbst ist Wissenschaftler hier und beschäftigt sich mit dem Tracking von Satelliten mit infrarotem Licht. Auch zwei deutsche Wissenschaftler, die als Gäste an der Tour teilnehmen, forschen auf diesem Gebiet, aber in einem anderen Gebäude.

Teide-Observatorium auf Teneriffa
Teide-Observatorium auf Teneriffa

„Warum sind die Gebäude alle weiß?“, fragt der Führer, „Weil das die billigste Farbe ist.“ – aber nicht nur das, das soll natürlich auch die Hitze abhalten. Daher befinden sich viele Teleskope auf der Spitze höherer Gebäude, da die Hitze auch vom Boden kommt, besonders in den frühen Nachtstunden.

Auf dem obigen Bild befindet sich links (mit offener Tür) das Besucherzentrum. Rechts daneben die Kuppen sind Teleskope mit 150, 70 und 90 cm Durchmesser. Das erstere ist das größe Europas. Bei unserer Ankunft ist nur folgendes sichtlich aktiv, später keines mehr. Das kleine rakenförmige Ding vorne im Bild ist ein GPS-Empfänger. Das Observatorium auf La Palma konnte während des Vulkanausbruchs 2021 eine Erhöhung um 23 Zentimeter messen.

Teleskop Izaña-1 im Teide-Observatorium auf Teneriffa
Teleskop Izaña-1 im Teide-Observatorium auf Teneriffa

Wir besuchen das IAC-80. Das 1991 errichtete Teleskop ist das erste, das von Spanien entwickelt wurde. Es hat eine Apertur von 80 cm, die ihm den Namen geben, und eine Brennweite von 11.000 mm. Meine „Lange Anna“ kommt nur auf 600 mm bei halber Blendenzahl (Lichtstärke). Mit den technischen Angaben der Website, die in einigen Details von denen aus der Führung (die in diesem Blogpost verwendet werden) abweicht, komme ich zu dem Ergebnis, dass der Kamerasensor knapp kleiner als der meiner Kamera.

Im Teleskop IAC-80 im Teide-Observatorium auf Teneriffa
Im Teleskop IAC-80 im Teide-Observatorium auf Teneriffa

Die Kamera ist jetzt 5 Jahre alt und liefert 16 Mebipixel (4096×4096) in schwarz-weiß. Farbbilder gehen nur durch mehrere Fotos nacheinander mit Filtern. Die spiegelnde Schicht aus Aluminium wird alle 2 Jahre neu auf dem Spiegel aufgetragen.

Die Kerbe (Delle) unten rechts im Bild an der (deutschen) Halterung hat auch eine Bedeutung. Sie wurde später eingefügt, als man feststellte, dass das Teleskop dort gegenstößt, wenn die Elevation zu niedrig ist. Dieses Teleskop kann nämlich bis zum Horizont gucken, wo man gerade z.B: das Kreuz des Südens sehen kann.

Die schwarzen Röhren sind Gegengewichte. Wäre die jetzt vorhandene Kamera – die zweite dieses Teleskops überhaupt – nicht exakt genau so schwer wie die alte, hätte man damit das Teleskop ausbalancieren können.

Wir bekommen noch eine kleine Präsentation im Besucherzentrum. Gezeigt wird ein Live-Bild der Sonne der NASA. Auf dem Bild sieht man gut die Sonnenwinde. Wir schauen uns draußen noch kurz das gleiche Bild durch ein kleines, analoges Teleskop an.

Sonnenflecken durch ein kleines analoges Teleskop im Teide-Observatorium auf Teneriffa
Sonnenflecken durch ein kleines analoges Teleskop im Teide-Observatorium auf Teneriffa

Dann scheucht uns der Mitarbeiter vom Hof. Dabei kann man von hier oben gut den Teide sehen. Egal, kann man vom Aussichtspunkt an der Straße nach La Laguna auch:

Ausblick vom Mirador de La Crucita in Richtung des Teide auf Teneriffa
Ausblick vom Mirador de La Crucita in Richtung des Teide auf Teneriffa

Ich besuche noch den Mirador de Chipeque. Obwohl da so einige Leute sind, finde ich den Ausblick nicht so gut wie von anderen Aussichtspunkten hier.

Palmetum

Das Palmetum ist ein botanischer Garten. Er wurde in den 1970ern auf einer Müllhalde errichtet. Das erklärt die erhöhte Lage. Es wurden etwa ein Meter Mutterboden und ein Dezimeter organische Schicht aufgetragen und 21 Entlüftungskanäle für den Müll darunter gelegt, aus denen Gase entweichen können, was aufgrund des Alters aber inzwischen praktisch nicht mehr von Bedeutung ist. Seit 2007 wird hier nach Regeln gearbeitet, die auch bei der Bio-Landwirtschaft zum Einsatz kommen. Bewässert wird die Garten mit teilweise aufbereitetem Wasser aus dem städtischen Klärwerk.

Aufgrund der erhöhten Lage hat man vom Palmetum auch eine gute Aussicht.

Ausblick vom Karibik-Aussichtspunkt des Palmetum auf das Freibad (Parque Marítimo César Manrique) und das Auditorium von Teneriffa
Ausblick vom Karibik-Aussichtspunkt des Palmetum auf das Freibad (Parque Marítimo César Manrique) und das Auditorium von Teneriffa

Karibik-Aussichtspunkt deshalb, weil der Garten nach Regionen/Kontinenten eingeteilt ist. Obwohl im Palmetum kaum Leute außer mir sind, ist der gigantische Parkplatz so gut wie voll gewesen. Das dürfte von den Leuten im Freibad sein.

Palmen im Palmetum auf Teneriffa
Palmen im Palmetum auf Teneriffa
Das so genannte Achteck ist der Zentrale Bereich des Palmetums auf Teneriffa
Das so genannte Achteck ist der Zentrale Bereich des Palmetums auf Teneriffa
Neoregelia johannis aus Brasilien finde ich die spannendste Pflanze des Achtecks im Palmetum auf Teneriffa
Neoregelia johannis aus Brasilien finde ich die spannendste Pflanze des Achtecks im Palmetum auf Teneriffa

Tiere gibt es auch, vor allem Teichhühner, die wir auch in Deutschland kennen. Ich bin von den fotografischen Möglichkeiten des Gartens etwas enttäuscht und mache mich auf ins Anaga-Gebirge.

Auf der Autobahn durch den Hafen ist 50. Keine Wohnhäuser weit und breit und zudem noch gerade Strecke...

Ebenfalls seltsam: Auf meinem Weg durch Anaga-Gebirge komme ich zunächst am Wanderweg El Pijaral vorbei. Ein Schild warnt: Wer keine Besuchserlaubnis hat, dem drohen drakonische Strafen. Ich schaue auf der Website vorbei – das Handynetz ist nicht gut hier – und sehe: im gesamten buchbaren Bereich sind die 45 Plätze am Tag immer ausgebucht. Ist wohl kaputt. Aber egal, wenn sie mich hier nicht haben wollen...

La Cumbrilla im Anaga-Gebirge

Ein bisschen weiter durchs Gebirge erreiche ich La Cumbrilla. Das liegt am Ende der Straße durch das Anaga-Gebirge. Viel zu sehen gibt es hier offenbar nicht. Vielleicht auf einem der längeren Wanderwege, aber dafür habe ich keine Zeit. Abendessen im Hotel ist in zwei Stunden zuende.

Blick von La Cumbrilla in Richtung des Meeres
Blick von La Cumbrilla in Richtung des Meeres

La Palma im Sonnenuntergang

Nach einer Stunde Fahrt muss am großen Hafen-Parkplatz von Puerto de la Cruz aber etwas Zeit sein für den grandiosen Ausblick auf La Palma im Sonnenuntergang.

La Palma im Sonnenuntergang von der Mole von Puerto de la Cruz auf Teneriffa gesehen
La Palma im Sonnenuntergang von der Mole von Puerto de la Cruz auf Teneriffa gesehen

Obwohl ich im selben Ort wie letzte Nacht bin, habe ich ein anderes Hotel. Öfter mal was neues. Obwohl das heute Hotel (H10 Puerto Playa) deutlich günstiger als das letzte ist, gefällt es mir viel besser.


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Teneriffa II (Kanaren VI) Tag 3: Puerto de la Cruz, Tacoronte, Punta del Hidalgo, Chinamada, Garachico, Los Gigantes: Straßen-Kampf

Umwege und Nichtwege – heute ist es nicht so einfach, durch Teneriffa zu kommen. Und morgen, hin und weg zu kommen?

geschrieben von Janni Sonnabend, 3. Juni 2023 um 23:49 Uhr

Fischerinnen-Monument an der Playa del Muelle in Puerto de la Cruz auf Teneriffa
Fischers Fritzi fischt frische Fische: Fischerinnen-Monument an der Playa del Muelle in Puerto de la Cruz auf Teneriffa

Iglesia de Santa Catalina

Mein erste Halt heute ist diese Kirche in Tacoronte. Obwohl sie eigentlich gerade öffnen müsste, ist sie auch 10 Minuten später noch geschlossen.

Iglesia de Santa Catalina in Tacoronte auf Teneriffa
Iglesia de Santa Catalina in Tacoronte auf Teneriffa

Punta del Hidalgo

Ich fahre die Straße weiter und zwar bis zum Ende. Dort startet zwar auch ein Wanderweg zu meinem nächsten Ziel, aber die hunderten Höhenmeter spare ich mir und nehme Vorlieb mit dem Aussichtspunkt.

Ausblick vom Mitador Punta del Hidalgo auf Teneriffa
Ausblick vom Mitador Punta del Hidalgo auf Teneriffa

Die Wolke rechts im Bild hat sich gerade erst gebildet. Über dem (nahen) Gipfel, über dem sie sich befindet, entstehen fortlaufend Wolken, die sich kurz darauf wieder auflösen.

Ich schaue auch noch kurz ans Meer. Dort befindet sich nämlich der extrem ungewöhnliche Leuchtturm des Ortes.

Faro de la Punta del Hidalgo auf Teneriffa
Faro de la Punta del Hidalgo auf Teneriffa

Chinamada

Nach Chinamada wollte ich eigentlich gestern schon, aber da hatte ich keine Zeit und die Sonne war auch schon weg. Chinamada liegt nicht weit von Punta del Hidalgo entfernt, aber die Straße des kürzesten Verbindung von Tacoronte ins Anaga-Gebirge wurde gerade vor zwei Stunden für den Rest des Tages gesperrt. Daher muss ein größerer Umweg über die Autobahn her.

Las Carboneras auf Teneriffa
Las Carboneras auf Teneriffa

Chinamada besteht an sich nur aus der San-Ramón-Kapelle und Wohngebäuden, deren Besonderheit ist, dass sie zum Teil aus Höhlen bestehen. Neben dem Ende des zuvor schon erwähnten Wanderweges aus Punta del Hidalgo führt ein zweiter Weg zum Aussichtspunkt, der aber wegen Absturzgefahr geschlossen ist. Ein Hinweisschild erklärt das mit dem Riss, der auf dem Boden durch ihn verläuft. Die anderen Leute hier interessiert das wenig.

Chinamada auf Teneriffa
Chinamada auf Teneriffa
Ein Natternkopf blüht
Ein Natternkopf blüht

Vom Aussichtspunkt sieht man wieder den Gipfel, auf dem sich ständig Wolken bilden, nur halt von oben. Oder man kann aufs Gebirge schauen.

Ausblick vom Mirador Aguaide in Chinamada auf Teneriffa in Richtung Punta del Hidalgo
Ausblick vom Mirador Aguaide in Chinamada auf Teneriffa in Richtung Punta del Hidalgo
Panoramablick am Mirador Roque de los Pinos (der Namensgeber ist ziemlich weit rechts im Bild) bei Chinamada auf Teneriffa

Garachico

Nach knapp anderthalb Stunden Autofahrt erreiche ich Garachico. Den Ort mussten Jannik und ich beim letzten Mal aus Zeitgründen leider auslassen, obwohl er laut Reiseführer einiges zu bieten hätte. Aber um unsere Lücken nachzuholen, bin ich ja hier.

Unterwegs berichtete der englischsprachige Radiosender Coast.fm über den Streik der französischen Flugsicherung morgen – den nunmehr 51. – nur in diesem Jahr. Es geht darum, dass die Franzosen zu dumm sind um zu verstehen, dass man nicht (bei dort 35 Wochenarbeitsstunden maximal) bis 62 arbeiten kann und dann volle Rente kriegen. Allein Ryanair streicht 220 Flüge. Ob ich morgen weg komme? Mal sehen, ist aber nicht mein Problem.

Also, jetzt zu Garachico:

Ermita de San Roque in Garachico auf Teneriffa
Ermita de San Roque in Garachico auf Teneriffa

Die obige Kapelle ist zwar etwas vom Zentrum entfernt, aber so sieht man einige weitere Sehenswürdigkeiten Garachicos auf dem Weg. So zum Beispiel das Santo-Domingo-Convent, auch Patronato Hospital genannt. Letzteres ergibt Sinn, denn mir schallen wahnsinnige Schreie entgegen, als ich das Gebäude betrete. Im öffentlich zugänglichen Raum gibt es aber nur einen Kaffeeautomaten.

Santo-Domingo-Konvent (Patronato Hospital) in Garachico auf Teneriffa
Santo-Domingo-Konvent (Patronato Hospital) in Garachico auf Teneriffa
Garachico auf Teneriffa, im Hintergrund der Garachico-Felsen
Garachico auf Teneriffa, im Hintergrund der Garachico-Felsen

Eigentlich will ich Tenerifffas Südspitze, Punta de Teno, besuchen, aber auch die Straße ist offenbar geschlossen. Daher drehe ich um und fahre zu meinem heutigen Hotel. Aber auf der schönen Route mitten durchs Teno-Gebirge.

Durchs Teno-Gebirge nach Masca

Ausblick vom Mirador Altos de Baracán im Teno-Gebirge auf Teneriffa, im Hintergrund La Gomera
Ausblick vom Mirador Altos de Baracán im Teno-Gebirge auf Teneriffa, im Hintergrund La Gomera
Ausblick vom Mirador Altos de Baracán im Teno-Gebirge auf Teneriffa, im Hintergrund der Teide, davor das Dorf Las Portalas
Ausblick vom Mirador Altos de Baracán im Teno-Gebirge auf Teneriffa, im Hintergrund der Teide, davor das Dorf Las Portalas

Hach, den Teide sieht man echt fast von überall. Von Masca aber nicht, denn das liegt zu weit im Tal. Dort entsteht durch Zufall folgendes Bild, das mir sehr gut gefällt:

Dorfplatz von Masca auf Teneriffa
Dorfplatz von Masca auf Teneriffa

Leider gelingen mir sonst keine guten Bilder von Masca – die Sonne steht schon zu tief. Na dann ab ins Hotel. Wieder ein anderes, diesmal das TUI Blue Los Gigantes in ... na ja ... Los Gigantes eben. Das Hotel richtet sich zwar vorwiegend an Briten, ist aber trotzdem gut.


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Teneriffa II (Kanaren VI) Früher Morgen 4: Roque Cinchado – Nachts im Nationalpark

Lohnt es sich, im Urlaub früh aufzustehen?

geschrieben von Janni Sonnabend, 3. Juni 2023 um 23:56 Uhr

4:40. Aufstehen! Nationalpark ist nur einmal im Jahr. Ab ins Auto und los zum Roque Cinchado. Als ich los fahre, ist der Mond noch da. Er geht aber gleich unter. Da ich „die lange Anna“ (mein 600-mm-Objektiv) mitgenommen habe, war kein Platz mehr für ein Stativ. Das rächt sich. Dementsprechend müssen Felsen oder meine Fototasche als Ersatz dienen.

Milchstraße über dem Teide-Nationalpark auf Teneriffa, etwa in Richtung des Flughafens
Milchstraße über dem Teide-Nationalpark auf Teneriffa, etwa in Richtung des Flughafens

Die Milchstraße ist zwar da, aber nicht in die Richtung, aus der man normalerweise den Roque Cinchado fotografiert. Über dem stehen dann einfach nur irgendwelche Sterne.

Roque Cinchado auf Teneriffa in der Nacht
Roque Cinchado auf Teneriffa in der Nacht

Ob sich das gelohnt hat? Na ja. Dann jetzt zurück. Man kann La Gomera sehen, zumindest dessen zu Teneriffa gerichtete Seite ist relativ klar erkennbar.

La Gomera vor Sonnenaufgang, gesehen von Teneriffa aus
La Gomera vor Sonnenaufgang, gesehen von Teneriffa aus


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Teneriffa II (Kanaren VI) Tag 4: Los Gigantes, Casa Fuerte de Adeje, Montaña Clayofita Los Christianos, Teide-Nationalpark (Mirador El Tabonal Negro, Minas de San José, El Portillo) – Durch die Mitte zum Start

Die letzten ausgelassenen Punkte auf der Teneriffa-Planung von letztem Jahr sind fällig!

geschrieben von Janni Sonntag, 11. Juni 2023 um 19:20 Uhr

Nach dem nächtlichen Ausflug im Hotel noch mal kurz ins Bettchen, aber schlafen kann ich nicht. Dann frühstücken und die Südküste ansehen. Die hatten wir – mit Ausnahme von Masca – beim letzten Mal komplett ausgelassen. Obwohl mein Auto nur 2 Stunden auf diesem Parkplatz unter einem Baum stand, wurde es von Vögeln im Baum komplett vollgeschissen...

Mein erster Halt ist Alcalá. Die Promenade soll schön sein, aber so schön finde ich sie nicht.

Ich fahre weiter nach Abama. Dort soll ein Strand sein, wo man nur mit einer (kostenlosen?) Seilbahn des Ritz-Carlton hinfahren kann, auch wenn man nicht im Hotel ist. Aber die öffentlichen Parkplätze sind voll. Durch Verwirrung lande ich irgendwie auf dem Parkplatz des Ritz-Carlton, der überwiegend leer ist. Dass ich hier nicht parken darf, weiß ich, aber es gibt einen niedlichen Vogel hier, den ich fotografiere.

Gebirgsstelze auf Teneriffa
Gebirgsstelze auf Teneriffa

Dann kommt aber ein komischer Vogel auf einem Golfcart und fragt nach meiner Zimmernummer. Ich will schon wieder wegfahren, als er noch irgendwas mit Polizei labert, aber ich verstehe ihn nicht.

Woher weiß er, dass ich hier nicht her gehöre? Vermutlich daran, dass ich keine Armbanduhr. Reiche Menschen sind nämlich allesamt so dumm, dass sie nicht wissen, dass jedes Handy die Uhrzeit anzeigen kann, und geben zehntausende Euros für Uhren aus.

Dann fällt mir beim Verlassen des Parkplatzes auf, dass er eine Schranke hat, die mir vorhin nicht aufgefallen ist, weil sie wohl oben war. Das könnte es auch sein. Ich fahre erstmal einen Kilometer weit weg. Dort wähle ich mein nächstes Ziel aus. Auf dem Weg komme ich aber nochmal am Ritz-Carlton vorbei. Nun steht dort ein Polizeiauto und ein Abschleppwagen, aber auf dem Abschleppwagen befindet sich bereits ein Fahrzeug – nämlich ein Golfcart. Trotzdem schnell weg hier.

Casa Fuerte de Adeje

Die Casa Fuerte de Adeje wurde ursprünglich 1556 gegen Piratenangriffe erbaut. Später wurde sie zu einer Tomatenfabrik und dann durch ein Feuer in Teilen zerstört.

Innenhof der Casa Fuerte de Adeje auf Teneriffa
Innenhof der Casa Fuerte de Adeje auf Teneriffa
Ausstellung der Casa Fuerte de Adeje auf Teneriffa
Ausstellung der Casa Fuerte de Adeje auf Teneriffa

Eine junge Frau, deren Familie das Anwesen jetzt gehört, erklärt einem gerne die Hintergründe (auf Englisch). Sie haben auch Flyer erstellt (auch auf Deutsch). Dennoch kostet die Casa Fuerte keinen Eintritt, aber man freut sich natürlich, wenn Gäste trotzdem eine Spende da lassen. Bisher werden sie auch nicht von der Gemeinde unterstützt, nur für den Umbau des Eingangs bekamen sie kürzlich erstmals etwas Geld.

Der Turm – das einzige mehrstöckige Gebäude des Komplexes – kann nicht besichtigt werden, da die Mutter der Frau darin wohnt. Der östliche Teil des Grundstücks gehört einer anderen Familie und kann nicht besichtigt werden:

Nicht zugänglicher Teil der Casa Fuerte de Adeje auf Teneriffa
Nicht zugänglicher Teil der Casa Fuerte de Adeje auf Teneriffa

Montaña Clayofita

Vorbei am Camino Virgen de la Encarnacion, dessen Torbogen sich als wenig fotogen erweist, gelange ich nach Los Christianos. Mitten im Ort befindet sich ein unbebauter Vulkankrater. Der Gipfel ist 103 Meter hoch. Eine Stele steht hingegen am anderen Ende des halbkreisförmigen Kraterrandes.

Los Christianos auf Teneriffa, gesehen vom Gipfel des Montaña Clayofita
Caldera des Montaña Clayofita auf Teneriffa
Caldera des Montaña Clayofita auf Teneriffa

Wobei, das „unbebaut“ stimmt nur so halb. In der Mitte der Caldera stehen zwei ... Bauten:

Kuscheltierfriedhof und Weg zu den beiden Hütten in der Caldera des Montaña Clayofita in Los Christianos auf Teneriffa
Kuscheltierfriedhof und Weg zu den beiden Hütten in der Caldera des Montaña Clayofita in Los Christianos auf Teneriffa

In der Caldera befinden sich zwei Höhlen. Die linke der beiden ist auf dem vorherigen Bild oben rechts zu sehen, die rechte nur angedeutet.

Mirador El Tabonal Negro

Ich fahre noch ein drittes Mal zum Nationalpark. Ich schaue im Internet, ob es Sehenswürdigkeiten auf dem Weg gibt. Nein, höchsten den Pino Gordo, ein großer Nadelbaum.

Auf dem Weg kommt mir das erste Mal auf meinen Reisen ein deutsches Auto mit E-Kennzeichen entgegen. Es ist: ein e-up!, wie ich auch einen fahre, aber in weiß. Wie der hier wohl hergekommen ist?

Am Pino Gordo angekommen sind viele Besucher weniger vom Baum fasziniert als vom Bus, der hier vor 23 Stunden ausgebrannt ist.

Ausgebrannter Bus am Pino Gordo auf Teneriffa
Ausgebrannter Bus am Pino Gordo auf Teneriffa

Angesichts dessen ist erstaunlich, dass niemand der 50 Insassen verletzt wurde. Auch ich finde den Bus nicht interessant und fahre weiter zum Mirador El Tabonal Negro im Nationalpark.

Mondlandschaft am Mirador El Tabonal Negro im Teide-Nationalpark auf Teneriffa
Mondlandschaft am Mirador El Tabonal Negro im Teide-Nationalpark auf Teneriffa
Wildprets Natternkopf am Mirador El Tabonal Negro im Teide-Nationalpark auf Teneriffa
Wildprets Natternkopf am Mirador El Tabonal Negro im Teide-Nationalpark auf Teneriffa

Der Natternkopf auf dem Bild ist im Beginn seiner Blüte, die etwa einen Monat dauert und nach der er abstirbt. Er ist mit seiner Blüte relativ früh dran.

Minas de San José

Der Parkplatz des Sendero de Montaña Blanca ist voll, also weiter zum nächsten Aussichtspunkt, Minas de San Jose. Obwohl keine 3 Kilometer vom Mirador El Tabonal Negro entfernt, sieht die Gegend hier komplett anders aus.

Landschaft am Aussichtspunkt Minas de San José im Teide-Nationalpark auf Teneriffa
Landschaft am Aussichtspunkt Minas de San José im Teide-Nationalpark auf Teneriffa

El Portillo (Teide-Besucherzentrum)

Auf dem Weg zum Flughafen fahre ich noch kurz am Besucherzentrum ran. Das macht gerade zu. Men erzählt mir, dass man gerne außerhalb der Öffnungszeiten den botanischen Garten besuchen darf, wenn amn die Pforte schließt, sodass keine Kaninchen reinkommen.

Also schaue ich mir noch ein bisschen den botanischen Garten an, in der Hoffnung, noch ein gutes Bild von einer Echse zu machen.

Kanareneidechse im botanischen Garten des Teide-Besucherzentrums El Portillo auf Teneriffa
Kanareneidechse im botanischen Garten des Teide-Besucherzentrums El Portillo auf Teneriffa
Weg im botanischen Garten des Teide-Besucherzentrums El Portillo auf Teneriffa mit Blick auf den Teide
Weg im botanischen Garten des Teide-Besucherzentrums El Portillo auf Teneriffa mit Blick auf den Teide

So, jetzt aber ab zum Flughafen. Ich bin spät dran und tanken muss ich auch noch. Kostet immerhin nur um die 1,20 hier.

La Tarta del Teide auf Teneriffa
„Mmmh! Marmorkuchen!“ – La Tarta del Teide auf Teneriffa
Barrierefreier Flughafen: Zur Behindertentoilette muss man einfach nur die Treppe hinaufgehen
Barrierefreier Flughafen: Zur Behindertentoilette muss man einfach nur die Treppe hinaufgehen

Die Autorückgabe läuft wie immer problemlos. Ich erreiche den Flughafen etwa 50 Minuten vor Abflugzeit. An der Sicherheitskontrolle kein Anstehen. Und der Flieger in der Hull-City-Sonderbemalung ist – obwohl die Prognosen zunächst eine kleine Verzögerung sahen – auch schon da.

Zur Abflugzeit sitzen auch schon alle im Flieger. Aber dann ein Problem: Das Flugzeug sei unvorteilhaft beladen worden und 20 Passagiere müssten jetzt von vorne nach hinten umziehen. Die Leute haben allerdings keine Lust und das ganze geht nur äußerst langsam vonstatten. Mich betrifft es nicht, denn ich sitze wieder fast ganz hinten. Neben mir ist sogar ein Platz frei und er bleibt es als einziger im hinteren Teil auch. So kann ich ein bisschen arbeiten, wofür ich eine Maus mitgebracht habe. Gearbeitet habe ich auf dem Hinflug auch schon, da bei meinem Projekt in der Firma gerade umfangreiche Preislisten digitalisiert werden müssen. Das geht wunderbar im Flugzeug, da kein Internet nötig ist und es datenschutzrechtlich auch völlig unkritisch ist, denn die Vorlagen sind öffentlich verfügbar. Somit habe ich viel erlebt und 0 Urlaubstage benutzt.

Ach ja, eine Sache war ja noch: Der Flieger nimmt wegen des Fluglotsenstreiks einen ungewohnten Weg. Normalerweise passiert die Flugroute von Teneriffa nach Hannover Lissabon, die Biskaya und Paris. Heute fliegen wir hingegen über Gibraltar, Valencia, Barcelona, Marseille und Frankfurt. Der Aufenthalt im französischen Luftraum ist somit minimal.

Unmittelbar nach dem Aufsetzen des Fliegers springen einige Passagiere auf und rennen zur Tür. Das Kabinenpersonal bittet um Verständnis. Ich bin irritiert.


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Kérkyra (Korfu) III Tag 1 – Paleokastrítsa (Halbinsel, Kloster), Corfu Donkey Rescue Doukádes, Villa-Bando-Ruine Agía Ánna, Pórto-Timóni-Strand Afiónas, Ypapandí-Kirche Gouviá: Irgendwas mit Káppa

Aprilwetter im Mai auf Korfu

geschrieben von Janni Sonntag, 11. Juni 2023 um 21:04 Uhr

Dieser Beitrag behandelt den 17. Mai 2023. Er entstand zwei Tage später auf der Fähre nach Ándros.


Mit Corendon von Hannover nach Kérkyra-Ioánnis Kapodístrias. Damit verbinde ich nichts Gutes (die Entschädigung ist trotz Entscheidung im Januar immer noch nicht auf meinem Konto, dafür aber die Erstattung des Tickets). Die Flugnummer ist diesmal XR2035, aber andere Fluggesellschaften ändern nach Katastrophen ja auch die Flugnummer.

Heute ist der Flug aber pünktlich und bringt mich ins sehr regnerische Kérkyra. Eigentlich wollte ich schon am 5. Mai mit der Young Line nach Peru, aber Studiosus hat am 14. März alle Reisen dorthin bis 26. Mai abgesagt, da vom Auswärtigen Amt von solchen Reisen abgeraten wurde. Dies wurde am 4. April aufgehoben, aber die Reise war da halt schon abgesagt.

Dann also selbstorganisiert durch Europa. 15 Tage griechische Ferienziele mit Káppa: Kérkyra, Kykládes und Kos. Kríti fehlt, folgt aber separat im Juni, vermutlich sogar mit Jannik.

Das Kernstück der Planung sind die Ostkykladen, die anderen beiden habe ich nicht nur aus Interesse, sondern auch aus Gründen der einfacheren An- und Abreise und effizienteren Zeitnutzung drum herum geplant.


Kloster Paleokastrítsa

Mietwagen sind inzwischen wieder günstiger auf Kérkyra, was aber auch daran liegen könnte, dass Nebensaison ist. 47,18 für zwei Tage mit Vollkasko. Der Renault Clio hat 1.048 Kilometer runter. Ich fahre zu meinem ersten Ziel, Paleokastrítsa. Die Halbinsel dort ist schön, auch das gleichnamige Kloster darauf. Am Hafen heißt es warten, denn ein kurzer Abschnitt der Straße kann nur einspurig befahren werden. Eine Ampel regelt den Verkehr. Die Wartezeit beträgt laut einem Schild 4 Minuten, die ich auf komplett warten muss, weil sie bei meiner Ankunft gerade rot geworden ist.

Oben angekommen schlafe ich erst einmal ein bisschen (Abflug um 03:15 ist echt unmenschlich!), dann schreibe ich Teneriffa-Blogposts. Und um 12:00 – das war die Ankunftszeit des Fluges zum Zeitpunkt meiner Buchung – kommt so langsam die Sonne raus.

Das ist auch gut, denn das Kloster hat nur bis 13:00 Uhr geöffnet. Es gibt ein kleines Museum, einen kleinen Shop und die Klosterkirche.

Kloster Paleokastrítsa (links) auf Korfu, gesehen vom exponierter Aussichtspunkt (Metallikós Stavrós) auf der Paleokastrítsa-Halbinsel
Kloster Paleokastrítsa (links) auf Korfu, gesehen vom exponierter Aussichtspunkt (Metallikós Stavrós) auf der Paleokastrítsa-Halbinsel
Kloster Paleokastrítsa (links) auf Korfu, gesehen vom exponierter Aussichtspunkt (Metallikós Stavrós) auf der Paleokastrítsa-Halbinsel
Kloster Paleokastrítsa (links) auf Korfu, gesehen vom exponierter Aussichtspunkt (Metallikós Stavrós) auf der Paleokastrítsa-Halbinsel
In der Klosterkirche Paleokastrítsa auf Korfu
In der Klosterkirche Paleokastrítsa auf Korfu
Im Kloster Paleokastrítsa auf Korfu
Im Kloster Paleokastrítsa auf Korfu

In der Nähe befinden sich zwei Aussichtspunkte. Ein exponierter mit einem einfachen Metallkreuz und ein etwas zurückgezogen liegender mit einem Kreuz aus Gittermast-Material. Auf Google Maps ist nur letzterer eingezeichnet. Außerdem gibt es hier einige niedliche Katzen. In Europa gibt es keine urbane Tollwut, daher kann man die Katzen streicheln – und es gibt viele Katzen auf Korfu.

Exponierter Aussichtspunkt (Metallikós Stavrós) auf der Paleokastrítsa-Halbinsel auf Korfu, links daneben die kleine Felsinsel Skialoúdi
Exponierter Aussichtspunkt (Metallikós Stavrós) auf der Paleokastrítsa-Halbinsel auf Korfu, links daneben die kleine Felsinsel Skialoúdi
Blick vom exponierten Paleokastrítsa-Aussichtspunkt (Metallikós Stavrós) auf die nördliche Bucht von Paleokastrítsa auf Korfu
Blick vom exponierten Paleokastrítsa-Aussichtspunkt (Metallikós Stavrós) auf die nördliche Bucht von Paleokastrítsa auf Korfu

Während man in der Gegend umherläuft, hört man die ganze Zeit das Miauen von Blauen Pfauen. So einige werden in einem Gehege eines nahen Hauses gehalten, auch ein Ährenträgerpfau ist dabei.

Blauer Pfau in Paleokastrítsa auf Korfu
Blauer Pfau in Paleokastrítsa auf Korfu

Ich stehe auf dem kleinen Parkplatz direkt vorm Kloster, aber es gibt auch einen größeren etwas weiter unten. Von dort hat man einen guten Blick auf den Ort Paleokastrítsa, den nur ein schmaler Streifen Land mit der Halbinsel verbindet. Auf dem Streifen befindet sich die Straße, daneben sind Strände.

Paleokastrítsa auf Korfu
Paleokastrítsa auf Korfu

Corfu Donkey Rescue

Nächster Halt ist Corfu Donkey Rescue. Google lotst mich über Straßen in sehr schlechtem Zustand, obwohl der Gnadenhof recht nah an einer großen Straße liegt. Nach 20 Minuten Herumkurven markiere ich am Ende diese Abzweigung auf Google Maps und folge der Ausschildung auf dem Weg. Die letzten 300 Meter gehe ich zu Fuß, weil die Piste unter Wasser steht und ich das dem Auto nicht zumuten möchte.

Eine Frau erzählt mir etwas zum Hof. Auf dem Hof leben derzeit 30 Esel. Seit der Gründung 2004 hat man sich um 500 dieser Tiere gekümmert. Außerdem gibt es einige Hunde und eine größere Anzahl an Katzen. Letztere versuchen sie durch Sterilisation unter Kontrolle zu bringen, aber was bislang nicht wirklich gelang.

Katze im zentralen Stall von Corfu Donkey Rescue
Die Katze schläft jetzt hier

Als ich gerade im zentralen Stall angekommen bin, gibt es einen Wolkenbruch.

Eselboxen im zentralen Stall von Corfu Donkey Rescue
Eselboxen im zentralen Stall von Corfu Donkey Rescue

Die Esel laufen hier frei herum und man kann sie streicheln. Wenn sie das nicht möchten, gingen sie einfach weg, erklärt mir die Frau. Um aggresiv zu sein, dafür seien sie zu alt.

Corfu Donkey Rescue, zentraler Stall
Corfu Donkey Rescue, zentraler Stall

Agía-Ánna-Ruine Villa Bando

Ruine der Villa Bando bei Agía Ánna auf Korfu
Ruine der Villa Bando bei Agía Ánna auf Korfu

Der Gnadenhof befindet sich östlich von Doukádes. An der Straße nordwestlich des Ortes befindet sich nahe des Ortes Agía Ánna bei Alimmatádes eine Ruine an exponierter Lage. Auf Google Maps, wo das Gebäude auf Street View von 2011 noch intakt aber leer wirkt, wird sie als Villa Bando bezeichnet, ich würde aufgrund der zwei winzigen Toiletten im Obergeschoss und dem Fehlen der Dusche eine Nutzung als Restaurant vermuten. (Mir fällt übrigens gerade erst bei der Recherche auf, dass das Ding einen Keller hat.) Der Grundriss entspricht in etwa meinem Traumhaus. Nur die Fenster und Sanitäreinrichtung wurden zerstört. Aber zumindest was Fenster angeht, sitze ich an der Quelle. Also, Doukádes, wenn ihr das Ding für einen symbolischen Euro loswerden wollt, schreibt mir!

Blick von der Ruine bei Doukádes über die zentrale Ebene Nordkorfus
Blick von der Ruine bei Doukádes über die zentrale Ebene Nordkorfus

Strand Pórto Timóni bei Afiónas

Da hatten wir schon eine Landenge heute, dann kann man auch noch eine besuchen, nämlich Pórto Timóni. Im Ort gibt es zwei kostenpflichtige Parkplätze, aber man kann auch an der Straße parken, zumindest jetzt zur Nebensaison.

Westliche Riesensmaragdeidechse versteckt sich auf dem Weg zum Pórto-Timóni-Strand auf Korfu im Gebüsch
Westliche Riesensmaragdeidechse versteckt sich auf dem Weg zum Pórto-Timóni-Strand auf Korfu im Gebüsch

Es gibt zwei Wege nach Pórto Timóni, die sich aber auf etwa halber Strecke vereinen. Der östliche wird als Alter Pfad bezeichnet. Am Neuen Pfad befinden sich einige Tavernen und man kann von dort einen Abstecher zu einem Aussichtspunkt machen, der mit „Kartieri“ beschildert wird und am Ende einer Sackgasse liegt.

Pórto Timóni bei Afiónas auf Korfu, gesehen vom Aussichtspunkt auf dem Weg dorthin
Pórto Timóni bei Afiónas auf Korfu, gesehen vom Aussichtspunkt auf dem Weg dorthin
Pórto Timóni bei Afiónas auf Korfu, gesehen vom Aussichtspunkt Kartieri
Pórto Timóni bei Afiónas auf Korfu, gesehen vom Aussichtspunkt Kartieri

Auf dem Weg zum Hotel besuche ich noch den Kyprianádes-Wasserall, aber der ist versiegt. Bilder schenke ich mir.

Mein Hotel heute ist das Paradise in Gouviá. 50,07 habe ich für eine Nacht mit Halbpension bezahlt. Die warmen Komponenten sind mehr so Allerweltsgerichte. Da hätte ich mir mehr griechischen Einfluss gewünscht.

Ypapandí-Kirche in Gouviá

Nach dem Abendessen besuche ich noch das Kirchlein Ypapandí am anderen Ende des Ortes.

Ypapandí-Kirche in Gouviá auf Korfu
Ypapandí-Kirche in Gouviá auf Korfu

Und ich heute etwas, das ich in meinem Leben aus irgendeinem Grund noch nie gesehen habe: Glühwürmchen. Fotografiert bekomme ich sie nicht, aber ich genieße die magische Stimmung, die sie verbreiten.


Nun zurück zum Hotel. Das Bett, in Griechenland oft ein Problem, ist gut. Schaummatratzen sind in Griechenland nicht so beliebt und daher auch in kleineren Hotels selten, die sich nicht an Pauschaltouristen richten. Dies ist aber ein größeres Hotel und es hat so welche. Bett also gut, nur meine offenbar sächsischen Zimmernachbarn lärmen etwas.


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Kérkyra (Korfu) III Tag 2: Ypapandí-Kirche Gouviá, Kalámi, Kassiópi (Pipítos-Strand, Festung), Pantokrátor (Sendeanlagen, Kloster Ypsiloú), Kaiser’s Throne Pélekas, Korissíon-See, Kérkyra, Athen, Rafína – Gute Aussichten

Heute geht es zu den schönsten Aussichtspunkten Korfus – und danach weiter nach Athen

geschrieben von Janni Dienstag, 13. Juni 2023 um 00:05 Uhr

Ich habe lange und gut geschlafen. Das Frühstück im Hotel Paradise ist auch toll. Die Hotels auf Kos am Ende der Reise liegen im gleichen Preisbereich und sind ebenfalls mit Abendessen. Mal schauen, wie das ausfällt.

Aber dann kann’s ja losgehen, und zwar genau so, wie es aufgehört hat.

Ypapandí-Kirche in Gouviá

Weil es gestern so schön war, besuche ich noch einmal die Ypapandí-Kirche (Darstellung des Herrn, wörtlich „Begegnung“) im Hellen.

Ypapandí-Kirche in Gouviá
Ypapandí-Kirche in Gouviá

Kalámi und Umgebung

Ich fahre nach Kalámi im Nordwesten der Insel. Die Abstand zwischen Korfu und Albanien beträgt an der schmalsten Stelle etwa 2 Kilometer.

Blick von Kalámi auf Erimítis auf Korfu
Blick von Kalámi auf Erimítis auf Korfu

Ich durch den Ort laufe, treffe ich auf eine Studiosus-Reisegruppe. Ihre Führerin erzählt vom Kampf um die Erimítis-Halbinsel. Ein Politiker verkaufte das riesige Gebiet nördlich von Kalámi vor fünf Jahren trotz großem Protest in der Bevölkerung für gerade einmal 1 Million an eine Firma, die hier etliche Villen errichten wollte. Er wurde darauf hingewiesen, dass auf bewaldetem Gebiet gar nicht gebaut werden könne. Aber es könne ja mal brennen, habe er entgegnet. Und es brannte – 2 Wochen später. Inzwischen ist das Projekt gestoppt und Erimítis gerettet.

Kalámi auf Korfu, links das Restaurant „White House“
Kalámi auf Korfu, links das Restaurant „White House“

Kassiópi

Einen längeren Stopp habe ich in Kassiópi. Ich umwandere zunächst einmal die Halbinsel mit der byzantinischen Festung.

Felsen am Pipítos-Strand (Paralía Pipítos) in Kassiópi auf Korfu
Felsen am Pipítos-Strand (Paralía Pipítos) in Kassiópi auf Korfu

Ich umwandere die Halbinsel im Prinzip nicht freiwillig, sondern weil auf Google Maps der Eingang zur Festung nicht eingezeichnet ist. Mein Auto steht so, dass ich durch Umwandern der Halbinsel mit Start beim Auto im Ort ankomme.

Im Ort Kassiópi angekommen kaufe ich mir ein Pita und nehme mir vor, jeden Tag eins zu kaufen, um die regionalen Unterschiede zu vergleichen. Hier bei Best Fast Food kostet es 4 Euro, also recht viel.

Direkt bei dem Restaurant ist die Treppe hoch zur Festung.

Dort ist es bei meiner Ankunft nahezu menschenleer. Somit kann auch keiner Eintritt kassieren – wäre aber egal, denn heute ist Internationaler Museumstag und daher der Eintritt für alle griechischen Museen und Ausgrabungsstätten kostenlos.

Die byzantinische Festung von Kassiópi auf Korfu ist heute ein Olivenhain
Die byzantinische Festung von Kassiópi auf Korfu ist heute ein Olivenhain

Im Prinzip ist das Kastell heute teils eine Wiese und teils ein Olivenhain. Letzterer wird aktiv bewirtschaftet, wovon die aufgerollten Netze zeugen, die für die Ernte ausgerollt werden.

Byzantinische Festung von Kassiópi auf Korfu, links die Mauern, rechts ein Olivenbaum
Byzantinische Festung von Kassiópi auf Korfu, links die Mauern, rechts ein Olivenbaum
Kassiópi auf Korfu, von der byzantinischen Festung aus gesehen
Kassiópi auf Korfu, von der byzantinischen Festung aus gesehen

Pantokrátor (Pantokrátoras)

Der höchste Berg Korfus ist der Pantokrátor („Allherrscher“ – gemeint ist Jesus Christus). Er ist gute 900 Meter hoch, was egal ist, denn es führt eine einigermaßen brauchbare Asphaltstraße bis zum Gipfel.

Aufgrund meiner Erfahrungen mit schlechten Straßen gestern bei Doukádes habe ich mich für die Anfahrt vom nächsten Dorf entschieden, in diesem Fall Petália. Zu Recht, denn die direkte Straße von Kassiópi ist eine Schotterstraße, wie mir beim Bloggen OpenStreetMap zeigt.

Bei Ankunft auf dem Gipfel sieht man rechts zig Sendeanlegen und links ein Kloster, in dessen Mitte ein großer roter Stahlfachwerkturm steht, der optisch einer kleinen Version des Tokyo Tower ähnlich sieht.

Sendeanlagen auf dem Pantokrátor auf Korfu
Sendeanlagen auf dem Pantokrátor auf Korfu
Panorama vom Pantokrátor auf Korfu hinab Richtung Südwesten
Kloster Ypsiloú Pantokrátoros auf Korfu mit Pantokrátor-Sendeturm
Kloster Ypsiloú Pantokrátoros auf Korfu mit Pantokrátor-Sendeturm

Kaiser’s Throne

Bei Pélekas befindet sich ein Hügel mit Aussichtspunkt. Kaiser Wilhelm II. soll hier oft den Sonnenuntergang beobachtet haben, weshalb sich der Aussichtspunkt einiger Beliebtheit erfreut.

Panorama vom Kaiser’s Throne bei Pélekas auf Korfu in Richtung Osten

Korissíon-Lagune (Korissíon-See)

Ein bisschen Zeit habe ich noch. Dann kann ich noch kurz zum Korissíon-See. Ich fahre zum Parkplatz des Íssos-Strands bei Línia. Hier im Südwesten des Sees befindet sich ein Zedernwald.

Zedernwald am Korissíon-See nahe des Íssos-Strands bei Línia auf Korfu
Zedernwald am Korissíon-See nahe des Íssos-Strands bei Línia auf Korfu

Eigentlich ist diese Lagune bekannt für die Flamingos, aber gerade sind nur einige Seidenreiher dort.

Seidenreiher in der Korissíon-Lagune auf Korfu
Seidenreiher in der Korissíon-Lagune auf Korfu

So, nun aber zum Flughafen. Ein Bus hält mich und etliche Autos vor und hinter mir auf aber auf der kurvigen Ostküstenstraße kann man nicht überholen. Vom Mietwagenanbieter Centauro laufe ich zu Fuß den einen Kilometer zum Flughafen. Ich bin etwas spät dran (Ankunft am Flughafen 55 Minuten vor Abflug) – denke ich, denn später auf der Reise erfahre ich, dass Gepäckabgabe bei Aegean in Griechenland bis 30 Minuten vor Abflug ist. Außer bei Abflug in Elethérios Venizélos, meinem heutigen Ziel, denn dort sind es 40 Minuten, da der Flughafen schon recht groß ist. Winzig bis unterdimensioniert wirkt dagegen Griechenlands zweitgrößter Flughafen, Níkos Kazantzákis in Iráklio.

Der Flug ist zu kurz, um den Laptop rauszuholen. Also blättere ich durch die Bordzeitschrift von Aegean. Diese enthält so viel Werbung, dass sich das Inhaltsverzeichnis auf Seite 50 (in Worten: fünfzig) befindet. Dadurch finanzieren sie wohl, dass es ein bisschen Verpflegung gibt: Eine kleine Flasche Wasser der Marke Av́ra und zwei Kekse der griechischen Antwort auf Oreo (das ist übrigens Griechisch und bedeutet ‚schön‘).

Bei Ankunft in Athen rufe ich meinem Hotel heute an, das einen stündlichen Shuttle vom Flughafen besitzt, un frage, ob ich einen Shuttle früher als den mir zugewiesenen um 22:30 nehmen kann. Bis 21:30 sind es da noch 26 Minuten und das sollte doch machbar sein.

Das Flugzeug parkt auf einer Außenposition, also geht es mit dem Bus zum Terminal. Wir stehen eine ganze Zeit auf dem Vorfeld herum, weil in größerer Entfernung ein Easyjet-Flugzeug zurückgeschoben wird und dann von uns weg fährt (rollt). Ich verstehe nicht, warum wir dann hier warten mussten.

Den Ausgang erreiche ich so erst um kurz nach halb 22. Doch der Shuttle vom Hotel ist noch da und der Fahrer will gerade losfahren, als ich ankomme. Ich komme noch mit. Der Weg nach Rafína ist weiter, als ich gedacht hatte. Es dauert knapp 20 Minuten zum Hotel Av́ra, dem mit Abstand teuersten auf dieser Reise – aber auch dem einzigen in Rafína. Auch im Hotel gibt es eine Flasche Wasser. Ich bin zutiefst enttäuscht, dass dessen Marke anders als im Flugzeug nicht Av́ra ist sondern Yas. So einen einprägsamen Gag hätte ich als Marketing mitgenommen.


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Kykladen IIII Tag 1 (Ándros): Petrus-Turm, Kloster Ágios Nikólaos, Apikía (Sáriza-Quelle, Steinbrücke, Pithára-Wasserfall), Agías Marínas, Ándros-Stadt, Kloster Panachrántou – Grüne Insel 2

Korfu gilt als grüne Insel Griechenlands. Ándros auch, zumindest der Kykladen. Der Vergleich...

geschrieben von Janni Donnerstag, 15. Juni 2023 um 22:58 Uhr

Dieser Blogpost behandelt den 19. Mai 2023. Er entstand taggleich.


Um 7:30 startet in Rafína die Fast Ferries Ándros nach... nun ja... Ándros. Sie fährt aber noch weiter.

Ándros ist eine typische Ferieninsel der Athener und beliebt für Wochenendausflüge. Zum Glück ist aber Freitagmorgen.

Ankunft in Gav́rio, dem Hafen Ándros’, ist mehr oder weniger pünktlich. Im Büro vom Mietwagenanbieter ist gerade niemand, da kann ich mir im nahen Supermarkt noch etwas Verpflegung für den Tag holen.

Avance vermietet Autos auf fast allen Kykladen. Nur mit Vollkasko. Sozusagen das, was Cicar auf den Kanaren ist. Die Kiste ist ein roter Peugeot 108 und ziemlich klapprig trotz „erst“ 43385 Kilometern runter.

Ándros ist die einzige Insel auf meiner Reise, auf der ich nicht übernachte. Fährverbindungen zwischen Kykladen sind nämlich alles andere als einfach, denn viele seltenere Verbindungen gibt es nur ein- oder zweimal wöchentlich, insbesondere wenn man nicht mit den unfassbar teuren Seajets fahren möchte. Im Prinzip ist die ganze Reise um die Verbindung Sýros–Irakliá in der Nacht von Sonntag auf Montag herum gebaut.

Petrus-Turm (Pýrgos Ágios Pétros)

Das bedeutendste Baudenkmal Ándros’ ist der 20 Meter hohe St.-Petri-Turm direkt bei Gav́rio. Der Turm stammt aus der hellenistischen Zeit (3. bis 1. Jh. v.Chr.), das Fundament könnte älter sein. Somit heißt natürlich auch nicht der Turm St. Petri, sondern der Ort, in dem er steht. Er steht auch nicht im Ort sondern ein Stückchen unterhalb. Google Maps möchte mich über Wege lotsen, bei denen ich bezweifle, dass man die selbst mit einem 4x4 befahren könnte.

Petrus-Turm (Pýrgos Ágios Pétros) auf Ándros
Petrus-Turm (Pýrgos Ágios Pétros) auf Ándros

Das Bild ist absolut lotrecht aufgenommen: Der Horizont befindet sich genau in der Mitte und ist exakt horizontal. Der Turm ist somit schief. Ansonsten sieht er auf dem Bild noch ganz heile aus, aber das täuscht. Auf der anderen Seite fehlen Steine und von der Wendeltreppe sind auch nur noch Reste vorhanden. Hinein kommt man jedoch nicht, da die Tür mit einem Gitter verschlossen ist.

Am Fuße des Turms befindet sich eine Kapelle aus Schieferplatten erbaut. Sie ist mit einer modernen Tür ver- und abgeschlossen.

Nach einem kurzen Stopp am Strand Ágios Kyprianós, benannt nach dem dort befindlichen Kirchlein, fahre ich auf die nördliche Pass-Straße.

Kloster Ágios Nikólaos

Ziemlich abgelegen liegt das Kloster Ágios Nikólaos. Nachdem ich es von außen betrachtet habe, weil ich es laut Reiseführer für geschlossen halte (es hat nur bis 12 auf und ich bin um kurz nach 12 angekommen), suche ich doch den Eingang. Mir kommt ein verwirrter Holländer entgegen. Ich helfe ihm, das eiserne Tor zu öffnen. Er erzählt mir, dass man doch rein könne. Das Ende der morgendlichen Öffnungszeiten ist auf dem Schild notdürftig in eine ‚13‘ geändert worden, wie mir dann auffällt.

Ein Mönch, der gerade Blätter von Zweigen abreißt, ruft den Abt. Der ist etwa in meinem Alter und spricht gut Englisch. Das Kloster stammt aus dem 11. Jahrhundert, erzählt er mir, und gibt mir ein mit Goldfarbe verziertes Bild der Agía Veroníka (Hl. Veronika) auf Karton. Er zeigt mir die Klosterkirche, in der man wie immer nicht fotografieren darf. Weiter ins Kloster hinein darf ich auch nicht. Aber ich darf aus der Quelle trinken, auf der das Kloster im 11. Jahrhundert gebaut worden sei. Die meisten der heutigen Gebäude stammen aus dem 16. bis 18. Jh.

Kloster Ágios Nikólaos auf Ándros
Kloster Ágios Nikólaos auf Ándros
Im Kloster Ágios Nikólaos auf Ándros
Im Kloster Ágios Nikólaos auf Ándros

Apikía: Sáriza-Quelle, Steinbrücke und Pithára-Wasserfall

Jetzt was trinken! Praktischweise befindet sich bei meinem nächsten Stopp in Apikía die landesweit bekannt Sáriza-Quelle. Es wird in Flaschen abgefüllt und im ganzen Land verkauft. Wer persönlich vor Ort ist, kann das mineralhaltige Wasser kostenlos abfüllen. Und wenn man schon mal da ist, kann man auch gleich die Steinbrücke aus dem Jahr 1780 und den Pithára-Wasserfall besuchen. Von der Quelle sind es dorthin jeweils gut 10 Minuten, wobei zur Steinbrücke ein erheblicher Höhenunterschied besteht.

Steinbrücke von Apikía auf Ándros
Steinbrücke von Apikía auf Ándros

Am Wasserfall habe ich Glück, denn im Sommer fließt hier oft kaum Wasser. Außerdem sind jetzt Frösche und Kaulquappen da.

Pithára-Wasserfall bei Apikía auf Ándros
Pithára-Wasserfall bei Apikía auf Ándros
Frösche im Wasser des Pithára-Wasserfalls auf Ándros
Frösche im Wasser des Pithára-Wasserfalls auf Ándros

Im Hochsommer würde ich aber auch die Kykladen wohl nicht noch einmal besuchen wollen. Auch wenn da mein übernächster Halt, die Fóros-Höhlen geöffnet wären, was sie nur von Juli bis September sind.

Kloster Agías Marínas

Ebenfalls geschlossen hat das nahe Kloster. Google Maps möchte mich unbedingt über geschlossene oder nicht asphaltierte Wege dorthin bringen, obwohl eine vernünftig ausgebaute Straße existiert.

Das Kloster macht auch von außen was her, sieht es doch wie eine Festung aus und nicht wie ein Kloster.

Kloster Agías Marínas auf Ándros
Kloster Agías Marínas auf Ándros
Blick vom Kloster Agías Marínas auf Apikía auf Ándros
Blick vom Kloster Agías Marínas auf Apikía auf Ándros

Man sieht ganz gut, dass Ándros für eine Kykladen-Insel überraschend grün ist – als grüne Insel gilt in Griechenland normalerweise Kérkyra.

Ándros-Chóra (Ándros-Stadt)

Nach dem bereits erwähnten erfolglosen Besuch der Fóros-Höhlen fahre ich nach Ándros-Stadt. Auf dem Weg befindet sich zwar die Erzengel-Kirche in Mesariá, aber ich finde keine Parkmöglichkeit in dem Ort.

In Ándros-Stadt gibt es ausreichende Parkmöglichkeiten nahe der autofreien Innenstadt, deren Zentrum die Platiá Kaḯris bildet. In der Nähe befindet sich auch die Panagía-Kirche.

Panagía-Kirche in Ándros-Stadt
Panagía-Kirche in Ándros-Stadt

Eigentlich hatte ich gedacht, dass man bis ans Ende der Halbinsel laufen kann. Allerdings ist der westlichste Teil, auf dem sich die venezianische Burg Mésa Kástro befindet, eine echte Insel. Lediglich die „venezianische Brücke“, eine nicht gerade stabil wirkende Brücke aus Schieferplatten, verbindet sie mit dem „Festland“.

Venezianische Brücke (unten rechts) und Burg (Mésa Kástro, links) in Ándros-Stadt
Venezianische Brücke (unten rechts) und Burg (Mésa Kástro, links) in Ándros-Stadt

Hinter dieser Insel befindet sich ein Felsen, der komplett vom Tourlítis-Leuchtturm eingenommen wird, der sozusagen das Wahrzeichen von Ándros zu sein scheint. Sehen kann man dennoch von Ándros-Stadt aus, aber nur vom exponiert im Norden der Altstadt auf einer winzigen Landzunge gelegenen Kirchlein Agía Thalassiní bzw. noch besser von dessen naher Brandungsmauer.

Tourlítis-Leuchtturm von Ándros-Stadt, gesehen von der Brandungsmauer des Kirchleins Agía Thalassiní
Tourlítis-Leuchtturm von Ándros-Stadt, gesehen von der Brandungsmauer des Kirchleins Agía Thalassiní
Agía Thalassiní in Ándros-Stadt
Agía Thalassiní in Ándros-Stadt

Bevor ich Ándros-Stadt wieder verlasse, gibt’s das obligatorische Píta. Beim Restaurant Giatáki kostet es 3,90 und man kann zwischen den Optionen Zaziki und Soße wählen. Ich nehme letzteres und es schmeckt sehr gut.

Kloster Panachrántou

Letzter nennenswerter Stopp heute ist dieses Kloster aus dem 10. Jh., das sich im südlichen Gebirge Ándros’ nahe der höchsten Stelle des Passes befindet. Man hätte es auch in wenigen Minuten von den Fóros-Höhlen aus erreichen können, der Reiseführer aus dem Michael Müller Verlag (der einzige deutschsprachige Kykladen-Reiseführer) empfiehlt jedoch den Weg von der anderen Seite, den ich auch nehme, aber bei Ankunft am Kloster mit Blick auf die Straße runter zu den Fóros-Höhlen nicht nachvollziehen kann.

Kurz nach mir erreicht eine Gruppe junger Leute (ich würde ein Alter von um die 20 schätzen) das Kloster. Sie bekommen vom Abt die Klosterkirche gezeigt, sodass ich und zwei Frauen auch rein dürfen. Sie ist erstaunlich dunkel. Außerdem können wir uns praktisch im ganzen Kloster umsehen.

Klosterkirche im Kloster Panachrántou auf Ándros
Klosterkirche im Kloster Panachrántou auf Ándros
Im Kloster Panachrántou auf Ándros, Blick Richtung Ausgang
Im Kloster Panachrántou auf Ándros, Blick Richtung Ausgang

So, nun aber ab zurück nach Gav́rio. Fürs (Be-)suchen der Ruinen von Strófilas, angeblich die älterste Stadt Europas, bleibt keine Zeit.

Der Weg zu den Strófilas-Ruinen auf Ándros startet beim Kirchlein Agía Triáda
Der Weg zu den Strófilas-Ruinen auf Ándros startet beim Kirchlein Agía Triáda

Als ich dort losfahre, fällt nach rund 130 Kilometern die digitale Tankanzeige von den zwei Strichen (Sechsteln), mit denen ich heute Morgen losgefahren bin, auf einen Strich. Also muss ich doch noch tanken. Das ist hier ziemlich teuer (2,04 Euro pro Liter, gut 20 Cent teurer als auf Korfu).

Also tanke ich für 10 Euro. Nichts passiert, immer noch nur ein Strich. Also nochmal fünf Euro. Zack – drei Striche. Ich bin den ganzen Tag mit zwei Strichen gefahren und jetzt überspringt er diesen zweiten Strich beim Tanken von nicht mal zweieinhalb Litern? Es gibt schon einen Grund, warum ich digitale Tankanzeigen hasse.

Die Frau an der Mietwagenstation – dieselbe wie bei Übernahme – ist überrascht, dass ich das Auto mit mehr Benzin zurückbringe als bei Übernahme. Ich erzähle ihr die Story. Sie lacht.


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Kykladen IIII Tag 2 (Tínos) – Panagía Evangelístria, Smóvolo Ágios Sóstis, Kechrovouníou/Agía Pelagía, Exómvourgo, Ursulinenkloster Loutrá, Pýrgos/Pánormos: Vertrauen in Gott

Vertrauen in Gott ist gut, Maske ist besser. Wenn auch nur über Kinn.

geschrieben von Janni Sonnabend, 24. Juni 2023 um 23:06 Uhr

Dieser Beitrag behandelt den 20. Mai und entstand am selben und nächsten Tag.


Gestern Abend habe ich nach dem Check-in im Hotel noch die Wallfahrtskirche (Panagía Evangelístria) in Tínos-Stadt besucht. Ich war überrascht, dass sie jetzt um kurz nach halb 23 noch geöffnet hat, denn laut Internet schließt sie um 20. Während sich die anderen paar Leute nur im Eingangsbereich aufhalten, renne ich überall herum. Das scheint einen Mann, der offenbar hierher gehört, auch nicht zu interessieren.

Wallfahrtskirche Panagía Evangelístria in Tínos-Stadt bei Nacht
Wallfahrtskirche Panagía Evangelístria in Tínos-Stadt bei Nacht

Zur Wallfahrtskirche nochmal kurz die Story: Die Priestertochter Loúkia träumte 1822 zweimal von der Gottesmutter, die ihr befahl, auf einer Stelle auf dem Hügel graben zu lassen. Gesagt, getan. Am 30. Januar 1823 wurde eine Marienikone gefunden, die angeblich vom Apostel Lukas gemalt wurde und den Griechen im Kampf gegen die Türken neuen Mut auf einen baldigen Sieg machte.


Antiker Turm von Ágios Sóstis – „Smóvolo“

Am nächsten Tag komme ich nochmal auf die Story zurück, aber mein erster Halt ist der Smóvolo-Turm oberhalb von Ágios Sóstis. Er sieht im Prinzip aus wie der Petrus-Turm gestern – nur um das eine oder andere Stockwerk gekürzt.

Das Ding steht mitten in Feldern. Ich suche nach einem offiziellen Weg dorthin. Ein offizielles Schild verspricht dies. Ich folge dem durch Trockenmauern begrenzten unc völlig überwuchterten Weg und lande – im Ort Ágios Sóstis. Na toll, dann also doch von der Hauptstraße querfeldein.

Ziegen in Ágios Sóstis auf Tínos
Ziegen in Ágios Sóstis auf Tínos

Auf dem Weg dorthin komme ich an einer Ziegenweide vorbei. Ich probiere aus, was die Ziegen von den Pflanzen vorm Zaun fressen. An einem Baum, der von hier auf die Wiese ragt, sind in dem von den Ziegen erreichbaren Bereich alle Blätter abgefressen. Als ich den Ziegen einen Zweig dieses Baumes hinhalte, bricht Panik aus und sie rennen davon.

Antiker Turm von Ágios Sóstis – „Smóvolo“
Antiker Turm von Ágios Sóstis – „Smóvolo“

Kloster Kechrovouníou (Agía Pelagía)

Vorm Kloster erklärt mir ein Mann, ich müsse hier Maske tragen. Er zeigt auf die medizinische Maske, die über seinem Kinn hängt. Ich setze die Maske aber richtig auf und gehe rein. Wahrscheinlich will man sich im Kloster in Sachen Gesundheit nicht auf Gott allein verlassen, denke ich mir.

Im Kloster Agía Pelagía (Kloster Kechrovouníou) auf Tínos
Im Kloster Agía Pelagía (Kloster Kechrovouníou) auf Tínos
Im Kloster Agía Pelagía (Kloster Kechrovouníou) auf Tínos
Im Kloster Agía Pelagía (Kloster Kechrovouníou) auf Tínos

Etliche Bauarbeiter sind anwesend und tragen allesamt keine Masken. Unter den Besuchern befindet sich eine Studiosus-Reisegruppe, die natürlich Maske trägt. Kurz sehe ich, wie der Mann vom Eingang durchs Kloster läuft und offenbar jemanden sucht, wohl Leute aus der Reisegruppe. Seine Maske trägt er immer noch über das Kinn. Ich werte das mal so, dass das Vertrauen in Gott doch da ist bei ihm.

Vertrauen war auf jeden Fall bei der erwähnten Loúkia da, als sie nach der Marienikone graben ließ. Anschließend nahm sie den Namen Pelagía einer Heiligen aus dem 5. Jh. an und trat in das Kechrovouníou-Kloster ein.

Herz-Jesu-Wallfahrtskirche (Íera Kardía tou Jesu) und Exómvourgo

Der Exómvourgo ist zwar mit 641 Metern nicht der höchste Berg auf Tínos (das ist der Tsikniás, 727 m), aber der auffällgste. Früher war er zudem strategisch sehr wertvoll. Heute befindet sich hier die katholische(!) Wallfahrtskirche Herz Jesu. Auf dem folgenden Bild links daneben ist das Kirchlein Ágios Geórgios.

Herz-Jesu-Kirche (Íera Kardía tou Jesoú, rechts) und Exómvourgo
Herz-Jesu-Kirche (Íera Kardía tou Jesoú, rechts) und Exómvourgo

Kommen wir zuerst zum Exómvourgo. Da kann man von der Herz-Jesu-Kirche in unter 15 Minuten hoch laufen. Es befinden sich dort – neben dem obligatorischen Gipfelkreuz –noch Reste des Kastells, das hier einst stand. Viel ist nicht mehr zu sehen. Es dominieren Sendeanlagen. Einen guten Ausblick hat man natürlich trotzdem:

Ausblick vom Exómvourgo auf Tínos, etwas links der Mitte Tínos-Stadt

Dohlen brüten auf dem Berg in den Ritzen der Überreste des Kastells. Durch eine Ritze kann man in die sperrenden Schnäbel schauen.

Herz-Jesu-Wallfahrtskirche (Íera Kardía tou Jesoú) am Fuße des Exómvourgo auf Tínos
Herz-Jesu-Wallfahrtskirche (Íera Kardía tou Jesoú) am Fuße des Exómvourgo auf Tínos

Ursulinenkloster (Ursulinenkonvent, Ierá Moní Oursoulínon)

Und wir bleiben religiös. Ich besuche nämlich das Ursulinenkonvent. Die Tür ist zu, vor dem Kloster ist nur eine Katze, die mir bis ins nahe Café folgt, wo ich frage. Das Kloster sei aber offen. Also zurück zum Kloster. Ich werde hinein gelassen Geórgios erklärt, die Tür sei wegen eben dieser Katze zu, damit die nicht hineinkommt.

Geórgios ist einer der Freiwilligen, die hier für 3 Euro eine Führung machen und so Geld sammeln für die Restauration. Vor 10 war das gesamte Gebäude verfallen, inzwischen wurde durch die großzügige Spende eines Reeders zumindest Teile restauriert, erklärt der einzige männliche Führer dieser Mädchenschule. Zum Beispiel die Kirche:

In der Kirche des Ursulinenkonvents in Loutrá auf Tínos
In der Kirche des Ursulinenkonvents in Loutrá auf Tínos

Eröffnet wurde das Konvent 1862, die Kirche aus Geldmangel erst später. Zunächst ein Waisenhaus, wurde es später eine Mädchenschule für Handarbeit.

Im Ursulinenkonvents in Loutrá auf Tínos
Im Ursulinenkonvents in Loutrá auf Tínos

Zeitweise lebten 500 Leute in den relativ kleinen Räumlichkeiten. Eine 30-köpfige Küchen-Crew versorgte sie mit 5 Mahlzeiten täglich. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die weiterführende Schule nach Athen abgegeben. Für die Grundschule fanden sich bald nicht mehr genug Mädchen, sodass die Schule 1983 geschlossen wurde.

Pýrgos (Pánormos) und Órmos Panórmou

So, genug Religion und Kultur. In den verbliebenen maximal zwei Stunden gibt es jetzt noch etwas Natur und Städteplanung. Ach ja Plan. Ich habe keinen Plan, was der Unterschied zwischen Pýrgos und Pánormos ist. Ich vermute, die beiden Begriffe bezeichnen beide dasselbe, nämlich das hier:

Pýrgos (Pánormos) auf Tínos
Pýrgos (Pánormos) auf Tínos

Eigentlich ist Tínos noch bekannt für die Taubenhäuser, die es hier überall gibt. Aber nah genug an der Straße finde ich kein schönes. Tauben gibt es hier trotzdem. Auf dem Weg nach Pýrgos muss ich einmal für eine bremsen, die mitten auf der schmalen Straße steht, scheißt und dann ganz langsam von der Straße geht. Na danke.

Die Haupteinkaufsstraße Giannoúli Xalepá in Pýrgos (Pánormos) auf Tínos gilt als besonders schön
Die Haupteinkaufsstraße Giannoúli Xalepá in Pýrgos (Pánormos) auf Tínos gilt als besonders schön

Órmos Panórmou bezeichnet hingegen klar den kleinen Hafen. ‚Órmos‘ wird hier auf den Schildern mit „Bucht“ übersetzt.

Órmos Panórmou auf Tínos
Órmos Panórmou auf Tínos

In dem nahen Feuchtgebiet leben einige Gänse (vorwiegend Graugänse), im Wasser gibt es Schildkröten, die ab und zu ihre Schnuten aus dem Wasser strecken.

Nun aber zurück nach Tínos-Stadt.

Und es gibt wieder die gleiche Story mit dem Sprit! Mit drei Strichen übernommen, mit zwei Strichen zur Tankstelle gefahren, für 15 Euro getankt: immer noch zwei Striche. Nochmal 5 Euro: vier Striche.

Ich bekomme Panik, weil schon ein Schiff im Hafen ist und vergesse einige Sachen im Auto. Dass ich mein Stativ vergessen habe, merke ich noch auf dem Weg zur Fähre und drehe um. Aber es ist ein anderes Schiff. Erst als etwas später dauf dem richtigen Schiff bin, fällt mir auf, dass ich auch noch mein USB-Kabel vergessen habe...


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Kykladen IIII Abend 2 (Sýros): Áno Sýros (Ágios Dimítrios, Ágios Geórgios): Die Menschenleere (Teil 1)

Auf Sýros befindet sich die Hauptstadt der Kykladen. Außerhalb der ist es aber zumindest im Mai menschenleer.

geschrieben von Janni Sonnabend, 24. Juni 2023 um 23:32 Uhr

Dieser Blogpost behandelt den 20. Mai 2023. Er entstand einen Tag später.


Nach Ankunft auf Sýros bin ich noch ein bisschen um Ermoúpoli unterwegs, obwohl es die ganze Zeit diesig und später verwölkt ist.

Mein Auto habe ich diesmal beim Anbieter Vassilikos gemietet, der sich direkt am Fähranleger befindet. Es ist wieder ein Peugeot 108. „Fast neu“ sagt der Mitarbeiter, 47368 sagt der Tacho. Na ja.

Als erstes besuche ich die orthodoxe Kathedrale Anástatis tou Sotíros (Auferstehung Christi), die über Ermoúpoli auf dem niedrigeren der zwei Hügel, Vrondádo, thornt. Ich finde sie aber dann doch nicht so schön. Immerhin kann ich mich so schon mal nach einem Ort für die Blaue Stunde umsehen – denn die Blaue Stunde gibt es auch dann, wenn es bewölkt ist.

Ágios Dimítrios

Auf dem Weg nach Anástatis tou Sotíros sehe ich die Kirche Ágios Dimítrios, die ich danach besuche. Mir gefällt ihre Architektur, weniger hingegen der Hochdruckreiniger und diverses Werkzeug vor der Tür. Vielleicht ist es auch die Kirche Ágios Kaércheros?

Ágios Dimítrios in der Gemeinde Áno Sýros, im Hintergrund Tínos
Ágios Dimítrios in der Gemeinde Áno Sýros, im Hintergrund Tínos

Direkt neben Ágios Dimítrios steht noch die Kapelle Ágii Apóstoli, deren Dach man auf dem obigen Bild rechts sieht, aber die Treppen dorthin sind gesperrt.

Auf dem Parkplatz vor der Kirche gibt es etwa 15 Katzen. Als ich das Gelände wieder verlasse, füttert sie eine Frau mit Pommes.

Ágios Geórgios in Áno Sýros

Den niedrigeren der zwei Hügel hatten wir eben schon, jetzt kommt der höhere der zwei, Áno Sýros (Ober-Sýros). Der obere Teil des Hügels ist mit dichten Gassen durchzogen und wirkt so wie eine Kykladenstadt – ganz anders als Ermoúpoli, wo man kykladische Elemente vergebens sucht.

Obwohl Áno Sýros das Highlight auf Sýros ist, ist hier tote Hose. Ich treffe nur eine Handvoll deutscher und französischer Touristen, alle auf der Suche nach dem Highlight des Highlights, der katholischen Kathedrale Ágios Geórgios. Solange man nach oben läuft, sei man richtig, meint eine Deutsche zu ihrer Freundin. Ich verlasse mich auf OpenStreetMap.

In der katholischen Bischofskathedrale Ágios Geórgios in Áno Sýros
In der katholischen Bischofskathedrale Ágios Geórgios in Áno Sýros

Der verbeitete Katholizismus auf Sýros stammt aus der französischen Periode in seiner Geschichte.

Um 18 Uhr öffnen im Gassenlabyrinth von Áno Sýros die Restaurants. Ich besuche die Taverne Xíma ke Tsouvaláta für mein tägliches Píta. Mit Fleisch kostet es hier 3,30. Statt Zaziki kommt eine Soße mit Senf zum Einsatz. Auf Pommes wird verzichtet. Außerdem gibt es für 3 Euro eine linsenbasierte Variante, die in Richtung Falaffeltasche geht. Da ich mich mit dem Essen auf die Tische draußen setze, wecke ich das Interesse der Katzen.

Da es sich inzwischen komplett zugezogen hat, blogge ich ein bisschen.

Áno Sýros in der Blauen Stunde
Áno Sýros in der Blauen Stunde

So, nun ab zum Hotel, Dolphin Bay. Auf meiner Reise ist es das einzige 4-Sterne-Hotel. Und (inkl. Frühstück) das günstigste. Es ist das einzige große Hotel der Insel und steht in Galissás im Westen. Als ich den Ort erreiche, überlege ich, ob ich nicht lieber im Ort halte, falls der Hotelparkplatz voll ist. Überraschung: Es steht nur ein einziges Auto auf dem Hotelparkplatz.

Der Mann an der Rezeption erklärt, das hänge mit der Wahl morgen zusammen. In Griechenland besteht offiziell Wahlpflicht, auch wenn Verstöße seit Jahrzehnten nicht geahndet werden. Nichtsdestotrotz ist Party am nahen Strand.


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Kykladen IIII Tag 3 (Sýros): Ágii Anárgyri, Kastrí, Ferekídis-Höhle, Kloster Agía Varvára, Felsenkapelle Ágios Stéfanos, Ermoúpoli (Rathaus, Ágios Nikólaos) – Die Menschenleere (Teil 2)

Nächster Tag, aber immer noch keine Menschen.

geschrieben von Janni Sonntag, 25. Juni 2023 um 00:18 Uhr

Dieser Blogpost behandelt den 21. Mai 2023. Er entstand überwiegend taggleich. Am Tag, an dem er eingestellt wurde, ist übrigens genau wie am Tag, von dem er handelt, Parlamentswahl in Griechenland. Wählen ist fast so große Volkssportart wie Steuerhinterziehung.


Das Dolphin Bay habe ich ausgewählt, weil der Michael-Müller-Reiseführer das Frühstücksbüffet so lobte. Aufgrund der geringen Anzahl an Gästen wird – verständlicherweise – kein Büffet aufgetischt.


Gegen 10 Uhr kommt die Sonne raus. Diesig ist es trotzdem. Blauen Himmel können wir heute wohl vergessen.

Was mache ich heute? Die Entscheidung fällt schwer:

Wegweiser in Galissás auf Sýros weist nach Ermoúpoli, Kíni und zum Nordpol
Ermoúpoli, Kíni oder zum Nordpol? Also zum Nordpol schon mal nicht, denn der ist eine Sackgasse.

Okay, dann fahr ich halt nach Delfíni. Dort gibt es die Tierrettung God’s Little People für Katzen. Allerdings scheint es nicht so, als ob sie geöffnet ist. Die Tore sind verschlossen, an denen sich Schilder befinden, die warnen, dass das Aussetzen von Tieren illegal ist.

Ich schaue auf Google Maps nach, da steht, es sei geöffnet. Die Rezensionen sind Quatsch, denn die Leute waren nicht hier. Sie haben lediglich die fünfte Folge der Netflix-Serie Cat People (2021) gesehen (oder fanden das zugehörige Ferienhaus überteuert). Laut Website der Tierrettung ist ein nach ihr benannter eigener Film seitens Netflix geplant.

Da ich jetzt auf der Suche hier so lange herumgestreunt bin ich eine Katze, hat das nahe Kloster Agía Varvára bei Kíni seine Mittagspause, die von 12 bis 16 geht. Na toll.

Als ich die Planung gemacht habe, habe ich mir aufgeschrieben, dass ich den Norden der Insel erst besuchen sollte, wenn es im Süden nichts mehr gibt, weil der Norden menschenleer ist. Nach Durcharbeiten der Sehenswürdigkeiten im Reiseführer und auf Google Maps kam ich aber gestern zu dem Ergebnis: Im Süden gibt es keine gar Sehenswürdigkeiten.

Áno Sýros
Áno Sýros

Im Norden besuche ich als erstes den Pýrgos, den höchsten Berg der Insel. Man kann bis auf den Gipfel fahren, wo sich Sendeanlagen befinden. Viele Antennen sind beschädigt, eine trommelförmige Antenne von einem Meter Durchmesser liegt auf der Straße. Die Einrichtung zerfällt wohl zusehens, ebenso das dazugehörige Windrad. Der Ausblick ist auch nicht so toll.

Mir fällt die kleine Agía-Ekateríni-Kapelle die Straße etwas weiter unten auf. Sie ist weiß gestrichen, aber nur die Fugen. Die Feldsteine schauen hervor. Das Grundstück der Kapelle ist jedoch verschlossen. Anscheinend wird die Tür ausgetauscht, die deshalb gerade fehlt und mit einer Plane verschlossen wurde.

Ágii Anárgyri

Weiter nördlich thront eine weitere Katholische Kirche. Sie ist meinen absoluten Lieblingsheiligen geweiht, den Heiligen Geldverächtern (Ágii Anárgyri – ‚Heilige Ohnsilberlinge‘) Kosmás und Damianós. Das finde ich interessant, weil ich immer dachte, dass dies typisch orthodoxe Heilige (und Märtyrer) seien.

Katholische Ágii-Anárgyri-Kirche auf Sýros
Katholische Ágii-Anárgyri-Kirche auf Sýros

Die Kirche nimmt jedoch laut Aushang – sofern mein Griechisch dafür reicht – erst morgen wieder ihren Betrieb auf.

Siebenpunkt
Siebenpunkt

Vorgeschichtliche Siedlung Kastrí

Nördlich der Ágii-Anárgyri-Kirche liegt die nahezu verlassen wirkende Siedlung Chalandrianí. Dort startet der Weg zur vorgeschichtlichen Siedlung Kastrí. Man wandert im Prinzip von ganz weit oben nach ganz weit unten und dann wieder hoch. Gehzeit pro Strecke je 1 Stunde.

Am Wegesrand stehen zahlreiche Thymian-, und Salbei-Büsche. Der Thymian blüht derzeit strahlend violett. Darauf fliegen die Balkan-Schachbretter (Schmetterlinge) hier im wahrsten Sinne des Wortes, aber es sich auch etliche Bienen dort.

Balkan-Schachbretter auf blühendem Thymian auf Sýros
Balkan-Schachbretter auf blühendem Thymian auf Sýros

Wie wenig hier los ist, erkennt man daran, dass auf dem Weg etliche Spinnweben (von nicht ganz kleinen Spinnen) gespannt sind. Und an der Anzahl der darin gefangenen Insekten.

Kastrí auf Sýros
Kastrí auf Sýros
Windflüchter-Baum auf Sýros
Windflüchter-Baum auf Sýros: In welche Richtung weht hier wohl der Wind?

Ferekídis-Höhle

Ach ja Wind... Ein Stück südlich befindet sich in der Nähe des Meeres die Müllhalde von Sýros. Und an einem Berg die Höhle des Philosophen Pherekídes, der Lehrer von Pythagóras gewesen sein soll.

Als ich in Richopó parke, kommt ein Mann aus dem Haus gegenüber. Ich habe Angst, dass ich Ärger fürs Parken kriege. Aber er will mir nur die Story erzählen, die ich aber auch schon so oder so ähnlich aus dem Reiseführer kenne:

Der Wind hat etliche Plastiktüten den Hang hoch bis vor die Höhle geweht. Die Höhle wird zwar inzwischen frei von Plastiktüten gehalten, ist aber voll mit Ziegenkot. Die Müllhalde wird von Raben und Möwen besiedelt.

Die Ferekídis-Höhle ist die linke der beiden Höhlen, rechts die Müllkippe von Sýros
Die Ferekídis-Höhle ist die linke der beiden Höhlen, rechts die Müllkippe von Sýros
Ferekídis-Höhle auf Sýros
Ferekídis-Höhle auf Sýros

Kloster Agía Varvára

Anders als heute Mittag hat das Kloster geöffnet. Ich finde keine Menschenseele – nur eine eher scheue Glückskatze. Das Kloster selbst ist ein Waisenhaus, Kindergarten und Schule für Handarbeit. Also im Prinzip das, was das Ursulinenkloster gestern auf Tínos mal war.

Das Kloster finde ich gar nicht so interessant. Die Kirche ist verschlossen, aber der Schlüssel steckt. Das war gestern auch bei der kleinen Kirche unterhalb der katholischen Bischofskirche in Áno Sýros der Fall. Die Kirche des Agía-Varvára-Klosters ist innen in einem angenehmen Blau gehalten, was mir gefällt.

In der Kirche des Kloster Agía Varvára auf Sýros
In der Kirche des Kloster Agía Varvára auf Sýros

Das nahe kleine Kini-Aquarium hat leider nur in der Woche geöffnet und das auch nur von 10 bis 13. Genau meine Arbeitszeiten.

Ich kaufe mir im nahen Galissás zwei Pítas bei Manousos’ Corner, eins mit Challoúmi (3,60) und eins mit Féta (3,20) um mal vegetarische Optionen auszuprobieren. Mit Fleisch kostet es hier 3 Euro.

Ágios Stéfanos

Das Kirchlein (oder due Kapelle) Ágios Stéfanos ist bekannt für seine Lage. Man erreicht es vom Ende der von Galissás kommenden befestigten Straße in etwa 25 Minuten, wobei ein Höhenunterschied von etwa 250 Metern überwunden werden muss.

Felsenkapelle Ágios Stéfanos auf Sýros
Felsenkapelle Ágios Stéfanos auf Sýros

Ich erwarte einen Rückweg von einer Stunde, unterschätze meine Kondition jedoch gewaltig und sitze nach nicht einmal 20 Minuten wieder im Auto. Das ist auch gut, denn es fängt an zu regnen. Ich habe bis hierher bei allen Programmpunkten heute exakt 0 Menschen getroffen, mit Ausnahme des einen Anwohners in Richopó.

Da ich noch 80 Minuten bis zur Autorückgabe habe, mache ich noch Rundfahrt einmal um die komplette Südhälfte Sýros’. Dauer: 40 Minuten. Die Insel ist winzig. Noch kurz tanken und dann Auto zurückgeben.

Die Frau bei Vassilikos, die mein Auto zurücknimmt, ist sehr nett. Ich kann meinen Rucksack bei ihnen lassen, bis in einer Stunde (laut Plan) die Fähre abfährt.

Ermoúpoli am Abend

Bis die Fähre kommt, schaue ich mich ein bisschen in der Umgebung um.

Als erstes besuche ich den Miaoulí-Platz. Gesprochen wird das Miau-Li. Dann braucht sich auch keiner wundern, dass es auf Sýros so viele Katzen gibt. (Benannt ist der Platz aber nach der Statue des Admirals Andréas Miaoúlis, die auf dem nächsten direkt hinter mir steht.)

Der Platz wird vom Rathaus dominiert, erreichtet 1876–1881 vom deutschen Architekten Ernst Ziller. Das Bild ist eigentlich mit falschen Einstellungen entstanden (HDR trotz viel Bewegung) und ich bin überrascht, dass es so schön geworden ist, also ohne Geisterbilder.

Rathaus von Ermoúpoli auf Sýros in der Abendämmerung
Rathaus von Ermoúpoli auf Sýros in der Abendämmerung

In der Nähe befindet sich die Kirche Ágios Nikólaos. Geöffnet ist sie laut Google von 7 bis 11. Tatsächlich hat sie jetzt geschlossen. Beim letzten Mal waren wir abends hier.

Ágios Nikólaos in Ermoúpoli auf Sýros in der Blauen Stunde
Ágios Nikólaos in Ermoúpoli auf Sýros in der Blauen Stunde

Abfahrt der Fähre ist mit 40 Minuten Verspätung, bis zu meinem Ziel, Ágios Geórgios auf Irakliá, erhöht sich das auf 55 Minuten. „Bist du Janni?“, fragt mich (auf Englisch) ein Typ in meinem Alter, als wir am Ausgang warten. Er ist der Besitzer meines nächsten Hotels, Éolos (sie selbst schreiben sich Aíolos oder Aéolos). Er kommt gerade zufällig mit seinem Auto aus Athen und nimmt mich mit zu seinem Hotel auf einem Hügel über Ágios Geórgios.


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Kykladen IIII Abend 4 (Irakliá): St.-Johannes-Höhle (Spíleo Agíou Ioánni), Ágios Geórgios – Höhlische Verwirrung

Zu Besuch in der Top-Sehenswürdigkeit Irakliás – wenn man die richtige gefunden hat

geschrieben von Janni Sonntag, 25. Juni 2023 um 13:29 Uhr

Dieser Blogpost behandelt den 22. Mai 2023. Er entstand überwiegend taggleich.


Späte Ankunft der Fähre, dementsprechend spätes Aufstehen. Das Bett finde ich deutlich zu hart, aber man kann es mit Decken, Handtüchern und Kissen etwas auspolstern.

Frühstück – erneut der Buchungsgrund – im nahen Askós-Restaurant ist hingegen sehr gut.

Nicht so gut: Das Wetter. Es ist bedeckt. Ich bin eh etwas erschöpft vom Wandern gestern und mache daher etwas für die Arbeit.

Gegen 17 kommt die Sonne raus. Laut Satellitenfilm soll es in ein bis zwei Stunden nicht mehr so diesig sein. Also mache ich mich auf zur wichtigsten Sehenswürdigkeit Irakliás, der Höhle Ágios Ioánnis, auf allen Wegweisern einfach nur „Höhle“ genannt. Es gibt zwar noch eine „Nördliche Höhle“ – dabei handelt es sich jedoch um einen Strand, zu dem wir morgen kommen.

Auf Irakliá gibt es effektiv zwei Siedlungen. Zwei größere, nämlich den Hafen Ágios Geórgios und Panagía (auch Irakliá, Áno Chorió, Áno Merá oder Chóra) in der Inselmitte, sowie zwei kleinere, Livádi am Strand und Ágios Athanásios im Inselinneren. Der Hinweg führt mich über Panagía. Benannt ist der Ort nach seiner Kirche, die auch Ágios Nektários genannt wird.

Von hier führt dann der Wanderweg 3 zur St.-Johannes-Höhle: Erst runter, dann wieder hoch zum Sattel (Seládi – erkennbar an einer großen Ansammlung von Wegweisern) und dann wieder unter zur Höhle. Gehzeit im Janni-Tempo mit viel Fotografieren: 50 Minuten. Laut Wegweiser soll man über 3 Stunden pro Richtung brauchen...

Die Höhle des Johannes sind eigentlich zwei Höhlen. Ich besuche zuerst die „falsche“, denn die Höhle mit nur einer großen Kammer und großem Eingang passt überhaupt nicht zur Beschreibung im Reiseführer. Die hat keinen eigenen Namen, teilweise wird sie Kyklopen-Höhle genannt.

Kyklopen-Höhle auf Irakliá
Kyklopen-Höhle auf Irakliá

Als ich die Höhle wieder verlasse, sehe ich den kleinen Eingang zur echten Höhle des Heiligen Johannes:

Eingang zur Höhle des Heiligen Johannes auf Irakliá
Eingang zur Höhle des Heiligen Johannes auf Irakliá
Spanholzplatten führen in die Finsternis der Höhle des Heiligen Johannes auf Irakliá
Spanholzplatten führen in die Finsternis der Höhle des Heiligen Johannes auf Irakliá
In der Höhle des Heiligen Johannes auf Irakliá
In der Höhle des Heiligen Johannes auf Irakliá

Heller ist es in der Höhle nur, wenn am 28. August eine Prozession dorthin unternommen und ein Gottesdienst ausgerichtet wird.

Der Rückweg führt mich dann über Ágios Athanásios. Dort ist aber nichts los, daher weiter Richtung Hotel.

Als ich gerade einen Weg fotografieren möchte, bemerkt das ein einsamer Esel auf einer Weide daneben und kommt an die Mauer. Er möchte gestreichelt werden.

Esel auf Irakliá
Esel auf Irakliá möchte gestreichelt werden

Nachdem ich im Hotel mein Stativ geholt habe, gehe zum Hafen, um ein Bild von Ágios Geórgios in der blauen Stunde zu machen:

Ágios Geórgios auf Irakliá in der (späten) Blauen Stunde
Ágios Geórgios auf Irakliá in der (späten) Blauen Stunde

Jetzt noch kurz was essen beim Restaurant Syrma direkt am Hafen. Wir sind auf den Kykladen südlich von Sýros und daher gibt es in fast jedem Restaurant mein Lieblingsessen Dákos (auch falsch Ntákos transkribiert), eine kretische Vorspeise, die oft als Salat eingeordnet wird: Auf Paximádi (extrem harter Gerstenzwieback) kommen Tomatenstückchen, Myzíthra-Käse (oft viel) und Oregano. Durch das Wasser aus den Tomaten weicht der Paximádi etwas auf. Auf den Kykladen gibt’s oft noch Kapern oben drauf.


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Kykladen IIII Mittag 5 (Irakliá): Nördliche Höhle, Pápas-Gipfel, Profítis Ilías – Ganz unten und ganz oben

Erst zum Strand, dann zu den beiden höchsten Gipfeln der Insel

geschrieben von Janni Sonntag, 25. Juni 2023 um 13:55 Uhr

Heute ist das Wetter etwas besser. Zumindest vormittags. Dann kann ich mal schauen, ob ich die verbliebenen Sehenswürdigkeiten der winzigen Insel noch besuchen kann.

Nördliche Höhle (Voriní Spiliá)

Wie gestern bereits erwähnt, ist die sog. Nördliche Höhle von Irakliá ein Strand. Er trägt den Namen nur daher, weil ein wenige Meter hoher Überhang existiert.

Bucht des Strandes Nördliche Höhle auf Irakliá
Bucht des Strandes Nördliche Höhle auf Irakliá

Der Strand selbst ist auf dem Bild nicht erkennbar. Grund: Er ist recht dreckig.

Pápas

Dann laufe ich hoch zum Pápas, dem mit 420 Metern höchsten Berg der Kleinen Kykladen. Von hier aus hat man eine gute Aussicht

Blick vom Pápas auf Irakliá auf die Kleinen Kykladen
Blick vom Pápas auf Irakliá auf die Kleinen Kykladen

Was sieht man auf dem obigen Bild? Das hinten rechts ist Kéros. Auf der linken Seite befinden sich v.h.n.v.: Prasoúra (winzige Insel), Áno Koufonísi, Káto Koufonísi, Schinoússa (dieses unförmige Ding, was die ganze Breite einnimmt) und die winzige Insel Venétiko direkt vor der Küste Irakliás. Die kleine Kapelle unten in der Mitte heißt Prophítis Ilías.

Dreht man sich um (nicht abgebildet), sieht man im Dunst die Insel Íos. Links davon sind schemenhaft Thíra und Thirassía zu erkennen. Hier oben gibt es auch ein winziges Schiefergebäude mit fehlendem Dach und einer Innenfläche von unter 2 Quadratmetern...

Prophítis Ilías

Auf dem Schild mit dem Wanderwegenetz, dass in Panagía liegt (nicht steht!) ist ein Verbindungsweg namens 2A zwischen dem Weg zum Pápas und der kleinen Kapelle Profítis Ilías zu sehen. Ich kann ihn nicht finden und laufe deshalb querfeldein.

Profítis Ilías auf Irakliá
Profítis Ilías auf Irakliá

Der Schlüssel steckt – die Kapelle ist nur wegen der Schafe abgeschlossen. So wie es innen aussieht, waren die Schafe aber wohl auch schon mal drin.

So, und nun ab zum Hafen.

Arís vom Hotel meint, er war etwas nervös, dass ich erst so kurz vor Abfahrt am Hafen von Ágios Geórgios eintreffe. Man solle sich nicht auf die Abfahrzeiten von Expréss Skopelítis verlassen. Wenn offenbar niemand mehr im Hafen sei, führen sie auch früher los. Tatsächlich legt das Boot – mit mir drauf – 2 Minuten früher ab.


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Kykladen IIII Abend 5 (Schinoússa): Mesariá, Schinoússa-Chóra, Mesariá – Kleiner Abendspaziergang

Kleine Insel, kleine Hunde, kleines Restaurantangebot

geschrieben von Janni Sonntag, 25. Juni 2023 um 14:07 Uhr

Stefáni empfängt mich bei Ankunft der Expréss Skopelítis um 16 in Mersíni, dem Hafen Schinoússas. Das ist so üblich auf den Kleinen Kykladen, dass man von seiner Unterkunft im Hafen abgeholt wird. Autovermietungen gibt es nämlich keine, Transfer auch nicht (da man keine Pauschalreisen buchen kann). Wer anders als ich Koffer dabei hat, käme sonst damit nicht zum Hotel, denn viele Straßen sich auch nicht befestigt. Wobei, vergesst, was ich geschrieben habe. Selbst bei großen, namhaften Reiseveranstaltern interessiert es keinen, wie man Hotel kommt, wenn dazwischen nur überflutete Erdwege liegen.

Überall auf Schinoússa scheint rege Bautätigkeit zu herrschen. Privatunterkünfte (Rooms) meint Stefáni. Nach der Ankunft im Hotel Chárama (Eigenschreibweise Harama) schaue ich mich in der Umgebung um. Es liegt direkt vorm winzigen Ort Mesariá im Norden Schinoússas (das ‚S‘ und das ‚CH‘ werden übrigens getrennt gesprochen). Der Ort hat ein Kirchlein und offenbar einen kleinen Hühnerhof. Die Hühner kann man vom Hotel aus beobachten.

Ich gehe daher zum Hauptort, der auch auf dieser Insel wahlweise wie die Insel, Panagía oder Chóra heißt. Wie jeder Fußgänger komme auch ich zwischen Mesariá und dem Hauptort an einem Haus vorbei, auf dessen Flachdach etwa zwei Meter über Straße zwei kleine Hunde (nicht jung, einfach nur klein gezüchtet) alle vorbeigehenden Leute ankleffen. Da die dann einfach weitergehen, denken die Hunde wahrscheinlich, sie hätten die Leute abgewehrt, und machen immer so weiter.

Im Hauptort haben kaum Retaurants auf, weshalb ich wieder zum Hotel gehe. Das hat nämlich ein Restaurant. Ich bin aber zu früh, meint Typ, der gerade seine Makarónia Kimá (das ist der griechische Ausdruck für ‚Spagetti Bolognese‘) isst.

Ich komme in einer Stunde nochmal wieder und bestelle das, was ich auch sonst oft in Griechenland bestelle: Dakos und Pommes. Dakos ist eine kretische Vorspeise mit hartem Gesternzwieback. Pommes sind in Griechenland sehr teuer (rund 5 Euro pro Portion), allerdings werden sie frisch geschnitten und deshalb ausschließlich als frittierte Kartoffeln und nicht als Pommes bezeichnet. Es gibt keine Soße dazu, nur etwas Salz und Oregano.

Ich bekomme noch eine Zugabe aus der Küche: Kritharóto. Das ist ein Kofferwort aus Kritharáki (das griechische Wort für Orzo-Nudeln, wörtlich Gerst(enkörn)chen) und Risotto. Es handelt sich um eben diese Nudeln mit Tomtatensoße und zartem Rindfleisch.

Dann ab aufs Zimmer. Von dort kann man die Blaue Stunde in Mesariá beobachten.

Blaue Stunde in Mesariá auf Schinoússa
Blaue Stunde in Mesariá auf Schinoússa


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