Sardinien Tag 1: Verden, Frankfurt, Olbia – Cagliari oder Catania – Hauptsache Sardinien
Oder doch Olbia?
Als ich am 16. Juli diverse Buchungen (Slowenien 13.8., Georgien 3.9., Portugal 15.9., Sardinien 30.9.) bei MPR vorgenommen habe, dachte ich eigentlich nicht, dass davon mehr als Slowenien stattfindet. Das ist übrigens seit Sonntag Hochrisikogebiet, was ja bereits abzusehen war, als ich da war. Sardinien stand Ende August kurz davor, von der italienischen Regierung hochgestuft zu werden, gemeinsam mit Sizilien. Am Ende blieb Italien aber verschont und die Reise kann tatsächlich stattfinden. Erstmalig habe ich dann auch die Flüge über den Veranstalter gebucht. Deshalb habe ich Freigepäck, dass ich verfallen lasse.
Ich muss nämlich bereits über 6 Stunden vor dem Flug am Gate sein, da in der Firma spontan ein Meeting einberufen wurde. Wenn ich da benötigt werde, will ich nicht gerade irgendwo in der Sicherheitskontrolle stehen. Und da ich nicht ausgehe, so früh mein Gepäck aufgeben zu können, muss ich halt sehr früh schon zum Gate. Vielleicht ist das auch der Grund, warum der Scanner am Eingang zum Sicherheitsbereich mich nicht mit meiner Online-Boardkarte reinlässt. Ich werde von einer Mitarbeiterin reingelassen, nachdem ich mein Handy auf ihren Scanner gelegt habe. Im Nachhinein bin ich mir aber gar nicht sicher, ob zu dem Zeitpunkt wirklich meine Boardkarte oder stattdessen der Posteingang meines E-Mail-Kontos zu sehen war...
Letztendlich bin ich für das Meeting gar nicht nötig. Ich hab offiziell auch mit Datenschutz nichts zu tun, außer eine gewisse Intuition zu haben.
Die Gruppe hat sich unterdessen am Gate zusammengefunden. Von den 25 Leuten sind 2 schon da, 1 fliegt von Düsseldorf über München und alle anderen 22 von Frankfurt. Diesmal bin ich bereits vorab der WhatsApp-Gruppe beigetreten. Dort war ich irritiert über die Rückflugzeiten, die die anderen haben. Das sind nämlich andere, als vom einzigen Flug den ich gefunden habe, und mit dem ich weitere Verwirrung stifte. Plötzlich fällt mir auf: Ich hab einen Rückflug von Catania (Hauptstadt von Sizilien) gesucht, der Endpunkt der Reise heißt jedoch Cagliari. „Mailand oder Madrid – Hauptsache Italien!“ poste ich in die Gruppe. Alte Fußballerweisheit (wird Andy Möller zugeschrieben).
Aus irgendeinem Grund hat sich meine alte Kamera entschieden, wieder zuverlässig zu funktionieren. Zuletzt funktionierte sie nur einmal alle paar Tage, und dann nur, bis man sie das erste Mal ausgeschaltet hat. Dann musste man wieder ein paar Tage warten. Um das auszutesten, war ich Sonntag und Dienstag im Vogelpark. Manchmal ist es doof, dass die Bildschirmbeleuchtung immer noch kaputt ist (ein Kollege hat den Fehler beim Kabel lokalisiert, wir haben es aber noch nicht getauscht) und man alles über den Sucher machen muss, aber ansonsten scheint sie OK.
Der Flug ist recht normal. Nur eine Sache ist seltsam: Nach italienischen Gesetzen ist es offenbar verboten, seine Jacke ins Handgepäckfach zu tun. Man muss sie am Körper behalten.
Ein Teil der Gruppe fährt mit dem Taxi, was pro Person etwa 5 Euro kostet. Die andere Hälfte fährt mit mir Bus. Das kostet 1,50. Direkt hinter der Bushaltestelle, an der wir aussteigen, ist ein Bahnübergang, der sich gerade schließt. Diverse Leute gehen unter der Schrank durch, einer sogar mit einer Vesper. Es dauert locker 3 bis 4 Minuten, bis tatsächlich ein Zug kommt: ein ziemlich alt aussehender kurzer zweiteiliger Triebzug. Das hat sich ja gelohnt.
Ich gehe aus dem Hotel gleich wieder los durch den Stadtpark. Der ist durchzogen mit Sportstätten und auch die Wege scheinen vor allem auf Läufer und Fahrradfahrer ausgerichtet zu sein und nicht auf Leute, die da einfach so entlangspazieren.
Kurz darauf treffen wir uns um kurz vor 20 am überraschend kleinen Pool zu einer Begrüßung mit Birgit, die unsere Reisebegleitung sein wird. Sie führt uns zum Hafen und erzählt uns etwas über Olbia und italienisches Meeresfrüchte. Erschwert wird dies durch eine nahe Bürgermeister-Wahlkampfveranstaltung, die zusehens zu einer Party mutiert, die mit Chandalier von Sia beginnt und dann in Richtung italienischer Hip-Hop abdriftet. Komische Wahlkampfveranstaltung – eher ein Ersatz für Clubs, die hier immer noch geschlossen haben. Trotz Inzidenz von 19. Auf der heute veröffentlichten Karte des ECDC ist Sardinien von gelb auf grün gewechselt.
Dann gehen wir um 21 essen. Als wir um kurz nach 23 fertig sind, ist das vorhin noch so lebendige Olbia komplett ausgestorben. Einige bleiben bei einer Bar, die anderen gehen ins Hotel. Wir sind uns nicht sicher, wie lange hier das Frühstück durch die Corona-Maßnahmen (keine Selbstbedienung) dauern wird.
Sardinien Tag 2: Olbia, Porto Corvo, Cala Gonone – Alles geplant
Ist das hier die Costa Bunga Bunga?
Das Frühstück im Hotel ist gut. Man wird wie angekündigt größtenteils bedient, muss aber zur Theke gehen. Corona und so. Ansonsten wird sich um Corona eher weniger gekümmert. Bisher hat noch niemand meinen Impfpass sehen wollen. Und das Einreiseformular (EUPLF) auch nicht.
Wir brechen auf zur Costa Smeralda – Smaragdküste. Genauer gesagt Porto Corvo. Ein Ort der Reichen und Schönen, geplant von Investoren. Berlus(t)coni zum Beispiel hat hier in der Region irgendwo seine Villa. Bunga Bunga und so.
Es ist wechselnd bewölkt, jetzt am Morgen besonders stark. Das macht Fotos kompliziert.
Neben dem Begriff Smaragd-Küste wird hier noch der Begriff geraubte Küste verwendet, weil das Konsortium die Küste, die sie damals für etwa 1 Million Euro erworben haben, wenig zum Wohlstand der Insel nutzt. Auch viele Beschäftigte in dortigen Hotels usw. sind vom Festland.
Ach ja, Festland. Olbia profitiert von einem regen Fährverkehr. Viele Italiener machen Urlaub im eigenen Land und nehmen daher die mindestens 9-stündige Fahrt vom Festland auf sich, um sich und den Pkw nach Sardinien zu befördern, was mehrere hundert Euro kostet. Und jetzt stellt euch mal vor, jemand würde den „Mietwagen“ erfinden!
Wir fahren anderthalb Stunden von Olbia ins eigentlich gar nicht so weit entfernte Cala Gonone. Der Weg ist aber bergig und damit auch kurvig. 4 Nächte beleiben wir dort. So lange war ich glaube ich schon seit 2015 nicht mehr in derselben Unterkunft.
Um 15 gehen wir zum nahen Kiesstrand. Den einzigen Sandstrand hier lernen wir morgen nach einer längeren Wanderung kennen. Bereits nach einem Meter im Wasser – es ist herrlich warm um diese Jahreszeit – sieht man Fische. Es gibt hier die typischen Mittelmeerfische, allerdings viel mehr als an anderen Orten, an denen ich war.
Während ich die Mönchsfische beobachte, werde ich mal wieder von Brassen angeknabbert.
Wieder an Land folgt eine Vorstellungsrunde: Über die Hälfte der Gruppe hat die Reise als Ersatz für eine abgesagt Kykladen-Reise gebucht. Das erklärt, warum die Reise schnell von „Mindestteilnehmerzahl nicht erreicht“ auf „Nicht mehr buchbar“ gesprungen ist. Da das so seltsam war, habe ich mich damals telefonisch erkundigt, ob die Reise abgesagt worden sei. Anschließend bilden wir kleinere Gruppen von 4 bis 8 Leuten und sprechen miteinander, bevor wir nach eigenem Ermessen ins Hotel zurückgehen.
Nach Rückkehr zum Hotel brechen wir um Abendessen auf. Gestern war es um 21, heute ist es ebenfalls nach 20. Falls ihr euch also fragt, warum die Posts so spät sind: Der Italiener isst erst sehr spät. Und da ich die Blogposts am Ende des Tages schreibe, sind die Blogposts halt auch spät.
Das Abendessen heute ist übrigens inkludiert. Es gibt einen Salat (der ist hier ohne Dressing, das muss man sich aus Balsamicoessig, Olivenöl, Weißweinessig, Salz und Pfeffer selbst mischen) als Vorspeise. Als Hauptgang konnte man zwischen Ravioli mit Pecorino-Füllung (die nach nicht wirlich etwas schmeckt) oder einer beliebigen Pizza wählen. Zum Nachtisch gibt es Tiramisu. (Ich wollte gerade Thiramisu scheiben – es wird also höchste Zeit für Santorini (griechisch: Thira), aber bis dahin sind es noch genau 3 Wochen.) Auch wahlweise ein Viertelliter Wein oder ein halber Liter Mineralwasser sind inklusive.
Nach dem Essen beobachten wir ein rotes Gewitter am Horizont.
Sardinien Tag 3: Cala Gonone, Cala Luna, Cala Gonone – Bucht zu Bucht
Eine Wanderung zu einem der wenigen Sandstrände Sardiniens
Heute steht ein längere Wanderung an. 12 Kilometer lang, 150 Meter Höhenunterschied. Zunächst auf einer Straße, später dann auf Wanderwegen.
Ein Teil der Gruppe entschließt sich dazu, ein bisschen zu singen. Zuerst Schlager. Dann der Schock: Helene Fischer hat heute bekannt gegeben, dass sie schwanger ist. Also lieber Pop singen:
- Oasis – Wonderwall
- Justin Bieber – Baby (mit dem Rap von Ludacris)
- Taylor Swift – We are never ever getting back together
- Avril Lavigne – Complicated
- Avril Lavigne – Sk8er Boi
- Nena / Jan Delay – Irgendwie, irgendwo, irgendwann
Am Cala-Luna-Strand haben wir einige Stunden Zeit, bis um 17:30 das letzte Wassertaxi zurück nach Cala Gonone fährt (es fährt ohnehin nur um 15:30, 16:30 und 17:30). Fische gibt es hier fast nur die Ringelbrassen. Sie sind recht groß hier und sind auch nicht so in Knabberlaune. An den Felsen im linken Drittel des folgenden Bildes gibt es aber auch einige andere Fische.
Höhlen von Cala Luna
Vom Cala-Luna-Strand aus kann man die Höhlen besuchen. Kein Weg führt dorthin, stattdessen muss man über Felsen klettern oder über das Meer schwimmen.
Die meisten fahren dann mit dem letzten Boot zurück.
Ich gehe mit zwei anderen zum Abendessen ins Snoopy wovor die Reiseleiterin gewarnt hat. Es ist aber durchaus gut da. Danach gehe ich noch kurz mit den meisten anderen was trinken, bevor ich zum Hotel gehe und mich da zu einem Sit-In auf einer Terrasse geselle.
Sardinien Tag 4: Cala Gonone, Cala Sisine, Cala Goloritzé, Cala Mariolu, Cala Luna, Cala Gonone – Bucht zu Bucht zu Bucht
Wir fahren durch den Golf von Orosei
Heute haben wir einen Schnorchelausflug. Vorher gut frühstücken. Das funktioniert in diesem Hotel übrigens wie eh und je mit Selbstbedienung. Außer der Notwendigkeit, eine Mund-Nasen-Bedeckung zu tragen, ist alles wie immer.
Die Schnorchelausrüstung müssen wir zunächst abholen. Dann sind wir auch vorbereitet, sollte die Notwendigkeit, eine Mund-Nasen-Bedeckung zu tragen, zu einer Augen-Nasen-Bedeckung geändert werden.
Wir werden auf drei Boote aufgeteilt. Eins für 3, und zwei für 12 Personen. Vorm Schnorcheln fahren wir die Küste ab und besuchen drei Grotten, in die wir rein fahren.
Nachdem wir zwischendurch eine Viertelstunde in der Cala Sisine geschwommen sind, erreichen wir die Cala Goloritzé, die sich durch eine interessante Felsformation oberhalb und einen Felsen, durch den man swimmen kann, auszeichnet.
Auch hier schwimmen wir eine Viertelstunde. Dann geht es zur Cala Mariolu, wo wir anlegen und uns anderthalb Stunden aufhalten.
Danach fahren wir noch einmal für knapp 2 Stunden zur Cala Luna, wo wir gestern schon waren.
Diesmal hat jemand von uns eine Taschenlampe mitgenommen – ich aber keine Schuhe. Das macht es etwas komplizierter, klappt aber doch. Wir gehen geschätzt 200 Meter in die Höhle hinein, bis wir zu einer Stelle kommen, an der man offenbar über einen Felsen klettern muss, der auch mit Seilen erschlossen wurde. Die Aktion läuft bei uns unter dem Titel „Suche nach Sabine Schnabel“. Das ist ein Running Gag. Besagte Person ist nämlich der Facebook-Gruppe beigetreten, ohne was zu schreiben und ohne hier anzukommen. Wenn ein Schuldiger gesucht wird, heißt es immer: Sie war’s. Auch als wir offenbar einen Beutel Schnorchelausrüstung am Ende des Trips nicht mehr wiederfinden.
Ich organisiere unseren Tisch in der Pizzeria, in die wir gestern nicht konnten, weil alles belegt war. Wir kriegen unseren Platz erst 30 Minuten später als gewollt, daher wird am Hotelpool mit einem Bierchen für den Gang zu Pizzeria vorgeglüht, was dann unter dem Begriff Fußpils läuft.
Sardinien Tag 5: Cala Gonone, Gorropu-Schlucht, Cala Gonone – Sommerregen im Oktober
Wir brechen auf zu unserer zweiten Wanderung
Wolken hängen über dem Hotel, als wir mit vier Geländewagen aufbrechen. Warum Geländewagen? Kein Plan, denn zu dem Parkplatz, wo wir nach gut einer halben Stunde aussteigen, hat es auch ein Toyota Yaris geschafft.
Der Fahrer des Wagens, bei dem ich mitgefahren bin, ist unser Führer. Er spricht allerdings kein Englisch und ist den gesamten Hinweg am Telefonieren. Im Prinzip hätte man ihn sich auch schenken können. Nur als wir an einer Quelle vorbeikommen, erzählt er kurz was Allgemeins zum Gebirge, was Birgit übersetzt.
Immer wieder setzt kurz ein Nieselregen ein, auch während die Sonne scheint.
Die Schlucht selbst, die man nach etwa 2 Stunden Fußmarsch erreicht, kostet Eintritt, der nicht im Reisepreis enthalten ist. Ich finde das total albern – sowohl, dass so kleine Beträge wie diese 3,50 nicht im Reisepreis enthalten sind, als auch, dass man da Leute hinstellt, um das Geld einzutreiben, wobei die (heute drei) Leute wohl ihren eigenen Job auch nur knapp refinanzieren. Ich kann mir auch was Schöneres als zwei Stunden Arbeitsweg zu Fuß auf Geröllwegen vorstellen. Ich vermute, dass es sich um Studenten handelt.
Nachdem wir die Schlucht wieder verlassen haben, setzen wir uns an den Fluss (der in der Schlucht selbst nicht zu sehen ist) beim Kassenhäuschen. Birgit spendiert ein bisschen Brot und Pecorino-Käse als Snack.
Die Fahrer fahren uns dann zurück zum Hotel. Während uns auf der Hinfahrt ein vor uns fahrender Lastwagen behindert hat, behindert uns diesmal ein Trecker, den man auf den Serpentinenstraßen auch nicht überholen kann.
Sardinien Abend 5 – Cala Gonone: Over the top
Wir sind große Spielkinder.
Statt direkt ins Restaurant brechen wir um halb 19 zur Sky Bar auf. Klingt hoch, ist aber nur das 4. Geschoss des Cala Luna Hotel an der Promenade.
In der Mitte und im Norden von Italien funktioniert eine Bar oft so, dass man sich ein Getränk kauft und sich dann kostenlos am Buffet bedienen kann. Buffet heißt in diesem Fall: Käse-Schinken-Schnittchen aus Körner- und Toastbrot, Nudelsalat (mit Oliven, was vielen nicht gefällt), Erbsen-Karotten-Kohlrabi(?)-Salat, Würstchensalat und später kalte Pommes. Da man das Hygienekonzept ernst nimmt aber trotzdem Selbstbedienung anbietet, muss mans ich zuerst die Hände desinfizieren und dann einen Einmalhandschuh anziehen, wie man ihn in Deutschland bei den Backwarenabteilungen der Discounter findet.
Die meisten gehen aber dennoch zum Essen. 8 Leute und ich jedoch nicht.
Jemand hat erzählt, ein Freund habe ihm gesagt, es gebe hier Ziegenmilch-Eis. Bei der Suche danach spuckt mir Google die Gelateria Fracello aus. Da dessen Website die Facebook-Seite ist, Facebook und WhatsApp aber gerade down sind, können wir weder das Angebot prüfen, noch uns dort mit den anderen dort zu einem Treffen verabreden.
Auf dem Weg von der Promenade zum Hotel befindet sich ein Kinderspielplatz. Okay, das „Kinder“ streichen wir.
Die Young Line hat bereits gestern schon gezeigt, dass sie sich noch sehr jung fühlen, und das Flugzeug mit Rutsche in Beschlag genommen – von mir liebevoll MH17 getauft.
Da die da keine brauchbare Kamera dabei hatten, gehen wir da heute nochmal hin. Mangels WhatsApp konnten wir uns dort allerdings auch nicht verabreden. Vier Spielkinder, darunter auch ich, testen die Schaukel, die Seilbahn und das Spielhaus mit Rutsche.
Und heute Morgen habe ich mich noch gefragt, warum ich die Kindersicherung meiner Mundspülung nicht aufgekriegt habe.
Wir treffen uns dann noch am Pool. Einige packen schon. Zwei von uns müssen dabei einen aufblasbaren Donut packen.
Womit ist der Donut gefüllt?
Luft. Berliner Luft.
Als einige später dazustoßen, ist das Thema, dass sie genau in der Mitte der Straße ein riesiges Amazon-Paket gefunden haben. Eine von ihnen hat das Paket beiseite geschoben, zum Inhalt aber nichts gesagt.
Sardinien Tag 6 – Cala Gonone, Silanus, Bosa, Alghero: Kultur statt nur Natur
Zu viel Natur? Jetzt gibt’s Kultur!
Noch einmal Zeit fürs Frühstück. Noch einmal die Hotelkatze mit dem Fettrand des Rotschinkens füttern, damit sie aufhört, sich an seltsamen Stellen zu lecken (wir nennen es „Katzenyoga“).
Es ist zwar immer so um die 30 Grad, aber trotzdem ist morgen das Ende der Saison im Nuraghe Arvu Resort und es schließt. Auf jeden Fall erklärt das, warum die Reise nicht nochmal stattfindet dieses Jahr.
Das Hotel war schön, wir werden es vermissen.
Wir fahren einmal in Ost-West-Richtung über die Insel. Birgit erzählt was über die Geschichte, die meisten schlafen. Die Poolparty (genaue: die Am-Pool-Party) ging für einige dann doch etwas länger.
Nuraghe e Chiesa di Santa Sabina
Wir besuchen unterwegs einen Komplex aus einer Kapelle der Heiligen Sabina und einer Nuraghe. Zuerst zur Kapelle. Beziehungsweise davor noch zu einer Diskussion über Mohrköpfe. Die Flagge Sardiniens zeigt das Georgskreuz („Flagge von England“, die die Medien uns auch mit der Hand von Ulster darüber bei Sportwettkämpfen als die nicht vorhandene Flagge von Nordirland verkaufen möchten). In den vier Felden ist jeweils ein Mohrenkopf mit Stirnband zu sehen. Die Flagge Korsikas entspricht einem Spiegelverkehrten der vier Felder (ohne das rote Kreuz).
„Mohr“ (sowie die Volksbezeichnung „Maure“) nimmt Bezug auf den Heiligen Mauritius aus Theben in Ägypten, der meist als Schwarzer dargestellt wird. Der Legende nach habe der römische Kaiser Maximian Mauritius’ 6.600 Mann starke Legion gegen Christen einsetzen wollen. Die Legion bestand aber zum Großteil selbst aus Christen und weigerte sich deshalb. Kaiser Maximian befahl die Hinrichtung der Legion und alle Mitglieder starben widerstandslos als Märtyrer. Aus dem Grund wurde Mauritius heilig gesprochen.
Heutzutage wird die Bezeichnung „Mohr“ und die entsprechende Gemeine Figur in Wappen überwiegend abgelehnt, obwohl es sich um einen ehrenwerten Hintergrund handelt. – „Das Empörium schlägt zurück.“
Sardische Separatisten verwenden eine Abwandlung der Flagge, bei der der Mohr statt eines Stirnbandes eine Augenbinde trägt – solange man unter der Herrschaft Roms stehe, sei Sardinien blind.
Jetzt aber zur Kapelle. Die ist im römischen Stil erbaut, was sich in Rundbögen und wenig bzw. kleinen Fenstern zeigt.
Man hat hier lieber viele statt große Gotteshäuser. Und obwohl die Region gläubig wirkt, gibt es 200 bis 300 heinische Feste pro Jahr, oft örtlich begrenzt.
Anschließend steigen wir auf die Nuraghe, die zwischen 1.200 und 1.000 v.Chr. erbaut wurde. Sie ist 8,4 Meter hoch und der Durchmesser verjüngt sich von unten 12,4 auf oben 8 Meter. „Der TÜV hätte das wohl nicht abgenommen“, mutmaßen einige. „Na ja, bei dem, was sie in Brasilien abgenommen haben, dürfte das klappen“, meine ich in Bezug auf die Staudammkatastrophe in Brasilien, „Bestechungsgelder vorausgesetzt.“
Insgesamt hat man über 7.000 Stück von diesen Türmen gefunden, es dürfte aber einst viel mehr gegeben haben. Neben diesen Türmen gibt es noch die Sarazenentürme, die die Spanier hier errichtet haben – zum Schutz vor den Sarazenen.
Bosa
Nächster Halt ist Bosa, wo wir einen Spaziergang durch die Gassen des ehemaligen Gerberstädtchens machen. Die Festung oben auf Berg ist wegen Umbau geschlossen, als Ersatz gibt es einen Löffelbiskuit von Birgit.
An einem Haus finden wir einen Verweis auf DDT und zwei Datumsangaben – an den beiden Tagen im Jahr 1957 und 1958 wurde hier versucht, Malaria mit der Chemikalie DDT zu vertreiben. Die Aktion hatte Erfolg, ob wegen DDT oder nicht, weiß man nicht.
Die Häuser hier in Bosa sind alle nur wenige Meter breit, aber vier Stockwerke hoch. „Man denkt, die bestehen nur aus Treppe“, beschreibt das einer aus der Gruppe sehr passend.
Alghero
Nach dem Checkin und dem Einkaufen im Supermarkt gegenüber machen wir einen Stadtrundgang mit Birgit. Die erste halbe Stunde besteht nur daraus, das Meer langzulaufen. Früchte des Neptun-Seegrases sind angespült worden. Sie sehen aus wie plattgedrückte Kiwifrüchte und stinken manchmal nach Ammoniak.
Neben dem obigen Turm befindet sich das Gior, ein Restaurant, das uns Birgit empfohlen hat. Wir gehen hin und fragen nach einem Tisch für 25 Leute. Der Kellner kriegt einen Lachflash, schafft es aber dennoch, uns alle unterzubekommen. Das Essen ist gut. Ein besonderes Merkmal ist Pizza aus schwarzem Teig.
Dieser Beitrag ist im Badezimmer entstanden, weil es im Hotel Rina in Alghero nur dort eine Steckdose gibt, die Eurostecker aufnimmt. Beim letzten Hotel gab es bereits in vielen Apartments keine solchen Steckdosen mehr in der Nähe des Bettes, aber wenigstens anderswo im Raum. Im Badezimmer hier in Alghero befindet sich das Klo auf einem Podest, wie ein echter Thron.
Sardinien Tag 7: Alghero, Castelsardo, Multeddu, Marina di Sorso, Alghero – Wolken, Regen, Wind (und ein bisschen Sonne)
Heute steht der optionale Ausflug an
Eigentlich sollte man heute den optionalen Ausflug Stintino buchen können. Dies ist ein Ort nahe Sassari im Nordwesten. Da die Anzahl der Besucher wegen Corona begrenzt sei und man sich lange vorher anmelden müsste, wurde das Ausflug ersetzt. Ich kann mir das irgendwie nicht vorstellen, wie man die Besucher eines Ortes begrenzt, aber gut.
Stattdessen besuchen wir die ebenfalls im Nordwesten der Insel gelegene Stadt Castelsardo. Der Preis bleibt bei 39 Euro.
Es ist leider sehr stark bewölkt. Wir laufen einmal hoch zum namensgebenden Kastel, das wir aber nicht selbst besuchen. Stattdessen schauen wir uns die Umgebung an und besuchen eine Kirche. Aufgrund der starken Bewölkung und weil ich meine Kamera im Bus vergessen habe, schenke ich mir zunächst mal Fotos davon.
Nach dem Stadtrundgang fahren wir zum Elefantenfelsen.
Der Elefant kann betreten werden. Er wurde ausgehöhlt und in mehrere Kämmerchen unterteilt. Auch große Leute wie ich passen da rein und können den Elefanten einmal durchqueren: Rechts rein, in der Mitte wieder raus.
Auf dem Rückweg vom Elefanten nach Castelsardo kommen wir noch an zwei Aussichtspunkten vorbei, von dem man auf Castelsardo schauen kann. Hier ein Bild vom ersten:
Als wir den zweiten Aussichtspunkt gerade verlassen haben, fängt es an zu regnen. Als wir an unserem nächsten Halt, dem Strand von Marina di Sorso, ankommen, regnet es zwar nicht mehr, aber es ist sehr windig. Sturm ist für uns Norddeutsche erst, wenn die Schafe keine Locken mehr haben, und wenn selbst die Jessi aus unserer Gruppe noch welche hat, dann ist wirklich nur Wind.
Der Wind stört aber dann doch sehr beim Picknick. Es gibt Ciabatta-Brot, einen Kuhmilch- und zwei Ziegenmilch-Käse, Parmaschinken, Salami und sardische Wurst. Wespen sind verrückt nach dem Parmaschinken und daher nervig. Ich bin überrascht, was für große Stücke des Fettrandes sie entfernen können.
Der einen Leid ist des anderen Freud. Kitesurfer nutzen die Winde und schaffen es, auf über zehn Meter Höhe über dem Meer abzuheben. Wow!
Völlig abgehoben, keine Schwerkraft mehr
nur noch du und ich, und ein Lichtermeer.
— Helene Fischer (Running Gag)
Sardinien Tag 8 – Alghero, Monte Doglia, Lazzaretto Beach, Alghero – Berge und Meer
...und Ruinen!
Nachtrag zu gestern Abend
Ich gehe mit drei Mädels bereits anderthalb Stunden vor den anderen in Richtung Altstadt.
Ein großer Schwarm Nebelkrähen fliegt um und über die Häuser. Wo die herkommen? Vielleicht sind sie aus diesen Vogelkäfiges ausgebrochen, die in der gesamten Altstadt an zwischen den Häusern aufgespannt Leinen hängen?
Die Mädels schauen sich nach Klamotten um. Außerdem kaufen wir Ansichtskarten. Ich habe mir auch schon einen „total kreativen“ Text „überlegt“. Ja, ich meine dich, Jannik!
Wie schon am Tag davon (und am Tag danach) kommt ein Rosenverkäufer (heute sogar zwei) ins Restaurant (ich bin mit 7 anderen im selben Restaurant wie am Vortag). „Mädels, der Bachelor ist da!“, sage ich. Aber bei diesem Bachelor gibt’s die Rosen vermutlich nicht umsonst. Kostenlos aber auf keinen Fall.
Heute besuchen wir den Monte Doglia. Ein Bus bringt uns zum Start des Wanderweges. Der Berg ist gute 400 Meter hoch. Dort befindet sich ein Sendemast. Auf dem Weg finden wir einige Wehranlagen aus dem zweiten Weltkrieg.
Außer diesem länglichen Gebäude gibt es hundert Meter weiter noch Überreste von wohl einer Luftabwehrstellung. Von dort führen zwei Treppen runter zu zwei unterirdischen Räumen. Die Räume zwar noch intakt, aber leer.
Nach ganz oben kommt man sowieso nicht, da der Gipfel eingezäunt ist. Überhaupt ist der gesamte Berg Militärgebiet. Kraftverkehr ist verboten, Wandern wird toleriert.
Vor dem Eingang zur Sendeanlage gibt es von gestern übrig gebliebenen Schinken und Brot. Fleißige Ameisen schaffen die Krümel schell beiseite.
Anschließend gehen wir zum Strand.
Insgesamt war unsere Wanderung 16,5 Kilometer lang. Am Strand warten bereits ein paar der anderen, die heute nicht so viel laufen wollten. Diese waren mit dem Bus an dessen Endstation und anschließend wieder zurück zum Lazzaretto-Strand gefahren.
Wir fahren mit dem vorletzten Bus um 17:11 zurück in die Stadt. Alle außer ich steigen beim Hotel aus, ich fahre zur Endstation in der Stadt. Und das ist gut so, denn so kann ich einen vergessenen Rucksack samt Plüsch-Lama Marcel retten.
In der Stadt möchte ich mir die Kathedrale ansehen. Sie sieht durch die im 19. Jahrhundert hinzugefügte klassizistische Fassade eher aus wie ein Gerichtsgebäude und ist bemerkenswert hässlich. Als ich an ihr vorbeigehe, steht gerade ein Regenbogen über ihr. Die Himmel möchte, dass die Kirche Schwule anerkennen, glaube ich.
Ich gehe noch zu Lidl und kaufe ein paar Getränke und für den letzten Tag etwas zu essen. Neben dem Lidl befindet sich eine Hotelruine, die entstand, als das Erdgeschoss in der Nacht zum 19. Juli 2017 komplett ausgebrannt war. Die anderen Etagen wirken weitgehend intakt, aber es besteht Einsturzgefahr. Es entstand ein Sachschaden von 10 Millionen Euro. Es wurden anscheinend bis jetzt keine Ambitionen für einen Wiederaufbau betrieben. Direkt daneben (auf dem folgenden Bild: dahinter) steht noch ein Hotel. Von den dortigen Balkons auf eine Ruine zu schauen, muss auf scheiße sein.
22 von uns treffen uns bei Mos Tapas Restaurant zum Abendessen. Dort gibt es Pizza aus einem speziellen Teig, der 72 Stunden geruht hat. Ich finde das richtig, richtig schlecht.
Die anderen drei gehen zu einer Tapas-Bar. Alghero hat einen starken spanischen, vor allem aber katalanischen Hintergrund.
Sardinien Tag 9: Alghero, Simaxis, Barumini, Cagliari – Noch einmal Kultur
Auf dem Weg nach Cagliari schauen wir uns noch einmal eine Nuraghe an – und einen Honigladen
Heute endet der offizielle Teil der Reise. Für morgen und übermorgen habe ich mir gestern und vorgestern bei Viator eine ganztägige Geländewagentour und einen Kochkurs organisiert.
Dafür müssen wir aber erst einmal nach Cagliari kommen. Auf dem Weg halten wir in Simaxis an einer Tankstelle an der Schnellstraße. Die Raststätte hat noch einen Pub. Ziemlich gute Idee, ein Pub in einer Raststätte.
Einer aus der Gruppe erzählt, dass er gestern eine Mutter mit ihrer Tochter fotografiert hat – und anschließend zu einem Abendessen mit der 11-köpfigen Familie eingeladen wurde. Läuft bei ihm.
Nächster Halt ist Barumini. Dort besuchen wir eine Imkerei, wobei, eigentlich nur einen Honigladen. Dort bekommen wir zunächst Ricotta mit Honig, eine typisch sardische Nachspeise. Dann können wir diverse Honigsorten probieren. Besonders gut soll der Eukalyptushonig sein, größeres Interesse weckt bei uns jedoch der Erdbeerbaumhonig, obwohl dieser bitter ist. Ich finde sie alle nicht so wirklich überragend, kaufen kann ich ihn aber ohnehin nicht, da ich kein Gepäck habe, mit dem ich die Menge von mehr als 100 Millilitern aufgeben könnte.
Vor dem Laden bekommen wir vom Busfahrer einige Kekse und ein Getränk ausgegeben, was wohl wie eine Mischung aus Wein und Schnaps schmeckt (ich trinke ja keinen Alkohol). Von uns gibt es im Gegenzug Trinkgeld.
Wir fahren wenige Minuten aus dem Ort Barumini heraus zu einer Ausgrabungsstätte, die den Namen Su Nuraxi trägt.
Dort nimmt man es, anders als überall sonst im Land, mit Corona wirklich ernst. Wir müssen (wie vorgestern im Restaurant, weil wir wegen des Windes drinnen saßen) den Green Pass vorzeigen, den italienischen 3G-Nachweis. Die Corona-Warn-App des RKI geht aber auch. In unserem Fall sind alle vollständig geimpft, auch wenn dies die allerletzte Tour des Veranstalters Studiosus ist, die Ungeimpfte zulässt. Auch ungewöhnlich: Alle Teilnehmer sind Deutsche und alle (inkl. Reiseleitung) sind Nichtraucher.
Aber noch etwas nimmt man hier Ernst: Startzeiten. Wir sind 7 Minuten zu spät für die Tour um halb 14. Daher müssen wir bis 14 Uhr warten, bis dann die Tour stattfindet – mit nur uns als Teilnehmern. In der Zwischenzeit waren drei Mädels bei der zu der Ausgrabungsstätte gehörenden Bar auf der gegenünberliegenden Straßenseite und haben ein belegtes Brötchen bestellt. Das heißt hier Panini. Die Menükarte, aus der man sich das aussucht, wird vermutlich fachsprachlich Paninialbum genannt. In der Bar nimmt man das aber nicht so ernst mit den Zeiten und so müssen die Mädels zum Startpunkt eilen und sich ihr Panini nach der Tour abholen.
Zurück zur Ausgrabungsstätte. Dort müssen wir trotz Impfung und der Tatsache, dass es draußen stattfindet, die ganze Zeit unsere Maske tragen. Einer von uns hat das irgendwie mit dem Mund-Nasen-Schutz nicht verstanden und trägt seine Maske nur über den Mund. Große Nase hin oder her – ich trag ja schließlich auch ’ne Unterhose.
Die Führung ist auf Englisch. Dass, und dass der Führer den Text doch recht auswendig gelernt vorträgt, führt bei einigen zu Unmut. Immerhin mussten wir 11 Euro bezahlen. Gruppen kleiner als 20 Leute zahlen 14 Euro pro Person – wobei es bereits bei 16 Leuten günstiger ist, noch auch eine Eintrittskarte für seinen Hamster, sein Meerschweinchen, seine Katze und die daheim gebliebene Oma zu erwerben.
Ich schweife schon wieder ab.
Die Siedlung hier stammt wohl aus dem 14. Jahrhundert vor Christus. Sie wurde in den 1930er gefunden und ab 1949 ausgegraben. Anders als in Santa Sabina handelt es sich hierbei um einen Komplex aus einem zentralen, ein 20 Meter hohen Turm, der heute noch 14 Meter hoch ist. Um ihn stehen weitere Türme von einst 17 Metern Höhe, und darum nochmal welche. Darum dann Häuser.
Alle Häuser haben in etwa die gleiche Raumaufteilung. Der Raum mit der Feuerschale soll wohl auch als Sauna gedient haben. Als die Siedlung irgendwann aufgegeben wurde, wurden alle Häuser verschlossen, damit Tiere sie nicht entweihen konnten.
Anders als Kuppeln von Sakralgebäuden haben Nuraghen keinen Schlusstein, sprich sie verlieren nicht nennenswert Stabilität bzw. brechen nicht ein, wenn der oberste Stein entfernt wird. Der zentrale Turm und wohl auch seine nähere Umgebung muss früher Stockwerke gehabt haben, da es Durchgänge in etwa 3 Metern Höhe gibt. Außerdem gibt es hier einen Brunnen mit fließendem Grundwasser.
So, genug Kultur. Ab in den Bus und nach Cagliari. Wie bereits beim Barbara-Hotel in Slowenien können wir nicht direkt vorm Hotel vorfahren. Anders als in Slowenien kommt aber kein Gepäckshuttle. Diese Sardinien-Reise ist also offenbar keine lieblos angepasste Seniorenbespaßung – oder das Hotel hat einfach keinen Gepäckshuttle.
Das Hotel mit dem kreativen Namen Italia ist verwirrend. Ich habe Zimmer 235. Obwohl das ganz einfach aus dem Treppenhaus im zweiten Stock erreichbar wäre, ist der Weg dorthin im ersten Stock ausgeschildert: Du läufst einmal quer durch den ersten Stock, dann hoch zu einem Zwischengeschoss, wieder hoch und dann wieder quer durch den zweiten Stock zurück. Dann stehst du genau vor dem Zimmer – und neben dem Treppenhaus.
Einige von uns haben Suiten oder die etwas moderneren Zimmer im Gebäude auf der Straßenseite gegenüber gezogen und posten freudig Fotos vom Dachstuhl, den man in den Zimmern drüben sieht. Ach ja, wie vermisse ich Lodges mit kleinen Bungalos im südlichen Afrika...
Sardinien Abend 9: Cagliari – Abendwanderung
Ein paar Bilder vom Abend in Cagliari-Castello (Altstadt)
Wie bereits in Alghero – Cala Gonone ist eine touristische Stadt ohne Altstadt – machen wir am Abend unserer Ankunft noch einen Stadtrundgang durch Cagliari. Sie ist die größte Stadt Sardiniens und entsprechend etwas gefährlicher als die anderen, warnt Birgit. Ich mache lieber mal meine Fototasche richtig zu.
Dies ist ein Bilderpost ohne Texte.
Anschließend essen wir ein letztes Mal gemeinsam mit Birgit zu Abend. Heute im amerikanischen Restaurant Incognito. Sie bekommt von uns neben Geld noch ein Lätzchen für das Baby, das sie erwartet. Auf ihm steht der Trinkspruch: „A chent annos“ – „Auf hundert Jahre“.
Das Blog geht wie im vorherigen Post erwähnt noch zwei Tage weiter, wie die Reise es vorsieht. Anschließend ist ein Tag Pause und ab Dienstag geht es dann mit Griechenland IV weiter (wobei erst Mittwoch wirklich was passiert, was ich heute mit einer anderen, mir unbekannten Person, die wie ich früher anreist, geplant habe), worauf in zwei Wochen Kykladen III folgt. Damit die Firma trotzdem keine Vermisstenanzeige aufgibt, habe ich eine Ansichtskarte geschrieben. Und Montag werde ich auch mal kurz vorbeischauen.
Sardinien Tag 10: Cagliari, Domus de Maria, Pula, Cagliari – Go West
Ab in den Geländewagen und los geht
Frühstück im Hotel ist kompliziert. Man wird bedient. Anders als beim ersten Hotel in Olbia, wo viele Speisen im Glastresen standen, stehen sie hier ziemlich weit weg. Dadurch erkennt man sie schlechter und man muss sie beschreiben können.
Heißgetränkte werden von einem Barista zubereitet, was hingegen toll ist. Es gibt auch heiße Schokolade, auch wenn sie die hier nur Schokolade nennen.
Heute habe ich eine Tour mit Sardinia Dream Tours gebucht. Die startet mit dem Geländewagen vor dem Café und Fanshop des Fußballvereins Calcio Cagliari 1920, dessen größter Erfolg (als US Cagliari) die italienische Meisterschaft 1969/70 war.
Mit im Geländewagen dabei ist ein amerikanisches Pärchen auf der letzten Station ihres Eurotrips, eine in Zürich lebende Ägypterin und eine Ungarin.
Wir fahren ein ganzes Stück gen Westen. Bei Domus de Maria biegen wir auf eine Schotterpiste ab.
Lustigerweise blühen jetzt im Oktober einige Bäume, die ich von der Blüte her für Apfelbäume halten würde.
In der Ferne sieht man das Südende Sardiniens, dass einen arabischen Namen trägt, der Kapp der Guten Hoffnung bedeutet.
Dann erreichen wir den Tuerredda-Strand bei Sa Pinnetta. Eine Insel befindet sich etwa zweihundert Meter entfernt.
Ich schwimme rüber zur Insel. Neben der auf dem Bild erkennbaren einfachen Vegetation gibt es etliche Tyrrhenische Mauereidechsen sowie Ameisen. Bei vielen Echsen ist der Schwanz nachgewachsen. Einige sind nicht so scheu wie auf dem Festland.
Nach zwei Stunden am Strand fahren wir zum Aussichtspunkt beim Torre de Pixinni. Der Himmel zieht mehr und mehr zu und die Bilder sind nicht mehr so prächtig. In Malfatano, das wir danach besuchen, ist gerade einigermaßen sonnig. Es gibt dort eine Bucht und einen Turm. An dem historischen Turm finde ich seltsam, dass er keinen Eingang hat Bodenhöhe hat und auch keine feste Leiter oder ähnliches.
Nächster Strand ist der Su-Guideu-Strand sowie die nahe Zwiebelbucht, aber auch hier sind die Lichtverhältnisse eher schlecht. Als wir nach 1:15 Stunden fertig sind mit unserem Aufenthalt, fängt es an zu regnen.
Wir halten in der Lagune Stagno di Chia in Setti Ballas. Danach schauen wir noch in Pula vorbei. Dort gibt es eine Kirche mit aufwändig bemalter Fassade. Der nahe Strand hat zwar einen Rettungsschwimmer auf seinem Posten – aber weit und breit keine Leute im Wasser oder am Strand.
Dann geht es zurück zum Plaza Yenne. Ich versuche noch, zu Fuß zum Flamingogebiet im Osten zu kommen, habe aber nicht auf dem Plan, dass die Stadt durch eine Schnellstraße geteilt wird, die als Fußgänger nur an einigen sehr wenigen Stellen gequert werden kann. Also morgen früh mal mit dem O-Bus probieren, dorthin zu kommen.
Eine Minute, bevor wir das Hotel zum Abendessen verlassen wollen, setzt ein viertelstündiger Platzregen ein. Die Reise war in meiner Reiseplanung in Sachen Wetter nur mit „mittel“ eingestuft. Für das griechische Festland ab überübermorgen steht dort „schlecht“, für Thira wenigstens wieder „mittel“. Man darf gespannt sein.
Sardinien Tag 11: Cagliari – Verspätungen und großes Theater
Wer heute kocht? Na ich natürlich!
Bilder sind zunächst nicht vergrößerbar.
Letzter Tag. Da kann man ja noch was tun.
Ich bin um viertel vor 8 der einzige beim Frühstück – nicht nur aus der Gruppe, sondern überhaupt. Dann aus dem Hotel raus, ab mit dem Bus zum Tennis-Club an den Salinen, wo die Flamingos sind.
Flamingos
Bus fahren ist der Horror. Tickets müssen vorher gekauft werden und sind praktisch nur in Tabakläden erhältlich – im Stadtteil Marina scheint der einzige Tabakladen noch nicht offen zu haben. Alternativ kann man die Tickets auch an einem Ticketautomaten erwerben. Die Betonung liegt auf „einem“, in Zahlen 1. Der meines Wissens einzige Ticketautomat in ganz Cagliari steht hier am ZOB. Ich kaufe lieber mal 3 tickets. Sie sind nicht relationsgebunden (für Linie 9 braucht man aber ein spezielles Ticket). Man stempelt am Entwerter eine Zeit drauf, anschließend gilt das Ticket 90 Minuten lang, es gibt auch welche für 120 Minuten.
Culurgiones-Kochkurs
Von den Flamingos fährt ein Bus direkt zu dem Ort, wo der Culurgiones-Kochkurs starten soll, den ich Donnerstag auf Viator gebucht habe. Unmittelbar nach der Buchung habe ich eine Nachricht bekommen, ob ich nicht lieber Freitag (vorgestern) mitmachen wollte, was ich verneint habe. Ebenfalls in der Nachricht: Eine Änderung des Ortes, die ich übersehen habe. Die neue Adresse (via Dante) gibt es in der Metropolitanstadt Cagliari zweimal, außerdem gibt es noch einen via Aligheri Dante. Ich bekomme ein Taxi geschickt. Hätte ich gewusst, dass es letzterer ist, hätte ich in der Zeit auch die 1,5 Kilometer laufen können. Egal.
Neben mir ist noch ein ebenfalls deutsches Pärchen aus Moers und deren Hund dabei. Sie sind mit dem Camper hier und wollen ebenfalls heute zurück. Der Kurs ist auf Englisch. Mengenangaben im Folgenden sind geschätzte Angaben pro Person:
Soße
Die Soße muss etwas ziehen und köcheln, daher macht man sie als erstes.
- 130g Tomaten aus der Dose (eine Drittel Dose), am besten kleine Tomaten
- 1 Knoblauchzehe unzerdrückt
- 1/3 Lorbeerblatt
- etwas Salz
Teig
Für den Teig nutzt man etwa 100g Hartweizengrieß, den man je nach Lust auch zu bis zu 50% durch Weichweizengrieß bzw. Mehl ersetzen. Dann langsam Salzwasser hinzufügen und Kneten, dabei verhindern, dass der Teig zu weich wird.
Der Teig wird dann auf dem Tisch so lange geknetet und auseinander gedrückt, bis die Risse, die durch das Auseinanderdrücken entstehen, nicht mehr feucht sind. Der Teig kommt dann in den Kühlschrank.
Füllung
Die Füllung besteht aus:
- 1 große Pellkartoffel, wohl eher mehlig kochend
- 30g extrem salziger Schaf- und/oder Ziegenkäse
- 15g Parmesan fein gerieben
- 1 Knoblauchzehe gepresst
- ein bisschen getrocknete Minze gerebelt (oder getrocknet und durch ein Sieb gedrückt)
Das wird gemischt und anschließend noch einmal mit 10ml Olivenöl gemischt.
Nudeln füllen
Der Teig wird mit einem Nudelholz gerollt, anschließend mit der Nudelmaschine auf deren zweitkleinste Stufe gewalzt. Mit der Tomatendose sticht man dann runde Stück aus. Da dann die Füllung drauf und das ganze wie einen Taco halten. Eine Seite des Tacos hochklappen. Es entstehen dann zwei Ecken. Eine der Ecken führt man zur anderen Seite und drückt fest. Das immer so weiter. Klingt einfach, ist aber die große Kunst. Die Hand, mit der man den „Taco“ hält, sollte man nicht bewegen.
Wer das nicht möchte, klappt das Ding einfach zusammen und drückt den Rand mit einer Gabel fest. Das sieht dann aus wie eine Ravioli.
Kochen und servieren
Die Nudeln werden dann in nicht gesalzenem Wasser gekocht. Man kann auch Salbei in Butter anbraten und die Nudeln nach dem Kochen dort ebenfalls braten.
Manchmal isst man die Dinger dann hier mit Bottarga. Das ist getrockneter Kaviar von der Großkopfmeeräsche mit Salz. Es riecht wie starke Rinderbrühe.
Kochen kann ich die Dinger jetzt also. Mit dem Aussprechen ist’s aber noch so ’ne Sache.
Amphitheater
Ich will noch zum Botanischen Garten. Auf dem Weg liegt das Amphitheater, also zuerst da hin. 23 Minuten sagt Google. Nach 14 stehe ich aber bereits vor dem Tor – obwohl ich unterwegs noch die Katzentransportkisten fotografiert habe, die Leute in einem Park unter einen Baum gestellt haben. Sollen wohl als Behausung für Straßenkatzen dienen. Am Hafen von Cala Gonone lag auf einer Mauer Trockenfutter aus.
Zurück zum Amphitheater: Ich habe die starke Vermutung, dass man – wenn man größer ist als der Durchschnittsitaliener (Sarden sind nochmals kleiner) – das Amphitheater vom Zaun besser fotografieren kann als von innen wenn man Eintritt bezahlt.
Botanischer Garten
Im botanischen Garten – er kostet 4 Euro – muss man zwar keine Maske tragen – den Grünen Pass brauche ich hier aber ein drittes Mal auf meiner Reise. Text schenke ich mir, Pflanzennamen ebenfalls. Ich wollte nur mal zeigen, dass der In-Kamera-HDR funktioniert.
Dann noch kurz zur Eisdiele und dann ins Hotel, Sachen abholen, dann mit dem Zug nach Elmas zum Flughafen. Fotos aus der Altstadt von Cagliari schenke ich mir, da die ansonsten schönen Straßen mit Mülltonnen vollgestellt sind.
Der Flug hat 35 Minuten Verspätung im Abflug. Tatsächlich legt er noch ein bisschen was drauf. Dann gibt es Gegenwind und in Frankfurt bekommen wir keine Einfahrt zu den Gates. Nur die 13 Gäste nach Oslo haben überraschend Glück – ihr Anschlussflug ist ebenfalls verspätet.
Für mich heißt es: Hände in die Hand nehmen. Die Regionalbahn nach Aschaffenburg fährt – der Name sagt es – vom wesentlich weiter entfernten Fernbahnhof, den ich innerhalb von 10 Minuten von Gate A24 aus erreiche – leider 1 Minute zu spät. Wäre nicht Corona, hätte ich es vielleicht sogar geschafft, aber mit Maske? Usain Bolt läuft ja schließlich auch nicht mit Maske.
So, das war’s mit Italien, dem Land, das Klobrillen genauso wenig kennt wie Kuba.
Ich gebe der Reise eine 7/10 und einen Gruppen-Bonus von +2/3. Die erste Hälfte fand ich erheblich besser als die zweite.
Übermorgen geht’s dann nach Athen. Wettervorhersage könnte besser sein. Ich bin gespannt, ob das Wetter dann auch wieder eher so LH341 wird.
Ansonsten bin ich überrascht, dass meine eigentlich defekte alte Kamera die Reise komplett und ohne Murren mitgemacht hat. Wenigstens irgendwas Positives.
Griechisches Festland Tag 0 bis 2 – Verden, Düsseldorf, Köln, Athen: Flieh(g), solange du kannst
Schildkröten, Katzen und Steine braucht nun wirklich keiner nach Athen tragen. Ich trage daher lieber meine Kamera nach (und durch) Athen.
Letzter Urlaub ist zwei Tage her. Zeit für den nächsten. War Zufall, dass aus etlichen gebuchten Reisen tatsächlich zwei so Nahe stattgefunden haben.
Aus organisatorischen Gründen bin ich gestern von Köln-Bonn aus nach Athen geflogen. Flug war mit Eurowings, einfach wegen Stornobedingungen: Kostenlos ein drei Jahre gültiger Gutschein? So oft, wie ich mit Eurowings fliege, ist das wie ein kostenloser Storno.
Da ich vom Flughafen aus am Dienstag noch arbeiten wollte, habe ich von Montag auf Dienstag in Düsseldorf übernachtet. Düsseldorf, weil in Köln und Leverkusen kein Hotel zu bekommen war. Hotel in Düsseldorf war das Niu Tab, ein Themenhotel zu Japan (das T steht auch für Tokio). Auf den modern eingerichteten Zimmern gibt es als Gimmick einen Korb mit (westlichem) Spielzeug: Schach, Mikado und Gedulds- und Geschicklichkeitsspiele. Witzig. War auch gut, bis um 05:50 jemand draußen das Fichtenmoped ausgepackt hat und ich das offene Fenster schließen musste.
Gestern Nacht, so gegen halb 3, hat überraschend mein Nachbar bei mir geklingelt. Mir wär vor Schreck fast die Bohrmaschine aus der Hand gefallen.
Zuerst hatte ich ein anderes Hotel gebucht, das aber nicht 3 G oder 2 G gemacht hat, sondern ausschließlich 1 G. Heißt in dem Fall: Geimpft oder genesen? Egal. Nur getestete dürfen rein. Tests müssen am Vortag bis 18 Uhr eingehen – was mir in Cagliari gar nicht möglich war. Da nicht erwähnt wurde, wie alt der Test sein darf und was das überhaupt für ein Test sein sollte (nur dass er negativ sein muss), habe ich erst überlegt, einen Coronatest vom März einzureichen oder einen Delphi-Unit-Test (Programmierkram). Ich habe dann aber einfach storniert, weil ich es eine Beleidigung finde, dass diese über die gesetzlichen Regelungen hinausgehenden Anforderungen nur auf Privatreisende angewendet werden und all diesen somit eine pauschale Verantwortungslosigkeit unterstellt wird. Für mich ist das ethisch nicht vertretbares Handeln.
Genug davon. Also morgens vom Hotel zum Flughafen. Kurze Strecke, trotzdem 25 Minuten Verspätung. Ankunft um 9:56. Die Fahrkartenkontrolleurin guckte etwas komisch, weil auf meiner Fahrkarte für den Abschnitt zwischen Düsseldorf und Köln eine Quatschverbindung mit SEV über Leverkusen-Mitte mitten in der Nacht aufgedruckt war – aber Super-Sparpreise sind auch am nächsten Tag noch bis 10 Uhr für jeden Nahverkehrszug gültig, Hauptsache auf dem Ticket ist für diese Strecke ein Nahverkehrszug eingetragen (SEV zählt als Zug). Das steht allerdings nicht mehr so ganz explizit auf dem Ticket.
Beim Arbeiten zwischendurch mittags durch die Sicherheitskontrolle war auch der Horror. Zeit für Urlaub. Zum Glück geht um 18:10 der Flug mit dem A319 D-AGWL
nach Athen. 20 Minuten zu spät los, 15 Minuten zu früh da. Passt.
Die Fahrt vom Flughafen zum Hotel ist auch etwas verwirrend. Der Weg durch den Flughafen ist sehr lang. Der Fahrkartenautomat spuckt mir neben einem einzelnen Ticket noch dreimal die Rechnung (zweimal griechisch, einmal englisch) und zweimal den Kartenzahlbeleg (beide griechisch) aus. Mal sehen, wie oft die 9 Euro abgebucht werden.
Immerhin: Durch die frühere Anreise ist heute ein ganzer Tag für Erkundungen vor dem Start der Marco-Polo-Young-Line-Reise möglich. Und das ist auch gut so, denn morgen soll das Wetter richtig, richtig schlecht sein, wenn wir eigentlich uns Athen ansehen wollen.
Auch gut: Eine andere Teilnehmerin ist auch früher hier. Wir haben am Freitag unsere heutige Tour geplant. Da die Tour demgegenüber sogar noch erheblich umfangreicher geworden ist, gibt’s in diesem Post überwiegend Bilder.
Der Stromkasten in meinem Zimmer hat bei aktiviertem Strom dumm gesurrt, deshalb habe ich ohne Strom geschlafen. Ein ganzer Tag on Tour mit 60% Akku – na dann gute Nacht. Ich mich zwar beschweren können, aber dann wäre bestimmt ein Typ mit Maske gekommen, mein Zimmer voller Stroh gewesen und den Rest der Story kennt man.
Lykabettus (auch Likavittos – dies entspricht der Aussprache am ehesten)
Erster Programmpunkt ist der Lykabettus („Wolfsberg“). Auf dem Weg kommen wir an einem Café vorbei, das 3rd Wave Coffee heißt. „Da gab’s wohl keine Maskenpflicht“, meine ich.
Auf dem Hügel, den wir mit einer Standseilbahn erreichen (kostet hoch 5 Euro, mit Rückfahrt 7,50), gibt es eine kleine Kapelle, die allerdings nicht mal Sitzplätze hat. Außerdem einen getrennt stehenden Glockenturm und jede Menge Sendeanlagen, die das sinnvolle Erstellen von Panoramabildern ohne erheblichen Nachbearbeitungsaufwand wirkungsvoll verhindern.
Die Aussicht zwischen den Antennen hindurch ist trotzdem brauchbar. Sie taugt auch für ein Instabein-Foto für die Sardiniengruppe, wo das die ganze Reise durch ein Running Gag war.
Wir laufen runter. Plötzlich: Hohe Stöhngeräusche aus dem Gebüsch. Ich schaue mich um und erblicke drei Schildkröten beim Sex. Da stellt sich natürlich unweigerlich die Frage: Nennt man das bei Schildkröten auch einen flotten Dreier? Ist aber egal, da bald nur noch zwei der Schildkröten am Liebesspiel beteiligt sind – wenn man das Beißen und Stoßen gegen den Panzer als Liebesspiel bezeichnen kann.
Nationalgarten
Der Nordteil des Nationalgartens ist gesperrt. Daher ist auch der Nordeingang gesperrt. Also einmal um das griechische Parlament herum zum Westeingang.
Akropolis und Hänge
Vorbei am Hadrianstor geht es zur Akropolis. Erstmal ’ne halbe Stunde anstehen. Man kann zwar auch online buchen, dann braucht man aber einen Pass (den ich nicht dabei habe) und ein Covid-Zertifikat.
Kauft man das Ticket vor Ort, braucht man kein Covid-Zertifikat. Maskenpflicht ist auch nicht.
Wir beobachten, dass Produktfotografie auf der Akropolis nicht erlaubt ist. Verstehe ich nicht – schließlich ist die Akropolis doch selbst nach einem Restaurant in Verden benannt.
Auf dem Weg zum Monastiraki-Platz
Direkt am Westausgang der Akropolis ist der Areopagus-Hügel. Eigentlich ist er ein Felsen.
Zwar wollten wir nur die nicht-römische Agora und die Akropolis anschauen, da aber das Kombiticket für die 7 Stätten genau so viel gekostet hat wie für die beiden einzeln, haben wir das Kombiticket genommen. Damit gehen wir zwar zur römischen Agora und zur Hardiansbibliothek – beide sehen aber von draußen am besten aus.
Mitten in der Hadriansbibliothek gibt es einen Wasserhahn. Einige ältere Frauen waschen gerade ihre Weintrauben ab. Hingucker ist auch das Klogebäude, inmitten dessen sich ebenfalls antikes Baumaterial befindet.
Wie man schon auf den letzten Bildern sieht, zieht der Himmel so langsam zu. Perfekte Zeit, um auf dem Monastiraki-Platz was zu essen. Hähnchen-Giros-Pita 3,30, Dakos (kretisch/kykladischer Salat, auch Ntakos geschrieben) für 4,50. Läuft.
Die Kirche auf dem Monastiraki-Platz, Pantanassa, ist irgendwie optisch zurückhaltend, sehr klein und durch einen Werbestand von Vodafone verschandelt. Sie wird auch nachts kaum angestrahlt. Hmm.
Daher schnell zur (nicht-römischen) Agora. Im Deutschen heißt sie nur Agora, hier wird sie Athenische Agora genannt. Vorm treffen wir auf eine Gruppe von rund einem Dutzend junger Leute, die Deutsch sprechen. Ich frage ganz indiskret, zu welcher Gruppe gehören: Unserer.
Sie kommen nicht mit uns in die Agora und für die Akropolis ist es ihnen zu spät. Sie verpassen somit in der Agora:
Der Tempel ist sehr groß und schwer zu fotografieren. Ihn von der großen Grasfläche zu fotografieren, deren Ecke man links im Bild sieht, wäre zwar möglich, aber es sind zwei Leute nur dafür beschäftigt, diese Rasenfläche zu bewachen. Sie ist von Tauben, Elstern und Katzen bevölkert.
Filopappou-Hügel
Der Filopappou-Hügel ist mit Wald bestanden und besitzt eine felsige Klippe, von wo aus man gut Fotos von der Akropolis machen kann.
Nach Ende der Blauen Stunde machen wir uns auf uns Hotel. Auf dem Weg kommen wir erneut beim Areopagus-Hügel vorbei.
Sollten wir Mittwoch früh genug nach Athen zurückkehren und es gutes Wetter geben, würde ich von hier aus gerne die Blaue Stunde beobachten.
Also: Ich würd sagen, einen Tag früher ankommen hat sich gelohnt. Bei Ankunft im Hotel hat mein Handy noch 4% Akku.
Die anderen haben sich bereits um halb 20 auf der Dachterrasse des Hotels (Arion) zum Stuhlkreis getroffen. Wir zwei frühen Abenteurer stoßen eine Stunde später dazu. Ich gehe mit den letzten gegen halb 23. 40 Minuten später gibt es ein kleineres Gewitter.
Griechisches Festland Vormittag 3: Athen – Die Wut des Zeus
Gewitta! In Athen!
Um 9 Uhr geht die eigentliche Reise los. Wir treffen erstmals unsere Reiseleitung und laufen mit ihr in Richtung Akropolis („Spitze der Stadt“). Immer wieder regnet es etwas. Vor der Akropolis gehen wir noch kurz auf den Areopagus-Hügel. Er war in der Antike Ort des höchsten Gerichts und der Begriff hat sich mit dieser Bedeutung bis heute gehalten.
Der Areopagus – ich nenne ihn liebevoll den Ayers Rock von Athen – ist bereits im trockenen Zustand sehr glitschig. Passend dazu kommt in dem Moment der Spruch des Tages aus der Sardiniengruppe:
Kommt zum Laub auch noch die Nässe legst du dich ger[sic] mal auf die Fresse.
Danke, Marcel.
Als wir alle oben auf dem Areopagus liegen, kommt sogar mal kurz die Sonne raus. Wenige Minuten später – die Gruppe hat sich gerade für die Akropolis angestellt – beginnt ein Wolkenbruch. Die Teilnehmerin, mit der ich gestern die Tour gemacht habe, und ich retten uns unter die Schirme an einem geschlossenen Kiosk auf unserem Weg zum Akropolis-Museum. Zeus rastet ziemlich aus – aber was will man auch erwarten von einem Gott, der mit seiner Schwester verheiratet war? Stammbaum ist ein Kreis.
Nach einer Viertelstunde ist es einigermaßen trocken und wir schaffen den Rest des Weges.
Akropolis-Museum
Das Akropolis-Museum kostet 10 Euro Eintritt und ist nicht in unserem Kombiticket enthalten.
Wir gehen ins Café und bestellen eine heiße weiße Schokolade, die ein bisschen schmeckt wie der Tassenpudding von Dr. Oetker – Geschmackt Vanille.
Ich schaue mir Ausflüge für Donnerstag an, als gegen 12:24 der Bildschirm meines Handys schwarz wird und ein blinkendes rotes Warndreick und folgende Meldung erscheinen (sog. Cell Broadcast):
Notfallbenachrichtigung: extrem
Civil Protection Greece 14-10-2021 12:15. Severe Weather Warning in your area. Avoid unnecessary movement and areas that have been flooded. Follow instructions from Authorities. Find more guidelines: https://www.civilprotection.gr/en/all-guidelines#
(Eigene Übersetzung:
Bevölkerungsschutz Griechenland 14-10-2021 12:15. Unwetterwarnung in deinem Gebiet. Vermeide unnötige Bewegung und überschwemmte Gebiete. Leiste Anweisungen der Behörden Folge. Mehr Richtlinien findest du hier: https://www.civilprotection.gr/en/all-guidelines#)
Gut, 9 Minuten zu spät, aber Menschen im Ahrtal sind trotzdem verblüfft und Jürgen Pföhler staunt. Wir beobachten anschließend den Wolkenbruch mit Gewitter über der Akropolis, wo der Rest der Gruppe gerade ist.
Kritisieren müssen wir am Museum, dass unklar ist, wo man fotografieren darf oder nicht. Ausgeschildert ist das nämlich nicht. Damit ihr das nicht probieren müsst, sind wir für euch durch das Museum gelaufen, haben wild durch die Gegend fotografiert und geguckt, wo wir Ärger bekommen haben. Das sind folgende Orte:
Aber auch wir zwei werden nass. Als wir das Museum verlassen, ist es trocken, doch wenige Minuten später fängt es an zu regnen. Wir retten uns zwar auf halbem Weg in ein Restaurant:
Doch da es nicht besser wird und wir gegen 14 vom Hotel los auf die Peloponnes wollen, müssen wir halt im Regen zum Hotel.
Nach dem Umziehen müssen wir im nachlassenden Regen noch einige hundert Meter vom Hotel zum Bus laufen.
Griechisches Festland Nachmittag 3: Athen, Gefira Isthmou, Nafplio, Tolo – Wasser von unten und von oben
Während das Wasser in Athen nach den Wolkenbrüchen nicht durch den Kanal ablaufen kann, besuchen wir den Kanal von Korinth.
Gegen halb 15 verlassen wir Athen. Bzw. wir versuchen es, denn es ist Stau. Wir halten am Kanal von Korinth. Planungen dafür gab es schon in der Antike, gebaut wurde er 1881 bis 1893 von Griechen basierend auf Plänen von KuK-Ingenieuren. Die Infotafeln am Kanal sind daher nicht nur auf Griechisch und Englisch, sondern auch auf Ungarisch und wurden von Ungarn gestiftet.
Der Kanal ist danach am 6. August 1893 eröffnet worden, genutzt wird er aber erst seit dem 28. Oktober desselben Jahres. Er ist 6343 Meter lang und auf Meereshöhe 24,6 Meter breit. Er ist 8 Meter tief und dort immerhin noch 21 Meter breit. Die Klippen sind bis zu 79 Meter hoch und zwischen 71 bis 77° steil. 12.500 Schiffe nutzen den Kanal pro Jahr, um 131 Seemeilen zu sparen. Die maximale Breite von Schiffen beträgt 17 Meter. Seit dem 15. Januar 2021 ist der Kanal wegen eines Erdrutsches unbestimmt gesperrt.
Der Fußweg auf der Westseite steht unter Wasser. Leichter Regen kommt immer noch von oben. Griechisches Festland im Oktober ist wohl mit Gummistiefeln am besten zu entdecken.
Nächster nach einiger Fahrt ist die Ouzobrennerei von Janni Karoni, auch Joannis Karonis. Der betreibt die 1869 gegründete Destillerie in 5. Generation.
Zutaten für Ouzo sind zunächst einmal reiner Alkohol (96%), den sie hier aus Weintrauben gewinnen und der das Fass zur Hälfte füllt. Dann fügt man die Kerne das Anis sowie Fenchel hinzu. 50 Gramm auf 1 Liter Alkohol. Außerdem Sternanis, aber der kommt nicht von hier sondern aus Asien. Außerdem Koriander, Ingwer, Kardamom sowie Mastix von der Insel Limnos. Die genaue Rezeptur bleibt natürlich geheim.
Die Zutaten werden 2 Tage im Kessel ziehen gelassen, damit der Alkohol die Aromen aufnimmt. Am dritten Tag wird der Kessel mit Wasser gefüllt. Dann beginnt das eigentliche Brennen, was hier jedoch nicht mit Feuer sondern mit Dampf erfolgt. Durch das Brennen steigen die Dämpfe aus Alkohol, Wasser und Gewürzen auf und zirkulieren in einem System aus 40 Röhren im kleinen Zylinder. Dieser wird mit Wasser gefüllt, sodass die Dämpfe kondensieren.
Das Kochen dauert 14 Stunden. 400 Liter Alkohol und 400 Liter Wasser ergeben 650 Liter Ouzo mit 65 bis 70% Alkohol – zu viel. Er wird daher verdünnt auf 40% oder 44%, die zwei Hauptprodukte von Janni. Dadurch hat man dann in etwa 1000 Liter.
„Warum wird er dann nicht weiß?“, fragt einer von uns. Ouzo wird ja milchig, wenn er mit Wasser verdünnt wird, z.B. weil Wassereis schmilzt. Janni demonstriert es an Ouzo mit 70% Alkohol: Erst nach etwa der gleichen Menge Wasser verfärbt sich das Glas abrupt weißlich.
Wir können beide Ouzo-Sorten und Mastixlikör probieren. Ich bekomme Sauerkirschsaft und alkoholfreie Ouzobonbons. Als Beilage gibt es Käse-Flûtes.
Jetzt aber ab ins Hotel, aufwärmen. Wir erreichen das Dolfin um kurz vor 19. Um 20 geht’s zu einer nahen Strandtaverne zum Abendessen.
Griechisches Festland Tag 4: Tolo, Lygourio, Mykines, Nafplio, Tolo – Zurück in die Antike
Okay, und um das Jahr 1700 reisen wir auch noch.
In der Nacht, so gegen halb 2, gab es ein schweres Gewitter. Der Strom fiel aus und der Generator auf dem Parkplatz schien angesprungen zu sein, mit einer gewissen Zeit dazwischen ohne Strom und Maschinenlärm danach.
Epidauros
Auch heute soll das Wetter scheiße sein. Kann man nicht anders sagen. Als wir in Tolo los fahren, sieht es gut aus, und auch, als wir in Lygourio am historischen Epidauros ankommen, sieht es eigentlich gut aus. Als wir jedoch den Bus verlassen wollen, regnet es. Wir warten einige Minuten. Tatsächlich bleibt es unseren Besuch über komplett trocken. Manchmal schaut sogar die Sonne raus.
Das Theater wurden Dramen und Komödien aufgeführt. Auch heute noch von Juli bis September, aber in Neugriechisch. Wenn damals dem Publikum die Vorstellung nicht gefiel, wurde Obst und Gemüse auf die Künstler geworfen.
Was Reiseleiter typischerweise im Theater machen, ist in der Mitte eine Münze fallen zu lassen. Bei uns sogar drei: 1 Euro, 2 Euro und 50 Cent. Sie klingen alle unterschiedlich. Man kann es auch bis nach ganz oben hören. Ich unterziehe das Theater anschließend einem ultimativen Test: Udo Jürgens. Ich singe beide Strophen und den Refrain von Griechischer Wein. Obst und Gemüse wird keins geworfen, teils gibt es Beifall und im Bus noch Lob von der Reiseleiterin. Dort unten etwas zu singen, hat auch für den Sänger eine einzigartige Akustik.
Im Reiseführer ist das Bild vom Theater mit „Drei von 12.000 möglichen: Zuschauer im antiken Theater von Epidauros“ untertitelt. 12.000 Zuschauer bei Corona? Klingt riskant.
Aber Epidauros ist eigentlich eine antike Kultstätte für den Gott Asklepios und diente als eine Art Krankenanstalt mit angeschlossenem Katagogion (eine Art Hotel). Für eine große Spende und einen Hahn als Opfer konnte man sich hier einweisen lassen. Zuerst begann eine Fastenzeit mit Gymnastik und Wassertherapie. Es wurden aber auch medizinisches Werkzeug hier gefunden.
Es gibt keine Überlieferungen, dass hier je jemand gestorben ist. Angesichts der medizischen Möglichkeiten ist das eine steile These – so steil wie die Ränge, von denen demnach auch keiner der vermutlich nicht selten angetrunkenen Gäste gefallen sein darf. Nicht nur sterben durfte niemand in Epidauros – es durfte auch niemand geboren werden. Als doch mal ein Kind geboren wurde, wurde einfach definiert, dass es mit 5 Jahren zur Welt gekommen sei.
Aber in Tansania sind auch nur 21 Leute an Corona gestorben und das Land ist – dank Gottes Hilfe – seit dem 7. Mai 2020 Corona-frei. Tags zuvor waren jedoch noch Tests positiv ausgefallen, unter anderem von einer Papaya und einer Ziege. Präsident John Magufuli starb am 17. März 2021 an einer unbekannten Krankheit. Die Regierung versicherte, es sei kein Corona gewesen.
Dann ist ja alles gut – könnte man meinen. Allerdings sind seit Ende Juli wieder Test positiv ausgefallen, Ende September 22.000 an einem Tag.
Mykene
Weiter nächster Halt ist Mykene. Jetzt finde ich endlich mal heraus, welche Hurensöhne mich als 10-jähriger im Computerspiel Pharao ständig angegriffen haben!
Die historische Ausgrabungsstätte Mykene besteht im Prinzip aus zwei Teilen. Von denen ist eine nicht mal eine Ausgrabung, da hier nur bedingt etwas ausgegraben wurde. Das „Schatzhaus des Atreus“ (oder nach dessen Sohn „Grab von Agamemnon“) war nämlich nie komplett verschüttet und die ganze Zeit zugänglich. Das Mitte des 13. Jahrhunderts vor Christus gebaute Schatzhaus wurde daher bereits vor der wissenschaftlichen Wiederentdeckung geplündert und z.B. als Unterstand für Vieh genutzt.
Endgültig freigelegt wurde sie von Heinrich Schliemann 1874, der es benannte. Wegen der Plünderungen kann man das nicht genau sagen, man berief sich auf einen Bericht von Pausanias. Vermutlich sind die hier begrabenen Könige Mykenes älter. Aus dem Grund wird der Name offiziell immer in Anführungszeichen gesetzt.
Die gleiche Vewirrung gibt es um das Grab der Klytaimnestra, das ich kurz darauf im Hauptbereich von Mykene besuche. Es ist benannt nach Agamemnons Gattin, die hier wahrscheinlich ebenfalls nicht begraben wurde.
Neben dem großen Raum gibt es einen Nebenraum mit einer Grundfläche von 6×6 Metern und einer Höhe von 5,80 Metern, der aber nicht betreten werden soll und daher nur vom Eingang fotografiert werden kann (ein lichtstarkes Objektiv vorausgesetzt). Dessen Fehlen beim Grab der Klytaimnestra ist der für mich bedeutendste Unterschied zwischen den beiden, die Kuppel des Grabes der Klytaimnestra ist jedoch gut einen Meter kleiner, die Höhe jedoch gleich. Letzteres wurde 1808 entdeckt, die sterblichen Überreste jedoch von seinem Plünderer Veli Pascha angeblich weggeworfen.
Gut, dann können wir auch eigentlich gleich beim Hauptbereich von Mykene bleiben, der Akropolis. Der Besuch erfolgt mit demselben Ticket, das man deshalb aufgewahren sollte.
Eingang zu Mykene ist das Löwentor aus dem 13. Jahrhundert vor Christus. Könnten auch Greifenköpfe auf Löwenkörper sein. So genau ist das nicht zu erkennen. Dies könnte ein Bezug zu den Minoern auf Kreta sein.
Irgendwie finde ich die Akropolis von Mykene aber nicht wirklich spannend. Man hat einen Ausblick auf die Argolis-Ebene.
Nafplio
Als wir wieder losfahren, fährt der Bus in unter einem Meter Abstand an einer Katze vorbei, die auf Parkplatz liegt. Später auf dem Weg liegt ein Hund mitten auf der Straße. Hund und Katze sind offenbar die griechische Antwort auf Rinder, die in Indien überall auf der Straße rumliegen.
Nafplion besuchen wir für ein Mittagessen (um 15 Uhr...) und eine kleine Stadtführung, von der bei mir nicht so viel hängen bleibt, außer dass es die ehemalige Hauptstadt Griechenlands war und dass der erste Regierungschef Griechenlands, Ioannis Kapodistrias, hier nach dem Kirchenbesuch 1831 erschossen wurde.
Nach der Stadtführung dürfen wir auf die venezianische Festung Palamidi hinauf, die 1711 bis 1714 gebaut – und nur ein Jahr später von den Türken überrannt wurde. *clap clap*
Ich schließe mich den knapp 10 Leuten an, die die etwa 200 Höhenmeter hochlaufen. Angeblich sollen es 999 Stufen sein, tatsächlich wohl etwa 100 bis 150 weniger. Und kommt es eher wie 300 vor, wobei wir vor dem Tickethäuschen wieder umkehren. Auch eine Hauptstraße führt zum Eingang auf der Landseite.
Die verbrauchten Kalorien kommen bei einem Eis wieder rein. Dann geht’s zurück zum Hotel, das wir gegen 18:25 erreichen.
Den ausgefallenen Schwimmstopp holen einige im Meer vorm Hotel nach.
Griechisches Festland Tag 5: Tolo, Daskalio, Tolo, Kalamata – Um die Insel mit zwei Bergen
Bei diesem Bootssaufflug ist das Bier ist schnell ein Mythos.
Um 9:30 brechen wir vom Hotel zum wenige hundert Meter entfernten Hafen von Tolo auf. Unsere Hotelmanager fahren uns persönlich zu Insel Daskalio. Übersetzt heißt der Inselname „Schule“, da während der Türkenherrschaft hier eine griechische Schule war. Grund dafür ist, dass man die Insel vom Festland aus nicht sieht, da sie von der wesentlich größeren Insel Romvi verdeckt wird, die wegen der zwei Bergen auch „Brüste der Afrodite“ genannt wird. Schule hinter den Brüsten. Toll!
Auf der Insel gibt es nicht so viel zu tun, außer die Treppen hoch zur Kapelle zu laufen, die wegen Plünderungen durch Leute, die dort einen Schatz vermuteten, leider gesperrt ist.
Vor der Kapelle gibt es gelbe Krokusse. Die haben wir auch in Athen schon oft gesehen, wo sie auf den historischen Stätten wuchern. Zeit für das Experimentalfoto des Tages, wobeich mir das Motiv abgeguckt habe:
Auf der Insel machen wir daher einen gemütlichen Strandtag. Getränke werden gestellt und unsere Gastgeber grillen für uns: Souflaki-Spieße, gemischter Salat, Kartoffelsalat, Feta, Brot – im Katalog stand zwar stattdessen Lamm und Sardinen, aber beides mag ich eh nicht. Dazu reichlich Wein, Ouzo und Mythos-Bier. Besonders der Kasten ist schnell geleert. „Das Bier ist ein Mythos.“, meine ich.
Beim Baden werden wir von Ringelbrassen und einigen kleineren Fischen begleitet. Letztere knabbern mir mehrfach meine Finger und Beine an, obwohl ich schwimme.
Vor unserer Abfahrt von der Insel, wo wir den ganzen Tag allein waren, machen wir noch ein Gruppenfoto, das ich auf ausdrücklichen Wunsch der Gruppe hier poste:
Dann geht es zurück nach Tolo. Die Stimmung ist dank Ouzo und Vino gut.
Der Nachteil davon, dass der Inselausflug auf den heutigen Tag getauscht wurde, bei dem noch eine Busfahrt ansteht: Bei der Weiterfahrt ist der Harndrang bei vielen sehr hoch. Egal, so kann man wenigstens an einem Pinkelstop ein Bild von der Argolis-Ebene machen.
Griechisches Festland Tag 6: Kalamata, Pylos, Methoni, Finikounda, Kalamata: Strand+Burg
Ein freiwilliger Ausflug nach Messinien
Bei der Reise gibt es zwei freiwillige – in der Gruppe herrscht Ablehnung bezüglich der Nutzung des Begriffs „fakultativ“ durch die Reiseleiterin – Ausflüge.
Der Busfahrer scheint beim Frühstück spät dran. „Keine Sorge, wir warten auf dich“, beruhigt ihn eine aus der Gruppe.
Pylos
In Pylos machen wir eine Stunde halt. Das Programm sieht nichts vor. Sechs andere Jungs und ich – die Burg-Brüder – erklimmen die Neue Burg (Neokastro) von Pylos, die 1572/3 erbaut wurde. Eintritt kostet 6 Euro. Im Mutterland der Demokratie wird natürlich abgestimmt, ob wir reingehen. Ergebnis: 1 Stimme dafür, 0 dagegen, 6 Enthaltungen (darunter ich). Also einstimmig angenommen.
Vieles im Neokastro wurde zerstört. Eine Moschee blieb bestehen, die jedoch inzwischen umgewidmet wurde in eine orthodoxe Kirche.
Ansonsten gibt es hier noch einen sechseckigen Burghof und eine Burgmauer, von der aus man auf die Stadt gucken kann – bzw. man könnte, wären keine Bäume im Weg und Mülltonnen im Bild.
Später verzetteln wir uns in der ‚Ausstellung für zeitgenössische Sanitärkeramiken‘ und kommen etwas zu spät zum Bus.
Methoni
Der Bus bringt uns dann nach Methoni. Auch dort gibt es eine Burg. Dies ist wesentlich größer, interessanter und billiger. Die 3 Euro spendiert aber ohnehin der Anbieter – der heutige Ausflug hat immerhin auf 39 Euro extra gekostet. 6 Euro spart er sich, da zwei Leute unter 26 sind und daher alle Kulturstätten in Griechenland kostenlos besuchen dürfen (nur für EU-Bürger, für alle anderen kostet es die Hälfte).
Highlight der Anlage ist der Burtzi (vgl. die gleichnamige kleine Festung vorgestern in Nafplio).
Der Turm im Burtzi kann betreten werden und eine Treppe führt in den ersten Stock. Der erste Stock ist leer und keine Treppe führt nach oben und die Zinnen können nicht betreten werden. Es existieren zwar Löcher auf Fußbodenhöhe, durch die man nach draußen schauen kann, aber nicht in Richtung der Festung.
Eine Enttäuschung. Also wieder raus und von der Mauer aus fotografieren.
Die eigentliche Burg teilt sie in zwei Teile.
Vor der Burg noch ein Gruppenfoto gemacht. Da ich die ursprünglich geplante Pose albern fand, bin ich nicht auf dem Foto drauf, obwohl ich die tatsächlich gemachte Pose okay gefunden hätte.
Finikounda
In Finikounda gehen wir zum Mittagessen (okay, es ist schon fast 15, als wir es bekommen). Plötzlich läuft an unserem Restaurant jemand mit einer Fackel vorbei. Kurz darauf sehen wir ihn, wie er mit einem Boot eine kleine Strecke fährt und die Fackel einem Mädchen in tradioneller Tracht übergibt, das auf einem Anleger steht.
Ansonsten kann man entweder ein bisschen am Strand baden oder den Möwen zugucken. Ich halte sie für Mittelmeer- und nicht Heringsmöwen, weil sie für letztere zu bräunlich sind.
Ob’s der Ausflug für das Geld gebracht hat? Jeweils zu fünft ’nen Mietwagen mieten und die nicht mal 150 Kilometer selbst zu fahren, wäre billiger und schneller gewesen. Merke: Ausflüge der Art „Wir fahren einfach mal wo hin“ muss man wirklich nicht über den Veranstalter buchen.
Übermorgen gibt’s den nächsten fakul... freiwilligen Ausflug. Mit der Zahnradbahn ins Gebirge.
Griechisches Festland Tag 7: Kalamata, Olympia, Flokas, Olympia, Patras – Brot und Spiele
Brot auf dem Bauernhof und Spiele in Olympia – heute gibt es beides!
Wie heißt der chinesische Verkehrsminister?
Um Lei Tung
Gestern haben wir in einen 30. Geburtstag reingefeiert. Ohne Ziege, aber mit zwei Torten. Besser als bei meinem 30. die „Schwarzwälder“ Kirschtorte.
Ich bin um halb 1 gegangen. Einige haben noch etwas länger gemacht. Aber nicht so lang wie auf Sardinien, wo eine in der Nacht zum vorletzten Tag (ohne Geburtstag) um kurz nach 4 eine panische Nachricht in die Gruppe gepostet hat, dass das Frühstück nur bis 10:30 und nicht bis 11 serviert wird.
Wegen der Feier finde ich es blöd, dass wir um halb 9 abreisen. Aber das Reiseprogramm orientiert sich halt nicht nach unseren Geburtstagen.
Aber unser Programm richtet sich auch nicht nach chinesischen Befindlichkeiten. Zumindest versucht es das, scheitert aber am großen Polizeiaufgebaut (und einem Feuerwehrwagen – warum auch immer) in Olympia. Heute findet nämlich die Entzündung des Olympischen Feuers statt. Und da die Chinesen sehr große Angst vor Tibet haben, wurde dafür erstmals Olympia komplett gesperrt.
Es soll am Nachmittag wieder öffnen. Also kleine Umleitung und Umplanung: Wir schauen uns 75 Minuten bisschen im modernen Olympia um, dann fahren wir weiter nach Flokas zum nächsten Programmpunkt.
Wir besuchen einen Bauernhof. Zuerst schauen wir uns einige Tiere an: Gänse, Hühner, Schweine, ein Pferd, Kälbchen sowie Hunde.
Danach gibt es ein ordentliches Mittagessen. Es gibt:
- Brot
- Grüner Salat mit Petersilie
- Bauernsalat (griechischer Salat)
- Oliven
- Feta
- Zaziki mit Karottenraspeln
- Eier
- Erbsen und Möhrchen gewürzt
- Kartoffeln gewürzt
- Gigantes (Riesenbohnen)
- Pastizio (griechischer Nudelauflauf)
- Schweinefleisch
- Hähnchenfleisch
- Nachtisch: Orangenkuchen (Blechkuchen in Orangensirup ertränkt)
Um halb 15 fahren wir dann vom Bauernhof wieder nach Olympia. Dort ist nun wieder alles normal. Mit einem Unterschied: Eintritt ist heute frei. 12 Euro gespart. Immerhin. (Bei der Reise zahlt man sämtliche Eintritte selber, bis auf die 3 Euro gestern für die Burg von Methoni).
So kommen wir dann noch der kleinen Umleitung doch noch zu unserem Besuch von Olympia.
Die olympischen Spiele sind aus dem Jahr 776 v. Chr. erstmals so richtig belegt, vielleicht gab es sich aber schon um 10. Jh. v. Chr.
Danach geht es in die inneren Bereiche, das „Heiligtum“ genannt wird. Dort beindet sich zunächst der Zeus-Tempel.
Dann gehen wir am Hera-Tempel vorbei zum Hera-Altar. Davon ist nicht so viel über geblieben, aber er hatte heute schon seinen großen Auftritt: Ab Berlin 1936 wird hier das olympische Feuer entzündet.
Frauen durften an den olympischen Spielen nicht teilnehmen, da das Patriachat in Griechenland im 11. Jh. v. Chr. eingeführt wurde. Auch mussten alle Teilnehmer Griechen sein, das heißt aus einem der unzähligen (Stadt-)Staaten kommen. Für die Zeit des Wettkampfes waren die Teilnehmer zum Frieden verpflichtet. Wer gegen irgendwelche Regeln verstieß, musste eine Zeus-Statue für den Weg zum Stadion-Eingang stiften.
Kurz nach unserem Besuch am Altar der Hera lässt sich eine weiße Taube neben uns nieder. Wir vermuten, dass diese nach der Freilassung zur Entzündungszeremonie zurückgekehrt ist.
Dann geht es zum Stadion. Hier kann man eine Stadionrunde laufen, das sind 192 Meter hin und 192 wieder zurück.
Danach können wir uns noch 35 Minuten auf der Ausgrabungsstätte umsehen, bevor wir durchs Archäologische Museum gehen, das mit demselben Ticket besucht wird. Unsere Reiseleiterin darf wegen Corona nur 15er-Gruppen führen, daher müssen wir uns selbst umsehen. Sie nennt uns ihre Highlights, aber die Maske der Hera finden wir nicht. Scheiß drauf, Masken haben wir in diesem Jahr echt schon genug gesehen.
So, das war’s dann mit der Kultur für heute. Zum Abschluss daher nochmal Niedlichkeit:
Griechisches Festland Tag 8: Patras, Diakopto, Kalavryta, Patras – Eisenbahnromantik
Zweiter freiwilliger Ausflug: Mit der Zahnradbahn in die Berge
Nachtrag gestern Abend
Wir waren ein bisschen in Patras spazieren und noch in einer Bar etwas essen. Es ist teils günstig, so bestellt einer ein Sandwich, bekommt aber drei Doppeldecker-Sandwich-Hälften mit einer großen Portion Pommes – für 5 Euro. Der Hauswein ist in der Bar (mod’s) jedoch schlecht, hab ich mir sagen lassen.
Wieder im Hotel (Mediterranée) fällt mir auf, dass irgendwas hier sehr laut ist. Manchmal. Es hört sich an, als ob in der Etage über mir die Wäscherei mit Trockner ist. Erst nach einer halben Stunde weiß ich jedoch, was es ist: Mein Zimmer befindet sich direkt neben dem Aufzug. Ich frage an der Rezeption und bekomme ein neues Zimmer. Es ist das Behindertenzimmer. Es ist doppelt so groß (wohl vor allem wegen des behindertengerechten Badezimmers), hat einen deutlich größeren Fernseher (für die Sehbehinderten?), keinen Tisch (aber eine Kommode) und keine Stühle (aber ein Sofa).
Anders als im letzten Zimmer (und im letzten Hotel) surrt der Stromkasten im Behindertenzimmer sehr laut. Hörbehinderte stört das nicht – mich schon. Also schlafe ich ohne Strom.
Das Hotel ist aber auch echt altbacken. In allen Hotels gab es keine Aufzüge mit sich selbst öffnenden Türen – das habe ich vor dieser Reise vielleicht einmal gesehen.
Gut, wie vorgestern angekündigt steht heute wieder so ein freiwilliger Ausflug an. Kostet 49 Euro und enthält eine Fahrt mit der Zahnradbahn (Wert: 9,50). Zahnradbahn ist gut, die Steigung ist mit maximal 14% für eine Zahnradbahn eigentlich nicht sehr groß. Wir bekommen die Plätze 1 bis 35 zugewiesen, obwohl wir nur 22 Leute sind. Allerdings sind die Sitzplätze extrem schmal.
Man sieht am meisten, wenn man sich in der Zahnradbahn in Fahrtrichtung aufwärts rechts hinsetzt. (Die Zahnradbahn fährt an den Endstationen in einer anderen Richtung ab als ein.)
Bilder von der Strecke kommen später.
Wir fahren einmal die komplette Strecke von Diakopto (im Buchungssystem teilweise Diakofto genannt) nach Kalavryta. Das dauert 1:07. Dann steigen wir um in den Bus und fahren zum Kloster der Heiligen Lawra. Es ist besonders deshalb geschichtsträchtig, weil sich die Griechen hier zum Widerstand gegen die Türken verschworen haben. Das Kloster wurde von den Deutschen am 13. Dezember 1943 völlig zerstört. Außerdem kam es an diesem Tag in Kalavryta zu einem Massaker. Dies geschah, nachdem die Partisanen sechs Tage zuvor 80 festgenommene deutsche Soldaten getötet hatten (wobei man vermuten kann, dass die Deutschen Kalavryta eh überfallen hätten).
Als wir ankommen, machen sich drei der sieben Mönche gerade mit dem Auto aus dem Staub. Von einem der anderen bekommen werden wir aufgrund der Geschehnisse im zweiten Weltkrieg beschuldigt.
Das Fotografieren im Kloster selbst ist verboten. Folgende Bilder sind daher nicht möglich:
Gegenstände, die die Deutschen nicht zerstört haben, werden im Klostermuseum ausgestellt. Fotografieren ist dort aber wirklich verboten.
Wir spielen noch ein bisschen mit dem Klosterhund, bevor wir zwei Stunden in Kalavryta zu Mittag essen. Bisschen lang, finde ich, aber gut, kann man nichts machen.
Danach laufen wir auf den Schienen etwa 7 Kilometer in Richtung Tal.
Nachdem wir bei Kilometer 15 wie in den Bus gehüpft sind, fahren wir zum Hotel. Unterwegs machen wir noch einen Halt im Restaurant Grand Chalet, wo wir Eis essen. Von dort hat man einen Blick runter auf das Tal und hoch zu den Gebäuden des Megaspiläon.
Griechisches Festland Tag 9: Patras, Delfi, Athen: Wiedersehen macht Freude
Zurück nach Athen!
Heute steht der letzte Tag mit offiziellem Programm an. Die nächsten zwei Übernachtungen sind zwar Teil der Reise, aber im Prinzip unnötig. Ich hatte überlegt, auf die letzte Übernachtung zu verzichten, aber wollte mir die Option eines sehr langes Tagesausflugs morgen freihalten.
Als wir Patras Richtung Delphi verlassen, halten wir unterhalb der Charilaos-Trikoupis-Brücke, die die Meerenge zwischen Rio und Andirrio überspannt.
Die Brücke ist ein architektonisches Wunder, da sie auf nicht tragfähigem Meeresboden in einem Erdbebengebiet steht. Sie wurde lange erdacht, aber erst zu Olympia 2004 fertiggestellt. Otto Rehhagel war als Fackelläufer einer der ersten, der sie überquerte. Anforderungen an die Brücke waren, dass sie hohen Windlasten, einem Erdbeben der Stärke 7 und dem Aufprall schwerer Schiffe mit 16 Knoten widerstehen müsse. In der geplanten Lebensdauert von 120 Jahren darf zudem jeder Pylon 2 Meter wandern.
Dann geht es hoch und über die Brücke wieder aufs echte griechische Festland und da dann nach Delphi – der Programmiersprache, in der ich meine größten Projekte programmiert habe. Daher ist natürlich ein Selfie in Delphi für die Firma Pflicht.
Der Name des Ortes, der auf Deutsch Delphi heißt, ist Δελφοι. Er wird machmal als Delfoi transliteriert, meist aber als Delfi offiziell transkribiert.
Der Buchstabe ‚φ‘ (Phi) wird heute /f/ ausgesprochen und bei aktuellen Transkriptionen auch so transkribiert. Jetzt kann man sich fragen, warum man Wörter wie Delphi, Physik, Philisophie usw. im Deutschen nicht mit ‚f‘ schreibt. Das geht darauf zurück, dass zum Zeitpunkt der Entlehnung dieser Wörter ins Lateinische das Phi noch als behauchtes P gesprochen wurde, wofür es im Latein keinen Buchstaben gab. Also schrieb man es ‚ph‘. Dies blieb auch dann noch erhalten, als die Griechen begannen, das Phi /f/ auszusprechen.
Ein ähnliches Problem besteht bei β (Beta), das nicht mehr als /b/ sondern eher als /v/ gesprochen wird. Der Grieche ist nicht in der Lage, /b/ mit einem Buchstaben auszudrücken und schreibt daher ‚μπ‘ (My Pi), z.B. μπετον („Beton“).
Auch ein /d/ existiert im Griechischen nur indirekt, da δ (Delta) als /ð/ gesprochen wird, weshalb man /d/ als ‚ντ‘ (Ny Tau) schreibt.
Delphi ist zwar das wichtigste Orakal, das seine Blütezeit vom 8. bis 4. Jahrhundert vor Christus hatte. Das Älteste ist hingegen das Taubenorakel von Dodona. Delphi wurde gegründet auf einem Erdspalt, aus dem Schwefeldämpfe austraten. So benebelt konnte die Pythia (Wahrsagerin) die völlig wertlosen da mehrdeutigen Aussagen treffen. Das Orakel hatte immer recht – wer etwas anderes behauptete, hatte die mehrdeutigen Vorhersagen einfach falsch gedeutet.
Apollo soll hier Python getötet haben. Da er deshalb im Winter im Exil war, war das Apollon geweihte Delphi-Orakel dann stumm.
Ansonsten musste man für eine Wahrsagung ein Zicklein opfern und natürlich viel Geld bezahlen.
Wir fahren zum Mittagessen zu Aggelos’ Taverne zum Essen und Hunde-Flauschen. Unterwegs halten wir an einem Aussichtspunkt auf Arachova, was aber doof aussieht, weil die Sonne gerade hinter dichten Wolken steckt.
Im anschließenden Feierabendverkehr nach 1.100 Kilometern auf dieser Reise ist Stau vorprogrammiert. Vor Corona gab es eine Regelung, dass abhängig vom Datum nur Autos mit gerade oder ungerader Nummer auf dem Kennzeichen in Zentrum dürfen. Das wird vielleicht bald wieder eingeführt.
Zum Abendessen wollen wir in die 360°-Bar. Aber da spontan mal für 22 Leute zu reservieren, ist kompliziert.
Im Hotel angekommen bekomme ich meine Flecejacke, die ich hier letzte Woche vergessen habe. Sachen aufs Bett gehauen und dann ab zum Areopagus.
Und natürlich unser experimentelles Foto des Tages:
Dann also zurück zum Hotel zum Sit-In auf der Dachterasse unseres Hotels Arion.
Griechisches „Festland“ Tag 10: Athen, Piräus, Ägina-Stadt, Agia Marina, Ägina-Stadt, Skala, Megalochori, Piräus, Athen: Plan B
Kapitän plötzlich abhanden gekommen – wie macht man trotzdem das Beste aus diesem Tag?
Im Marco-Polo-Reiseführer stehen die heute besuchten Saronischen Inseln unter Festland.
7:45, wir verlassen pünktlich das Hotel für unseren Segelausflug nach Angistri, Moni (Badestopp an einem Inselchen zwischendrin) und Ägina. An einer Straßenecke 80 Meter entfernt werden wir fast pünktlich um kurz nach 8 abgeholt.
Um 8:45 erreichen wir den Hafen, von dem wir losfahren sollten. Aber statt den Bus zu verlassen steigt eine junge Frau in den Bus und redet sehr schnell mit starkem Akzent. Die Frau vom Kapitän hat angerufen, er kann nicht kommen. Der Minibus, in dem wir mit um die 10 anderen sitzen, bringt uns jetzt irgendwo hin. Kurz mit den anderen beiden gesprochen (quer durch den Bus, da wir als vorletztes zugestiegen sind und an unterschiedlichen Enden sitzen): Okay, wir fahren mit der Fähre nach Ägina.
Ägina
Zwischenzeitlich finde ich dann noch heraus, dass man von Ägina nach Angistri fahren kann mit Fähren. Die Fähre von SF.gr (an der aber 2wayferries.com dran steht), in der wir gerade sitzen, ist in fast allen Auskunftsmedien nicht enthalten. Die letzte Fähre mit nennenswertem Aufenthalt auf Angistri fährt laut den meisten um 13:35, auf einer steht aber als einzige des Tages eine um 15:00 Uhr drin, die sofort zurückfährt – als einzige Fahrt des Tages. Tatsächlich fahren sie beide, steht auf den Websites der Anbieter. Die letzte zurück fährt danach um 17:50. Neben Angistri findet man für den Hafen auch die Bezeichnung Agistrie, Agkistri, Myli und Mylos. Tatsächlich heißt der Ort Megalochori.
Und noch etwas fährt nicht wie im Internet. Laut Internet fahren um die zehn Busse pro Tage zwischen Ägina-Stadt und Agia Marina, wo der Afea-Tempel (Afia, Aphaia und zahlreiche andere Schreibweisen) ist, z.B. kurz nach unserer Ankunft um 11. Tatsächlich fahren 4. Der dritte fährt um 11:30. Der nächste und letzte Bus von Agia Marina zurück fährt um 15. Toll.
Also für 1,80 pro Nase ein Ticket gekauft. Gleichzeitig kommt bereits die Erstattung der Tour via Mail rein.
Der Busverkehr auf Ägina ist nun also nicht makellos. Dafür haben sie hier etwas, das Markellos ist, nämlich einen Turm, den wir uns ansehen, weil uns der Besuch des Apollon-Tempels für 4 Euro zu teuer ist:
Dass wir den den Apollon-Tempel mit seiner einen einzigen ärmlichen Säule nicht anschauen, ist nicht so schlimm – vom Heiligturm der Afia stehen nämlich noch deutlich mehr. Auf dem Weg dorthin fährt man am St.-Nikolaus-Kloster vorbei. Man kann da aussteigen, aber bis in 3 Stunden der nächste Bus kommt – nein! Also vom Bus fotografieren:
So, jetzt aber Zeit fürs Heiligtum der Aphaia:
Das Heiligturm der Aphaia ist das, was der Engländer ein One-Trick Pony nennt: Die Stätte besteht nur aus diesem einen Gebäude. Bei einem Preis für 6 Euro sind auch die nur drei Infotafeln äußerst dürftig. „C’est la vie“, wie der Engländer sagt.
Von dort aus laufen wir über einen Wirtschaftsweg querfeldein nach Agia Marina. Beim erstbesten Restaurant essen wir eine Pizza und lassen uns ein Taxi bestellen, durch das wir etwa 1 Stunde vor dem nächsten Bus in Ägina-Stadt sind. So kann ich noch ein Ticket für Angistri kaufen, die anderen wollen hier bleiben. Das Ticket von Ägina nach Angistri kostet einzeln 2,80 für die langsame Fähre (diese fährt jetzt um 15 das einzige Mal) und 5,50 für die Schnellfähren, die Fliegende Delfine genannt werden. Kauft man das mit einer Weiterfahrt nach Piräus, kostet es nichts.
Bis die Fähre in 20 Minuten geht, können wir uns noch die Isodia-Theotokou-Kirche nahe des Hafens ansehen:
Angistri
Auf Angistri angekommen stelle ich fest, dass es hier in Skala nur ein Ticketbüro für die langsame Fähre gibt – die Schnellfähren haben kein Büro. Ich frage eine Frau. Sie erklärt mir, die Schnellfähren fahren von einem anderen Ort auf der Insel (Megalochori, Mylos oder Myli). Also einmal über die halbe Insel laufen. Das sind etwa 3 Kilometer. Das ist in den 2,5 Stunden bis zur letzten Fähre absolut machbar.
Immerhin: In Skala gibt es die Hauptattraktion von Angistri: Die Kirche der Heiligen Geldverächter (Agii-Anargyroi-Kirche) ist direkt im Hafen von Skala:
Ich gehe durch den Hauptort und dann über Forstwirtschaftswege. Die Pinien duften, am Wegesrand steht Salbei und der Wald ist voller lila Blümchen. So durch die Wege schlendernd vergesse ich, dass ich eigentlich die Allerheiligenkirche (Agii-Pantes-Kirche) im Wald aufsuchen wollte.
Die Kirche hat draußen zwei Glocken. Ich kann nicht widerstehen, sie zu läuten. Dann gehe ich zum Anleger.
Anhand der Sitznummer (der höchstmöglichen) und dass der Fligende Delfin augenscheinlich voll ist, vermute ich, dass ich das letzte Ticket bekommen habe und sonst auf Angistri hätte übernachten müssen. Da kann ich froh sein, dass die anderen beiden nicht diese Fähre gebucht haben, sondern mit einer konventionellen Fähre gefahren sind. Mit der fahren sie von Ägina früher ab als ich von Angistri über Ägina nach Piräus und kommen nach mir an. Dafür sparen sie 3,50.
Auf dem Weg zum Abendessen kommen wir am Little Kook vorbei, das sich für den anstehenden Halloween richtig schön dekoriert hat:
Nach dem Abendessen geht es zum Abschiedsmeeting auf die Dachterrasse des Hotels, wie in der ersten (gemeinsamen) Nacht. Nur heute geht es darum, wie man seinen Koffer packen und das Freigepäcklimit nicht überschreiten kann. Ich verstehe das Problem nicht.
Morgen geht es dann gegen Abend weiter mit der nächsten Reise. Die Sardinien-Reisegruppe hasst diesen Trick.
Kykladen III Tag 1: Athen, Fira, Ia, Ammoudi, Ia – Der Letzte macht das Licht aus
Noch ist nicht Schluss
Die Rundreise auf dem griechischen Festland ist nun also Geschichte. Die vermutlich letzte von Young Line Travel in diesem Jahr, nur die Young Line 35+ (von uns als Old Line bezeichnet) ist derzeit noch in Jordanien und es gibt ein paar Silvesterreisen in Europa. Wir machen für das Hauptprogramm aber sozusagen das Licht aus.
Die zurückliegende Reise fühlte sich leider eher an wie eine Studienreise als eine Young Line. Klar, Griechenland ohne Kultur geht nicht, aber ich finde, da hätte man mehr Spaß- und Erlebnisaktivitäten machen können als die Insel-Tour an Tag 4 (offiziell Tag 3). Außerdem gibt es Abzüge für die überteuerten Ausflüge.
So gibt es eine 6+1 (Inhalt max. 10 Punkte plus Gruppenbonus max. 3 Punkte).
Irgendwie war ich aber schon seit 3,5 Monaten nicht mehr auf den Kykladen. Das ist ziemlich viel. Also ab nach Fira!
Da auch ich entgegen anderslautenden Gerüchten erheblich weniger Urlaubstage habe als der deutsche Durchschnitt, fahre ich früh zum Flughafen und arbeite von dort. Dabei stört neben zeitweise miesem Internet vor allem die Musik. Im Athener Flughafen läuft nämlich die ganze Zeit irgendwelches Gedudel. Mal bekannte Songs, mal Coverversionen. Wir haben uns auf Sardinien als Gruppe so richtig darüber aufgeregt, dass in allen Restaurants sehr langsame Versionen bekannter aktueller Hits laufen statt der Originale. Und hier im Flughafen läuft dann I kissed a girl (and I liked it) von ursprünglich Katy Petty – gesungen von einem Mann. Orthodoxes Land eben.
Schnell an Bord der ATR 72-500 SX-NIV
und dann ab nach Fira. SkyExpress meint es ernst mit dem Zeitpunkt, an dem das Gate schließt. 20 Minuten steht auf dem Ticket, 21 Minuten vor der Abflugzeit fährt der Vorfeldbus zum Flugzeug. Es ist etwa halb voll. Sonst habe ich in Coronazeiten immer nur (fast) ausgebuchte Flieger gesehen, außer dem Rückflug von Kriti im Juli 2020. Dass das Flugzeug nur halb voll ist, ist auch gut, denn viele Leute (mich eingeschlossen) sind vom deutlich geringeren Platz für Handgepäck überrascht.
Das Turboprop-Flugzeug steigt für den 33 Minuten kurzen Flug lediglich auf 13.000 Fuß, Ohrensausen entfällt somit komplett. Ja ja, Kurzstreckenflug. Aber 48 Euro und 33 Minuten mit dem Flugzeug stehen für eine Bootsfahrt mit Seajets knapp 70 Euro und 5:20 Stunden gegenüber.
Auf Thira angekommen steht bereits der Bus am Flughafen. Er fährt entgegen des Fahrplans nicht um 10 nach sondern zur vollen Stunde nach Fira. Von dort fährt der Bus nach Ia aber zur vollen Stunde und halben Stunde wie es im Plan steht. Obwohl die Insel sehr klein ist, fahren sie hier mit Reisebussen statt mit Linienbussen. Das dient wohl der Beförderung von Gepäck. Der Sitzabstand im öffentlichen Bus hier auf Thira ist größer als bei unserem Gruppenbus der vergangenen Rundreise.
Der Bus von Fira nach Ia ist so voll, dass ich nicht da aussteigen kann, wo ich hin möchte, sondern zur Endstation fahren muss und von dort die etwa 1 Kilometer ins Hotel zurücklaufe. Der Rezeptionist ist total Feuer und Flamme für seinen Ort und seine Insel. Er packt eine Karte aus, zeichnet diverse Dinge ein und erzählt ohne Punkt und Komma. Nach 5 Minuten kann ich ihm endlich sagen, dass ich schon zweimal auf Santorini war und für morgen auch schon eine Tour gebucht habe.
Noch mal kurz etwas gearbeitet, dann geht es ins Getummel von Ia. Wie mit im Bus schon aufgefallen ist, ist Thira von lauter anglophonen Touristen überlaufen. Man hört fast nur Englisch in den Gassen. Während Griechen nicht vor 20 Uhr essen gehen, ist hier gegen 18 Uhr bereits alles voll und später gegen 21 Uhr fast alles leer.
Ich kaufe mir ein Eis und schlendere langsam zum Aussichtspunkt.
Als die Sonne verschwunden ist, klatschen die Leute. Haben die Leute übrigens auch im Flugzeug nach Athen gemacht letzten Dienstag. Die Landung war aber auch wirklich butterweich, während der Aufsteig der schlechteste von mir je erlebte war. Turbulenzen, Leute die schreien. War nicht so geil.
Geil ist aber, was passiert, wenn alle Leute weg sind: die Blaue Stunde steht an. Ich suche mir einen leicht anderen Ort als letztes Mal, um Fotos zur zu machen, und nutze den Standardzoom für einen anderen Bildausschnitt.
Mir fällt die Sphinx auf, die auf dem Bild links unten zu sehen ist. Sie trägt eine Maske. Allerdings tut sie das auch auf den Bildern vom letzten Jahr bereits.
Unterhalb des Aussichtspunktes fällt mir ein kleiner Hafen auf, der ein gewisses Piratenflair ausstrahlt, das durch entsprechende Musik verstärkt wird. Ich laufe daher die Treppen runter nach Ammoundi, wie der Ort heißt.
Ammoudi besteht zum Großteil aus 4 Tavernen. Außerdem gibt es noch einen Yachttourenanbieter und ein Eiscafé namen Cool Cave – das jetzt um 20 Uhr den Besuchern die kalte Schulter zeigt und einfach mal eiskalt geschlossen hat.
Ich laufe auf den Felsen an der Küste entlang bis zum Ende des „Weges“. Von dort kann man ein Bild der St.-Nikolaus-Insel machen, die nach einer Kapelle auf der anderen Seite der Insel benannt ist (die man somit hier nicht sieht). Versuche, die Milchstraße über Thirassia zu fotografieren, scheitern.
Auf dem Weg zurück zum Hotel hole ich mir noch ein Pita. Die griechische Antwort auf den Döner kostet hier 4 Euro (zum Vergleich: in Kalavryta war man für 2,50 dabei). Santorini kann also auch günstig (für seine Verhältnisse) – nur halt nicht direkt an der Caldera. Dann noch ein paar Flaschen Pepsi Max und der morgige Tag ist gerettet. Da fahre ich auf die anderen Inseln von Santorini. Wenn der Kapitän nicht wieder abhanden kommt.
Kykladen III Tag 2: Ia, Fira, Ormos Athinios, Nea Kameni, Palea Kameni, Korfos, Manolas, Potamos, Riva, Ammoudi, Ia – Durch den Vulkan, hinter die Welt
Eine Kykladeninsel kommt selten allein.
Santorini bezeichnet auf Griechisch immer die gesamte Inselgruppe, dessen Hauptinsel auf Griechisch Thira heißt. Der Rand, der aus den Inseln Thira, Thirassia und Aspronisi („Weiße Insel“) besteht, erhielt seine heutige Form bei der Minoischen Eruption im 17. Jh. v. Chr., vor der sie eine zusammenhänge Insel (Thera) war, die zwischen dem heutigen Thira und Aspronisi offen war. Auch vor der Eruption gab es eine Caldera mit einer Insel in der Mitte.
Heute gibt es zwei Insel in der Mitte, zeitweise gab es drei. Die Form der Inseln in der Mitte erhielten durch neuere kleinere Ausbrüche des Santorini-Vulkans ihre heutige Form, der letzte war 1939–1941.
Nea Kameni („neue Verbrannte“) ist somit die jüngste Insel Europas. Sie ist der erste Stopp einer 3-Insel-Tour, die man hier für 26 Euro buchen kann. Für 14 Euro gibt es Transfers von jedem Ort auf Thira dazu.
Von Ia dauert der Transfer sehr lang. Man wird zuerst mit einem zum Nobel-Bus umgebauten Mercedes-Sprinter abgeholt und dann irgendwo in Fira abgestellt. Zu unseren etwa 15 Leuten gesellen sich nach 10 Minuten weitere 15 dazu, die dann 5 Minuten später von einem Reisebus abgeholt werden. Dieser sammelt auf dem Weg nach Athinios (auch „neuer Hafen von Santorini“) weitere Leute ein. Der Akt dauert rund anderthalb Stunden, sodass ich 100 Minuten vor Start der Bootstour am Minimarkt gegenüber des Hotels sein musste.
Erster Halt der Bootstour ist Nea Kameni. Für 5 Euro (Insel-Eintritt – die Führung ist in den 26 Euro für die Tour enthalten) kann man sich auf der Insel umsehen, die dafür mit Wegen touristisch erschlossen wurde.
Palea Kameni ist auch unser nächster Stopp. Es gibt dort eine Badebucht, in der Schwefel und Blubberbläschen austreten. Weiße Badeklamotten verbieten sich, außer man will aussehen, als hätte man, na ja. Da, wo das Boot hält, ist es ziemlich tief. „Wenn Sie wirklich nicht schwimmen können, versuchen Sie nicht, es hier zu lernen.“, meint der Reiseführer.
Auch dort, wo die Blubberbläschen austreten, scheint es nicht wärmer zu sein als anderswo. Auch scheint die braune Bucht nicht wärmer zu sein als das offene Meer – bis man zurückschwimmt zum Schiff. Dann merkt man, wie das Wasser plötzlich ziemlich kalt wird.
Nächster und letzter Halt ist die bewohnte Insel Thirassia, genauer gesagt der Hafen Korfos. Auf dem Weg dorthin informiere ich mich im Internet. Es gibt um 17 eine Fußgängerfähre nach Ammoudi (Hafen von Ia) von Korfos und um 17:10 von Riva im äußersten Norden. Riva steht in Google als St. Irene drin. Auf Italienisch ist das die Herkunft des Namens Santorini, benannt nach der Kirche, die lange Zeit das einzige Gebäude der Inselgruppe war. „St. Irene steht für Frieden“, meint der Reiseführer, „im Juli und August eher nicht so.“
Die Fahrt mit der Fähre zurück nach Ammoudi bietet sich an, wenn man in Ia untergebracht ist. Die genauen Infos erhält man bei Captain John, dann meldet man sich bei der Crew der Bootstour ab. Die Fähre kostet 1 Euro. Sie ist insbesondere dann praktisch, wenn man sich Riva anschauen und nicht wieder zurück nach Korfos laufen möchte – dafür reichen die 2 Stunden auch kaum, die man hier von der Bootstour aus hat. Mit der Fähre hat man 3,5 Stunden. 3 Stunden später fährt an manchen Tagen (z.B. heute) auch ein Seajet von Riva nach Santorini, dort aber nicht zum Hafen von Ia.
Zurück zur Bootstour: In Korfos kommen viele nicht an Nick the Greek vorbei. Zum einen wegen der Lage direkt am Anleger, zum anderen wegen des Preises für Pita: 3 Euro. Ein paar Meter weiter gibt es die Schweinefleisch-Version zwar für 2,80, aber egal. Man kann sich hier ja etwas durchschlemmen. Nick the Greek macht Pita mit einer Art Coleslaw als Salat – ungewöhnlich, sonst ist der Salat eher aus Tomaten.
Die Stärkung braucht man auch, denn jetzt geht es die Treppen hoch nach Manolas, dem Hauptort der Insel.
Ich laufe von Manolas aus zu einem der höchsten Punkte der Insel, wo die Agios-Charalampos-Kirche (in etwa St.-Harald-Kirche) steht. Die Griechen schaffen es ja immer sehr gut, Motive mit Telefonkabeln und Bauruinen zu verschandeln. Das erklärt den seltsamen Winkel auf dem folgenden Bild:
Um ein Foto von Manolas zu machen, betrete ich einfach irgendein Grundstück einer Apartment-Unterkunft.
Von Manolas gehe ich nach Potamos. Das liegt auf dem Weg nach Riva.
Riva selbst ist unspektakulär, gar hässlich. Die Fähre kommt einige Minuten verspätet an. Die meisten Leute, die bereits in Korfos zugestiegen sind, steigen hier aus. Ich erkenne Personal von Nick the Greek. Offenbar nutzen sie, dass Riva eine Straßenanbindung hat, während man Korfos nur per Treppe (oder Boot) erreicht.
Von Ammoudi aus gehe ich die über 200 Stufen (die zudem erheblich schief sind, sodass es mehreren hundert Stufen mehr entspricht) nach oben zum Aussichtspunkt in Ia.
So, jetzt aber noch Bilder von der Blauen Stunde:
Kykladen III Tag 3: Ia, Fira, Akrotiri, Fira, Stuttgart, Hamburg: Exodos
Exodos – ob Auszug, Ausgang oder Flughafen-Gate – der Begriff passt
Ia am Morgen
Gestern Abend habe ich das Gespräch eines saarländischen und eines pfälzischen Pärchens in Ia mitgebekommen. Eins der beiden hatte ein Hotel in Akrotiri (moderner Ort) und fand den Sonnenaufgang im Vergleich zum Sonnenuntergang enttäuschend.
Das andere Pärchen, das unweit des Aussichtspunktes in Ia sein Hotel hat, wollte sich daraufhin gemeinsam mit mir den Sonnenaufgang hier in Ia ansehen. Tatsächlich treffe ich die beiden auf meinem Rundgang am Aussichtspunkt.
Die Bilder beginnen um 6:47 und damit etwa eine Dreiviertelstunde vor Sonnenaufgang (7:34).
Es ist ungewohnt, Ia bei eigentlichem schönem Licht so leer zu sehen.
Ia am Tag
Bis sich der Nebel gelegt hat, gehe ich im Hotel frühstücken und mein Gepäck zusammenpacken. Bis der Bus um 10:20 direkt vorm Hotel abfährt, sind noch 50 Minuten. Zeit, sich Ia mal bei Tag anzusehen.
Akrotiri
So, genug von Ia. Genug vom Heute, wir gehen 3700 Jahre zurück. Wie bereits bei Kriti I gibt es am Ende nochmal Kultur – das damals bei der Minoischen Eruption unter Asche verschüttete Akrotiri. Da dort kein Metall (wertvoll!) gefunden wurde, geht man davon aus, dass die damaligen Einwohner Santorini kurz vor der Eruption geflohen sein müssen, weil es Erdbeben oder kleinere Eruptionen gegeben haben muss.
Aufgrund der Schönheit des modernen Santorini (zumindest an bestimmten Ecken) kann man fast vergessen, dass es hier auch eine Ausgrabungsstätte gibt. Die heißt Akrotiri und befindet sich im äußersten Süden der Insel. Ein Bus fährt direkt zum Eingang.
Der Eintritt kostet 12 Euro. Warum das so teuer ist? Die Ausgrabungsstätte ist komplett überdacht in einer Halle. Und sie ist ziemlich groß. Liest man sich alle Schilder vor Ort durch, dauert der vollständige Rundgang durch die Halle anderthalb Stunden.
90 Minuten Zeit habe ich nicht, also Schilder abfotografieren um beim Schreiben des Blogposts lesen. So habe ich beim Warten am Gate (im Athener Flughafen Exodos genannt, auf Fira allerdings anders) oder im Flugzeug wenigstens was zu tun. Hier die meiner Meinung nach beeindruckendsten Stellen:
(Doppelhornplatz-Gebäudekomplex Delta – Einheit Ost habe ich ausgelassen.)
(Haus der Damen habe ich ausgelassen.)
Irgendwas fehlt noch. Ach ja, Tiere. Bei so vielen Mauern gibt es in den Ausgrabungsstätten immer sehr viele Mauereidechsen. Drinnen nicht, aber draußen.
Ab nach Hause
Eurowings Europe (A319 OE-LYY
) hat es eilig und schließt das Boarding bereits zu dem Zeitpunkt komplett ab, als es erst beginnen sollte (eine halbe Stunde vor Abflug). Touristenflug eben. Der Flug nach Hamburg (A319 OE-LYW
) hat hingegen wegen einer „Luftraumüberlastung“ einige Minuten Verspätung, die er aber wieder rausholt. Bei der Landung ist der Mond rot, und ich weiß nicht wieso. Als ich später zu Hause nochmal auf den Mond schaue, ist er ganz normal weiß.
Da ich jetzt schon viel Geld ausgegeben habe, überlege ich, wie ich günstig vom Flughafen Hamburg nach Rotenburg (Wümme) komme. Das Bahnticket kostet 16,10. Geht das günstiger? Ja! Im Niedersachsentarif gibt es seit letztem Jahr das 50-Kilometer-Ticket für 6 Euro. Der am weitesten entfernte Ort von Rotenburg (Wümme), der innerhalb des 50-Kilometer-Radius liegt, ist Klecken. Das HVV-Ticket vom Flughafen nach Klecken kostet 3,16. Durch Teilung in einen HVV- und einen Niedersachsentarif-Anteil wäre man aber auch ohne das 50-Kilometer-Sonderticket günstiger weggekommen (wichtig für die Zeit zwischen 3 und 9 Uhr, wo es an Werktagen nicht gilt). Wieso finde ich das eigentlich erst jetzt heraus?
HVV-Anteil | Teilung | NDS-Tarif | 50km-Ticket | RB41 | RE4 | ||
---|---|---|---|---|---|---|---|
Summe | Summe 50km | Summe | Summe 50km | ||||
keine | 16,10 € | 16,10 € | 16,10 € | ||||
3,16 € | Harburg | 13,30 € | 16,46 € | 16,46 € | |||
3,16 € | Hittfeld | 11,40 € | 14,56 € | ||||
3,16 € | Klecken | 10,60 € | 6,00 € | 13,76 € | 9,16 € | ||
6,98 € | Buchholz i.d.N. | 10,00 € | 6,00 € | 16,98 € | 12,98 € | 16,98 € | 12,98 € |
6,98 € | Sprötze | 8,90 € | 6,00 € | 15,88 € | 12,98 € | ||
8,49 € | Tostedt | 7,70 € | 6,00 € | 16,19 € | 14,49 € | 16,19 € | 14,49 € |
10,04 € | Lauenbrück | 4,60 € | 14,64 € | ||||
10,04 € | Scheeßel | 3,40 € | 13,44 € |
Lustigerweise wurde ich auch genau bei der Einfahrt nach Klecken kontrolliert und hab dann dem Kontrolleur erklärt, warum ich am Laptop sitze und mich nicht auf den Ausstieg vorbereite...
Da ich das seit Neuseeland nicht mehr gemacht habe, hier meine komplett subjektive Bewertung aller Reisen in der Corona-Zeit:
- 2020: Kriti I mit 8
- 2020: Kriti II ohne Wertung
- 2020: Kykladen I mit 7+1
- 2021: Mallorca III ohne Wertung
- 2021: Kykladen II mit 9+0
- 2021: Slowenien mit 6+1
- 2021: Sardinien mit 7+2
- 2021: Griechisches Festland mit 6+1
- 2021: Kykladen III mit 7
YLT in Europa ist irgendwie nicht so meins. Sardiniens erste Hälfte war wirklich, wirklich gut, ansonsten na ja. Zeit für Fernreisen.
Für nächstes Jahr stehen Griechisches Festland II (selbst organisiert im April) sowie von MPR-YLT Korea (Mai), Japan (Mai/Juni), Malta (September) und Guatemala (November) an. Mal sehen, was davon klappt.
Am 11. Dezember steht die Sardinien-Reunion in Stuttgart an.
Corona Zufallszahlen (2)
Alles wie immer und manches auch wie eh und je? Fast – denn Impfungen wirken sich in diesem Monat erstmals positiv auf die Statistiken aus.
Genug gereist. Nun, da ich seit fast einer Woche wieder in Deutschland bin, beobachte ich die Corona-Situation hier weiter. Die Corona-Zahlen hier steigen seit zwei Wochen wieder, während sie davor stabil bei einer Inzidenz von gut 60 waren.
Da fragt man sich natürlich: Woran hat’s gelegen? Und meine allseits beliebte Grafik suggeriert, dass inzwischen in den Ländern mit hoher Impfquote einer niedrigere Inzidenz ist. Das ist neu, denn bei meinen letzten Analysen vor anderthalb Monaten und Anfang Juli (Hinweis: Im Juli waren die Achsen sind anders als heute.) hatten Länder mit hoher Impfquote auch höhere Infektionszahlen (außer Schleswig-Holstein). Wir gucken auf die Grafik und sehen:
Inzidenzen sind aber auch nicht mehr wichtig, erzählt man uns. Es gab ja ab Sommer noch zwei weitere landesweite Leitindikatoren. Inzwischen sind die drei aber nicht mehr gleichberechtigt sondern die Hospitalisierung (Einweisungen pro 100.000 Einwohner in den letzten 7 Tagen) ist bevorzugt, denn ohne ihn passiert nicht viel. Das ist auch genau der Indikator der drei, für den der Stufe-1-Grenzwert von 6 am schwierigsten zu erreichen ist. Laut RKI sind die Daten dieses Indikator sogar für die letzten vierzehn Tage nicht zuverlässig und werden unterschätzt – ein Schelm, wer böses dabei denkt.
Und da die Hospitalisierungsraten in allen Bundesländern außer Thüringen sehr niedrig sind, passiert auch nicht viel. Hier ist allerdings sehr seltsam, dass die 7-Tage-Hospitalisierungsrate in Niedersachsen laut Niedersachsen bei 3,6/100.000 liegt, laut RKI jedoch nur bei 1,8. In Bremen hingegen wird die Zahl vom Land niedriger angegeben als vom RKI.
Die Hospitalisierungsrate scheint somit auch nur eine weitere Zufallszahl zu sein, an der aber viel festgemacht wird
In Bremen findet daher auch der Freimarkt statt und zwar mit 3G-Regel, deren Kontrolle etwas lahmarschig ist, obwohl (oder weil?) die Zertifikate nicht gescannt werden. Griechenland ist nicht überrascht, aber Italien lacht. Ein Handyfoto vom Freimarkt 2021:
Also irgendwie wie immer, außer dass ein paar Menschen eine Maske tragen, nicht mehr als 20.000 Leute auf einmal da sein dürfen (wurde bisher nur einmal durchgesetzt), die Biergärten oben offen sind sowie das Eröffnungsfeuerwerk, der Umzug und die Partys in Halle 7 abgesagt abgesagt wurden. Und am wichtigsten: Es wurde keine Miss Freimarkt gewählt. ?
In Bremen ab heute auch wie immer: Fußball. Okay, anders als sonst nur 2. Liga und 2G. Aber sonst wie immer.
2G im Weserstadion funktioniert so: Unter 6 braucht man gar nichts, zwischen 6 und 16 wird ein Altersnachweis benötigt und zwischen 16 und 18 wird ein tagesaktueller Test oder ein Schülerausweis benötigt.
Jetzt fragt man sich natürlich (abgesehen von den widersprüchlichen da nicht disjunkten Altersklassen): Warum braucht ein 6-jähriger einen Altersnachweis? Damit man sicherstellen kann, dass der 6-Jährige nicht vielleicht doch 16 ist und einen negativen Test braucht? Sieht man einem 6-Jährigen ja nicht an. Und da man als 17-Jähriger keinen Altersnachweis braucht – kann dan jeder sagen, er sei 17? Ich erinnere mich da aus meiner Zeit als Lehrer an eine damals 28-jährige Kollegin, die regelmäßig kein Bier(!) bekommen hat ohne Ausweis.
Wenn sie so jung aussieht, kann sie ja sogar noch beim Süßigkeiteneinsammeln an Halloween mitmachen. (Überleitung kann ich!) Ich denke mal, dass das morgen stattfindet. Da ich keine Zeit für auswändig geschitzte Kürbisse habe – ich muss ja Blogposts schreiben – und mir fertige Kürbisse nicht leisten kann, habe ich kurzerhand eine Baustellenleuchte wie einen Kürbis dekoriert, die hier vorm Haus von der Gemeinde aufgestellt wurde, um vor der Wurzel einer Eiche zu warnen. Hartz-IV-Tipps-und-Tricks!
Ich hab dazu Panzertape auf ein Holzbrett geklebt (dadurch klebt es auch nicht mehr so stark und kann einfach entfernt werden) und mit einem Cuttermesser ausgeschnitten.
Und auch Zeichen und Wunder passierten in dieser Woche: Am Mittwoch wurde die Lieferung meines Neuwagens bekanntgegeben. Sie kann zwischen dem 15. und 28. November erfolgen. Ich habe mich für den 20. entschieden. Steigende Spritpreise? C’mon, ich fahr für 3 Euro pro 100 Kilometer.