9-Euro-Ticket Pellworm (II) – Und nochmal bei Sonne
Und ist das eigentlich nachhaltig?
Dieser Beitrag behandelt den 21. August 2022.
Flug gestern ist ausgefallen. Dadurch habe ich einen Wochenendtag mehr für das 9-Euro-Ticket!
Als ich am Morgen aufstehe, weiß ich immer noch nicht so genau, wohin ich eigentlich will. Aber da helfen die Bahnunternehmen gerne: ME4 um 6:55 fällt aus. Dadurch fällt Fehmarn raus. Und selbst wenn der ME4 gefahren wäre, wäre der RE60 nach Sylt nicht gefahren. Bleibt noch Pellworm. Wetter soll gut werden. Aber der dafür nötige nächste Takt des ME4 um 7:55 fällt ebenfalls aus. Danke für nichts, Metronom.
Also fahre ich mit dem IC von Bremen nach Husum. Mal gucken, ob ich die 55,90 Super-Sparpreis wiederkriege. In Husum stellt sich heraus, dass der RE6 nach Sylt 10 Minuten Verspätung hat und man deshalb den Bus 140 nach Nordstrand-Fähranleger (Strucklahnungshörn) nicht kriegen würde.
Auf der Fährfahrt ist heute Niedrigwasser. Einige Sandbänke sind dadurch über Wasser. Darauf sitzen sehr viele Eiderenten, dazwischen mal ein Kormoran, eine Möwe oder auch ein Seehund. Von weitem sieht es auf Pellworm bewölkt aus. Tatsächlich sind es einfach nur sehr hohe Wolken über eine große Fläche. Auf der Insel ist es 50:50-Sonne-Wolken-Mix. Da muss man bei den Motiven halt mal ein, zwei Minuten warten.
Wie beim letzten Mal leihe ich mir ein Fahrrad.
Mein erstes Zeil ist der Leuchtturm. Ganz ran an ihn darf man nicht, außer man heiratet darauf. Beim Leuchtturm ist der Imbiss Lighthouse Inn. Man bestellt am Tresen und bekommt dann ein Gerät, das vibriert, wenn das Essen fertig ist. Die Geräte sehen schon sehr mitgenommen aus – die machen das also nicht erst wegen des aktuellen Personalmangels im Gastgewerbe.
Ich fahre auf dem Deich und später der Straße Richtung Westen.
Von dort fahre ich dann zur Neuen Kirche.
Danach fahre ich zur Alten Kirche, diesmal aber mit Sonne.
Bleibt noch ein Motiv, das ich beim letzten Mal nicht so fotografieren konnte wie ich wollte: die Nordermühle. Erstmal war keine Sonne und dann waren Gäste dieses Ferien-„Hauses“ gerade am Entladen.
Heute kann man praktisch nicht zu spät kommen, wenn man im Westen ist, denn daher kommt starker Wind. So bin ich schnell von der Mühle in Tammensiel, dem Hauptort von Pellworm. Wie letztes Mal auch bin ich wieder knapp 26 Kilometer gefahren. Dann ab zur Fähre und mit dem Bus nach Husum.
Als ich wieder in Husum am Bahnhof bin, kommt gerade der um eine halbe Stunde verspätete RE60 von Sylt an. Dadurch erreiche ich sogar noch den (ebenfalls verspäteten) letzten ME4 zurück nach Rotenburg und muss keine Stunde auf die Bimmelbahn MEr41 zwei Takte weiter warten.
Derweil in Berlin: Es ist 2. Tag der offenen Tür im Bundesfinanzministerium. Ein Typ Mitte 20 sagt bei Minute 58:39 zu Christian Linder, dass er über 11.500 Kilometer mit der Bahn gefahren sei, und fragt, warum eine Verlängerung des 9-Euro-Tickets an der FDP scheitere.
Christian Lindner ist ja eigentlich rhetorisch stark, aber das bringt ihn komplett aus dem Konzept:
11.000 Kilometer sind Sie gefahren!?
11.000 Kilometer für 27 Euro!?
11.000 Kilometer für 27 Euro?
Das ist nicht nachhaltig.
Das nicht nachhaltig.
Und 11.000 Kilometer ... ich mein ... ähm ... ehrlich gesagt, 11.000 Kilometer zu fahren ... also jeder ist ja ... ist ja frei das zu tun, aber da wird nicht jede Fahrt notwendig gewesen sein.
Und nicht in jedem Jahr sind Sie 11.000 Kilometer gefahren, oder?
Das bedeutet also, das 9-Euro-Ticket hat dazu geführt, dass Sie die Bahn für Ihre privaten Fahrten stärker in Anspruch genommen haben als im letzten Jahr.
Ist das nachhaltig?
Ich würde sagen:
I beg to differ.
Ich find das nicht nachhaltig.
Ich finde das nicht nachhaltig.
Und deshalb will ich die richtige Lehre aus dem 9-Euro-Ticket ziehen.
Das war ja ’ne Idee – weil Sie sagen, es scheitert an den Liberalen usw. – das war ’ne liberale Idee.
Der liberale Verkehrsminister Volker Wissing hat sich das einfallen lassen. Nicht die Kolleginnen und Kollegen der Grünen, sondern mein Resortkollege hat das aufgebracht.
Und daraus kann man jetzt auch Schlussfolgerungen ziehen, die sinnvoll sind.
Wir haben einen Tarifdschungel in Deutschland.
Als vergleichen Sie mal Nahverkehrstabelle Hamburg mit München und Berlin. Die sieht ganz anders aus. Nicht vergleichbar.
Versuchen Sie mal, hier von Berlin aus in Remscheid online einen Fahrschein für den Nahverkehr zu bekommen.
Jetzt weiß ich nicht, ob’s in Remscheid geht, aber zumindest nicht überall ginge das auf ’nem digitalen Weg.
Ich frage mich, wo wir leben, dass ein Wähler von einem Politik so angegriffen wird. Und wo ein Politiker sich erlaubt, die Notwendigkeit einer Fahrt zu bewerten. Vielleicht ist es nach zwei Coronajahren einfach mal notwendig, ein bisschen raus zu kommen? Reisen ins Ausland sind (auch deshalb) teuer, die Auswirkungen von Corona im Ausland können auch nicht so geil sein und die Personalsituation an den Flughäfen äußerst bescheiden. Und dann führt es halt im Vergleich zu 80% mehr Verkehr auf touristischen Routen bei dennoch genau so viel Autoverkehr – ohne dass sich die Herausgeber der Studie fragen, wie’s denn ohne 9-Euro-Ticket auf der Straße ausgesehen hätte.
Und jetzt mal unabhängig vom touristischen Aspekt – wie viel bin ich in seinem Alter in 13 Wochen gefahren, als ich zur Uni pendeln musste? 11.000 Kilometer.
9-Euro-Ticket „HVV, du willst es doch auch!“
9-Euro-Ticket forever?
Dieser Beitrag behandelt Freitag den 26. August 2022.
Heute ist eine Demo für das 9-Euro-Ticket in Hamburg. Der bundesweite Aktionstag ist zwar erst morgen, aber in Hamburg waren sie wohl etwas früher. Aufgerufen dazu haben etwa 30 linke Gruppierungen. Geleitet wird die Demo von HVV umsonst. Deren Sprecherin macht auch die vier Kundgebungen auf dem Weg, die erste davon beim Start am Jungfernstieg um kurz nach 16.
Vom Jungfernstieg geht es über die Berg- zur Mönckebergstraße zu einer Zwischenkundgebung am Mönckebergplatz. Hier kommen Sozialverbände zu Wort, die diesen Aspekt hervorheben.
Am Hauptbahnhof vorbei geht es zur HVV-Servicestelle. Dort gibt es eine musikalische Darbietung, die das 9-Euro-Ticket lobt.
Von dort geht es direkt zum Heidi-Kabel-Platz östlich des Hauptbahnhofs zur Schlusskundgebung.
Eigentlich wollte ich auch ein Plakat zum Thema Sylt basteln, aber aufgrund des für 16 Uhr angekündigten schweren Gewitters hatte ich das gestern gelassen. Außerdem war ich nicht sicher, ob man mit Anspielungen zu Sylt die Demo in Lächerliche zieht. Zum Glück haben andere ein Plakat mit einer Anspielung auf Sylt gemacht.
Eigentlich wollte ich den Sänger oben auf dem Bild fragen, in welcher Kneipe er heute Abend als Wolle-Petry-Double auftritt. Aber der hat schon etwas anderes vor: Er will zum Finanzministerium nach Berlin fahren und sich dort beschweren, dass das 9-Euro-Ticket nicht verlängert wird.
Ich frage die Leiterin von HVV umsonst, was mit den Leuten passieren, die man nicht mehr braucht, wenn der HVV umsonst wäre: Kontrolleure, Programmierer oder die Leute, die sich die komplizierten Preissysteme ausdenken. Die könnten dann die Kunde besser betreuen, meint die Frau, und „im Optimalfall“ würden die zu Fahrern werden.
Danach fahre ich nach Rothenburgsort. Immer noch kein Gewitter? Als ich gerade an der Zufahrt auf Kaltehofe bin, donnert es in der Ferne. Ich bin mir Unsicher und gehe lieber auf den Entenwerder. Plötzlich sehe ich, was hier so gedonnert hat: Fettes Brot. Spontanes Geheimkonzert auf dem Boot Flottbek (sozusagen ein Fettes Boot) vor dem Café Entenwerder. Gespielt wurden Emmanuela, Schwule Mädchen und einige weniger bekannte Lieder. Der letzte Song war Jein. Die Band betonte, sie könnten sich nur an das Erscheinungsjahr 1996 erinnern, weil es im Lied vorkommt.
Ich gehe zur S-Bahn-Station Elbbrücken. Auf dem Entenweder befinden sich viele Elstern, aber ein Vogel dazwischen sieht anders aus: Es ist ein junger weiblicher Grünspecht. Habe ich bisher noch nie gesehen in meinem Leben. Der Ort, von wo ich vor drei Jahren die Brandgänse beobachtet habe, ist inzwische zugewuchert – als Ausgleichsflächen für die Ausdehnung des Hafens. Auf einer Straßenlaterne auf einer Brücke sitzt eine Rabenkrähe.
Von den Elbbrücken fahre ich mit der U-Bahn zum Jungfernstieg, dann weiter vom Rathaus zum Baumwall. Im 9-Euro-Ticket sind innerhalb von Verkehrsverbünden auch die Fähren enthalten. ich fahre mit der 72 von der Elphi zur Arningstraße, hüpfe kurz raus, mache ein Foto von der Elphi und fahre mit desmelben Boot weiter zu den Landungsbrücken (die genannten drei Haltestellen sind alle der Linie 72), wobei man an der Elphi und dem Theater im Hafen vorbeikommt. Ich bin mit meinen Aufnahmen aber nicht zufrieden. Na ja, das 9-Euro-Ticket gilt ja noch bis Mittwoch.
gamescom Lügenmesse / Immunitätsnachweis
Endlich wieder gamescom!
Dieser Beitrag behandelt den 27. und 28. August 2022 (gamescom-Sonnabend und -Sonntag).
2 Jahre ist sie ausgefallen, aber dieses Jahr ist endlich wieder gamescom. Als das im April absehbar war, habe ich mir am 12. April das Bahnticket nach Köln gebucht. Da ich noch nicht wusste, ob ich über Nacht bleiben will und da man das zur Not mit dem Nahverkehr erledigen könnte, habe ich keine Rückfahrt gebucht.
Dass die gamescom dieses Jahr stattfindet, ist gut, denn ich brauche noch den finalen Beweis, dass ich superimmun gegen Corona bin. Mit 100.000 Besuchern auf einem Haufen in engen Messehallen? Passt. Das gamescom-Ticket sollte offiziell als Immunitätsnachweis anerkannt werden.
Aufgrund eines Stellwerkausfalls bei Sohlingen komme ich über 2 Stunden zu spät in Köln an. Im Zug wird auf Bildschirmen Werbung für die Ausbildung bei der Bahn gezeigt. Eine alte Oma schaut böse und sagt: „Wie, du hast noch keine Ausbildung für 2022?“ Stimmt – wer jetzt immer noch keine Ausbildung hat, ist ziemlich spät dran. Da die Bahn das mit dem „spät dran sein“ kennt, schreibt sie darunter: „Du passt zu uns.“
Für die gamescom braucht man dieses Jahr eine App für das Ticket. Die App-Bewertung ist eine Katastrophe. Das PR-Gelaber auch. Ich nehme mir vor, es komplett zu widerlegen.
Die Einführung eines Tickets, das an unsere neue Messe-App gebunden ist, hat mehrere Gründe, die dir alle dabei helfen, deinen Aufenthalt auf der gamescom angenehmer zu gestalten:
- Du hast all deine personengebundenen Tickets (für die verschiedenen gamescom-Tage) an einem Ort und immer bei dir. Natürlich ist dein Ticket damit auch kontaktlos und der QR-Code kann einfach über den Scanner am Eingang gehalten werden.
- Damit machen wir die gamescom nebenbei ökologisch nachhaltiger. Denn der Verzicht auf das Papierticket ist ein weiterer Schritt in Richtung einer klimafreundlicheren gamescom, wie wir sie mit unserem Projekt „gamescom goes green“ anstreben.
- Aber auch um die gamescom-Besuchenden vor Betrug zu schützen, ist der neue Service wichtig: Niemand kann die personalisierten Karten auf dem Schwarzmarkt verkaufen und so illegalen Profit aus der gamescom ziehen.
- Damit auch die An- und Abreise möglichst komfortabel wird stellen wir in der App Informationen zur An- und Abreise sowie zu Unterkunftsmöglichkeiten in Köln bereit.
- Und dann gibt es noch einen ganz aktuellen Grund, der mit Corona zusammenhängt: Wir haben gelernt, wie wichtig es ist, uns kurzfristig auf akute pandemische Lagen einzustellen, damit wir Großveranstaltungen wie die gamescom durchführen können. Dabei hilft uns die 1:1 Zuordnung deines Tickets.
Du siehst, unser Messe-App gebundenes Ticket hat eine Menge Vorteile, die vielleicht nicht direkt offensichtlich sind.
Leider bin ich dieses Jahr ohne Freunde unterwegs und denke daher nicht, dass ich das so prüfen kann, weil ich mit niemandem mein Ticket tauschen kann. Ich schaue in die App: Ticketinhaber ist „null null“ – okay, dann kann ich das doch prüfen. Ich mache einen Screenshot von der App.
Dann schauen wir doch mal, ob wir die Tipps zu Unterkunftsmöglichkeiten ein Grund für die App sind – nein sind sie nicht, denn sie öffnen nur eine Seite im Browser. Hier die Beweis-Screenshots, mit denen alle oben genannten Punkte widerlegt sind. q.e.d. ■
Als ich nach dem Hotel-Check-in dann auf der Messe bin, benutze ich den Screenshot der App, um die Messe zu betreten. Niemand prüft das. Hätte ich eine große Social-Media-Anhängerschaft, hätte ich den Screenshot vor einigen Tagen gepostet. Was soll schon passieren? Es kann ja laut der Messe niemand mein Ticket benutzen oder verkaufen. Erst recht nicht, wenn er nicht „null null“ heißt.
Also ja, ich kann jetzt komplett verstehen, warum die Leute auf der Straße immer „Lügenmesse“ rufen. Oder was rufen die da?
Die gamescom ist an sich wie immer. Sonnabend ist auch ausgebucht gewesen, da dürften dann so um die 100.000 Leute gewesen sein. Insbesondere in den Hallen mit Merchandise-Ständen ist es extrem eng. Es war deutlich weniger Aussteller da, aber trotzdem so viele Hallen wie immer geöffnet. Von den großen Spielestudios sind nur Ubisoft und Microsoft da. Ubisoft präsentiert in einer Art kleinem Kino ihr Open-World-Spiel Skull and Bones. Vor der Präsentation des Trailers singt ein Standmitarbeiter ein Seemannslied und ein anderer schimpft darauf, dass so viele Hersteller abwesend seien. Bei Ubisoft sei man hingegen gekommen, um etwas zu zeigen. Ich starte einen Applaus im Kino.
Im Indie-Retro-Familienbereich gibt es zwischen den Shows Karaoke. Ich singe den Pokémon Theme Song. Später ist bei YouTube auf der Bühne Cosplay-Wettbewerb. Alles steht eng an eng, obwohl vorher noch ein paar Mädels japanische Songs singen – und zum Abschluss I Want It That Way von den Backstreet Boys. Die ganze Halle gröhlt mit. Ich natürlich 100% textsicher.
Zur gamescom gehört auch das City Festival. Da war ich noch nie, aber so langsam wird’s Zeit. Vorher aber noch am Rhein den Sonnenuntergang beobachten.
Auf dem Festival spielen gerade Team Rhythmus-Gymnastik elektronische Tanzmusik und wavvyboi (ja, das ist ein Typ) sein breites Spektrum zwischen Melancholie und Europhorie und zwischen Rock und Electro. Das gefällt mir richtig gut und ich bleibe fast bis zum Ende.
Das Hotel hat meinen Rucksack weggeschlossen, den ich heute Morgen dort gelassen habe. Ich dachte, sie bringen ihn in mein Zimmer, weil an den Koffern im Gepäckraum auch Schilder mit der Zimmernummer dran gemacht wurden. Also laufe ich kurz zum nahen Hauptbahnhof und kaufe im Rewe eine Zahlbürste und Zahnpasta.
Am nächsten Tag singe ich erneut I Want It That Way, diesmal beim besagten Retro-Stand. Als die Karaoke-Runde gerade vorbei ist, fallen einem Mädel und mir auf, dass wir beide Sk8er Boi von Avril Lavigne singen wollen und dachten, dass wir keinen Partner dafür haben. Wir verabreden uns für die nächste Karaoke-Runde am Abend. Da Mädel kommt aber nicht und ich will lieber nicht mit dem letzten Zug fahren, zumal der über Solingen fahren würde.
Der Zug vom Takt eine Stunde vorm letzten kommt einigermaßen pünktlich. Er ist aber komplett überfüllt und kaum jemand am Messebahnhof kommt rein, denn der Zug vom Takt davor hat 80 Minuten Verspätung. Ich fahre nach Köln Hbf, wo der Zug herkommen soll. Als ich da bin, erhöht sich die Verspätung und dann fällt der Zug aus.
Ganz nach Hause gibt es nur noch eine Möglichkeit, nämlich über Minden. Dort habe ich 5 Minuten Umsteigezeit und seit die beiden Züge von unterschiedlichen Unternehmen betrieben werden, wird nicht mehr gewartet. Ich frage Jannik (der Kollege, mit dem ich auf den Kanaren war), der inzwischen in Bocholt wohnt. Da ist aber gerade Schienenersatzverkehr und die Fahrt von dort nach Hause dauert 7 Stunden morgen. Okay, denke ich mir, ich probier’s nach Hause. Und das, obwohl wir in Köln mit 9 Minuten Verspätung losfahren und es keine große Möglichkeit gibt, die aufzuholen. Der Zugführer schafft’s aber doch und will in Gütersloh sogar schon zu früh los fahren, bevor ihm auffällt, dass er noch eine Minute warten muss.
Für den Umstieg in Minden bleiben dank Verspätung noch 2 Minuten, aber die Züge sind am selben Bahnsteig. Es ist eine Völkerwanderung. Verantwortungslos, dass da bereits bei einige Minuten Verspätung nicht gewartet wird – die S-Bahn muss in Wunstorf ohnehin einige Minuten warten.
So erreiche ich auf jeden Fall mein zu Hause noch am gleichen Tag.
Ich habe übrigens in den Tagen nach der Messe täglich und danach alle paar Tage Corona-Tests gemacht. Ergebnis war natürlich immer negativ. Ich bin eben wirklich superimmun gegen den Scheiß. Karl Lauterbach soll aufhören, mir irgendwas vorzuschreiben. Ich werde mich an die zusätzlichen Regeln ab Oktober nicht halten, da die Bundesregierung hier Freiheitsrechte einschränkt, ohne den geforderten Nachweis der Sinnhaftigkeit zu liefern. Außerdem habe ich jetzt einen Immunitätsnachweis, oder als was will man werten, dass ich trotz all diesem immer noch kein Corona hatte:
- Ich war an zwei Tagen auf der gamescom.
- 2 Menschen, mit denen ich in einem Haushalt lebe, haben jeweils zweimal Corona gehabt (Alpha und Omikron). Bei Alpha hatte ich keine Impfung und gegen Omikron gibt es ja aktuell keine.
- Ich habe seit Corona-Ausbruch jeweils ca. 20 Flug- und Bahnreisen unternommen und in vielen der besuchten Länder 2022 gab es einfach keine Corona-Regeln.
9-Euro-Ticket All Good Things (Come to an End)
Ein paar letzte Fotos von Reisen mit dem 9-Euro-Ticket
So, 9-Euro-Ticket ist bald vorbei (noch drei Tage). Da kann man nochmal die Großstädte in meiner Nähe ansehen. Dieser Post hat jetzt nicht unnötig viel Text, sondern ist primär für die Bilder da.
Bremen
Hannover
In Hannover möchte ich die Türm des Heizkraftwerks Linden fotografieren, aber die werden offenbar nicht angestrahlt. So muss ich mit der Oper und dem (leider in Baugerüste gehüllten) Neuen Rathaus Vorliebe nehmen.
Hamburg
In Hamburg besuche ich den Park Planten Un Blomen. Anschließend gehe ich zu einer Podiumdiskussion im Rathaus, zu der die SPD-Fraktion aufgerufen hat. Es geht um das 9-Euro-Ticket. Die Chefin des HVV ist da. Sie sagt, dass ihr eine Frau geschrieben habe: „Ich konnte meinen Kinder das erste Mal das Meer zeigen. Danke.“ Das berührt mich sehr, aber im Prinzip kann man mit Kindern bis 14 Jahre für 22 Euro von Hamburg ans Meer von Meckpomm fahren.
Nach der Veranstaltung postet HVV umsonst ein Bild von einem jemandem, der mir irgendwie bekannt vorkommt, wie er mit der HVV-Chefin und dem HVV-umsonst-Logo posiert.
Ich besuche hingegen den Hafen. Von den Landungsbrücken fahre ich mit dem Boot zuerst zur Elphi und dann weiter zur Arningstraße.
Dort auf einem Firmenparkplatz, wo man eigentlich gar nicht fotografieren darf (was ich im Sinne der Panoramafreiheit für unzulässig finde und deshalb ignoriere), hat man einen guten Blick auf die Elphi – wäre da nicht ein Zaun. In einer Raucherecke an dem Zaun steht eine Bank, die ich zum Zaun ziehe, um die Elphi über den Zaun hinweg fotografieren zu können.
Die Tabelle meiner Fahrten und des Gesparten habe ich gerade nicht zur Hand. Es waren aber in Summe gut 6.300 Kilometer (ohne Bus und Fähren) und um die 870 Euro gespart gegenüber einer Buchung per Bahn-App.
Ich habe ein Fotobuch gemacht – mit den Bordmitteln der Web-App von Lidl-Fotos. Das werde ich hier mal irgendwann veröffentlichen. Da es keinen PDF-Export gibt, gibt es einfach eine Reihe Screenshots oder ich werde es sonst irgendwie konvertieren.
Kérkyra (Korfu) II Tag 1 und 2: Kérkyra (Korfu-Stadt), Ágios Stéfanos Avliótes, Othoní, Ágios Stéfanos Avliótes, Aríllas – Gegenteiltage
Was ist kaputt, wenn plötzlich bei einer Griechenlandreise alles nach Plan läuft?
Nachdem das beim letzten Mal a href="/2022/august/nicht-im-flieger/">mit Corendon nicht geklappt hat, probiere ich es jetzt wieder in Ryanair von/bis Münster. Man kann ja über Ryanair sagen, was man will, aber wenn die sagen, die fliegen dann und dann von X nach Y, dann machen sie das auch. Selbst wenn die Verbindung so wenig nachgefragt ist, dass ich 3 Wochen vorher 15,99 bezahlt habe. Plus 13 Euro für Handgepäck. Irgendwie so’n Sondertarif von Booking.com. Ex-Kollege Jannik hatte leider keiner Zeit, also ich wieder allein.
Münster? Da war doch was! Ja, aber diesmal läuft alles glatt. Es kommt ein Bus und das ist wirklich ein Minibus.
Der Flug ist auch pünktlich und durch die beim letzten Mal ausprobierte Abkürzung (die ich von dieser Seite wohl auch nicht gefunden hätte) bin ich auch ganz schnell im Hotel Arion. Unterwegs komme ich aber noch an den Sehenswürdigkeiten vorbei, die man dort sieht. Der plötzliche Temperaturumschwung vom kalten Flieger auf warme Kérkyra sorgt aber für Probleme mit beschlagenen Objektiven.
Was auch total pünktlich ist: Der Bus zum Bootsanleger von Ágios Stéfanos (oft San Stefano genannt, zur Unterscheidung von Agios Stefanos im Nordosten auch Ágios Stéfanos Avliótes nach einem nahen Dorf). Aber das Boot Pígasos („Pegasus“) nach Mathráki und Othoní ist voll. Sechs andere und ich können nicht mehr drauf. Zwei ziehen vondannen, ich probiere es mit in der Gegend rumstehen und traurig gucken. Funktioniert, wir fünf dürfen an Bord.
Das Boot ist so voll, weil in Othoní heute eine Militärparade ist. Warum die ausgerechnet heute ist, weiß ich auch nicht, denn auf der Inschrift an dem Monument, wo sie startet, wird nur der 29. Dezember erwähnt. Allerdings ist heute der letzte Tag des Jahres, wo die Pígasos für Tagesausflüge nach Mathráki und weiter nach Othoní genutzt werden kann (für Erikoúsa ist es morgen). Die Fähre Evdokía von Korfu-Stadt hat bereits ihren Fahrplan umgestellt und fährt jetzt seltener (heute z.B. nicht) und ohne Möglichkeit eines Tagesausflugs, sonst wäre ich heute damit von Korfu-Stadt direkt nach Othoní gefahren.
Ich kaufe mit im Hauptort von Othoní, der entweder wie die Insel oder Ámmos heißt, bevor ich die Wanderung aus dem Reise Know-How-Wanderführer beginne. Diese führt zuerst nach Vitsentsiátika westlich oberhalb von Ámmos. Was im Wanderführer als „liebevoll restauriert“ beschrieben wird, wirkt für mich eher wie eine Geisterstadt. Der Wanderweg ist im obersten Teil ebenfalls kaum begehbar, weil die Steine alle gebrochen sind, aber anders als auf den unteren Teilen keine Pflanzen in den Zwischenräumen gewachsen sind.
Also weiter bergauf nach Stavrós („Kreuz(platz)“). Zur alten Inselhauptstadt, Chorió ist es mir dann aber doch ein zu großer Höhenunterschied. Außerdem ist es heute den ganzen Tag schon komplett in Wolken gehüllt. Sollte ich da wirklich nochmal hinwollen, sollte ich mir wohl in Ámmos einen Motorroller nehmen.
Ich gehe daher auf dem im Wanderführer empfohlenen Weg zurück nach Ámmos. Der dort Waldweg, der auch in OpenStreetMap zu sehen ist, existiert aber gar nicht. Irgendwie keine tolle Wanderung. Aber Othoní ist glaube ich auch einfach nicht meine Insel.
Wieder in Ágios Stéfanos – das Boot ist wie auf der Hinfahrt pünktlich! – leihe ich mir beim Fahrradverleih Pegasus ein Fahrrad und fahre damit die paar Kilometer zu meinem heutigen Hotel, Elena-Stella. Nachdem ich mich dort ausgeruht habe, fahre ich noch auf die Kefalí-Halbinsel (zumindest glaube ich, dass die so heißt) und genieße bei einer Cola von Eriannas Snackbar die Blaue Stunde – für den Sonnenuntergang bin ich nämlich zu spät.
Auf dem Rückweg fahre ich beim Restaurant Gravia zum Abendessen ran. Wenn ihr in Ágios Stéfanos (oder Aríllas) abends unterwegs seid, nehmt Mückenspray mit. Das ist ein Befehl!
Kérkyra (Korfu) II Tag 3 und 4: Aríllas, Ágios Stéfanos Avliótes, Erikoúsa, Ágios Stéfanos Avliótes, Kérkyra (Korfu-Stadt) – Fiki & 6969
Nein! Nicht das, woran ihr denkt!
Heute ist wie gestern erwähnt der letzte Tag, an dem man Erikoúsa für einen Tagesausflug besuchen kann. Beim letzten Mal wollte ich hier die Fähre Evdokía nach Korfu-Stadt nehmen, die um 14 Uhr ablegen sollte und mir 3 Stunden auf der Insel erlaubt hätte. Aber Pustekuchen, die fährt inzwischen schon um 12 (was mir bekannt ist). Genauer gesagt um 11:55, sodass ich sie auch noch verpasse. Toll. Ich schreibe der Vermieterin von letzte Nacht, sie bringt mir für 65 Euro nach Korfu-Stadt. Dann ist zumindest das gesichert.
Im Prinzip umwandere ich einfach die Insel wie im Reiseführer angegeben. Vorbei an der Fiki-Beach-Bar (Fíki bedeutet Seetang) einmal im Uhrzeigersinn um die Insel herum. Hoch ist es zwar auch hier, aber nicht so hoch wie auf Othoní und der Ausblick ist auch schöner.
Nachdem ich einmal um Erikoúsa gewandert bin, möchte ich mir im Supermarkt des Oasis-Restaurant etwas kaufen, aber der Supermarkt hat nicht geöffnet und die Bedienung des Oasis-Restaurants ist zur Überraschung der dort schon sitzenden Gäste auch spurlos verschwunden. Sie meinten aber, etwas zu essen würde ich da jetzt eh nicht bekommen und ich soll mal rüber gehen zum Anemomylos-Restaurant, was ich auch mache.
Stella holt mich pünktlich beim Anleger ab und bringt mich nach Korfu zum Konstantinopolus-Hotel. Die hatten mir nämlich erlaubt, das Zimmer umzubuchen, obwohl es mein Tarif nicht vorsah. Ich bedanke mich nochmal und mache mich auf nach Kanóni. Das ist die Landzunge südöstlich vom Flughafen. Da die allermeisten Flugbewegungen in Nordrichtung stattfinden, sieht man Kanóni bei der Landung rechts. Ich mache einige Experimente mit Fotos. Die (öffentliche) Treppe beim Café Kanóni kann man dazu gut benutzen, da das Geländer als Behelfsstativ taugt, auch für sehr lange Belichtungen, wenn man sich ein bisschen klug mit z.B. dem Kameragurt anstellt. Wer im Café (eigentlich ist es ein Restaurant) ein Gespräch führen will, hat vermutlich wenig Freude, da startende Flugzeuge beim Südende der Landebahn direkt unterhalb der Landzunge die Triebwerke auf maximalen Schub fahren.
Anschließend gehe ich die Treppe hinunter und besuche das Kloster Vlacherna, das direkt in der Einflugschneise liegt, und von wo aus man die „Mäuseinsel“ (Pontikonísi, selten auch Odysseús) sehen und mit einem Boot besuchen kann. Für letzteres ist es jetzt zu spät. Überrascht, dass man den Bereich unterhalb von Kanóni nicht nach Nordosten am Meer entlang gehen kann, sondern nur die Treppe wieder hoch oder westlich davon auf einer Straße nach Norden.
Am nächsten Morgen muss ich früh aufstehen. Der Flug geht um 6:30 – zwei Stunden vor dem zweiten Flug des Tages (nach Paris). Als ich etwa 70 Minuten vorher an der Sicherheitskontrolle bin, ist außer mir niemand dort. Auch dieser Ryanair-Flug – 6969 – ist wieder pünktlich. Ob der Bus nach Osnabrück es auch ist, will ich lieber nicht herausfinden, und fahre über Lengerich.
Letztendlich haben mir Paxí besser gefallen als die Diapontischen Inseln. Aber das muss man natürlich auch erstmal herausfinden. Wenn sich die Mietwagenpreise auf Korfu wieder normalisiert haben, werde ich mir auch Korfu mal im Detail anschauen. Dieses Jahr ist aber die Saison auf Korfu gelaufen. Ab nächstem Wochenende geht es mit anderthalb Wochen Malta weiter.
Malta Tag 1 und 2: Luqa, Rabat, St.-Paul-Katakomben, Buskett-Gärten, Ħaġar Qim, Mnaidra, Ħnejja (Blaue Grotte), Ghar Lapsi, Mtarfa, Rabat, Aħrax – Widersprüche
Paul? Paul!? Wer ist eigentlich St. Paul?
Hinweis: Dieser Beitrag enthält Fotos von Menschenknochen.
Da ist sie also endlich, die Reise, die ich schon im Juli 2021 machen wollte, aber nicht machen durfte, weil damals kurzfristig eine Impfpflicht für Besucher eingeführt wurde, noch bevor es (zumindest in Deutschland) genug Impfstoff für alle gab. Die Impfpflicht gibt es nicht mehr. Wohl aber eine Maskenpflicht an Bord von KM309, der mich von München nach Luqa bringt. Die Mitarbeiter der Lufthansa, die das Boarding durchführt, weist explizit auf die strengen Regeln diesbezüglich hin.
Umso seltsamer ist es, als dann nach dem Flug alle die Maske abnehmen – und nicht mehr aufsetzen. Auch im Bus, der mich zu meinem ersten Hotel in Rabat bringt, trägt niemand Maske. Überall auf Malta hängen noch Schilder zu Corona-Maßnahmen, an die sich aber niemand mehr hält.
Auf dem Weg nach Rabat fällt mit Mdina auf, eine Stadt in einer Festung. ich laufe ein bisschen durch die Straßen zur St.-Paul-Kathedrale in der Mitte des Ortes.
Nicht zu verwechseln ist die St.-Paul-Kathedrale übrigens mit der St.-Paul-Kollegiatkirche, die sich im angrenzen Ort Rabat auf meinem Weg zum Hotel befindet.
Der nächste Tag. In der Nähe meines Hotels gibt es die St.-Paul-Katakomben. Ja sie haben’s hier mit Dingen, die nach „St. Paul“ benannt sind und mit ‚K‘ beginnen.
Die Katakomben sind ein Komplex aus 23 Katakomben, die teils christlicher, jüdische und heidnischer Kultur sind – oder auch gemischt oder alles auf einmal. Fünf der Katakomben sind gerade geschlossen. Katakombe 1 ist die mit Abstand größte. Der Eintritt kostet 6 Euro.
Weiter geht es zu den Buskett-Gärten. Wobei, so heißen die nicht mehr. Die heißen jetzt Buskett-Wald, englisch Buskett Woods. Das verwirrt unnötig touristen. Die Gärten sind ein Naherholungsgebiet ohne Eintrittspreis oder richtige Verwaltung. Es gibt auch keinen Eingang sondern dieser erfolgt durch eine der zahlreichen Straßen.
Nachdem ich ein bisschen durch die Gärten gestreift bin, gehe ich in Richtung Bushaltestelle. Unterwegs komme ich an einem Eiswagen vorbei, der mir bei der doch recht drückenden Hitze etwas Abkühlung verkauft – drei Kugeln Eis im Plastikbecher mit Topping für 2,50 Euro.
Der Bus bringt mich zu Ħaġar Qim („stehende Steine“), einer Tempelanlage. Direkt in der Nähe gibt es den Mnajdra-Tempel. Das Ticket kostet 10 Euro und gilt für beides.
Ħaġar Qim und Mnajdra bestehen jeweils aus drei Teilen, die jeweils vor 3600, 3600–3000 und 3000–2500 vor Christi erbaut worden. Ħaġar Qim steht jedoch auf einer erhöhten Position, von der ein Großteil der Insel überblickt werden kann, während Mnajdra einige hundert Meter hangabwärts deutlich näher an der Klippe erbaut wurde. Beide sind seit 2009 unter einem Schutzdach, damit sie nicht noch weiter der Witterung ausgesetzt sind.
Aufgrund des hohen Alters ist bis heute nicht klar, warum sie eigentlich erbaut wurden und welche Bedeutung die Eigenschaften haben. Es gibt jeweils Löcher, durch die die Sonne am Tag der Sommersonnenwende scheint, bei Mnajdra zudem Löcher für die Wintersonnenwende und die Tagundnachgleichen.
Von Ħaġar Qim gehe ich zur Blauen Grotte. Die Grotte selbst kann nur mit Bootsfahrten vom nahen Badeort Wied Iż-Żurrieq so richtig betrachten. Gerade jetzt am Nachmittag steht die Sonne äußerst ungünstig für Fotos.
Ich besuche den gerade genannten Badeort. Als Sehenswürdigkeit gibt es dort vor allem den Turm, Torri ta’ Xuta.
Direkt neben dem Turm ist die Bushaltestelle des Ortes. Ich fahre von dort Richtung Għar Lapsi, einer Höhle (Għar) am Wasser. Um Għar Lapsi herum haben sich einige Restaurants angesiedelt und es wurde zum Naherholungsgebiet und Badepunkt ausgebaut. Für Touristen ist es nicht so spannend, aber es gibt dort den Għar-Lapsi-Turm in der Nähe.
Mit dem Bus, der Għar Lapsi nur im Sommer direkt bedient, fahre ich zur Qali-Kreuzung. Dort hatte ich gestern festgestellt, dass Mdina am Abend total schön sein muss. Es ist jetzt halb 19, sprich Sonnenuntergang ist in einer halben Stunde und eine weitere halbe Stunde später ist Blaue Stunde. Ich laufe nach Attard, wo der Qali-Nationalpark eingerichtet wurde. Der Name ist hier wörtlich zu nehmen – es ist einfach ein nationaler Park (Parkanlage), die sich aber noch im Bau befindet. Ich schaue mich um: Wo ist es hoch mit gutem Blick auf Mdina? Mtarfa! Also gehe ich dorthin. Unterwegs kann ich mir noch etwas zu trinken kann, denn obwohl er eigentlich schon seit einer halben Stunde geschlossen haben müsste, hat der kleine Laden in Mtarfa immer noch geöffnet. So genieße ich mit einer Cola die Blaue Stunde über Mdina.
Ich gehe zum Hotel, hole meinen Rucksack und fahre dann nach Aħrax zum Sonnenklar.tv Labranda Riviera & Spa, meinem nächsten Hotel. “You have a very nice room”, meint der Rezeptionist. Was er damit meint: Ich habe die Junior Suite Sea View gezogen und dadurch nicht nur ein sehr großes (langes) Zimmer sondern auch einen privaten Whirlpool auf dem Balkon mit Ausblick auf Comino und Gozo. Also heißt es jetzt: Entspannen und das hier sehen:
Malta Tag 3: Aħrax, Mġarr, Mġarr Air Raid Shelter, Tempji ta’ Ħaġrat, Tempji ta’ Skorba, Għadira Nature Reserve, St.-Agatha-Turm (Red Tower), Popeye, Ċirkewwa, Victoria – Hoch und Tief
Hoch auf dem Roten Turm oder tief im Luftschutzbunker von Mġarr? Egal, Hauptsache viel sehen. Auch wenn man sich bei den historischen Stätten (gezwungenermaßen) durchschnorren muss.
Frühstück im Labranda Riviera & Spa ist sehr gut. An den aktuellen Rekordhalter, Hipocampo Playa auf Malle (trotz extrem geringem Preis, Corona und Nebensaison mitten im Winter – die Posts fehlen auf dem Blog) kommt es jedoch nicht heran.
Heute geht es nach Mġarr auf Malta. Der Bus 101 ist an der Bushaltestelle Aħrax am Labranda – übrigens das erste Mal, dass ich auf Malta an einer Bushaltestelle einsteige, an der ich ausgestiegen bin – aber bereits gut 20 Minuten zu spät. Grund: Straßensperrung auf der eigentlichen Route.
Was man nur aus der Luft sieht: Die Kirche hat eine ovale Kuppel, da ihr Bau durch den Verkauf von 300.000 Eiern finanziert wurde ... diese Aussage ist zwar auf Wikipedia belegt, aber so einen Quatsch kannst du dir nicht ausdenken! Die Kirche wurde übrigens nicht im Zweiten Weltkrieg beschädigt, aber eine Bombe schlug in der noch größeren Kirche im nahen Mosta während einer Messe auf – explodierte jedoch nicht, was als Wunder gedeutet wird.
In Mġarr bin ich wegen des Bus-Chaos’ heute auch eine halbe Stunde später als geplant. Ich möchte den Luftschutzbunker besuchen, der sich unter dem Il-Barri-Restaurant befindet. Der hat nur von 10:00 bis 11:30 auf heute, sagt mein Reiseführer (Baedeker Smart). Laut Schild hat der Bunker heute (Sonntag) gar nicht auf, sondern nur Di bis Sa. Ich frage trotzdem im Restaurant. Es geht doch und kostet 5 Euro.
Zuerst gibt es einen Film über den Zweiten Weltkrieg auf Malta auf Englisch mit zeitgenössischen Filmaufnahmen, der sich im Prinzip darüber lustig macht, dass die Deutschen so viel Aufwand für eine so kleine, arme Insel betrieben. An der Wand hängen maltesische Zeitungen vom 22.1.41 (Lob Churchills an die Malteser für ihre Verteidigung), 8.5.45 (Bedindungslose Kapitulation der Wehrmacht) jeweils auf English und Maltesisch und einzelnen weiteren Ausgaben, u.a. vom ersten Luftangriff am 11.6.1940, bei dem in Pieta eine junge Frau und zwei Kinder starben.
Nachdem man den kurzen Film gesehen hat, kann man den Bunker betreten. Nebenbei läuft im ganzen Bunker ein Audiokommentar. Auf Deutsch dauert er etwa 23 Minuten. Ich bin deutlich schneller durch den 225 Meter langen Bunker und zurück. Heute hat er nur noch diesen einen Eingang, früher hatte er etliche und war für 200 Leute ausgelegt. Frauen waren immer da, während Männer und Kinder den Bunker tagsüber oft verließen. Auf Malta gab es 170.000 Plätze in Bunkern (nach der gesetzlich vorgeschriebenen Zählung mit einem halben Quadratmeter pro Person) – etwa die Hälfte der Bevölkerung. Erste Bunker in Malta wurden bereits in den 1930ern gebaut – die komplette Befestigung gilt als zweitgrößtes Bauprojekt der Insel nach der Befestigung der Insel durch die Johanniter. Wann genau dieser Bunker gebaut wurde, ist nicht mehr nachvollziehbar. Später wollten aber viele Leute nicht in den Bunkern leben. Außerdem kam der Hunger dazu.
Außer dem Bunker und der Kirche gibt es in Mġarr noch zwei Tempel, Ħaġrat und Skorba. Beim Ħaġrat-Tempel erzählt man mir, dass ich ein Ticket bräuchte, das ich aber nur in Rabat erwerben könne. Ich dürfe daher kostenlos rein.
In Skorba sehe ich keinen Wächter. Ich schaue mir die Ausgrabungsstätte an.
Als ich die Stätte wieder verlassen habe, fällt mir auf, dass ich noch ein weiteres Foto machen möchte. Ich werde vom Wächter bemerkt und mangels Eintrittskarte dazu aufgefordert, das Gelände zu verlassen.
Auf dem Weg zurück wollte ich mir eigentlich noch Manikata ansehen, aber aufgrund der unzuverlässigen Busse der Linie 201 – der einzigen, die ich nach meinem Plan heute benutzen würde – heute lasse ich das bleiben. Ich fahre zur Mellieħa-Bucht. Kurz davor macht der Bus einen Abstecher nach Popeye Village, was nur von dieser Linie angefahren wird, stündlich. Dort sind so viele Leute, die mitwollen, dass der Bus danach komplett voll ist. Ich steige dann an der nächsten Station aus, weil auch einige andere dort aussteigen, und gehe zu meinem nächsten Ziel: Għadira Nature Reserve, ein kleines Vogelschutzgebiet an der Mellieħa-Bucht. Dass das im September geöffnet hat und dann auch noch an Wochenenden, ist neu. Der Grund wird mit schnell klar: Es sind kaum Vögel da. Ein paar wenige Regenpfeifer und 10 Reiher sind anwesend. Beim anderen Vogelschutzgebiet soll es wohl noch ganze zwei Flamingos geben, aber das macht bald zu. Okay, lassen wir das.
Weiter geht es zu Fuß zum Roten Turm, auch St.-Agatha-Turm genannt. Der wurde 1649 eingeweiht und um 1830 eigentlich abgerissen wurden. Er blieb aber verschont und wurde in den Weltkriegen von den Briten genutzt. Auf ihm weht – wie auch beim Torri ta’ Xuta gestern – die Johanniter-Flagge, die nunmal der Dänischen zum Verwechseln ähnlich sieht, aber bei der Johanniter-Flagge ist das weiße Kreuz mittig.
Ich gehe durch das Naturschutzgebiet Foresta 2000, am Klärwerk vorbei Richtung- Popeye Village. Dabei läuft man durch eine Art Mondlandschaft. Wege sind recht gut erkennbar. Mittendrin ist eine Kreuzung, wo ein blaues Straßenschild mit Pfeil au dem Boden steht. Es steht nichts weiter dran, aber es zeigt den Weg nach Popeye Village.
Popeye Village läuft derzeit offenbar eher im Betriebsmodus Beachclub und nicht wirklich als Themenpark. Man kann es sehr gut von den Klippen und dem zerfallenen Beton-Anleger im Süden sehen. Hier ein Bild vom letzteren:
Da ich nicht weiß, wann der Bus kommt, laufe ich jetzt einfach zurück zum Roten Turm. Den habe ich mir nämlich als Ort ausgesucht, von dem ich heute die Blaue Stunde fotografieren möchte, weil er an einem sehr erhabenen Ort ist.
Der Turm ist geschlossen, aber das hindert einen nicht daran, von der Treppe am Eingang aus zu fotografieren.
Vom Roten Turm gehe ich meinen Rucksack beim Labranda abholen und dann zur Fähre. Die Fähre (Gozo Channel) von Ċirkewwa auf Malta nach Mġarr auf Gozo kostet in diese Richtung nichts. Auf Gozo fahre ich mit dem Bus zum Hotel in Victoria, was auf Maltesisch Rabat heißt. Die Malteser sind echt nicht kreativ bei Namen, es heißen so viele Orte gleich.
Malta Tag 4 und 5: Victoria, Hondoq, Munxar, Sanap-Klippenweg, Xlendi, Victoria – Planänderungen
Wir vs. Wetter
Ihr habt’s vielleicht an der deutlich kürzeren Liste der Orte bemerkt: Janni plant nicht mehr selbst. Jetzt ist die eigentliche Rundreise dran.
Was bei mir Tag 4 ist (den ich zum Arbeiten genutzt habe, um mich von den Wanderungen – Tag 2 waren 20 Kilometer, Tag 3 auch 18 Kilometer – zu erholen), ist in der Reise Tag 1, und besteht nur aus dem Treffen im Hotel und einem gemeinsamen Abendessen, das aus einem gozitanischen Salat und entweder Rouladen oder Tortellini besteht. Danach laufen wir noch mit der Reiseleiterin durch Victoria, damit wir ein paar Orte kennenlernen.
Die Wettervorhersage für Donnerstag, Freitag und Samstag ist schlecht. Umplanungen deuten sich an. So machen wir heute, Tag 2 der Rundreise-Zählung, das Programm vom Vormittag Tag 4 und Nachmittag Tag 2.
Seekajaktour
Wir starten in der Hondoq-Bucht. Unterwegs gibt es einen Schwimmstopp in einer Bucht unmittelbar südlich von St. Anthony's Battery. Ein Boot aus unserer Gruppe ist bei der Ankündigung des Schwimmstopps etwas übereifrig und kentert absichtlich. Die Bucht ist so geschützt, dass es wegen des fehlenden Sonnenlichts schwer ist, dort die zahlreich vorhandenen Fische (und Quallen) zu fotografieren. Es kommen noch einige Schwimmstopps, da kommen bestimmt auch Bilder in vernünftiger Beleuchtung.
Anschließend paddeln wir zurück Richtung Hondoq, gehen aber noch in der Kiki Bay an Land. Dort befinden sich Salzterrassen. Fische im Wasser sind weniger vorhanden.
Wir paddeln zurück nach Hondoq. Es ist schon halb 13. Zeit fürs Mittagessen. Kurz nach 14 machen wir uns auf zur nächsten Aktivität, dem Besuch des Sanap-Klippenweges. Unsere Wanderung beginnt südlich von Munxar und endet in Xlendi.
Während wir den Klippenweg entlanggehen, regnet es einige Male. In der Ferne hören wir auch Donnern. Leider sehen wir keinen Regenbogen. Theoretisch könnte man sich in den kleinen Hütten unterstellen, die hier zur Vogeljagd gemauert wurden.
In Xlendi kaufen wir fast alle ein Eis bei der Gelateria Granola, die durch unsere Gruppe überrannt wird. Wir sind übrigens 19 Teilnehmer, die mit einigem Abstand kleinste Marco-Polo-Gruppe, die ich bisher hatte. Eigentlich wären wir 20 gewesen, aber eine Teilnehmerin hatte vor Abreise einen positiven Corona-Test. „Einfach nicht testen! Ignorance is bliss!“, meinte ich beim Willkommenstreffen. Gelächter.
Die Gruppe trifft sich im Bistro Maldonado – einem Restaurant für ... Hasenspezialitäten? – zum Mümmeln ... äh, Abendessen. Ich schaue noch kurz auf die Zitadelle. Die anderen waren gestern Abend da, während ich im Hotel die aufgestauten Blogposts bearbeitet habe.
Während ich auf der Zitadelle bin, werden ab 19:35 15 Minuten lang alle Kirchenglocken in der Umgebung geläutet – von Hand.
Ganz nach unten in der Zitadelle darf ich nicht, da dort eine Sportgala stattfindet. Dann gehe ich eben zu den anderen. Für mich kommt aber Käserisotto auf den Tisch und kein Hase.
Malta Tag 6: Victoria, Dwejra, ta’ Pinu, Wied il-Mielaħ (Azure Window), Xwejni-Bucht, Victoria – Ab in den Norden
Wir besuchen die Landschaft im Norden
Dwejra
In Dwejra wollen wir eine kleine Bootstour vom Inlandmeer durch einen Tunnel auf das offene Meer machen. Leider fahren die Boote wegen unruhigen Wassers nicht.
Weitere Sehenswürdigkeiten den Dwejra wären das Blaue Fenster, das aber 2017 eingestürzt ist, und der Dwejra-Turm, der älteste Turm Gozos, aber leider in Gerüste gehüllt.
Nationales Heiligtum ta’ Pinu
Wir besuchen das Nationale Heiligtum ta’ Pinu. Das ist eine Kathedrale, in der sich eine Kapelle befindet. Als die Kapelle abgerissen werden sollte, brach der Legende nach dem damit beauftragten Maurer der Arm. Das wurde als Wunder gedeutet und die Kathedrale um die Kapelle herum gebaut.
Nordküste
Wir fahren zu einem anderen Blauen Fenster. Kurz davor müssen die Leute aus dem anderen Minibus vor einer Brücke alle aussteigen, weil die Brücke eine Kuppe hat und der Bus da vielleicht aufsetzen würde. Der Fahrer unseres Busses hupt die ganze Zeit. Als der andere Bus wieder anhält, weil wir das Ziel erreicht haben, hupe ich auch nochmal. Sicher ist sicher.
Bevor wie Xwejni erreichen, besuchen wir noch einen Laden, in dem man das Salz aus der Saline kaufen kann. Auch die Sendung mit der Maus war schon hier. Darauf sind sie sehr stolz.
Xwejni-Bucht
Wir gehen vom Salzladen zur Xwejni-Bucht, einem Steinstrand. Dort baden wir. Das Angebot, zur (wahrscheinlich stärker besuchten und windanfälligen) Ramla-Bucht zu fahren, nehmen wir nicht an, obwohl es ein Sandstrand ist.
Gegen halb 17 gehen wir zum Bus. Ich laufe ein Stück vor der Gruppe, weil ich schneller gehe. Der Bus kommt etwas zu früh und alle Ruf „Janni, halt den Bus auf!“ – so schaffen wir es alle mit dem Bus nach Hause.
Malta Abend 6: Victoria, Għarb, Victoria: Dimilchitri
Der letzte macht das Licht aus.
Gestern im Hasenrestaurant hing ein Bild mit dem Ġgantija-Tempel mit Milchstraße drüber. Erst wollte ich mit ein paar anderen nach dem Essen dorthin. Wir waren aber nicht sicher, ob der Himmel klar war. Später stelle sich noch heraus, dass man den Tempel von öffentlichem Grund gar nicht sehen kann, und er nicht geöffnet hat. Als Alternativen fand ich auf Google Maps folgende Gebäude, die vermutlich nicht beleuchtet sind und wo sich südwestlich davon nichts befindet: St.-Dimitri-Kapelle, Dwajra-Turm, Xlendi-Turm, Mġarr-Xini-Turm.
Da wir heute Vormittag gesehen haben, dass der Dwajra-Turm in Gerüste gehüllt ist, und da ich ta’ Pinu gerne in den Blauen Stunde fotografieren möchte, bietet sich die St.-Dimitri-Kapelle an, da sie einigermaßen nah an ta’ Pinu dran ist.
Irgendwer aus der Gruppe glaubte mir aber sowieso nicht, dass ich einfach so die Milchstraße fotografieren könne. Na dann, Herausforderung akzeptiert.
Nationales Heiligtum ta’ Pinu
Ich komme kurz nach der offiziellen Schließung der Kirche um 19 Uhr an. Die Tür ist aber noch offen. Ich schaue rein. Es sind noch einige Leute drin, aber dann wird das Licht ausgeschaltet.
St.-Dimitri-Kapelle
Auf der Straße zur St.-Dimitri-Kapelle hört man viele Hunde bellen. Ein bisschen gruselig, aber ich will diese verdammte Kapelle fotografieren. Story zur Kapelle: Zum Dank dafür, dass ihr Sohn von den Piraten entkommen ist, versprach eine Mutter, jeden Tag eine Kerze anzuzünden. Heute Nacht brennt aber keine Kerze in der Kapelle.
Dann geht es wieder zurück nach Victoria. Die Gruppe war zum Abendessen im Casa Vostra, einem italienischen Restaurant direkt beim Hotel gegenüber. Ich laufe einfach mal spontan einmal durchs Restaurant, stelle fest, dass die Gruppe nicht da ist, und laufe wieder raus. Tatsächlich sind sie inzwischen auf der Dachterrasse von The Roof.
Malta Vormittag 7: Victoria, Ġgantija-Tempel, Victoria – Grauer Himmel
Ġgantija-Tempel im Regen
Dieser Beitrag behandelt den 22. September.
Heute ist der erste von drei Geburstagen auf der Reise. Morgen habe ich.
„Heute kann es regnen, stürmen oder schneien...“ – erste zwei haben wir.
Da das abzusehen war, wurde das Programm so geschoben, dass heute nur der Ġgantija-Tempel („Riesin“ – soll ihn der Legende nach in einer einzigen Nacht errichtet haben) in Xagħra und die Zitadelle in Victoria auf dem Plan.
Ġgantija-Tempel
Vor dem Besuch der eigentlichen Tempel ist zuerst ein Museum vorgeschaltet. Die beiden Tempel, die aus der Zeit 3600 bis 3000 v.Chr. stammen, wurden 1827 ausgraben. Die Steine müssen etwa einen Kilometer transportiert worden sein. Ein Wissenschaftler hat ausgerechnet, dass man dafür 131 Leute gebraucht haben muss. Immerhin hat er keine Nachkommastellen angegeben. Man hat die Steine vermutlich auf Schlitten transportiert und kleinere runde Steine als Rollen benutzt.
beim Tempel gibt es Gräber. Da man die neuen Toten immer wieder an derselben Stelle begraben hat, wurden alte Knochen beiseite geschoben. Das macht die Analyse dieser Stätte noch schwieriger. Aber man hat wohl Kleidungsstücke gefunden. Ein Designer hat dann daraus eine Modenshow gemacht. „Die Handetische musse wieder lebendig sein“.
Gozo wurde übrigens bereits vor Malta besiedelt – 6100 v.Chr. – die Gozitaner sind sehr stolz darauf. Nach etwa 1000 Jahren wurde die Insel wieder verlassen. Dann ging es etwa 3600 v.Chr. weiter – siehe Ħaġar Qim und Mnaidra. Gute 1000 Jahre später war wieder Ende und die Insel konnte sich erhalten. Böse Zungen behaupten, es wäre wieder mal Zeit.
Auf der Zitadelle waren wir schon alle mal auf eigene Faust. Ich habe keine Lust, mich da noch durchregnen zu lassen und lasse mich mit zwei Mädels aus der Gruppe im Hotel abgesetzen.
Am Abend, als es gerade aufgehört hat zu regnen, gehen wir zum indischen Restaurant Cardamom. Übrigens: Offensichtlich indischstämmige Personen haben unzählige einfache Aufgaben übernommen, z.B. stellen sie einen Großteil der Busfahrer.
Malta Tag 8: Victoria, Mġarr, Comino, Ċirkewwa, Sliema, Gżira, Msida, Gżira, Sliema – Graue Lagune
Comino im Regen – da wird aus der Blauen Lagune schnell nur eine Graue Lagune
Nächster Geburtstag. Meiner. Wetter ist jetzt nicht so viel besser als gestern.
Heute steht unsere Bootsfahrt nach Comino und Malta an – so spart sich Marco Polo auch die Fähre, denn die würde nur in diese Richtung Geld kosten.
Los geht’s aber genau wie mit der Fähre in Mġarr, dem Hafen von Gozo. Gozo heißt übrigens eigentlich Għawdex (die ersten beiden Buchstaben sind ein Kehllaut, das X spricht man wie dt. sch) und Comino („Kümmel“) heißt Kemmuna. Comino war bis in die 1950er besiedelt. Heute lebt eine Frau mit ihren zwei Kusinen hier – Nachwuchs ausgeschlossen, denn die sind schon über 60. Es gibt aber ein Hotel.
Eigentlich wollen wir von der Santa-Maria-Bucht (höchstwahrscheinlich benannt nach einem schmierigen Immobilienmakler aus Wyoming) weiter zur blauen Lagune wandern. Aber das Wasser in ersterer ist zu unruhig, weshalb wir direkt zur Blauen Lagune fahren – aufgrund des Wetters aber eher eine graue Lagune.
Von dort wandern wir zum Santa-Maria-Turm von BirdLife Malta. Dort können wir uns vor dem immer schlimmer werdenden Regen unterstellen. Es ist 10:15, der Turm soll in einer Viertelstunde öffnen, aber daran glauben wir nicht. Als es mal kurz weniger regnet, gehen wir weiter zum verlassenen Quarantäne-Krankenhaus direkt beim Turm. Da können wir uns auch unterstellen, als es kurz darauf wieder heftig anfängt zu regnen. Ganz verlassen ist es nicht, denn es läuft ein Radio in dem kleinen Gebäude, das sich in Richtung Turm befindet. Was eine Verschwendung – drin sein kann dort nämlich keiner, da es von außen mit einem Vorhängeschloss verschlossen ist. Und wenn man darin jemanden einsperren und foltern wollte, würde man nicht Radio sondern Last Christmas in Dauerschleife anmachen.
Als es dann erneut etwas weniger regnet, gehen wir zur Anlegestelle Kristall-Lagune, die etwas näher ist als die Blaue Lagune. Hier gibt es Mittagessen (große Auswahl an Salatkomponenten, Brot, Aufschnitt), danach geht es ins Wasser – von allen vier Seiten, denn es gibt noch einen Wolkenbruch von oben. Leider sind hier – gerade an den Felsen – Feuerquallen. Einige von uns, mich eingeschlossen, werden gestochen.
Ich setze mich damit durch, dass wir zur Blauen Lagune fahren. Unterwegs schauen wir uns noch ein paar der Löcher in den Felsinseln aus den darunterliegenden Grotten an. Jede der kleinen Felsinseln an der Westküste Cominos hat mindestens ein solches Loch mit Grotte.
In der Blauen Lagune ist das Wetter immer noch nicht gut, aber es ist trocken von oben. Als wir gerade fertig sind mit Schwimmen, kommt dann doch die Sonne raus. Zu den unzähligen Ringelbrassen und Mönchsfischen gesellt sich ein kleiner Schwarm Glatte Flötenfische (Seenadelartige), die wir in der Gruppe sehr lustig finden. Als wir wieder im Wasser sind, sind die zwar weg, aber bei Sonnenschein zu schwimmen ist doch einfach schön. Als wir alle aus dem Wasser raus sind, kommen auch die Flötenfische wieder.
Das Boot bringt uns zu einem Anleger an der Küste südlich von Ċirkewwa. Wir gehen zum Busbahnhof am Fährterminal, von wo aus uns der Bus zu unserem nächsten Hotel nach Sliema bringt – immer wieder stehen Straßen deutlich unter Wasser. Wir fahren hier mit einem großen Reisebus. Auf Gozo waren wir mit unterschiedlichen Minibussen unterwegs: am Dienstag ein mittelgroßer und ein mittelkleiner, gestern ein einzelner großer und heute ein großer und ein Auto.
Die Reiseleiterin fährt nicht mit uns zum Hotel. Dort organisiert ein anderer Mitarbeiter namens Daniel den Checkin. Er hatte die anderen bereits vom Flughafen zur Fähre gebracht. Sein Sinn erschließt sich mir nicht. Theoretisch hätte man große Teile der Reise auch mit öffentlichen Bussen machen können.
Nach dem Checkin laufe ich durch Sliema – immer die Augen offen, wo ich den Sonnenuntergang und die blaue Stunde genießen – und fotografieren – könnte. Vom Preluna-Hotel laufe ich so nach Tigné Point, dann nach Süden, zum Univiertel und dann wieder zum Sonnenuntergang nach Tigné Point.
Wir haben uns zum Essen beim italienischen Restaurant La Cuccagna verabredet – es wirbt auf seiner Website damit, die beste Pizza der Stadt zu haben. Wir stellen fest, dass das nicht stimmt. Und zwar völlig objektiv. Wieso? Weil auf der Karte nicht eine Pizza ist.
Die anderen sind schon seit 19 Uhr, ich komme erst 50 Minuten später von der Fototour oben. Macht aber nichts – von unseren drei Tischen hat bisher erst einer sein Essen, und zwar der, der als letztes bestellt hat. Ich bestelle auch und bekomme mein Essen zusammen mit meinem Tisch und noch vor unserem dritten Tisch. Ziemlich chaotisch.
Nach dem Essen bekomme ich mein Geburtstagsgeschenk: Eine Flasche Zitroneneistee und eine herzförmige Schachtel mit My-Little-Pony-Süßigkeiten, weil ich gestern mein Shirt anhatte mit dem „Firmenmaskottchen“, einem Einhorn im My-Little-Pony-Stil. Danke dafür!
Dann ziehen wir weiter in die mexikanische Tacobar ¡La Luz!. Name ist nicht Programm, denn es ist sehr dunkel da drin. Das WC wird beleuchtet von einem pinken Kreuz und einer Kerze mit Josef Ratzinger als Motiv. Die Einrichtung ist teils morbide, aber den Raum, in dem wir sind, ziert auch ein künstlicher blühender Kirschbaum. Über uns hängt ein Corona-Schild. Von der Biermarke. Das andere Ding mit dem Namen ist auf Malta vorbei.
Malta Tag 9: Sliema, Conspicua (Bormla), Vittoriosa (Birgu), Kalkara, Fort St. Angelo, Valletta, Sliema – Drei Städte und eine Hauptstadt
Ein Spaziergang durch die Drei Städte und die Vergangenheit – sogar bis zu den Dinosauriern zurück!
Der Bus holt uns ab und bringt uns nach Conspicua (Bormla). Von dort besuchen wir zwei der so genannten Drei Städte (auch: Cottonera), die sich südöstlich der Hauptstadt-Halbinsel Valletta befinden. Wir beginnen am Malta at War Museum oberhalb des Dockyard Creek. Creek, eigentlich ein Begriff für Flüsse und Bäche, wird hier für die Arme des Naturhafens genutzt. Bei Rundfahrten wird der Begriff mit Bucht übersetzt.
Warum da so viele Yachten sind? Malta hat keine Rohstoffe außer Stein. Der Tourismus ist somit sehr wichtig. Man kann somit nur die Liegebühren in den Yachthäfen senken und auf Kultur setzen.
Der schwarze Müllsack auf dem Bild ist übrigens auch recht typisch für Malta, denn der Müll wird hier täglich abgeholt. Häuser wurden hier zum Teil mit dem Stein erbaut, der aus ihrem Keller gewonnen wurde, da es eine Zeit gab, als Stein vom eigenen Grundstück kommen musste.
Wir besuchen das Sicolo Norman House und das Ghost House. Story zu letzterem: Der 56-jährige Lehnsherr Lugrenzio Cremona hat hier seine 16-jährige Au-Pair (ich glaub, das kann man jeweils so übersetzen) Marianna Scicluna umgebracht, da diese von ihm schwanger war und das seiner Ehefrau erzählen wollte. Am 18. Juni 1745 begann der Prozess, am 12. August wurde das Todesurteil gesprochen. Der Geist von Marianna Scicluna soll hier bis zum heutigen Tag herumspuken.
An der Spitze von Vittoriosa befindet sich Fort St. Angelo. Das kostet 10 Euro. Die Geschichte interessiert mich weniger, eher die Aussicht. Eine Sache fand ich aber doch interessant: Maltas Geschichte ist geprägt vom Konflikt zwischen dem Malteserorden (der Unterstützung aus allen Ländern Europas hatte) und den Türken. Einmal ließen die Türken die Leichen von getöteten Rittern zum Fort St. Angelo treiben. Der Kommandeur ließ daraufhin alle gefangenen Türken köpfen und die Köpfe zu den Türken schießen. Sehr gut.
Nach dem Gang durch das Fort bekommen wir typisch maltesisches Gebäck in einer Pastizzeria. Als ich das erste Mal eine Pastizzeria gesehen habe, dachte ich, das wäre ein Imbiss für Pasta und Pizza, aber es geht hier um Pasteten/Blätterteig. Wir haben je ein Stück mit Käse- und Spinatfüllung. Dann gehen wir zum Anleger der Fähre, die uns nach Valletta bringt.
Mit dem Fahrstuhl fahren wir nach oben zu Kanonenbatterie. Dort wird täglich um 12 und um 16 ein Schuss abgegeben. Das ist eine alte Tradition, damit die Soldaten wussten, wie spät es ist. Der zweite Schuss war aber damals bei Sonnenuntergang. Gerade ist es ca. 14 Uhr – also kein Schuss für uns.
Wir gehen mit der Reiseleiterin Sandra noch ein Stück durch die Stadt, ohne uns wirklich etwas anzuschauen.
Ich fahre bereits mit der Fähre um 14:30 nach Sliema.